Hallo!
@Martina: So ähnlich wäre zumindest der Plan gewesen... Allerdings haben wir die Rechnung, im wahrsten Sinne des Wortes, ohne den Wirt gemacht, denn es war "good friday".
@bádoir: Das Ende stimmt, leider. Allerdings haben wir keine Kurven geschnitten, daß sind bloß Ungenauigkeiten im GPS-Signal (hüstel). Nur wie es dazu gekommen ist, liegt vollkommen im Dunkeln. Die Wasserschutzpolizei war aber zum Glück nicht daran beteiligt, dafür aber das CC-Distress-Team. :-/
Bevor ihr hier mit virtuellen Tomaten und Eiern nach mir werft möchte ich zu meiner Verteidigung vorbringen, daß ich nicht am Steuer war. Trotzdem bin ich als Skipper dafür verantwortlich. Vor der Abfahrt habe ich die "Anweisung" gegeben, daß immer mindestens zwei Leute auf der Brücke zu sein haben: "Eine/r fährt, eine/r schaut." Also quasi Helm und Ops. Das war mein erster Fehler, denn ich hätte klar und deutlich sagen müssen, dass zwar (nur) eine/r fährt, aber beide schauen sollen...
So kam es also, daß ich als ops, knapp eine halbe Stunde nachdem wir in Clonmacnoise losgefahren sind, dorthin musste, wohin auch der Kaiser nicht mit dem Boot fährt. Da die Strecke an dieser Stelle, also theoretisch zumindest, vollkommen Herausforderungsfrei ist, habe ich mir erlaubt die Brücke zu verlassen. Das war mein zweiter Fehler: Ich habe das von mir selbst verlangte Vier-Augen-Prinzip missachtet.
Ich war noch keine 15 Sekunden unter Deck, als plötzlich der Motor im Rückwärtsgang aufheulte und das Boot Sekundenbruchteile später stark verzögert wurde. Ich habe es gerade noch geschafft, unsere Guinness-Blumenvase vor dem Sturz zu bewahren. Da sich offensichtlich niemand verletzt hat bin ich sofort auf die Brücke rauf und sehe den vollkommen fassungslosen Steuermann kreidebleich neben dem Steuerstand stehen. Ich sehe mich um und bin ebenfalls vollkommen fassungslos. Für dieses Abbiegen Richtung Ufer, das tatsächlich genauso aussah wie auf dem GPS-track, gab es keine vernünftige Erklärung. Bis heute konnten wir keine vernünftige Erklärung dafür finden.
In weiser Voraussicht auf unsere Fehlbarkeit hatten wir wenigstens ein paar Notfall-Prozeduren durchgesprochen, sodaß Motor-Aus/Schadenskontrolle/Distress-flag-hissen reibungslos funktioniert hat.
Unser großes Glück war, daß das Ufer an dieser Stelle nur aus Schlamm besteht und es somit zu keiner Beschädigung am Boot kam. Beschädigt wurde lediglich unser Ego, als uns das CC-Team unter diskreten Grinsen da wieder rausgezogen hat. Natürlich nicht ohne darauf hinzuweisen, dass wir den riesigen, schwarzen Marker, ungefähr 15 Meter neben uns, wohl übersehen haben müssen.
In diesem Zusammenhang ein riesiges Lob an alle anderen Bootscrews und das CC-Team. Alle Boote hatten die Fahrt verlangsamt und Hilfe angeboten. Und gerade als ich mein Telefon holte um CC anzurufen, hat CC mich angerufen. Die Crew eines anderen Bootes hatte sie bereits informiert.
Zu den weiteren Umständen:
* Es herrschte klare Sicht und strahlender Sonnenschein (kein Scherz!)
* Die Crew war ausgeruht, es war bereits kurz nach Mittag und es war die erste Etappe des Tages.
* Niemand stand unter dem Einfluß von Alkohol oder sonstigen Drogen
* Der Steuermann war das Crewmitglied mit der größten Bootserfahrung unter uns. Er hatte auch auf dieser Tour für große Teile der bis dahin zurückgelegten Strecke das Steuer über.
Wir haben den Fall dann zu den X-Akten gelegt.