Also Leute, keine Angst, ich werde Irland treu bleiben. Das mal vorweg. Aber trotzdem war es schön am Canal du Midi, halt auf eine ganz andere Weise. Ich erzähl mal ein wenig:
Wir sind von Port Casafieres aus, dem Stützpunkt von Crown Blue Line (gebucht über Stevie und Shannon-Travel) in der Nähe von Beziers (da, wo der CdM in der Nähe des Mittelmeers ankommt) zu zweit mit einer Cirrus erst mal landeinwärts gefahren: Beziers, Colombiers, Capestang, Le Somail bis Ventenac. Dann wieder zurück nach Port Casafieres. Das waren die ersten fünf Tage.
Naja, zur Landschaft muss ich nicht groß was sagen, jeder kennt ja die Prospekte - hügelig, Platanen, alte Brücken, alte Häuser, alles sehr schön. Mit der Zeit werden die Platanen ein wenig langweilig und man sehnt sich nach ein wenig freiem Blick. Das Essen: Einfach genial. Das haben die Franzosen einfach drauf. Wir waren fast jeden Abend 5-8gängig essen, und dennoch: Meine Prophezeiung mit den 4 Kilo, die ich schon mal eingeplant hatte, war absolut daneben. In 10 Tagen nur ein ganzes Pfund zugenommen - ich, der ich sonst ein Wurstbrot nur anblicken muss, und schon hab ich ein Kilo mehr.
Die Freundlichkeit der Leute? Dort, wo sie freie Dienstleister sind (Restaurant, Bootsbasis etc): Sehr freundlich und bemüht, auch jemanden zu verstehen, der nur ein paar Brocken Französisch kann. Dort, wo sie vom Staat bezahlt werden (z.B. die Schleusenwärter): unfreundlich, kein bißchen hilfsbereit, desinteressiert bis hin zu richtig a...lochmäßig drauf. Sorry, war so.
Das beste Restaurant? Zwischen Capestang und Le Somail gibt es direkt am Midi das Restaurant "L `Auberge de la Croisade". Gehört einem Franzosen und einem Engländer. Das Essen einfach genial. Bestellt einfach das "Menu Surprise". Wahnsinn. Und der Ober (das ist der Engländer): Total freundlich und aufmerksam. Und wie er kellnert, das ist bühnenreif. Nicht aufdringlich, aber einfach witzig, mit einem sehr trockenem Humor. Als ich um eine englisch-sprachige Speisekarte bat, trat er erschrocken zwei Schritte zurück, machte drei Kreuze und sagte mit gespielt französischem Akzent:"No! You won`t! You have to talk French!!" (Dann hat er sie mit einem Grinsen gebracht). Also: Nicht vorbeifahren, sondern anlegen und die Nacht über bleiben. (Ihr merkt, ich bin schon wieder bei meinem Lieblingsthema gelandet >> "dem Smutje entfliehen").
Tja, die 7stufige Schleusentreppe von Fonserannes bei Beziers hat es schon ein wenig in sich, vor allem zu zweit. Hier gilt: Einer steigt vorher aus, kriegt die Bugleine und hält sie fest bis zum Schluss, immer schön von außen fieren. Der auf dem Boot kriegt die Heckleine, wirft sie dem Kumpel/der Kumpeline außen zu, nimmt sie wieder, und fiert von innen. Schleusenwärter: Hilfe: Fehlanzeige. Ich bat einmal in Fonserannes einigermaßen freundlich um Hilfe, da wir "nur zu zweit" waren ( So mit "boschur missjö" und mit "siwuplää" und allem freundlichen Schnickschnack und freundlichem Lächeln). Der Schleusenchef brüllte mich gleich an: Wenns dir nicht passt, dann fährts du einfach rückwärts wieder raus. (Soviel Französisch verstehe ich). Naja, so kann man das mit der Dienstleistungsgesellschaft auch sehen. Gelobtes Irland!!!
Die zweiten fünf Tage gings dann nach Osten Richtung Etang de Thau und La Mer. Hier eine komplett andere Landschaft. Nur Himmel und Wasser und flaches marschiges Land. Tolles Licht. Der Hafen von Marseillan hatte es uns angetan, mitten in der Stadt, davor Leuchttürme, draußen am Etang de Thau die Austernbänke - alles wunderschön. Gutes Essen, guter Weißwein. Über Nacht GPS, Fernglas und Fotoausrüstung außen auf der Bridge liegen gelassen. Am nächsten Früh war alles noch da. Na, wer sagts denn.
Unser weitestes Ziel gen Osten war Kilometer 75 des Canal du Rhone a Sete. Hier hatte uns Martina ("anitram") den Tipp gegeben, anzulegen, 200m durch die Dünen ans Meer zu gehen und einen schönen Tag zu verbringen. War ein sehr guter Rat! Danke, Martina!
Rückfahrt, an Frontignan vorbei (ich sag bloß: "Muscat" - unbedingt bunkern). Die Rückfahrt über den Etang de Thau wurde zum Nervenkitzel. Es war das dritte Mal, dass die Cirrus streikte (das war ein Thema für sich): Schriller Alarmton wegen Überhitzung der Maschine. Hatten wir vier Tage vorher schon mal. Komischerweise kam der Kühlwasserstrahl weiterhin raus, die Temperaturanzeige war o.k., also fuhren wir weiter - mit Recht, wie sich herausstellte. Zwei Stunden über den Salzsee mit Alarm - super! Der Mechaniker in Marseillan hat dann den Alarmdraht einfach abgeklemmt.
Naja, die Cirrus, sie war prinzipiell ein schönes Boot für uns zwei. Schaut ein wenig aus wie eine Schuhschachtel, aber war o.k. Leider mussten wir drei Mal einen Mechaniker rufen, der dann auch prompt kam. War ein Haufen Warterei und Nerverei. Außerdem waren überall Kleinigkeiten, die nicht in Ordnung waren. Wir sind keine Herumquängler, aber ich hab dem Chef an der Basis gesagt, was er für die nächsten Kunden noch reparieren sollte. Bei der Diesel-Rechnung hat er uns dann doch ganze 5 EUR erlassen. (Boa ey!)
Fazit: Essen: Der Wahnsinn. Landschaft: Sehr schön, mal was anderes. Freundlichkeit: Gemischt. Boot: Im Prinzip ja, im Detail nein. Wetter im April: Sehr angenehm. Anreise: Avignon tolle Stadt. Das nächste Mal? Irland!
PS: Ornitholgen aufgepasst: Nachtigallen wie Sand am Meer, Bienenfresser (eine ganze Kolonie), Flamingos haben sich ein wenig rar gemacht.