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Autor Thema: Eine Woche auf der Roscommon  (Gelesen 5939 mal)

Offline Henri

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Eine Woche auf der Roscommon
« am: 23.09.2009, 23:41 »
Hallo zusammen,

wie versprochen hier ein kleiner Erfahrungsbericht von einer Woche mit der Roscommon von Carrick Craft auf dem Shannon. Unser Boot hatte die Nummer A2 und wurde von uns vom 11. 09. bei Carrick Craft in Banaghar übernommen und bis zum 19.09. genutzt.

Das Boot wurde in diesem Jahr in Dienst gestellt und ist wohl auch aus diesem Grund noch Topp in Schuss. Es gibt zwar bereits einige äußerliche Gebrauchsspuren, wie z.B. abgelöste Gummistopper auf der Decktreppe, kleinere Schäden am hinteren Deck (vermutlich irgendwo drunter gefahren) und ein leicht verbeultes Bugblech, aber nichts bedeutendes. Das Boot ist ringsherum mit 30 Fendern bestückt, welche dafür sorgen, dass auch missglückte Anlegemanöver ohne Schaden abgehen.

Das Boot hat fünf Doppelkabinen von denen die beiden mittleren Kabinen mit den Doppelstockbetten, aber wirklich nur für schlankere, kleinere Erwachsenen oder Kinder  ausgelegt sind. Für eine Woche kann man sich aber auch mal arrangieren ;-). Ein weiterer Nachteil der mittleren Kabine ist, dass sich  unterhalb des Kabinenfensters, wohl der Entlüftungsstutzen des Fäkalientanks befinden muss. Jedesmal wenn die Toilettenspülung betätigt wurde,egal welche der drei, zog dort an der Außenseite des Bootes ein ziemlicher Gestank hoch, der letztenendes auch über die Kabinenfenster in das innere des Bootes eindrang. Naja, nach einigen Tagen hat man es jedoch kaum noch wahrgenommen.  Die Matratzen sind alle noch in einem hervorragendem Zustand, mit Polsterstoff und nicht mit Kunststoff bezogen. Die Sauberkeit der Oberbetten und Bezüge ist wirklich erstklassig. Die Betten waren bei der Übernahme übrigens alle bezogen, jedoch die Bettlaken wurden von uns aufgezogen. Der Stauraum für Kleidung und Schuhe ist jedoch sehr begrenzt.

Der Tisch im Salon ist groß genug für 10 Erwachsene, wenn man auch ein wenig enger zusammenrücken muss. Herrlich empfanden wir dabei das leichtgängige, große Schiebedach, was aufgrund des guten Wetters ausgiebig genutzt wurde.

Die Küche ist ebenfalls sehr großzügig bemessen, dass man bequem mit zwei oder drei Leuten dort arbeiten kann. Zwei gut funktionierende Backöfen mit integriertem Grill, sowie ein 4 Flammen Gasherd sorgten dafür, dass unsere 10 köpfige Crew immer gleichzeitig warmes Essen auf dem Tisch stehen hatte.  Dank der beiden, recht großen Kühlschränke, mit Eisfach, hatten wir auch keine Probleme mit gekühlten Getränken oder zu kühlenden Lebensmitteln. Die elektrischen Kühlschränke liefen übrigens Tag und Nacht, ohne dass unsere Energieversorgung Probleme gehabt hätte. Am Kücheninventar fehlte eigentlich nur eine Thermoskanne (für unsere Kaffee-Dauertrinker), Eierbecher, ein Pfannenwender, eine Grillzange sowie tiefe Suppenteller. An Board befanden sich leider nur Müsli-Schalen. Ansonsten war die Küche hervorragend ausgerüstet

Die Wasser und Abwassertanks sind großzügig dimensioniert. Bei 10 Leuten hat man schon einigen Wasserverbrauch, besonders von den Duschen und den elektrischen Toiletten. Jedenfalls ging bei uns nach vier Tagen die Anzeigeampel des Fäkalientanks auf gelb-grün, was so viel heißt, möglichst bald abpumpen. Wie lange man dann noch Zeit hat bis die rote Lampe leuchtet haben wir jedoch nicht ausprobiert. Die Ampel befindet sich übrigens in der hinteren Backboard-Toilette. Im Schnitt haben wir täglich einen  drittel Tank Wasser verbraucht, ich schätze so 250-300 Liter (habe irgendwo gehört oder gelesen, dass der Tank so ca. 750L fassen soll ?!). Die Anzeige befindet sich in der Kombüse im Regal zwischen  den Schaltern für die Wasserpumpe und den Kühlschränken. Dass Wasser blieb im Speicher selbst über Nacht noch so heiß, dass man es mit kaltem Wasser mischen musste, weil es sonst beim morgendlichen Duschen/Waschen einfach zu heiß gewesen wäre.

Dank eines ausreichend dimensionierten Inverters und sogar eines bootseigenen Föns, gab es auch bei der Energieversorgung keinerlei Einschränkungen. Das ständige Laden von Handys, Akku's oder Notebooks usw. war kein Problem, man sollte jedoch einen Adapter und eine Mehrfachsteckdose im Gepäck haben. Der an Bord befindliche Fön tat sein übriges , um unseren Frauen den letzten Pfiff bei der Schönheitspflege zu geben. Auch bei der Beleuchtung, und das ist einiges auf dem Boot, hat man nie den Eindruck gehabt die Energie würde zur Neige gehen. 

Das Boot ist ebenfalls mit einem Flachbildfernseher (DVBT ) mit integriertem DVD-Player ausgerüstet. Den passenden Receiver kann sich sich bei Übergabe des Bootes aushändigen lassen, was wir jedoch nicht genutzt haben. Leider spielt weder der DVD-Player noch die eingebaute Radio/CD-Kombination MP3's ab, sodass ich die mitgebrachten Musik-DVD's nicht nutzen konnte.

Die Steuerbarkeit ist dank der Bug- und Heckstrahlruder, phänomenal. Seitliches "Einparken" ist ebensowenig ein Problem wie das Drehen auf der Stelle, z.B. zum Wenden in kleinen Häfen. Wir haben z.B. im Portumna-Castle-Harbor in die letzte verbliebene Box, absolut problemlos rückwärts eingeparkt, ohne auch nur annähernd irgendwo anzustoßen. In Terryglas und Shannonbridge, fanden wir z.B. nur Lücken vor, die gerade so lang wie unser Boot waren . Da haben wir uns nebengestellt und sind seitlich in die Lücke gerutscht. Die Steuerbarkeit der Strahlruder hat jedoch auch seine Grenzen. Wenn das Boot ein wenig von der Ströumung erfasst wurde, ist es praktisch unmöglich mit den Strahlrudern gegenzusteuern, so viel Kraft haben sie denn doch nicht. Das Hauptruder reagiert jedoch bereits auf die kleinsten Bewegungen, sodass bis auf ein Mal jede Bewegung des Bootes gut beherrschbar war, sogar für uns Anfänger.

Der eingebaute Diesel Antrieb ist absolut ausreichend, auch wenn man sich flussaufwärts, gegen eine starke Hochwasserströmung, machmal ein wenig mehr Kraft gewünscht hätte. Teilweise hatte man schon den Eindruck auf der Stelle zu treten. Auf der Fahrt nach Killaloe über den Lough Derg haben wir den Hebel dann mal richtig auf den Tisch gelegt. In diesem Fall, scheint der Antrieb das Boot doch sehr gut voran zu treiben. Bei rund 2600 U/min haben wir sämtliche, der wenigen anderen Mietboote die unterwegs waren, überholt und hinter uns gelassen. Von Terryglass bis Killaloe haben wir nur rund 3 Stunden benötigt. Was den Verbrauch angeht dafür fehlen mir die Erfahrungswerte. Wir haben jedenfalls für die Strecke Banagher-Portumna,-Terryglass- Killaloe- Portumna/Castle- Banagher- Shannonbridge- Clonmacnoise- Athlone und wieder zurück nach Shannonbridge und Banagher rund 230 Liter Diesel benötigt. Das waren so ca. 5 Fahrstunden am Tag. Ich denke Mal für ein Boot dieser Größe ist das  ganz o.k.

Die Lage des Bootes in unruhigem Wasser ist ebenfalls absolut überzeugend. Ich hatte schon fast die Vermutung wir wären irgendwo angenagelt. Wenn andere Boote bei Wellenbewegungen heftig schaukelten, lag unser Boot platt wie ein Brett auf dem Wasser. Selbst das Auf- und Absteigen
schwergewichter Leute am Steg, ließ das Boot absolut unbeeindruckt.   Ab und an hätte ich mir doch schon mal das ein oder andere Schaukeln gewünscht, damit man auch mal den Eindruck hat sich auf einem Boot zu befinden  ;).

Unser allgemeiner Einduck ist, dass es sich hier um ein sehr tolles Boot für eine größere Gruppe handelt, wenn nicht mehr als 10 Leute an Bord sind. Ideal für einen längeren Urlaub ist es aber wohl eher für sechs Erwachsene mit vier Kindern.  Wir würden das Boot sicherlich jederzeit wieder mieten.

Diese Angaben beruhen auf unserem Eindruck in der letzten Woche. Ich muss aber sagen, dass ich keinerlei Vergleiche zu anderen Booten habe, da dies unsere erste Bootstour überhaupt war. Ich bin gerne bereit euch alle Fragen zu dem Boot zu beantworten soweit mir das möglich ist.

Mit dem Wunsch schnellstens wieder zurück nach Irland zu kommen

grüßt aus Westfalen
Henri

Offline mdi

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Re: Eine Woche auf der Roscommon
« Antwort #1 am: 24.09.2009, 08:14 »
Hallo Henri

Das ist ja ein wunderbar ausführlicher Bericht. Total interessiert habe ich Deine Zeilen gelesen. Ich bin nun überzeugt, dass wir für den nächsten Mai das richtige Boot gebucht haben. Wir sind dann zu Viert auf dem Boot, so können wir uns doch sehr gut arrangieren mit den Kabinen und können so die mittleren Kabinen als "Gepäckabstellräume" nutzen.

Wir sind dann mal gespannt, wie der Vergleich zu anderen Booten ausfällt. Unsere Erfahrung haben mir mit den Booten Town Star von Emerald, Tully Class und Charlie35 von Errincurrach (Charlie Park - hat seine Boote leider verkauft) und mehrmals Waterford von CC. Somit haben wir Erfahrung von diversen Klassen. Die Roscommon ist ja dann noch eine Stufe grösser. Nach Deinem Bericht freuen wir uns noch mehr auf dieses Boot.

Herzlichen Dank und Grüsse aus der Schweiz
Markus

PS: zur Zeit noch mit dem Wohnmobil in den Dolomiten unterwegs, ist auch sehr schön.

Offline SteffiF.

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Re: Eine Woche auf der Roscommon
« Antwort #2 am: 25.09.2009, 02:10 »
Hallo Henri,

sehr spannend Dein Bericht! Und so ausfürhrlich, da war ich ja ehr faul. Wir waren ja wie schon erwähnt mit elf Leuten zeitgleich auf der Silverbreeze unterwegs, soll ja baugleich mit eurer Roscommon sein. Komme ich also zu den Unterschieden:
Wir hatten keinen Fön an Bord! (Hatten aber einen mitgebracht) Dafür konnten wir aber Mp3 hören. Die Stromversorgung war nicht so gut, nach 2 h Motor aus gab die Beleuchtung schon nach, deshalb auch lieber nachts die Kühlschränke aus.
Wir waren Richtung Norden unterwegs, und so hatten wir (vielleicht durch die Strömung bedingt) hin und wieder den Eindruck das Bow- und Sternthruster nicht so viel Power haben, wie wir uns gewünscht hätten. Auch bei "Hebel auf den Tisch" waren wir eher entäuscht. (Zum Vergleich hatten wir "nur" Wavequeens von WLC).
 Unsere Breeze machte übrigens auch nach drei Jahren Gebrauch noch einen guten Eindruck, bis auf einen Riss im
Salon-Sofa z.B.  
Praktisch gesehen war der Wasserschlauch viel zu kurz für ein Boot dieser Größe, man findet ja nicht überall Platz (haben aber wie immer äußerst hilfsbereite "Nachbarn" gehabt), ein Eimer und ein Abzieher fehlte auch.
Was noch? Eierbecher waren an Bord, aber ne Thermoskanne wär ne gute Sache. Unser "waste water" -Tank hat für eine Woche übrigens gereicht, obwohl wir nirgends die Hafenanlagen benutzt haben.
Diesel haben wir wohl mehr verbraucht, haben aber auch die Strecke Banagher-Boyle-Banagher abgerissen.
Ansonsten war das Silverline - Gebäude auch von innen wirklich chic!
LG Steffi
« Letzte Änderung: 25.09.2009, 02:20 von SteffiF. »

Offline Pike

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  • ich weiß auch nicht alles ;-)
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Re: Eine Woche auf der Roscommon
« Antwort #3 am: 25.09.2009, 12:50 »
Diese beiden Boote sind nicht exakt baugleich, basieren allerdings auf derselben Schale, die bei der Roscommon leicht verkürzt wurde. Die Stromversorgung bei so einem Boot muß ohne die Möglichkeit, ab und zu Landstrom zur Verfügung zu haben, über kurz oder lang Probleme machen, da insbesondere die Roscommon mit beinahe allem vollgestopft ist, was der Markt an elektrischen Möglichkeiten für ein Boot bietet. Deshalb hat die Roscommon auch insgesamt 7 (sieben) Batterien (die Silverbreeze glaube ich "nur" 5). Doch alle diese Batterien müssen auch geladen werden, und das ist fast nicht möglich. Für Kenner der Materie: die Roscommon hat zwei Lichtmaschinen, die (vermute ich mal) um die 75 A leisten - bei erhöhter Drehzahl. Die Batteriebänke dürften insgesamt rund 800 Ah sein - rechnen dürft ihr selbst  ;D Im ersten Jahr, mit neuen Batterien, klappt das alles sicher prima, im zweiten geht's noch, und danach wird's immer enger  ;)