Shannon-Forum

Autor Thema: Slow down - von 180 auf Tempo 9  (Gelesen 8037 mal)

Offline Panta Rhei

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Slow down - von 180 auf Tempo 9
« am: 01.06.2008, 23:42 »
Hier mal was ganz persönliches:

Wir waren nun schon das neunte Mal auf Shannon und Erne unterwegs, aber so extrem wie diesmal empfand ich den Erholungswert noch nie.

Am 2. Tag sagte meine Lisa zu mir noch: "Mensch, Wolfgang, du bist so hektisch. Kannst du nicht alles ein bißchen langsamer machen? Man kann gar nicht hinschauen, wie schnell du dein Essen schneidest und in dich reinschaufelst." Das nahm ich noch auf die leichte Schulter.

Am 3. Tag warf ich meine komplette Spiegelreflexausrüstung inklusive dreier Objektive aus 1,50m Höhe auf den Boden (weil ich gedacht hatte, der Fotorucksack war zu. War er aber nicht.) Zum Glück war nur bei einem Tele was verschoben, konnte ich aber mit Bordmitteln reparieren. Da wurde ich schon nachdenklicher.

Am 4. Tag verstauchte ich mir in Crom Castle auf einem Kuhgitter meinen Fuß, reine Unachtsamkeit. Und am selben Tag flog mir noch der kleine Foto von meiner Frau von der Flybridge hinunter in den Salon. Display im Eimer.

Das wars dann aber. Fortan ging ich in mich und fragte mich: Alter, was ist mit dir los? Erste Alzheimer- oder Parkinson-Erscheinungen? Immerhin werde ich heuer 50. Ich telefonierte mit meiner sachkundigen Tochter. Die meinte: "Parkinson kann es nicht sein", weil sie neulich mit mir den Oregano-Test gemacht hatte. (Wer Oregano riechen kann, hat kein Parkinson.) Das beruhigte mich, allerdings hatte ich vergessen, dass sie den Test mit mir gemacht hatte, was eher auf Alzheimer schließen lässt.

Naja, es lagen aber auch hektische und turbulente 8 Monate hinter mir, beruflich und privat. Zu meiner Entschuldigung lässt sich vielleicht auch noch vorbringen, dass ich fernab des Stadions des 1.FCN war, und diesem in seinem Abstiegskampf nicht beistehen konnte, sondern den Abstieg anhand von mehreren SMS widerstandslos hinnehmen musste. Das bringt dich schon durcheinander.

Kurz und gut: Ich sagte zu mir: Wolfgang, mit 50 muss du einfach mal anfangen, langsamer zu machen. Man scannt nicht mehr so gut, man reagiert nicht mehr so gut, also: Pass dich den veränderten Gegebenheiten an. Mach einfach die Dinge HINTEREINANDER in aller Ruhe, und nicht gleichzeitig in voller Hektik.

Leute, was soll ich sagen? Von da an, 5.-15. Tag, wurde es einer der erholsamsten Urlaube meines Lebens. Und jetzt zu Hause bin ich definitiv immer noch die Ruhe in Person. Das macht Irland. 
« Letzte Änderung: 01.06.2008, 23:47 von Panta Rhei »
Ein herzliches Ade aus Oberfranken!
Wolfgang

Offline ukmueller

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Re: Slow down - von 180 auf Tempo 9
« Antwort #1 am: 02.06.2008, 03:43 »
Hier mal was ganz persönliches:

Wir waren nun schon das neunte Mal auf Shannon und Erne unterwegs, aber so extrem wie diesmal empfand ich den Erholungswert noch nie.

Es freut mich, dass Ihr einen extremen Erholungswert hattet.

Am 2. Tag sagte meine Lisa zu mir noch: "Mensch, Wolfgang, du bist so hektisch. Kannst du nicht alles ein bißchen langsamer machen? Man kann gar nicht hinschauen, wie schnell du dein Essen schneidest und in dich reinschaufelst." Das nahm ich noch auf die leichte Schulter.

Mann, Wolfgang, machst Du das schnelle essen schon immer?  Du weisst doch, erst nimmt man zu, dann fallen die Haare aus und schliesslich faengt man an in kaum verstaendlichen Zungen zu singen.  Lass es bloss!


....... und fragte mich: Alter, was ist mit dir los? Erste Alzheimer- oder Parkinson-Erscheinungen? Immerhin werde ich heuer 50.
Kurz und gut: Ich sagte zu mir: Wolfgang, mit 50 muss du einfach mal anfangen, langsamer zu machen. Man scannt nicht mehr so gut, man reagiert nicht mehr so gut, also: Pass dich den veränderten Gegebenheiten an. Mach einfach die Dinge HINTEREINANDER in aller Ruhe, und nicht gleichzeitig in voller Hektik.

Nein, Wolfgang, FALSCH!  Nicht langsamer, SCHNELLER! Die Zeit ist begrenzt. Das Tor schliesst bald. PANIK!  Also beim urlauben volle Pulle.... aber arbeite viel langsamer, kann man sich den ganzen Tag mit versauen.   Ach so. ich hab vergessen, Deine Arbeit ist ja Spielerei. Also mach man ruhig weiter so.  Und wenn Du mal was vergisst, solange es nicht die Noten oder Lyriken sind, who gives a shit?

schoen dass Ihr eine gute Zeit hattet!!!!!!!!!!

Uve, der die 10 Tage vor Euch da war.........schade.



« Letzte Änderung: 02.06.2008, 03:47 von ukmueller »
....and may I die in Ireland.

Offline Franz

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Re: Slow down - von 180 auf Tempo 9
« Antwort #2 am: 02.06.2008, 11:14 »
Obwohl ich mich nicht als tollpatschig einstufe,habe ich das Fallenlaßen von Gegenständen wärend unserem letzten Irlandurlaub auch am eigenen Leib erfahren.
Auch ich machte mir im Hinterstübchen Gedanken um meine Gesundheit.
Bin der Sache dann doch auf die Spur gekommen als auch ich die Digi-Cam sausen ließ.Richtig glatt glitt sie durch meine Finger.
Bei täglichem Sonnenschein ohne Schatten auf der Fly trocknet die Haut aus und ebenso die Hände(zumindest bei mir).Trockene Lippen sind ebenso an der Tagesordnung(ja ja ,ein Guinness....)
Meine Rita ist ständig mit irgendeiner Körpercreme oder einem Fettstift hinter mir her.
Wiederwillig laße ich mich dann "salben"....ich haße dieses Zeug;in die Körperbehaarung und so....
Aber an meine Hände laße ich sie nicht ran.Ein ganzes Berufsleben fettige Hände ist genug.Tja,so kommt man zu trockenen somit gefühlloseren Händen.
Sonne und Wärme laßen Finger und Hände zusätzlich anschwellen und somit ungelenker werden.
Soweit meine Erklärung für`s "Fallenlaßen".
Das mit der Harnsäure im Bier müßen wir unseren Damen ja nicht .........

Gruß und Handbreit
Franz
Einen riesen Dank an alle die diese tollen Seiten maßgeblich unterhalten und pflegen.
Informativ,unterhaltsam,zum Träumen einladend um vom grauen Alltag abzuschalten.
Gruß und Dank
Rita und Franz Ophoven

Offline bádoir

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Re: Slow down - von 180 auf Tempo 9
« Antwort #3 am: 02.06.2008, 13:03 »
Hallo Wolfgang!

Gratuliere zu deiner Erkenntnis!

Ich war auch so einer. Als Freiberufler lebst du natürlich anders, aber mir fehlt die Zeit zwischen 7 und 19 Uhr werktags auch kolossal- da ist das Wochenende auch noch mit viel Alltagskram zugestopft. Da freut man sich auf den Urlaub und braucht dann doch eine halbe Woche, bis man abgeschaltet hat. So geht das nicht weiter, dachte ich mir eines Tages.

Ab da war mein erster Urlaubstag schon ein URLAUBSTAG..

Das geht. Man muß es sich nur immer wieder in Erinnnerung rufen. Bei mir klappt es auch in jedem anderen Urlaub, wobei die gemächlichen Vorgaben eines Bootsurlaubs natürlich besonders förderlich sind. - außer, man hat den Ehrgeiz, 8 Stunden täglich Kilometer zu fressen.

Dabei sind wir schon bei einem Tipp: Nicht zu viel vornehmen, nichts machen müssen.

Falls sich auch andere Erholungssuchende für meine weiteren Tipps interessieren, hier ein paar Stichpunkte:

Abschalten heißt auch in das Land "eintauchen". Weg mit deutschem Filterkaffee, deutschem Brot, deutschem Bier, deutschen Zeitungen, deutscher Pünktlichkeitserwartung, deutscher Hektik, deutschem Perfektionismus. Kontaktaufnahme nicht nur zu den Produkten, sondern auch zu den Leuten des Landes.

Auch im Vorfeld läßt sich schon einiges machen.

Flüge, für die man um 0600 Uhr oder noch früher aufstehen muß, gibt´s bei mir nicht mehr. Um keinen Preis- in des Wortes ganzer Doppeldeutigkeit. Der Tag ist sonst im Eimer. Gleiches gilt für knapp kalkulierte Umsteigezeiten.

Packhektik kann den Urlaub auch vermiesen. Da habe ich einen großen Tisch, auf dem ich nach und nach alles sammle. Das einigermaßen geordnet in den Koffer zu praktizieren, ist dann eine Sache von 10 Minuten. Rechtzeitig am Flughafen zu sein, dürfte an einem freíen Tag kein Problem sein. Letzter Knackpunkt ist dann die Sicherheitskontrolle, an der man eher 1 kg Semtex als eine Zahnpastatube vorbeibringt, und ab diesem Zeitpunkt ist:

URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB - URLAUB -
Verspäteter Abflug, Transferprobleme, Boot noch nicht zur Übergabe bereit? - wen juckt´s?  :D

Und wenn man dann wieder zurück ist, kann, will und soll man viel davon in den Alltag übernehmen.

Mit entspannten Grüßen

bádoir
« Letzte Änderung: 02.06.2008, 13:09 von bádoir »

KarlHwrede

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Re: Slow down - von 180 auf Tempo 9
« Antwort #4 am: 02.06.2008, 16:33 »
Hallo zusammen,

im grossen und ganzen stimme ich ja mit euch überein, aber
Flüge, für die man um 0600 Uhr oder noch früher aufstehen muß, gibt´s bei mir nicht mehr.

Die gibt es bei mir noch, eilderweil ich dann eher in Irland bin ;-) und die Iren, die vom Oktoberfest kommen nicht in dem Flieger sitzen weil der Zwischenlandet. Wer das einmal mitgemacht hat, steht freiwillig früh auf, eine ganze Maschine von AL voller Iren, die Schichtwechsel auf dem Oktoberfest machen......nie wieder.....

Ansonsten möchte ich nur noch sagen, das meine Frau beim ersten Bootsurlaub am zweiten Tag das Handtuch schmeissen wollte weil ich so aufgeregt und dazu noch aufgedreht war. Aber dann bin ich runtergekommen :-D und heute ist es so, das ich egal wie gestresst das Boot betrete und die Ruhe mich umfasst...

Am 20.09. ist es endlich wieder soweit !!!!

Gruss
Karl-Heinz


Offline bádoir

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Re: Slow down - von 180 auf Tempo 9
« Antwort #5 am: 02.06.2008, 16:52 »
....., eine ganze Maschine von AL voller Iren, die Schichtwechsel auf dem Oktoberfest machen......nie wieder.....


Hallo Karl,

Das kann ich dir nachfühlen.  Züge, die die Stadt des Sauf- und Kotzfestivals in der fraglichern Zeit tangieren, sind ebenfalls unbenutzbar.

Mit herzlichem Gruseln

bádoir

Offline Panta Rhei

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Re: Slow down - von 180 auf Tempo 9
« Antwort #6 am: 07.06.2008, 15:34 »
Jaja, Uve und Gerhard, ihr lieben Freunde, lästert nur!

Ich bin immer noch ganz relaxed, obwohl ich schon wieder einen Haufen Arbeit habe. Ich weiß schon, in euren Augen ist das, was ich mache, eh keine Arbeit. Naja, und zwischendurch war ich noch 4 Tage mit meinen beiden Brüdern mit einer Linssen in MeckPomm unterwegs.

Mein Opa hat immer gesagt: "Du musst beim Essen schwitzen und bei der Arbeit frieren."

Aber Ernst beiseite: Ich merks schon, so drei, vier Tage brauche ich eigentlich immer, um herunterzukommen, nicht mehr auf ein Ziel zu schauen, sondern mich treiben zu lassen, jeden Handgriff langsamer und bewußter zu erledigen. Das ist der Tribut für unsere beschleunigte und zielorientierte Lebensweise. Und ich selber hab da gar nichts zu jammern, denn wenn ich andere Berufe anschaue, dort bist du teilweise nur noch getrieben und fremdgesteuert. Irgendwann hab ich mal beschlosssen, mich nicht mehr von anderen Leuten reintreiben zu lassen. Manchmal gelingts mir.

Tja, und Franz, danke für den Hinweis auf die ausgetrockneten und gefühllosen Hände. Da kann was Wahres dran sein. Zumindest ist es eine gute Ausrede dafür, dass ich den Foto von meiner Frau geschreddert habe. ;)
« Letzte Änderung: 07.06.2008, 15:39 von Panta Rhei »
Ein herzliches Ade aus Oberfranken!
Wolfgang

Offline bádoir

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Re: Slow down - von 180 auf Tempo 9
« Antwort #7 am: 07.06.2008, 15:53 »
Hallo Wolfgang,

Was mich anbetrifft, war das nicht gelästert*, sondern aus dem Leben gegriffen.
Stevie sollte mal ein Ernst-gemeint-Smiley zufügen.

Grüße,

Gerhard



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*Bei Uve bin ich mir da nicht so sicher ;D

Offline Anitram

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Re: Slow down - von 180 auf Tempo 9
« Antwort #8 am: 07.06.2008, 18:37 »

Wir haben bei unserem ersten Hausboot-Urlaub festgestellt, dass es für uns die beste Art ist, schnell zu entspannen. Wir betreten das Schiff und im gleichen Moment fällt der Alltag von uns ab. In früheren Urlauben der anderen Art brauchten wir dafür mindestens eine Woche! Wir nehmen das Schiff in Besitz und sind glücklich.
Deutscher Kaffee, deutsches Bier, nein, nicht im Urlaub. Im Gegenteil, wir bringen uns noch Kaffee und Käse etc aus Irland mit, um das Urlaubsgefühl lange wach zu halten  ;)
Noch 3,5 Monate, dann geht es wieder los! Juchu  ;D

Gruß,
Martina

Offline Fischkopp

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Re: Slow down - von 180 auf Tempo 9
« Antwort #9 am: 09.06.2008, 01:49 »
Moinsen,

der Verzicht auf möglichst viel Gewohntes, seien es Lebensmittel oder auch die Muttersprache, ist für uns auch immer wieder Teil der besonderen Erholung. Zwar haben wir Eire auch schon mit Auto im B&B genossen, was auch sehr reizvoll war. Aber für 7, 14 oder noch mehr Tage das Auto nicht benutzen zu müssen, sich nun auf eine ganz andere Gegebenheiten einstellen zu müssen wie die Schleusenöffnungszeiten, Wetterberichte, Diesel und Wasser im Tank....ich weiß nicht wie, aber es erholt. :D

Und die irische Art, Dinge anzugehen, hat manchmal eben auch etwas Erholsames (nicht immer, dafür bin ich zu sehr in good old Germany sozialisiert), weswegen Bootfahren auf der Müritz oder den Berliner Gewässern (wirklich direkt vor unserer Haustür!) eher ausfällt.

Aber am Ree ankommen, auf das Boot gehen, nach den kurzen Formalien usw. dann ablegen und einfach den See und das Wetter zu genießen, egal wie es ist... es ist der so treffend bezeichnete Slow Down, übrigens unabhängig von Altersgrenzen  ;D

Grüße
Fisch