Hallo zusammen,
Seit einiger Zeit schon sind für maßvolle Preise sog. Zeitraffercameras auf dem Markt. Sie speichern in Zeitabständen von z.B. 10 Sekunden bis mehrere Stunden Einzelbilder und machen dann ein Video daraus. So kann man eindrucksvoll Blumen aufblühen sehen oder Bäume ausschlagen, Sonnenuntergänge oder ziehende Wolken beobachten und Vieles mehr. Nun ist mit der Brinno TLC200
http://www.brinno.com/de/#tlc200 ein Kameramodell herausgekommen, das Einzelbilder bis herunter im ½ - Sekundenabstand aufnehmen kann.
Das könnte auch für die bootfahrende Zunft interessant werden. Seine Tour daheim im Zeitraffertempo nachzuvollziehen, hat sicher was- und Kanalfahrer können sich brav an die Geschwindigkeitsbeschränkungen halten- rasen können sie dann ja am heimischen Bildschirm.
So erleichterte ich mein Konto um 139 €, um so eine Kamera zu testen- um diese Jahreszeit naturgemäß mit dem Auto. Auch bei maximaler Aufnahmedichte von 2 Bildern pro Sekunde ergibt sich da immer noch eine Höllenfahrt. Mit 20 Bilder/Sekunde wiedergegeben, werden aus 50 km/h 2000km/h. Natürlich ist die Sache ruckelig, weil nur alle 6,9 Meter ein Bild aufgenommen wird. Trotzdem ein interessanter Effekt.
Besser sieht es schon aus, wenn man sich in bootsübliche Geschwindigkeitsbereiche begibt. Bei 10 km/h wird alle 1,4 Meter ein Bild gespeichert. Da beim Autofahren das Auge den nahen Straßenrand als Bezugspunkt nimmt, ruckelt die Sache immer noch etwas. Aber auf Flüssen und Seen, selbst auf Kanälen, wo das Ufer nicht so nahe ist, dürfte sich aber ein relativ flüssiges Video mit der 40-fachen Geschwindigkeit ergeben.
Hier habe ich ein Beispiel im www gefunden:
http://www.youtube.com/watch?v=u1EkVNNlza8Allerdings sind nur die ersten 30 Sekunden repräsentativ, später scheint das Boot (der Krängung in den Kurven nach zu urteilen) mit „unirischen“ 30 km/h oder mehr unterwegs zu sein, sodass das Video mehr ruckelt.
Hier noch ein paar Tipps:
Update:Es werden teilweise Kameras mit älterer Software ausgeliefert, die keine stufenlose Empfindlichkeitsregelung haben und nur 1 Bild/Sekunde beherrschen. Das Update ist aber unproblematisch, siehe
http://www.brinno.com/html/download01.html#tlc200Damit holt man sich auch den sog. "ASAP" – Modus. Das heißt, die Bilder werden so schnell hintereinander aufgenommen, wie es die erforderliche Belichtungszeit für den Sensor ermöglicht. Das sind eben die 2 Bilder pro Sekunde an einem hellen Tag bis etwa 1 Bild/ Sekunde in der Nacht
Wiedergabe:Eine Wiedergabefunktion über das eingebaute kleine Sucherdisplay besitzt die Kamera nicht. Die Speicherkarte der Kamera muß in den Kartenleser des Computers gesteckt werden und über Nero oder ein ähnliches Programm wiedergegeben werden.
Am besten aber eignet sich das ebenfalls von der Firma angebotene Videoplayer (auch im o.a. Downloadbereich) . Er präsentiert sich zwar recht spartanisch, erfüllt seinen eigentlichen Zweck jedoch sehr gut: Die Wiedergabegeschwindigkeit läßt sich von 1 Bild bis 30 Bilder/Sekunde einstellen, das Video läßt sich auch rückwärts abspielen (toller Gag!), ein Schieber für schnellen Suchlauf ist vorhanden und dann läßt sich auch jedes einzelne Bild mit + / - Taste ansteuern. Anklicken ins Bild vergrößert es.
Einzelbilder:Und da sind wir bei einem bemerkenswerten Zusatznutzen. Wer hat beim Bootsurlaub nicht schon mal innerlich geflucht, weil er eine schöne Szene vor dem Bug hatte, aber die Kamera nicht zur Hand, oder sich gerade auf die Aufgabe als Steuermann konzentrieren mußte? Jetzt gibt es die Lösung: Die erwähnte Kamera komprimiert die Videos nämlich nicht als Ganzes, sondern speichert lauter Einzelbilder als jpg. Die sind also nachträglich alle verfügbar und lassen sich mit dem erwähnten Programm "grabben" ("File -> Save Current"). Diese Standbilder haben immerhin 1280 x 720 Pixel Auflösung und sind von durchaus brauchbarer Qualität.
Das angehängte Beispielbild darf wegen des überwiegend besch... Wetters hier nicht nach Schönheit beurteilt werden, ich habe es wegen der etwas irischen Atmosphäre ausgesucht (stellt Euch Wasser statt Asphalt vor!) - und vor allem, weil es zeigt, daß sich selbst unter ungünstigen Bedingungen (Sonnenuntergang, Fahrt ca. 30 km/h) noch etwas machen läßt. Bei Tageshelligkeit und 10 km/h sind die Bilder noch besser. (Beachtet auch, daß ich das Bild fürs Forum verkleinern mußte)
Speicherbedarf:Eine Stunde Aufnahme bei max. Auflösung und 2 Bildern /sec benötigt
ca. 2 GB (Das Gerät arbeitet mit Speicherkarten bis 32 GB SD oder SDHC) Mit
4 solcher Speicherkarten pro Urlaubswoche dürfte auch der fleißigste Fahrer auskommen, trotzdem hätte ein mitgeführtes Laptop seinen Reiz, damit man das Ergebnis gleich ansehen und sichern kann. (Über die Kamera läßt sich das Video ja nicht wiedergeben).
rot: Angaben korrigiert Dieser auf den ersten Blick kostspielige Speicherhunger relativiert sich, weil hier ganz normale "langsame" SD-Karten ausreichen. Die Ladezeiten auf den Computer sind dann etwas länger, aber das Video wird ja von der Festplatte aus angeschaut.
Grundsätzlich würde ich für relativ schnelle Bewegung immer die höchste Bilderdichte bei der Aufnahme wählen, weil man die Wiedergabegeschwindigkeit mit dem oben erwähnten Programm ja variieren kann. Hat man aber mit zu geringer Bilderdichte aufgenommen, läßt sich das nicht mehr nachholen. Bei langsamen Bewegungen, z.B. Sonnenuntergängen kann man sich aber auf 10 Sekunden oder mehr Aufnahmeabstand beschränken.
Sonstige Anwendungen:Auch in der Zeit zwischen den Urlauben gibt es eine Menge faszinierende Anwendungen für das neue Spielzeug. Wer vom Fenster einen Blick ins Freie hat, sieht immer Neues- selbst in einem trüben Himmel ist eine Menge Bewegung. Die Lichtstärke der Kamera reicht auch locker, um den Mond zu beobachten, wie er über den Himmel "rast". Garten- oder Balkonpflanzen kann man beim Wachsen und Aufblühen beobachten, interessant ist auch, wie sich ausgewachsene Zimmerpflanzen über den Tag hinweg bewegen- mehr als manche träge, verpennte Katze.
Oder man richtet die Kamera auf das Backofenfenster, dokumentiert eine Zimmerrenovierung, beobachtet die lieben Kleinen, wie sie das Zimmer in ein Chaos verwandeln, den Sandkasten umgestalten oder eine Schneeburg bauen, und vieles andere. Anregungen im www unter dem Stichwort Zeitraffer oder Time Lapse.
Natürlich kann eine fortgeschrittene Digicam das auch, aber gerade für Langzeitaufnahmen ist sie dann blockiert und darf nicht bewegt werden.
Noch Fragen? Nur zu!
Viele Grüße,
bádoir