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Autor Thema: 1 Woche Berlin und Brandenburg  (Gelesen 5252 mal)

Offline Sven vom Festland

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1 Woche Berlin und Brandenburg
« am: 04.06.2004, 20:30 »
Für alle die es interessiert, hier ein kurzer Bericht von unserer Tour:
01.05.2004-08.05.2004
01.05:
Wir fahren mit der S-Bahn von Frohnau bis Potsdam. Dort, nach längerem Warten, mit dem Taxi zum Yachthafen Potsdam, Stützpunkt von CBL. Wir sind zu viert und haben eine Clipper gebucht. Erstmal beginnt das große Suchen, da keinerlei Hinweis auf CBL. Dann sehen wir das "Büro" und ein paar Boote (7). Es ist sogar ein Mechaniker da, der uns das Boot zeigt. Er hat nur auf uns gewartet und muß noch zur Marina Wolfsbruch zurück. Es ist alles ein bisschen provisorisch, obwohl CBL schon 2 Jahre dort ist. Christian, der Mechaniker, ist froh, weil er seit 2 Tagen auch schon ein Handy hat. Und gemeinsam bringen wir die Formalitäten hinter uns. Eine Probefahrt machen wir nur auf unseren Wunsch hin, da ich das Bugstrahlruder noch nicht kenne. Also kurz, es war fast lockerer als in Irland. Das Boot macht einen etwas schmutzigen Eindruck, wahrscheinlich sind wir in dem Jahr die ersten. Wir gehen noch Essen und wollen am nächsten Tag los Richtung Norden.
02.05.
Es regnet leicht, wir legen ab. Das Wetter ist wie in Irland, man fühlt sich daheim. Nach ein paar Metern habe ich das Boot ganz gut im Griff. Wir fahren über den Wannsee mit hunderten von Seglern und über einen kleinen Kanal mit Einbahnverkehr zurück auf in den Teltowkanal. Nach der ersten Schleuse (Kleinmachnow) gelangen wir auf die Spree und den Rummelsburger See, wo wir über Nacht anlegen. Da kostet es noch nichts. Es ist kalt, und ich muß eine Stunde zum aufwärmen von unten fahren.
03.05.
Ablegen und Fahrt durch die City von Berlin mit Regierungsviertel,Reichstag, Siegessäule (Gold-Else) usw. Es ist schon ein Erlebnis, so mitten durch die Stadt zu fahren und entgegen meinen Befürchtungen ist es auch nicht schwieriger als auf dem Shannon. Nur ein paar Ausflugsdampfer, die an Schleusen Vorrang haben. Aber alles ganz easy. Wir verlassen das Zentrum und fahren über den Hohenzollernkanal am Flughafen Tegel vorbei auf die Havel. Dort übernachten wir  in der Marina Havelblick. Sehr schön gelegen und das Wetter ist super geworden. sitzen bis ca. 22 Uhr an Deck.Herrlicher Sonnenuntergang. Allerdings werden wir auch daran erinnert, daß wir uns in Deutschland befinden. Kaum festgemacht, erscheint der Hafenkommandant mit Buch und Kasse. Leider haben wir den Stromstecker bereits eingesteckt, und bekommen so erst mal eine Belehrung. Dann muß sich der "Bootsverantwortliche" melden (das bin ich). Und es wird kassiert. Übernachtung mit Benutzung der Einrichtungen (Duschen, WC, Müll, Strom) -12,50 Euro
Das nutzen wir dann aber auch. Leider  benötigte man noch 50 Cent, wenn man warm duschen wollte. Aber ich war zu faul noch mal zum Boot zu gehen...BRRRRR......Aber alles sehr gepflegt!
Die Boote haben übrigens eine 230 V-Anlage, so daß man Nachts einstecken kann und die Batterien nicht belastet. Diese werden sogar aufgeladen. Früh gibt es eine richtige Kaffeemaschine und ein Fön ist auch kein Problem.(hatten nur keinen dabei)
04.05.
Über die Havel geht es auf die Havel-Oder-Wasserstraße. Vorbei an riesigen Industrieanlagen (Hennigsdorf). Es begegnen uns viele Schubverbände, aber es gibt keine Probleme. Wir biegen ab in die Obere Havelwasserstraße Richtung Norden. Ab hier ist das Befahren Führerscheinfrei. Es gibt keine Berufsschifffahrt mehr, außer mal ein Ausflugskahn. Die Landschft ist sehr schön und ruhig, aber auch etwas langweilig. Nach 4 !! Schleusen erreichen wir Zehdenick. Marina ziemlich voll, wir quetschen uns rückwärts noch irgendwo rein. Hafenmeister ist keiner mehr vor Ort. Den lernen wir dann am Nächsten Tag kennen. Sehr nett und Locker, -es geht doch. Der Ort ist etwas trostlos, wir essen etwas und nach einem Rundgang gehen wir wieder an Bord. es fehlen halt die Pubs!
05.05.
Wir lassen unsere Fäkalien absaugen, da hier ALLES in den Tank geht, auch das Duschwasser. Und bei 4 Personen...Es kostet 5,50Euro und 8 Euro Liegegebühr. Irgendwie nervt das dauernde Abkassieren.
Das Wetter ist immer noch gut. Wir machen einen Abstecher nach Osten bis Templin. Sehr schöne Landschaft und interressantes Städtchen mit intakter Stadtmauer rundrum. Wir entdecken eine Fischräucherei und was das Beste ist!- einen Pub. Damit ist schon klar wie der Abend läuft. Leider zoffen unsere Mitreisenden etwas, aber nach 5 Guinness und 1 Paddy juckt uns das nicht mehr. Fragt mich doch die Bedienung, ob ich den Paddy mit Eis will!! Ich muß ziemlich entsetzt geschaut haben! Der Anleger ist sehr eng! Max.4 Boote haben Platz. Er ist das Ende der befahrbaren Strecke, aber an der Schleuse wird gebaut und es soll dann dort noch weiter gehen auf die Templiner Gewässer. Nachts tobt ein Unwetter und es regnet wie wild.
06.05.
Früh ist es wieder schön, ist ja auch mein Geburtstag. Mittag haben sich auch unsre Begleiter wieder beruhigt. Wir fahren durch herrliche, einsame Landschaften bis Fürstenberg. Dort machen wir an einem ziemlich neuen Anleger mit Restaurant fest. Liegegebühr 11Euro, Strom 0,50 Euro/KWh.
Wir stecken ein, zahlen aber nichts, da der Zähler defekt ist. Normalerweise muß man die 50 Cent einwerfen, wie bei einer Parkuhr. Aber unser Anschluß geht auch so. Ist uns natürlich Recht. Otsbesichtigung folgt, und Abends lade ich zum Essen in das Hafenrestaurant. Das Essen ist sehr gut, und gar nicht so teuer (zu viert mit etlichen Getränken 68 Euro). Dan folgt noch ein Gewitter mit einem herrlichen Regenbogen.
07.05.
Von Fürsten berg geht es über mehrere Seen und ein paar Schleusen an der Marina Wolfsbruch vorbei, nach Rheinsberg. Dort natürlich Schloßbesichtigung.Im Hafen zahlen wir 2 Euro für eine Stunde liegen. Nur gut, daß der Meister nicht gesehen hat, daß wir schon drei Stunden da waren! Das Wetter ist leider nicht mehr so toll, es schüttet. Wir kochen an Bord und fahren dann zur Marina, um noch zu packen und zu putzen.
Die Marina Wolfsbruch ist sehr groß, trotzdem finden wir am CBL-Anleger keinen Platz mehr und legen am normalen Kai an. Genau gegenüber vom Büro. Die Dame dort ist etwas überlastet und denkt an Ihren Feierabend. Wir lassen unsre Betriebsstunden aufnehmen und unsere Kaution sichern. ads andere sollen wir dann am nächsten Tag machen, obwohl man schon um 9 Uhr früh vom Boot muß. Die Dame sagt, manche sauen das Boot noch in der letzten Nacht so richtig ein. Wir putzen, bis es sauberer ist als bei der Übernahme. Wir haben 30 Betriebsstunden (a 5 Euro), freundlicherweise werden uns 5 Stunden erlassen, als wir uns über den Zustand bei Übernahme beschweren. Toiletten und Duschen werden uns nicht gezeigt, die Hinweisschilder darauf finden wir erst am nächsten Tag am anderen Ende des Hafens. Der kleine Laden im Hafen hat von 9 Uhr bis 14 Uhr geöffnet, so daß man wunderbar einkaufen kann, wenn man gegen 16 Uhr eincheckt. Super. Unser Leergut mussten wir auch für umsonst abgeben, da dieses im Laden nicht im Sortiment war. Der Hafen liegt auch mitten in der Pampa, somit hat man keine anderen Möglichkeiten zum einkaufen. Aber ein Best Western Hotel ist angeschlossen. Ich weiß nur nicht, ob man diese Einrichtungen mit benutzen darf. Wir bekamen keinen Hinweis darauf.
Es gibt mehrere Restaurants und Kneipen von sehr gehoben , über Pizzeria bis Hafenkneipe. Aber wenn da schon welche im Anzug reingehen, dann kann ich mich beherrschen.
08.05.
Wir geben das Boot ab, aber keinen interessiert das! Es schaut sich keiner an. Wir hinterlassen eine Mängelliste. Es ist zu wenig Geschirr an Bord, kein Fernglas!!!!!, die Karte kann man für 25  !!! Euro kaufen-nein Danke. Sonst war das Boot sehr schön und geräumig, auch die Bugkabine! Mit der Küche sind wir ja vom Waveearl verwöhnt! Aber die Aufteilung ist meiner Meinung nach beim Clipper besser. ist natürlich auch etwas größer. Das Bugstrahlruder ist eine feine Sache, wenn man sich mal dran gewöhnt hat. Was wir nicht verstanden haben, war das Schild für die max. Zuladung. Auf diesem Boot waren nur 4 Personen a max. 75 kg zugelassen!!!! Naja..... die paar Kilo drüber!
Außerdem ist es mit 50 PS und kleiner Schraube etwas untermotorisiert, also in Ireland möchte ich damit nicht bei mehr Wind übern See fahren. Rückwärts tat sich nur was, wenn man den Gashebel bis Anschlag bewegte. Da hätte es beim ersten Anlegen fast gescheppert. Und natürlich der Superwindschutz fehlt sehr!!
Der Rest war aber sehr schön!
Unser Eindruck war, das den Leuten von CBL vor Ort etwas die Routine fehlt und die Gelassenheit. Komisch, die machen das ja auch nicht erst seit gestern? Unser Taxi kam jedenfalls pünktlich, um uns nach Rheinsberg zum Bahnhof zu bringen. (19 km- 22 Euro ). der Bahnhof erinnerte mich an so alte Wild-West Filme... so Präriemässig... aber das ist eine andere Geschichte.
Gruß Sven, muß jetzt Finger kühlen gehen.
Hätte gern noch ein paar Bilder dazu getan, aber ich glaube das geht hier an dieser Stelle nicht so gut.
 :-[ :-[ :-[ :-[ :-[
Noch ein kleiner Nachtrag zur Fahrwassermarkierung. Besonders auf den führerscheinfreien Strecken sind fast gar keine Marker vorhanden! Wer da keine Karte lesen kann ist arm dran. Ohne Fernglas, welches ja nicht an Bord ist, findet man die Ausfahrten aus den größeren Seen sehr schlecht. Es steht da oft nur ein Schild (Weisses Lattenquadrat auf der Spitze).Ansonsten sind nur besonders gefährliche Stellen mit roten und grünen Tonnen markiert. So wie es glaub ich am Erne der Fall ist. Die Fahrrinne ist jedenfalls bei weitem nicht so vorgegeben (idotensicher) wie am Shannon. An den Schleusen muß man nichts zahlen und es geht ganz problemlos, auch die automatischen. Diese können vom Boot aus bedient werden. Wir mußten auch fast nie warten.
« Letzte Änderung: 05.06.2004, 11:52 von Sven vom Festland »
Sven vom Festland
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Offline Michael Metzner

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Re:1 Woche Berlin und Brandenburg
« Antwort #1 am: 05.06.2004, 09:38 »
Hallo Sven,

danke für den Bericht. Ist ganz gut mal mehr über eigene Erfahrungen auf anderen Revieren zu hören. Brandenburg wird mich zwar nicht unbedingt reizen (nicht wegen der Natur), aber ich habe mit Interesse deine Darstellungen gelesen.

Viele Grüße,
Michael.  ;)

Offline Godhard

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Re:1 Woche Berlin und Brandenburg
« Antwort #2 am: 05.06.2004, 15:36 »
Hallo Sven,

toller Bericht. Kompliment.

Wie siehts eigentlich in Berlin mit Innenstadt-Anlegern aus. Kann man dort irgendwo übernachten und vom Boot zu Fuß irgendwelche Sehenswürdigkeiten erreichen?

Übrigens für alle, die ihren nächsten Bootsurlaub nicht erwarten können:
http://www.wassererlebnis-brandenburg.de/
Ein Online-Törn mit dem Segelboot in Potsdam auf der Havel.

Sowas für den Shannon. - Das wärs!

Viele Grüße
Godhard
Godhard

Offline Sven vom Festland

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Re:1 Woche Berlin und Brandenburg
« Antwort #3 am: 06.06.2004, 11:14 »
Hallo Godhard,
danke für das Lob, ich wollte eigentlich gar nicht so viel schreiben. Aber wenn man mal anfängt!!
In der Innenstadt gibt es  ein paar Anleger, auch zur Übernachtung. Die sind fast alle kostenlos, bieten aber auch null Infrastruktur für Boote (Frischwasser etc.).
Überhaupt sieht es mit gut ausgebauten Marinas etwas schlecht aus. Von Heiligensee bis Zehdenick! ist zum Beispiel nichts! Da man auf den Kanälen eine Geschwindigkeit von ca.9 km/h (1600 U/min) einhalten sollte, muß man da schon ca 7-8 Std. Fahrt rechnen.
In der Innenstadt lagen wir gegenüber dem Innenministerium gu bewacht. Von dort kann man ganz leicht die Siegessäule erreichen und auch den Reichstag und das Regierungsviertel. Die Anleger haben alle ein Schild, wie das Parkplatzschild im Straßenverkehr. Zusätzlich ist noch angegeben, ob und wie lange Sportboote da liegen dürfen.
Die schwimmenden Anleger vor allem an der Havel waren teilweise eine Zumutung! Erstens so niedrig, daß man kaum an Bord kommt und dann so leicht gebaut, wenn man zu viert das Boot verlässt, dann tauchen die so weit ein, daß man im Wasser steht wenn man Pech hat!
Gruß sven
Sven vom Festland
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