20.09.01 - Lough-Allen Kanal
Gegen 8:30 Uhr werde ich von der Sonne geweckt, die durch das Kabinenfenster blinzelt. Ich stehe auf, da wir heute eine längere Etappe vor und haben. Andreas hält es auch nicht mehr in der Koje und so legen wir gegen 9 Uhr ab, um uns auf den Weg in Richtung Lough Allen zu machen.
Der letzte Abschnitt des Camlin River in Richtung Shannon zurück ist relativ kurvig und es erfordert etwas Konzentration diversen Ästen und Gegenständen auszuweichen, die teilweise in die Fahrrinne ragen. Es geht jedoch alles problemlos und kurz darauf erreichen wir oberhalb von Tarmonbarry wieder das Hauptfahrwasser des Shannon.
Nach ruhiger Fahrt erreichen wir die Schleuse von Roosky, wo wir zunächst einen Schleusengang in Gegenrichtung abwarten müssen. Ich nutze die Zeit zu einem kleinen Gespräch mit Tony, dem Schleusenwärter und helfe ihm die schweren Schleusentore zu bewegen.
Als ich an der Schleuse stehe, werde ich von Bruno angesprochen, der mit seiner Freundin auf einem Boot von Waveline unterwegs ist und meine Hinweise zu unserem Suchspiel verfolgt hat. Damit sind die beiden die Gewinner unseres Spieles und erhalten T-Shirts und eine "Hello Captain"-CD. Wir unterhalten uns noch ein wenig und ich mache Fotos von den beiden, bevor wir unsere Fahrt in Richtung Norden fortsetzen.
Da wir die Schleuse von Albert Lock noch vor der Mittagspause erreichen möchten, liegt der Gashebel nun "auf dem Tisch". Mein GPS zeigt eine Geschwindigkeit von 12 km/h an und wir nähern uns zügig dem nächsten Etappenziel. Kurz vor der Schleuse läuft ein Stahlrumpf-Boot von Tara Cruisers zu uns auf und versucht uns zu überholen. Da wir es jedoch etwas eilig haben, fahren wir mit Vollgas weiter und der "Verfolger" gibt schließlich auf, weil die Eisenbahnbrücke vor uns auftaucht. Wir kommen rechtzeitig an der Schleuse an und können direkt hineinfahren. Auch unser Verfolger findet noch Platz und wir winken uns freundlich zu. Das kleine Rennen hat ihm offensichtlich auch Spaß gemacht.
Nach der Schleusung lassen wir die übrigen Boote vorausfahren, da wir nun keine große Eile mehr haben und im engen Jamestown-Canal, wie vorgeschrieben, langsam fahren wollen. Die übrigen Boote halten sich leider nicht daran und fahren mit Vollgas weiter. Schade, daß viele Leute überhaupt keinen Sinn dafür haben, wo sie gefahrlos Gas geben können und wo man eher vorsichtig sein sollte.
Ohne weitere Ereignisse erreichen wir Carrick-on-Shannon, wo wir anhalten um nochmals unsere Vorräte zu ergänzen. Frank und ich reinigen das Boot von innen und außen, während Thomas und Andreas die Supermärkte plündern gehen. Aus unserem Lieblings-Takeaway bringen sie außerdem Burger und Chips mit.
Nach der kurzen Mittagspause fahren wir weiter in Richtung Leitrim, passieren den Abzweig des Boyle River und den gewundenen Flußabschnitt um Hartley Bridge. Hier sehe ich den ersten Eisvogel unserer Reise. Es soll nicht der letzte bleiben.
Gegen 16 Uhr erreichen wir Battlebridge Lock, die Einfahrt in den Lough-Allen Kanal. Die Schleuse sieht so schmal und unscheinbar aus, daß man fast daran vorbeifahren könnte. Nur einige Stromschnellen und Felsen weisen darauf hin, daß der Shannon ab hier nicht weiter befahrbar ist.
Der Schleusenwärter ist leider nicht anwesend. Ein irisches Paar erklärt mir, sie hätten bereits über die an der Schleuse vorhandene Funkanlage, Kontakt mit ihm aufgenommen und er wäre "bald" zurück. Nach knapp einer Stunde erscheint er auch und da die Schleuse gerade "unten" ist, werden wir als erstes geschleust. Kurz darauf sind wir im schmalen Kanal und nun ist höchste Konzentration gefordert. An einigen Stellen ragen die Bäume so weit in den Kanal, daß unser Boot so gerade durchpaßt. Im kommenden Jahr soll das allerdings etwas besser werden. Der Schleusenwärter erzählt uns, daß die Bäume im Winter geschnitten werden sollen.
An den beiden übrigen Schleusen werden wir bereits erwartet, der Schleusenwärter kennt die Fahrzeiten durch den Kanal genau und ist zum passenden Zeitpunkt vor Ort. Bei Drumleague Lock werden drei Boote abwärts geschleust und damit sind wir für diese Nacht das einzige Boot auf dem gesamten Lough Allen. Der Schleusenwärter fragt uns, ob wir über Nacht im See bleiben wollen. Als ich das bejahe und Spencer Harbour als unser Ziel angebe, warnt er uns, es könnte dort etwas "rough" werden. Da das Wetter jedoch keinerlei Anzeichen für stärkere Winde zeigt, ignorieren wir die Warnung und fahren mit der einsetzenden Dämmerung auf den See hinaus.
Da wir nur noch für ca. 1,5 Stunden Tageslicht haben, schlagen wir den direkten Weg nach Spencer Harbour ein. Unterwegs haben wir die Gelegenheit einen sehr schönen Sonnenuntergang zu fotografieren und erreichen nach ca. 1 Stunde Fahrt unser Tagesziel.
Wir legen sicherheithalber so an, daß wir bei Wetterverschlechterung problemlos den Anleger verlassen können. Außerdem wird das Boot etwas lockerer festgemacht, um allen Eventualitäten vorzubeugen. Im Falle von stärkeren Süd- oder Ostwinden ist Spencer Harbour nicht ganz ungefährlich, daher ist hier etwas Umsicht erforderlich, insbesondere wenn man alleine im See ist.
Unsere Vorsicht erweist sich jedoch vorerst als unnötig und so verbringen wir nach dem Abendessen noch einige Zeit an Deck und genießen einen fast windstillen Abend.