Liebe Freuende der millimetergenauen Vermessungskunst, hoch geschätztes Experten-Team, lieber Herr Steinacher,
gern möchte ich Ihre Einladung annehmen, und mich auch ein wenig zu dieser Thematik äußern. Auch ich bin noch eine Art Novize auf den irischen Gewässern. Ein Urlaub auf dem Shannon machen mich sicher nicht zum Experten. Und was den Erne angeht, bin ich zur Gänze unbeleckt. Ein Zustand, den ich persönlich oft als recht unbefriedigend erachte.
Nach den anfänglichen Beschreibungen von bádoir (Gerhard) war ich dann auch schon fast davon überzeugt, daß es in absehbarer Zeit notwendig werden würde, meinen oben beschriebenen Zustand durch einen Bootsurlaub auf der Erne in einen eher beleckten zu überführen.
Die letzten Beiträge jedoch schrecken mich nicht nur ab, sondern sie erwecken in mir fast schon ein fürsorgliches Sendungsbewußtsein. »Fahrt nicht dahin, wenn Euch Euer Leben lieb ist!«, möchte ich allen Erne-Reisenden zurufen.
Falsche Karten! Keine einzige richtig! selbst in der Fahrrinne läuft man auf. Den Vermietern ist alles egal. Bei einigen Anlegern muß man froh sein, wenn es nur ein bißchen stinkt. Etc..
Ich fand deshalb die seinerzeit von Chris an Udo Vogel gestellte Frage, ob denn der Urlaub überhaupt schön war, durchaus wichtig und richtig. Ich möchte nicht verhehlen, daß mich seine Antwort fast überrascht hat.
Genau wie Franz sich fragte, wie er denn sein Boot hat heil wieder abgeben können, keimen auch in mir solche Gedanken. Eine Wiederkehr scheint ja aufgrund vollkommen falschen und arglistig verbreiteten Kartenwerks, bösartiger und rücksichtsloser Vermieter sowie heimtückischer Untiefen, die es überall gibt, nahezu ausgeschlossen. Wenn man Glück hat, ist das Boot bei Rückgabe nur beschädigt. Grundberührungen sind normal. Besonders schockiert hat mich dabei das Schicksal des unschuldigen Jameson, der ein feuchtes Ende auf Udos Planken gefunden hat. Ich bin an dieser Stelle nicht zu stolz, zuzugeben, daß ich beim Lesen fast ein bißchen geweint hätte.
Frei nach dem Motto: Anstatt auf dem Erne zu schippern, könntest Du die Schüssel auch gleich am Jetty versenken - Spart Bergungskosten, habe ich erst einmal die Pläne dorthin zu fahren ad akta gelegt.
Lieber Herr Steinacher, ich wäre mehr als glücklich, wenn Sie mir diese Angst wieder nehmen könnten. Oder ist die Landschaft in diesem Landstrich so bezaubernd, daß es sich lohnt, dafür seine Mietkaution und das gemietete Boot samt Besatzung aufs Spiel zu setzen?
Wenn laut einhelliger Meinung alle Karten falsch oder zumindest fehlerbehaftet sind, wie ist es dann überhaupt möglich in den Gewässern zu navigieren, ohne ständig Angst zu haben, daß man sich gleich den Rumpf aufschlitzt? Ich persönlich befürchte, daß es mehr an meinem Nervenkostüm zerren würde, als mir hinreichend zur Erholung zu gereichen. Oder ist die Freude darüber, daß man sein Boot in einem Stück wieder beim Vercharterer abgibt so groß, daß sie einen Urlaub voller Angstschweiß wieder aufwiegt?
Ich habe ja gelernt, daß Ihre Karten die derzeit besten auf dem Markt sind und sicher jeder mehr als gut daran täte, sich nach ihnen zu richten. Aber, wie sieht es denn mit der Haftung aus, wenn sich mir eine bösartige Untiefe vor den Bug wirft, wenn ich nach Ihrem Kartenwerk die sicherste Route steuernd, über den Erne knattere? Ich stelle mir vor, ich habe keine großen Schäden angerichtet (Jameson bleibt im Glas), aber der Rumpf des Bootes ist total hin. Sind Ihre Karten so anerkannt, daß der Vercharterer dann die Haftung übernimmt? Oder sagt mir der Mann, daß ich grob fahrlässig gehandelt habe, weil ich mich nicht nach seinen (bekanntermaßen falschen) Karten gerichtet habe, und jetzt erstmal für eine neue Motoryacht blechen muß?
Im letzteren Fall müßte ich dann leider trocken konstatieren, daß Ihre Seekarten zwar großen Unterhaltungswert besitzen, zur Navigation jedoch vollkommen ungeeignet sind. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis.
Gleichfalls will ich nicht verbergen, daß mir die Kartographie nicht so sehr ans Herz gewachsen ist, daß ich sie zu meinem Hobby machen würde. Insofern wäre ich wohl schon etwas erbost, wenn ich dauernd feststellen müßte, daß ich die ganze Zeit nach irgendeiner Art Phantasie-Karte eines kreativen Bootsvermieters navigierte und ständig die korrekten Tonnen einzeichnen müßte. Dabei würde ich mich aber auch ständig fragen, ist das denn jetzt so richtig oder ist die Tonne abgetrieben? Oder liegt die Wahrheit in der Mitte? Nix genaues weiß man nicht...
Und zwei Wochen lang vor dem Boot herzuschwimmen, um stets die Wassertiefe zu überprüfen, übersteigt leider meine körperliche Fitness.
Insofern drängt sich mir nicht die Frage auf, ob der Erne als Anfänger-Gebiet für den Bootsurlaub taugt, sondern, ob er sich überhaupt für einen Urlaub mit einem Hausboot eignet, bevor es nicht vernünftiges Kartenwerk gibt, daß auch als Haftungsgrundlage bei strittigen Schäden herangezogen werden kann.
In diesem Sinne wünsche ich noch einen ganz hinreißenden Mittwoch!
Liebe Grüße aus Kiel!
Der Kaptein Und 'ne Buddel voll Rum! Jo-Ho!