Bargen-Tipps ( 2 / 2, einzelne Tipps)Für einen unbeschwerten Urlaub auf einer Barge hier noch weitere Tipps:
Ofen + KaminDer auf den Bargen meist vorhandene Ofen macht bei Mistwetter das Innere erst so richtig gemütlich und wenn der Kamin raucht, hat man sogar etwas "Dampfer-Atmosphäre" Zu beachten ist, daß der Ofen nur mit Holz, Torf, oder Torfbriketts, keinesfalls aber mit Steinkohle beheizt werden darf (die wird zu heiß und zerstört den Ofen).
Briketts und Holz bekommt man an Tankstellen und Tante-Emma-Läden, Torf ist etwas schwieriger zu bekommen, aber es lohnt sich auch, bei den genannten Quellen oder im Pub nachzufragen.
Wenn man die Luftklappe über dem Sichtfenster etwas (stets weniger als die Klappe darunter) öffnet, verrußt dieses nicht so schnell. Wenn es doch passiert ist, kann man es nach Abkühlen (!) mit reichlich Spülmittel und einem Schwamm reinigen. Danach abspülen und trocknen, sonst brennt das Spülmittel ein.
Das Kaminrohr muß nur bei langen Heizpausen zugedeckt werden. War der Ofen abends in Betrieb, und legt man 2-3 Briketts zur Gluterhaltung bis zum Frühstück ein, so reicht das aufsteigende warme Abgas vollkommen aus, um einen durchschnittlichen irischen Regen abzuhalten. So ist mir noch bei keinem Wetter das Wasser aus dem Ofen gelaufen.
Leinensollten immer in gutem Zustand sein, aber das ist bei Bargen mit einem Gewicht von 10 to aufwärts besonders wichtig.
GewichtDa wir gerade bei diesem Thema sind, zitiere ich nochmal Mr. Thomas von CCC:
There are three ways to stop a barge: Before the jetty, at the jetty, and there, where the jetty has been.
Also Vorsicht!
SchraubeDer große Vorteil der Bargenbauart ist, daß man durch die sogenannte "weed-hatch" Zugang zur Schraube hat. Der Name sagt schon alles über den Hauptzweck: Die Klappe ist dazu da, eingefangenes, um die Schraube gewickeltes Grünzeug zu entfernen. Auch aufgewickelte Leinen (natürlich von anderen Skippern
) lassen sich so entfernen.
Vor dem Öffnen das Wichtigste:
MOTOR AUS! Zu leicht streift man selbst oder ein Crewmitglied den Fahrthebel, und den Rest kann man sich ausmalen.
GRÜNZEUG läßt sich oft gut von Hand entfernen, ein scharfes Brotmesser mit Sägeschliff kann die Arbeit erleichtern.
Bei PLASTIKFOLIEN kann man versuchen, die Schraube von Hand zu drehen, um das Zeug leichter entfernen zu können, ansonsten ist das erwähnte Brotmesser unverzichtbar.
Hat sich mal eine LEINE um die Schraube gewickelt, soll man erst mal versuchen, sie durch Drehen von Hand in der Gegenrichtung wieder abzuwickeln. Da mag die Versuchung groß sein, den Motor anzulassen und es "maschinell" zu versuchen. Da muß ich abraten, denn so feinfühlig kann man das Gas nicht steuern, daß die Schraube nur ein paar Umdrehungen macht. Außerdem ergießt sich ein respektabler Wasserfall in die Bilge, wenn sich die Schraube dreht.
Bei hartnäckigen Fällen, also restlos verwirrter, oder gar durch die Reibungshitze aufgeschmolzener Leine, hilft auch nur das Brotmesser.
Und zum Schluß das Wichtigste: Die weed-hatch muß zum Schluß wieder fest und dicht verschlossen werden, weil da bei laufender Schraube erheblicher Wasserdruck entsteht.
Ist soviel Kraut im Kanal, daß man den Eindruck hat, über eine überschwemmte Wiese zu fahren, kann es lästig werden, in kurzem Abstand immer wieder die weed-hatch zu öffnen. Man kann da auch einen Teil des Krauts auf folgende Weise entfernen:
Aufstoppen, mit dem Bootshaken das Kraut vom Ruder entfernen, und dann ein paar Gasstöße rückwärts und vorwärts geben (natürlich mit Pause im Leerlauf dazwischen) . Klar, warum vorher das Kraut vom Ruder weg muß: Sonst würde es im Rückwärtslauf angesaugt, und die Schraube würde erst recht umwickelt werden.
Damit läßt sich ein Teil des Krauts entfernen, mit dem Rest kann man leben, wenn man mit reduzierter Drehzahl weiterfährt. Höhere Drehzahl bringt nicht mehr Fahrt, weil das restliche Kraut sich dann aufstellt und das Wasser vom Propeller ablenkt. Außerdem bewirkt es Unwucht, die bei höherer Drehzahl die Wellenlager gefährdet.
WellenschmieranlageDie deutsche Bezeichnung für den "Stern Greaser" trifft dessen Zweck auch nur zur Hälfte, denn der "Stern Greaser" ist nicht nur zur Schmierung da, sondern hat ebenso die Aufgabe, die Welle abzudichten.
Wo liegt nun das Problem? Verständlicherweise hegt jeder Seemann Argwohn gegen Rumpfdurchbrüche. Aber Seeventile kann man schließen, Echogeber bombenfest verkleben- nur bei der Antriebswelle geht das nicht , weil sie sich drehen muß. Dafür gibt es ein spezielles Lager, das durch Schmierfett gängig gehalten und zugleich abgedichtet wird.
Das benötigte Fett befindet sich in einem Zylinder, in dem ein Kolben mit einer Knebelschraube nach unten gedrückt wird. Dies tut man zweckmäßigerweise abends am Ende der Fahrt und dreht so lange, bis Fett am bilgenseitigen Ende der Lagerung austritt (und nicht länger). Das läßt man sich am besten vor Fahrtantritt zeigen; wenn die Knebelschraube schon weit unten ist, sollte man nachfüllen lassen oder sich Fett mitgeben lassen.
Wenn man viel fährt, sollte man tagsüber einmal nachschmieren, mehr braucht es nicht.
Eine andere, seltenere Bauart besteht aus einer Schmierpumpe, die das Fett aus einem großen Vorratskübel pumpt. Hier kann es zu Problemen kommen, wenn das Fett zu kalt ist, dann saugt die Pumpe nicht mehr an, weil das Ansaugrohr kein Fett mehr abbekommt. Das ganze funktioniert also nur, wenn der Motor schon ein paar Stunden gelaufen ist und der Motorraum gut aufgewärmt ist. Bei kalten Außentemperaturen funktioniert das nicht so richtig, aber man sollte sich keinesfalls damit zufriedengeben, daß der Pumpenhebel leer durchgeht- man muß kräftigen Widerstand spüren. Ein trocken laufendes Wellenlager lebt nicht lange, es reicht nicht mal für den Rest des Urlaubs!
Abhilfe: Vorratskübel öffnen und das Fett so gleichmäßig nach unten streichen, daß sich wieder eine glatte Oberfläche ergibt. Dann taucht beim Wiederverschließen das Ansaugrohr zwangsläufig in das Fett ein. Das muß meist noch wiederholt werden.
Aber, wie gesagt, diese Bauart ist selten.
ToiletteManche Boote haben eine elektrische Zerhackertoilette. Die funktioniert wie ein Fleischwolf, der die ganze Sch.... zerkleinert und in den Abwassertank oder nach draußen befördert. Das funktioniert wunderbar, solange man nicht langfaseriges Toilettenpapier hineinwirft. Das wickelt sich nämlich um die Spindel und muß dann mühsam von Hand entfernt werden. Daß dies eine Arbeit ist, die weder 6 Stunden nach der letzten Mahlzeit und auch nicht 6 Stunden vor der nächsten durchgeführt werden sollte, versteht sich von selbst.
Solche schlechten Erfahrungen haben nun einige Vermieter dazu verleitet, ein generelles "Papierverbot" auszusprechen, d.h. man soll das Papier nach Gebrauch in einen separaten Kübel stecken und so weiter spazieren zu fahren. *rks*
. Ähnliche Tipps sind ja auch in den Ferienhäusern in Griechenland zu finden, was Scharen von Fliegen dankbar eine Ehrenrunde über dem Eßtisch kreisen läßt.
Aber alle diese Vorsichtsmaßnahmen beziehen sich auf sog. natives Papier, das heißt, Papier das erstmals aus Holzzellstoff hergestellt wurde. Das sind die blütenweißen, mehrlagigen, womöglich noch mit Blümchen bedruckten Luxuspapiere. In diese für Toiletten unverdauliche Kategorie gehören auch Feuchttücher und Tampons. Graue, einlagige Rollen, die in Irland allerdings nicht "um die Ecke" zu finden sind, machen keine Probleme, weil sie aus kurzfaserigem Recyclingpapier bestehen. Man muß nur oft genug spülen, daß nicht zu viel zusammenkommt. Selbst wenn mal was schief geht, ist nicht aller Tage Abend, denn das kurzfaserige Material löst sich mit der Zeit auf.
Ich kann hier nur sagen, daß ich da weder auf dem Boot, noch in griechischen Ferienhäusern Probleme hatte. Auch auf Rückfrage versicherte mir der Chairman der IBRA, daß es bei vernünftiger Benutzung so funktioniert, von ihm stammt auch der Hinweis auf die ungeeigneten Feuchttücher (Danke, Sven!)
Grundsätzlich sollte man allerdings bedenken, daß man selbst die Scherereien hat, wenn es schief geht, und es obendrein keine Ausrede gegenüber dem Vermieter gibt. (Die Scharte in der Schraube kann ja auch vom Vorgänger stammen)
Ansonsten gilt natürlich schon die Regel, daß nichts in die Toilette gehört, was man nicht zuvor gegessen oder getrunken hat.
Kleidung/RegenVon der französischen Pemichette-Bauart mal abgesehen, hat man auf einer Barge nur eine "Flybridge". Damit ist man dem Wetter ausgesetzt, hat dafür aber keine beschlagenen Scheiben und sieht umherschwimmende Hindernisse viel eher.
Wer aber nicht nur fahren, sondern auch vom Land etwas sehen will, der wird ohnehin entsprechend regenfest ausgerüstet sein. Es empfiehlt sich, nicht nur eine Regenjacke, sondern auch eine entsprechende Hose mitzunehmen. Damit ist man auch für waagrechten Regen gerüstet (soll ja vorkommen) Wer das Land unbeeinflußt vom Wetter erkunden will, sollte auch Gummistiefel mitnehmen. Eine leichtere Alternative wären Surfboots. Und wenn Ihr schon mal im Surfshop Eures Vertrauens seid, schaut Euch mal leichte, dünne Neoprenhandschuhe an. Die sind ideal, im Frühjahr oder Herbst, wenn es mal naß, kalt und windig sein sollte, denn am Tiller kann man nicht einfach die Hände in die Hosentasche stecken, und Stoffhandschuhe saugen sich voll. Mich schreckt mit dieser Ausrüstung nichts mehr.
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Ausgerechnet diesen Satz möchte ich nun nicht als Schlußsatz stehenlassen, den er erweckt den Eindruck, daß Bargenurlaub nur etwas für "Harteier" ist. Flexibilität und Improvisationsvermögen ist bei einem Bootsurlaub immer gefragt- und übrigens auch bei einem Ferienhausurlaub in Irland.
bádoir