DUBLIN
Ryanair will Aer Lingus schlucken
Ryanair will Aer Lingus übernehmen
Europas grösste Billigfluggesellschaft Ryanair will den irischen Konkurrenten Aer Lingus übernehmen. So könnte sich Ryanair als erster europäischer Billigflieger direkten Zugriff auf Transatlantikrouten verschaffen.
Nur wenige Tage nach dem Börsendebüt von Aer Lingus kündigte Ryanair überraschend ein Kaufangebot über knapp 1,5 Mrd. Euro (rund 2,4 Mrd. Franken) an, wie Unternehmenschef Michael O'Leary erklärte. 16 Prozent an dem ehemaligen Staatsunternehmen befänden sich bereits in Besitz des ebenfalls in Dublin ansässigen Marktführers.
Mit Aer Lingus bekäme Ryanair als erste europäische Billigfluggesellschaft direkten Zugriff auf Transatlantikrouten zwischen Europa und Amerika. Ryanair steuert bislang nur Flugziele in Europa und Marokko an, Aer Lingus neun Ziele in den USA.
O'Leary sagte, das Bündnis biete die Chance, den deutschen, britischen und französischen Fluggesellschaften verstärkt Konkurrenz zu machen. Er kündigte an, die Preise von Aer Lingus nach einer Übernahme weiter reduzieren zu wollen.
Aer Lingus befördert auf seinen insgesamt 78 Routen jährlich etwa 15 Millionen Passagiere. Ryanair hat auf 419 Routen etwa 35 Millionen Fluggäste im Jahr.
Aer Lingus war nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 nur knapp der Pleite entronnen und senkte schon seither im Rahmen eines erfolgreichen Sanierungsprogramms die Preise deutlich.
Das Ryanair-Angebot stösst allerdings bei der irischen Regierung auf Widerstand. Premierminister Bertie Ahern sagte vor dem Unterhaus in Dublin, seine Regierung wolle den Staatsanteil von rund 28 Prozent an Aer Lingus nicht verkaufen. Die Ryanair-Offerte nannte er hinsichtlich der Wettbewerbsfragen problematisch.
Auch die Führung von Aer Lingus lehnt das Ryanair-Angebot einstimmig ab. Mit einem Gesamtkaufpreis von knapp 1,5 Mrd. Euro werde das Unternehmen deutlich zu niedrig bewertet. Das Direktorium bezeichnete die Offerte als unerwünscht. (sda)
Quelle: azonline.ch