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Autor Thema: "Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"  (Gelesen 26500 mal)

Offline bádoir

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Hallo Forumsfreunde!

Der  Titel  mag vielleicht etwas irreführend sein. Es folgt keine Heimwank-Platsch-Story. Mir
wäre  es lieber gewesen (soll ja vorkommen), und außerdem wäre sie glaubwürdiger als das, was
ich Euch zu erzählen habe. Ich sehe Euch förmlich beim Lesen mit skeptisch gekräuselter Stirn
vor  den  Bildschirmen  sitzen,  aber ich versichere Euch, daß meine Fantasie nicht annähernd
ausreicht, sich einen derartigen Sch... auszudenken, wie ich ihn erlebt habe.

Im  Jahre  2000, kurz nachdem ich einen großen Fehler meines Lebens korrigiert hatte, war ich
das  erste mal alleine als Einhand "segler" auf Irischen Gewässern unterwegs. Meine Wahl fiel
auf  die  "Celtic Prince" von CCC in Tullamore. Das Minischiffchen war gar nicht so übel, na-
turgemäß  leicht  handhabbar,  und  der luftgekühlte, nicht überdimensionierte Motor bewahrte
mich schon bei irischen Normaltemperaturen zuverlässigst davor, 5 km/h zu überschreiten. Und
bei  den  damaligen Rekordtemperaturen bis 27 °C machten wir halt gemeinsam Mittagspause. Wie
bei  jedem neu übernommenen Schiff war auch manches anders, z.B. das etwas lautere Plätschern
am  Rumpf,  das  aber  in dem Rahmen dessen war, was bei einem Schiff halt so alles Geräusche
macht.

So  führte mich die gemächliche Reise nicht weiter als bis Maganey Bridge am Barrow. Ein be-
gnadeter  Ort in einem begnadeten Land: Rundrum Landschaft satt, sauberes Flußwasser in dieser
frühsommerlichen Hitze, Pub mit live music - wer denkt da an Weiterfahrt?

Aber eines Tages ging es dann doch zurück, die 10 km bis Athy mit drei Schleusen waren gerade
eine  bequeme Nachmittagsetappe, schließlich wartete im Browne's das Begrüßungsguinness
schon  auf  mich.  Und so legte ich 3 Stunden später oberhalb der Schleuse 28 an. Livemusika-
lisch  war  an  diesem Abend nichts geboten, und so sah es mal nach früher Koje aus. Ihr wißt
ja, mit der Sperrstunde nimmt man es in den Pubs, die einsam in der Prärie liegen, wie das an
der Maganey Bridge, nicht so genau. Da gab es also Nachholbedarf.

Und  so war ich zur Geisterstunde schon im Tiefschlaf. Zwischendurch wurde ich mal wach, weil
mich  etwas  an  der  der Bordwand zugewandten Schulter drückte, aber die war halt auch etwas
empfindlich, weil ich damit an der wieder mal nicht eingehängten Tür am Niedergang angestoßen
war  (Canal  boaters  wissen,  was ich meine). Und so schlief ich, ein dezentes Plätschern im
Ohr, ruhig weiter.

Wieder  wach.  Irgendetwas, genauer gesagt, die Bordwand, drückte an meine Schulter. What the
f**** macht die Bordwand in meiner Koje? Kann sie nicht dort bleiben, wo sie der Konstrukteur
hinbefohlen  hat?  Es war seltsamerweise nicht einfach, wegzurücken, aber der Mensch hat halt
mal  in  den ersten Stunden nach Mitternacht seinen besten Schlaf, und das ach so beruhigende
Plätschern ließ mich ich wieder einnicken.

Aber die Bordwand ließ nicht locker. Wieder wach, versuchte ich abermals wegzurücken. Es ging
nicht  mehr.  Ich klebte, wie magnetisch angezogen, an der Bordwand. Etwas wacher, stellt ich
fest, daß ich in dem Winkel zwischen der Bordwand auf der einen Seite und der auf der anderen
Seite schräg nach oben stehenden Matratze eingeklemmt war.

Eine  überschlägige Berechnung meines abendlichen Guinness - Konsums lieferte keine befriedi-
gende  Erklärung  für  dieses ungewöhnliche Phänomen. Noch wacher, entschloß ich mich, meinen
Kapitänspflichten  nachzukommen, und der Sache auf den Grund zu gehen. Nun bin ich bei Weitem
noch  nicht  in dem Alter, wo man nicht mehr richtig aus dem Bett kommt. Aber es war echt be-
schwerlich.  Auch  im  Stockdunklen war mir klar, daß es nun eine richtige, real existierende
Bettkante gab, die sich weit nach oben verschoben hat, und die es zu erklimmen galt.

Geschafft. Füße runter.

PLATSCH!

Nein, es war nicht feucht.

Es war naß !!

Das  sagten nicht nur meine Zehen, sondern auch meine angewidert nach oben gezogenen Knöchel.
Ihr könnt Euch vorstellen, daß ich in Mikrosekunden hellwach war.

Ich  watete erst mal zum Lichtschalter. Licht funktionierte noch. Das Boot hatte Schlagseite.
Und wie! Deckel überm Motorraum auf. Alles OK. Test der Bilgenpumpe: OK. (Keine sehr sinnvol-
le  Reaktion,  denn  wenn  das Wasser aus dem Motorraum gekommen wäre, hätte man es im ganzen
Schiff  gerochen.) Also wieder runter, Abdeckung überm Sitz geht am einfachsten auf. UAAAhhh!
Wasser, soviel, daß ein wohlgenährter Goldfisch darin seine Pirouetten schwimmen könnte.

Manchmal  erinnert  man sich im rechten Moment an das Gelernte. Also Taschenlampe herbei, und
Batteriehauptschalter aus (Wenn schon untergehen, dann doch bitte nicht brennend!)

Eine  Lecksuche in den Narrow Boats außerhalb des Motorraums ist wenig sinnvoll, da man nicht
überall  hinsieht,  und wenn schon, nicht zum Stopfen hinkommt. Vorsichtiges Schaukeln zeigte
mir,  daß das Boot uferseitig schon aufsaß und, wenn es so weiter volläuft, möglicherweise in
die  andere Richtung umkippen könnte. Es bestand aber eine Chance, das Boot mit den vorhande-
nen  Leinen  und zwei Zusatzleinen zwischen Dachreling und den stabilen Pollern am Anleger so
aufzuhängen,  daß seine beachtliche Krängung stabilisiert wurde. Es hielt. Als nächstes holte
ich  meine Siebensachen raus. Da ich wegen des recht begrenzten Raums alles nicht unmittelbar
benötigte im Koffer ließ, war das keine allzu große Aktion. Und das war ganz gut so, denn un-
ter  Deck  fühlte ich mich aus verständlichen Gründen nicht wohl. Die Leinen waren nämlich so
gespannt, daß man das hohe c darauf spielen konnte- wenn mir danach zumute gewesen wäre.

Damit  war mal das Nötigste getan. Jetzt, ca. 0330, setzte ich per Handy meinen Notruf an CCC
ab.  Auf ein paar Minuten früher oder später kam es da nicht an, denn bis die Hilfsmannschaft
mobilisiert war und von Tullamore hierherkam, würden sowieso über 2 1/2 Stunden vergehen.

Allmählich  dämmerte  es  schon, - es war Gottseidank eine trockene und warme Nacht gewesen -
und wenn ich genau geschaut hätte, hätte ich zumindest einen Mosaikstein zur Erklärung dieser
rätselhaften  Havarie  entdecken  können, aber wer will es mir verübeln, daß ich es in dieser
Lage nicht getan habe?

Mit den ersten Sonnenstrahlen kam dann die Hilfsmannschaft an, analysierte die Lage, und dann
kam die Erleuchtung:

                                                          --- :o---


Nachdem ich jetzt das Ganze nochmal durchgelesen habe, kommt mir jetzt eine teuflische Idee:

Ich verrate nichts! :P

IHR dürft raten, was damals in Athy passiert war.

Naja, vielleicht verrate ich die Lösung später!

Viel Spaß!

(PS.: im Trockenen ist man immer schlauer!)
 
« Letzte Änderung: 14.07.2004, 10:03 von bádoir »

Offline Chris080273

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Re:"Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"
« Antwort #1 am: 14.07.2004, 14:01 »
Tipp: Der Anleger war gar kein Anleger sondern ein Biberbau und die Tierchen freuten sich ungemein über das Catering dass Du ihnen direkt vor die Tür geliefert hast  ;D  War es so?
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Offline Garfield

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Re:"Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"
« Antwort #2 am: 14.07.2004, 15:13 »
HmmmmmmmmmmmmmH,

Biberbau?


HmmmmmmmmmmmmmH,

 ??? Komm nich drauf.
Oder?...

Schlagseite: Wer hat denn da soviel ges........?

Na ja ich überlege weiter.
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Kalle

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Re:"Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"
« Antwort #3 am: 14.07.2004, 15:55 »
Also ich Schätze mal, Du hast direkt unterhalb eines Wasserauslaufes festgemacht........................

Kalle

Offline bádoir

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Re:"Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"
« Antwort #4 am: 14.07.2004, 16:04 »
Biber: Fehlanzeige. :)

Und die Riesenwasserstutzen, die an dem Anleger in den Kanal ragen, waren dicht.

Weiterraten!

Offline Garfield

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Re:"Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"
« Antwort #5 am: 14.07.2004, 16:35 »
Du hast versehentlich den Stopsel aus deiner Wanne gezogen?
Oder ist dir jemand reingedonnert während du Abwesend warst?

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Offline Christian S.

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Re:"Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"
« Antwort #6 am: 14.07.2004, 17:20 »
Servus Gerhard,


hattest du den Schlauch zum Wasserfüllen draußen hängen und durch Restwasser im Schlauch hat er Quasi selbst angesaugt und das Boot bzw. den Kasten gefüllt?
 ???

Wenn ich Beate das lesen lass fährt sie nie wieder mit mir auf dem Kanal, das ist sicher.  ;)


Gruß
Christian
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Offline Panta Rhei

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Re:"Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"
« Antwort #7 am: 14.07.2004, 18:26 »
Ey Gerhard, du bist echt gemein, dass du uns so auf die Folter spannst.

Mein Tipp: Du hast nicht oberhalb der Schleuse, sondern in der Schleuse festgemacht, und nachts haben dann irische Geister das Wasser abgelassen, und du bist auf dem Drempel aufgesessen. :o
Ein herzliches Ade aus Oberfranken!
Wolfgang

Offline Garfield

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Re:"Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"
« Antwort #8 am: 14.07.2004, 21:22 »
Hey Panta Rhei,

das war auch schon mein Gedanke, aber so leicht macht er's uns doch nicht, oder ??????? ::)
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Offline Christian S.

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Re:"Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"
« Antwort #9 am: 14.07.2004, 21:56 »
Ahoi,


im Barrow und Grand Guide II hab ich auch keine besonderen Gefahren gefunden die dort lauern könnten.  ??? ??? ???
Ich bleib bei meiner Version.


Gruß
Christian
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Offline docholyday

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Re:"Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"
« Antwort #10 am: 14.07.2004, 23:16 »
Wieviel Guinness waren es????????????? ??? ;D

Offline bádoir

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Re:"Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"
« Antwort #11 am: 15.07.2004, 06:55 »
Hallo Christian!
Physikalisch gut durchdachte Idee. Wars aber nicht
Um Beate zu beruhigen: Nach gewissen Vorbereitungen ging die Reise dann (ääh hm..) ganz normal (?!) weiter bis nach  Cappincur.  *

Panta Rhei, wenn ich ganz genau hinschaue, kann ich Schleusen von Anlegern unterscheiden. So stabile Anlegepoller außerhalb von Schleusen wie es sie in Athy gibt , sind allerdings selten. Ich bleibe aber dabei: es war keine Verwechslung! ;)


--------------------------------------------------------------------
* Hoffentlich verwirrt dieser Zusatz die Mitratenden nicht zu sehr!    :)
« Letzte Änderung: 15.07.2004, 09:49 von bádoir »

Offline Christian S.

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Re:"Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"
« Antwort #12 am: 15.07.2004, 07:13 »
Moin Gerhard,


ich bin ratlos.  ??? ??? ???
Werde jetzt arbeiten gehen und wahrscheinlich den ganzen Tag rumgrübeln, mal schaun.  >:(


Grüßle
Christian
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Offline Chris080273

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Re:"Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"
« Antwort #13 am: 15.07.2004, 08:48 »
wahrscheinlich machst Du so sadistische Ratespielchen öfter und deswegen hat Dir jemand Dein Boot angebohrt  ;D :D 8)
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Offline Mayo

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Re:"Schlagseite vor Athy" oder "Fußbad zur Geisterstunde"
« Antwort #14 am: 15.07.2004, 09:42 »
wahrscheinlich machst Du so sadistische Ratespielchen öfter und deswegen hat Dir jemand Dein Boot angebohrt  ;D :D 8)
...dann war's vermutlich "der größte Fehler" seines Lebens, der diese Rachegedanken in die Tat umgesetzt hat. ;D
Bine
could be worse ;)