Hallo Franz,
um das Fazit vorwegzunehmen: Wer Shannon oder Erne erlebt hat, wird sicherlich nicht nach Südfrankreich abwandern, jedenfalls nicht in den Teil, den wir kennengelernt haben.
Nichts-desto-trotz hatten wir einen sehr schönen Urlaub. Seit Freitag sind wir zurück.
3 Tage Regen, 7 Tage Sonne, am Tag 14 - 20°C, nachts 4 - 12°C, meist 3-4 Bf kalter Wind, an windgeschützten Stellen häufig über 30°C in der Sonne.
Wir waren für 10 Tage mit Locaboat Penichette 1020 von Lattes in Richtung Westen unterwegs. Über Canal Rhone a Sete, Etang de Thau und Canal du Midi. Zurück nach Osten bis St. Gilles in die Camargue. Rückgabe in Lattes.
Im Westen sind wir nicht - wie geplant - bis Beziers gekommen, sondern konnten den Canal du Midi nur 5 km befahren, bis zu einer Schleuse, an der wir 4 Tage festlagen: Der Herault, der über 800m passiert werden musste, führte Hochwasser. Jeden Morgen hieß es: Heute nicht, morgen vielleicht.
Zeit für Spaziergänge und Radtouren. Das Zentrum von Agde 2 km entfernt. Probleme für Leute, die nichts mit ihrer Zeit anfangen können oder ihr Boot überbelegt hatten.
Nach 3 Tagen verließen 2 Besatzungen mit Mann und Maus genervt ihre Boote. Der Schlüssel wurde beim Lock-Keeper hinterlegt. - Da lagen die Nerven blank. -
Schließlich mussten wir aus Zeitmangel kehrt machen. Beziers und einen weiteren Teil des Canal du Midi haben wir ganz unseemännisch per Taxi, Bahn und zu Fuß erlebt.
An mehreren Stellen in diesem Revier passieren Flüsse die Kanäle auf gleichem Level. Bei Hochwasser wird der Kanal abgeschottet, um das Wasser ablaufen zu lassen, und die Boote müssen warten. Im Frühjahr kann das schon vorkommen, im Sommer eigentlich selten, wie uns versichert wurde. Allerdings herrscht dann sehr, sehr viel Verkehr.
Das Revier ist geprägt durch kilometerlange schnurgerade Kanäle. Sehr flaches Land, über das der Wind ungehindert wegbläst. Wir hatten meist 3 Bf und mehr. Deshalb das An- und Ablegen manchmal etwas schwierig. Im Sommer mag es ruhiger sein.
Die Hafengebühren lagen bei 13 bis 16 Euro pro Nacht für ein 10m-Boot. In der Hochsaison noch deutlich höher. Allerdings kann man überall in den Kanälen kostenlos übernachten. Hammer und Mooring-Sticks gehören zur Bootsausstattung.
Abgesehen vom Etang de Thau ist die Navigation sonst problemlos. Dieser See ist 18 km lang und 4 km breit. Die vorherrschenden Winde kommen von NW oder SO, also immer quer zum Kurs. Zum Kreuzen ist an einigen Stellen die Fahrrinne zu schmal. Marker im See gibt es nur zwei (außer für Aus- und Einfahrten). Ansonsten immer 50 m - 100 m Abstand von den Austernbänken halten.
- Fürs Kreuzen braucht man allerdings zwei Markierungslinien, denn der gesamte südöstliche Küstenbereich birgt Gefahren durch unmarkierte Untiefen!!! -
Die Vermieter untersagen die Überquerung des Etang de Thau bei mehr als 3 Bf.
Wir sind deshalb bei 3 Bf um 8 Uhr früh los. Um 8:30 bereits 5 Bf und rauhe See. Deshalb Unterbrechung in Meze, eine schöne kleine Stadt. Am Nachmittag 6 Bf.
Mit Start um 7 Uhr kurz vor Sonnenaufgang wars dann problemlos: 4 Bf aber nur geringe Dünung, keine Schaumkronen.
Zu dieser Jahreszeit wird die Überquerung des Sees doch sehr durch die Windstärke diktiert.
Viele der kleinen verschlafenen Dörfer und Städtchen mit schmalen Gassen und mediterranem Flair haben an Ursprünglichkeit kaum verloren. Es gibt allerdings auch überlaufene Bettenburgen und Touristenzentren. Die Landschaft am Canal Rhone a Sete etwas eintönig, am Canal du Midi deutlich abwechslungsreicher.
Norbert V berichtete aus dem oberen Bereich des Canal de Midi. Weiter unten hatten wir nur selten Probleme mit hohen Böschungen, allerdings ist eine Flybridge zu empfehlen: Der Überblick ist einfach besser.
Meist gibt es eine Flybridge nur auf größeren und damit teureren Booten. Allerdings bietet CBL in Südfrankreich die Princess Sheba an, ein 9m-Boot mit 3-Bett-Kabine und Rundum-Reling. Ideal für 2 Personen auch mit Kind. Wir hatten dieses Boot unter dem Namen Vetus 900 bei Kuhnle an der Müritz. Sehr zu empfehlen.
Bei der Planung unserer Route hatte ich Negra als Übernahmestation ausgeschlossen, denn auf den 120 km ostwärts bis Argens gibts 44 Schleusen (im Schnitt alle 3 km). Das ist einfach zu viel.
Argens nach Lattes nur noch 16 Schl. auf 185 km (im Schnitt alle 12 km).
Fazit:
Diese Gegend hat sicherlich seine Reize in den kleinen Orten und Städtchen. Als Bootsrevier würde ich allerdings Irland und auch die Müritz vorziehen.
Gruß Godhard