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Autor Thema: ***Livebericht vom Shannon: 22.09.01***  (Gelesen 9822 mal)

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***Livebericht vom Shannon: 22.09.01***
« am: 23.09.2001, 14:13 »
Hallo,

morgen startet endlich unsere Shannon-Tour und an dieser Stelle werde ich versuchen einen täglich aktualiserten Live-Bericht unserer Reise zu schreiben.

Es lohnt sich also für die kommende Woche regelmäßig in diesen Thread zu schauen!

Gruß Stevie






« Letzte Änderung: 01.01.1970, 01:00 von 1017957600 »

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***Livebericht vom Shannon: 14.09.01***
« Antwort #1 am: 15.09.2001, 00:22 »
14.09.01 - Vorabend der Abreise

Nun ist es soweit, die Tasche ist gepackt, die Flugtickets liegen bereit. Morgen früh geht es endlich los. Die Woche war ganz schön stressig, nicht zuletzt wegen der schlimmen Ereignisse in den USA.

Unser Crewmitglied Andreas sitzt leider momentan noch in Boston fest und wir hoffen alle, daß er morgen einen Flieger nach Deutschland bekommt und am Sonntag dann nachkommen kann. Zum Glück war Aer Lingus bei der Umbuchung seines Tickets sehr kulant (dafür nochmal einen ganz recht herzlichen Dank an Herrn Frischkorn von der Reservierungszentrale in Frankfurt). Hoffen wir, daß sich der Aufwand auch gelohnt hat.

Jetzt werde ich aber erstmal noch ein wenig meine Vorfreude genießen...

Bis morgen,
Stevie.
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Re: ***Livebericht vom Shannon: 15.09.01***
« Antwort #2 am: 16.09.2001, 01:57 »
15.09.01 - Die Anreise

Um 6 Uhr reißt mich der Wecker unsanft aus dem Schlaf. Der Gedanke an den nun direkt bevorstehenden Irland-Urlaub vertreibt jedoch sehr schnell die Müdigkeit. Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es ab zum Flughafen Düsseldorf. Ich frage mich, was da aufgrund der verschärften Sicherheitsvorschriften wohl los sein wird.

Nach einer Stunde Fahrt sind wir am Flughafen und ich bin angenehm überrascht, dass es dort recht leer ist. In nur 20 Minuten ist das Gepäck eingecheckt und so bleibt noch Zeit sich in ein Cafe zu setzen. Ca. 1 Stunde vor Abflug mache ich mich auf den Weg durch die Kontrollen, alles kein Problem, kaum Leute dort, in zwei Minuten ist alles erledigt. Am Gate steht eine A320 von Aer Lingus, also steht dem pünktlichen Abflug nichts mehr im Weg. Es geht dann auch tatsächlich pünktlich los und die Flugzeit nach Dublin beträgt heute nur kurze 90 Minuten.

Wie immer besteht die Bordmahlzeit aus einem Sandwich und einem Schokoriegel, naja besser als nichts. Dazu gibt es Mineralwasser, welches sich in einer Art Joghurtbecher befindet. Es ist immer wieder ein Schauspiel, wenn die Leute versuchen diesen Becher zu öffnen. Der ist nämlich so randvoll, daß beim kleinsten Druck auf den Deckel eine nasse Hose garantiert ist.  So sind auch kurz darauf in meiner direkten Umgebung diverse Schimpfworte zu vernehmen, während ich aus das Wasser verzichte und auf die Stewardess mit dem Kaffee warte.

Auf die Minute pünktlich setzt der Flieger auf Landebahn 28 in Dublin auf. Der Kapitän sagt uns, daß wir einen Platz direkt am Terminal haben, er aber einen kleinen Bogen fahren muß, um einem anderen Flieger auszuweichen. Leider stellt sich heraus, daß unser Platz bereits von einem anderen Flugzeug belegt ist, daher bleibt unser Airbus auf dem Vorfeld stehen. Es ist aber weder eine Treppe vorhanden, noch steht ein Bus bereit, der uns zum Terminal bringen könnte. Wir warten fast 20 Minuten und einige Passagiere machen sich ernsthaft um ihren Anschlußflug Sorgen. Also Flughafen Dublin as usual.

Endlich im Flughafengebäude angekommen, ist für unseren Flug leider kein Gepäckband auf der Hinweistafel angegeben. Als ich mir einen Gepäckwagen hole, sehe ich auf dem Band direkt neben mir mein Gepäck vorbeifahren. Glück gehabt, innerhalb von 10 Minuten stehe ich bei meinem Busfahrer, der mich zum Bootsliegeplatz bringen soll. Beim Anruf zuhause erfahre ich, daß unser Mitfahrer Andreas immer noch in Boston festsitzt und frühestens Montag einen Flug bekommt. Er wird daher nicht mehr nach Irland nachkommen, schade.

Nach drei ereignislosen Stunden erreiche ich die Basis von Shannon-Erne Waterway Holidays in Cootehall, wo mich Paddy Gilboy, der Inhaber, direkt in Empfang nimmt. Unser Boot ist schon bereit und so nutze ich die Zeit bis zur Ankunft meiner restlichen Crew und packe meine Sachen aus. Als ich gerade fertig bin, schellt das Telefon. Andreas ist dran, er hat für heute Abend doch noch einen Flug bekommen. So hat er zumindest eine kleine Chance seinen Flug nach Dublin noch zu erreichen. Morgen wird sich also endgültig entscheiden, ob wir zu dritt oder aber zu viert unterwegs sein werden.

Gegen 19 Uhr treffen Frank und Thomas ein und werden noch auf dem Steg erstmal mit einer Tasse von unserem Spezial-Tee versorgt. Das Rezept erläutere ich die Tage mal näher. Nachdem alle Sachen verstaut sind, wird die Küche in Betrieb genommen. Es gibt Rührei mit Bacon und Toast. Den restlichen Abend tun wir uns die Ruhe an und freuen uns darauf morgen endlich loszufahren.

Bis dann,
Stevie
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Re: ***Livebericht vom Shannon: 16.09.01***
« Antwort #3 am: 17.09.2001, 12:17 »
16.09.01 - Und los geht's

Endlich ist es soweit, wir dürfen wieder Boot fahren! Das Wetter ist relativ gut, etwas Sonne und vor allem kein Regen in Sicht. Wir fahren den Boyle River hinunter in Richtung Carrick on Shannon. Unterwegs kommt uns eine Armada von Mietbooten entgegen, die am Vorabend in Carrick gestartet sind und jetzt in den Lough Key fahren.

Nach ca. 1 Stunde legen wir in Carrick in der Emerald-Marina an und machen uns auf den Weg zum Einkaufen. Leider sind die Läden durch die Touristen vom Vorabend ziemlich geplündert, aber nachdem wir zwei verschiedene Supermärkte aufgesucht haben, haben wir fast alles zusammen. Leider ist es schon etwas spät geworden, so daß wir es vor der Lunchbreak nicht mehr durch Albert Lock schaffen werden. Also machen wir in Carrick eine kleine Mittagspause und tuckern dann um 13 Uhr langsam in Richtung Süden.

Zwischenzeitlich erfahren wir, daß unser fehlendes Crewmitglied Andreas es doch noch zurück nach Deutschland geschafft hat. Wenn alles gut geht, wird er so gerade seinen Flieger nach Dublin bekommen und am Abend zu uns stossen.

Gegen 15:30 Uhr erreichen wir den Ort "mit der Hubbrücke und der Schleuse" und finden problemlos einen schönen Liegeplatz. Den Nachmittag verbringen wir an Bord und genießen die letzten Sonnenstrahlen.

Gegen 20:30 trifft tatsächlich Andreas ein, nach mehr als 20 Stunden Anreise von Boston über Frankfurt nach Dublin und dann per Bus zum Shannon. Thomas, der heute die Küche bedient, zaubert Nudeln mit Tunfisch-Tomaten-Soße, sehr lecker. Nach dem Essen feiern wir die Ankunft unseres "verlorenen Sohnes" mit einigen irischen Bierchen und etwas Whiskey. Der Abend wird etwas länger und gegen 1:30 Uhr liegen wir zufrieden im Bett. Nun ist die Crew vollständig und wir können morgen in Richtung Süden düsen.

Gruß Stevie.
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Re: ***Livebericht vom Shannon: 17.09.01***
« Antwort #4 am: 18.09.2001, 21:43 »
17.09.01 - 2. Tag auf dem Fluß

Nach unserer kleinen Feier vom Vorabend sind wir tatsächlich schon um 9 Uhr fit und nach einem kleinen Frühstück bereiten wir uns auf die Abfahrt vor. Da wir direkt oberhalb der Schleuse von Roosky liegen, können wir uns das Kreiseln sparen, im Gegensatz zu einigen anderen Booten. Kurz oberhalb der Schleuse liegt offensichtlich ein Baumstamm im Wasser, wie zwei Boote unfreiwillig feststellen. Eines davon ist ein Schiebeverdeckboot, welches in der Nacht hinter uns gelegen hat. Angler aus England, das ganze Dinghy voll mit Angelausrüstung. Als sie den Baumstamm finden, hebt es das Boot ca. 30 cm aus dem Wasser. Zum Glück geht nichts kaputt.

Als die Schleuse geöffnet wird, machen wir uns auch auf den Weg, vor uns jedoch ein großes Boot von Emerald Star Line, dessen Skipper leider nicht viel Erfahrung hat und sich vor der Schleuse festfährt. Tony, der Schleusenwärter sieht unser Shannon-Info.de Schild am Windschild und bittet mich dem Skipper doch etwas "information" zukommen zu lassen. Kurz darauf brüllt er mit breitem Grinsen dem Problemboot ein "You need another captain!" zu. Wir platzen bald vor Lachen. Schließlich geht aber alles glatt und wir setzen unsere Fahrt in Richtung Süden fort.

In Tamonbarry geht es relativ zügig und problemlos durch Brücke und Schleuse, auch Lanesboro passieren wir etwas später. Da unser Ziel Quigley's Marina in den Inner Lakes ist, überqueren wir an diesem Tag noch den Lough Ree. Es ist herrliches Wetter und der See ruhig wie ein Spiegel. Dafür fallen nach einigen Kilometer Schwärme von Mücken über uns her. Wir müssen zeitweilig sogar die Flybridge räumen und von drinnen fahren. Wir variieren die Fahrgeschwindigkeit, so daß etwas Fahrtwind das Gros der Plagegeister beseitigt.

Gegen 16 Uhr sind wir im Hafen, wo uns Sven, Anita, Birgit und Romy (die Crew von Waveline Cruisers) begrüßen und wir im Büro erstmal einige Tassen Kaffee erbeuten. Am Abend besuchen wir die Killinure Chalets, wo wir bei Geraldine und Manfred einige Pints trinken und uns natürlich den Bauch mit riesigen Steaks vollschlagen. Sehr empfehlenswert!

Der sehr gelungene Tag endet gegen 2 Uhr und wir fallen müde aber zufrieden in unsere Kojen.

Bis morgen,
Stevie
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Re: ***Livebericht vom Shannon: 18.09.01***
« Antwort #5 am: 19.09.2001, 22:46 »
18.09.01 - Lough Ree

Das Wetter auf dieser Reise ist einfach nur genial, seit Samstag haben wir praktisch keinerlei Regen gesehen. So erwartet uns auch heute wieder ein wolkenloser Himmel und viel Sonnenschein. Wir lassen den Tag ruhig angehen und besuchen erst nochmal die Waveliner auf einige Tassen Kaffee. Gegen 10:30 Uhr machen wir uns dann auf den Weg nach Athlone, da unsere Vorräte zur Neige gehen und die dortigen Supermärkte alles bieten, was das Bootfahrer herz begehrt. Eine Stunde später und über 100 Pfund ärmer, nehmen wir ein Taxi zurück zur Marina. Das kostet 3,5 Pfund und man muß die Tüten nicht durch den halben Ort schleppen.

Leider ist es mal wieder etwas später geworden, so daß wir unser eigentliches Ziel Lecarrow streichen und stattdessen nach Inny Bay fahren. Das ist ein Seitenarm des Lough Ree, in den ein kleiner Fluß mündet, der sogar ein kleines Stück befahrbar ist. Landschaftlich sehr schön gelegen und relativ ruhig, da sich hierher nicht so viele Touristen verirren.

Als wir kurz vor dem Fluß sind, sehen wir das Polizei-Boot hinter uns live in Action. Als der Captain den "Hebel auf den Tisch" legt, sind gerade noch die Schrauben im Wasser. Sieht ziemlich beeindruckend aus. Nach einer kurzen Patroullie verschwinden die Ordnungshüter wieder und wir kreisen noch einige Zeit im See.

Der Versuch unser Abendessen selbst zu fangen ist leider unerfolgreich, wir geben irgendwann auf und machen uns auf den Rückweg nach Killinure. Diesmal nehmen wir den Weg über Portlick Bay, wo inzwischen neue Bojen den Weg markieren. Allerdings ist dieses Fahrwasser nicht ganz ungefährlich und man muß gut aufpassen, den richtigen Weg zu nehmen. Gegen 17 Uhr sind wir wieder im Hafen und beschließen den Abend an Bord zu verbringen. Frank verarbeitet einige Hähnchenbrustfilets zu einem sehr leckeren Abendessen und im Anschluß daran entwickelt sich eine regelrechte Bordparty, die erst gegen 4 Uhr morgens endet. Einmal pro Urlaub muß man ja schließlich richtig versacken ;-). Als wir endlich in den Kojen liegen, ist uns klar, daß es morgen wohl erst mit Verspätung losgehen wird.

Gruß Stevie.
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Re: ***Livebericht vom Shannon: 19.09.01***
« Antwort #6 am: 23.09.2001, 12:32 »
19.09.01 - Camlin River

Ich wache gegen 10 Uhr auf und fühle mich trotz der etwas ausführlichen Getränkeprobe des Vorabends relativ fit. Da der Rest der Crew noch in den Federn liegt, schaue ich noch mal bei den Wavelinern im Büro vorbei. So nach uns nach erscheint dort auch der Rest der Truppe, angelockt vom leckeren Kaffee dort. Andreas muß allerdings ein kleines Hindernis überwinden und das Boot durch das Fenster verlassen. Thomas hatte ihn nicht mehr in der Koje vermutet und daher das Boot abgeschlossen ;-).

Gegen 12 Uhr beginne ich zu drängeln und treibe die träge Bande zum Aufbruch. Da der ganze Tagesplan sowieso schon durcheinander ist, möchte ich wenigstens noch ein gutes Stück zurück nach Norden kommen. Der Hinweis zu unserem Suchspiel ist damit leider hinfällig (sorry!), da wir es auf keinen Fall mehr bis nach Kilglass schaffen werden. Neues Ziel ist der Camlin River, den ich leider noch nie befahren habe.

Wir überqueren bei strahlendem Sonnenschein den Lough Ree. Bei Millstone Point sehen wir ein großes Emerald-Boot, das auf der falschen Seite der schwarzen Bojen vorbeifährt. Zum Glück passiert nichts und der Skipper bemerkt seinen Fehler. Als er kurz darauf das sichere Fahrwasser erreicht, nimmt er jedoch plötzlich direkten Kurs auf Lecarrow, weil er offensichtlich völlig die Orientierung verloren hat. Wir sind schon zu weit weg um ihn warnen zu können und verfolgen mit dem Fernglas die Ereignisse. Kurz bevor er in flaches Wasser gerät, bemerkt er jedoch erneut seinen Fehler und erreicht schließlich das korrekte Fahrwasser nach Süden. Es ist schon ziemlich unverständlich, wie schlecht vorbereitet und leichtsinnig sich einige Leute auf die großen Seen begeben.

Gegen 16 Uhr erreichen wir Tarmonbarry, biegen jedoch vor kurz vor dem Ort in den Camlin River ab. Nach ein paar hundert Metern erwartet uns eine alte Schleuse und glücklicherweise ist sogar ein Schleusenwärter anwesend. Wir helfen die Schütze zu kurbeln und die Tore zu öffnen und nur kurze Zeit später befinden wir uns in einem völlig von alten Bäumen überwucherten Kanalabschnitt. Noch ein kurzer Blick auf Richmond Harbour und schon befinden wir uns auf dem eigentlichen Camlin. Der Fluß ist relativ schmal, jedoch mit etwas Aufmerksamkeit problemlos zu befahren. Da er nur wenig Strömung hat, liegen viele Pflanzenreste im Wasser und man sollte ein Auge auf die Kühlwasserfilter haben.

Gegen 17:30 Uhr entdecken wir einen sehr schönen Platz für Bankmooring und machen das Boot an zwei stabilen Bäumen fest. Nach einem ausgiebigen Abendessen tun wir uns die Ruhe an und erholen uns von den Folgen des Vortages.

Stevie.
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Re: ***Livebericht vom Shannon: 20.09.01***
« Antwort #7 am: 23.09.2001, 13:15 »
20.09.01 - Lough-Allen Kanal

Gegen 8:30 Uhr werde ich von der Sonne geweckt, die durch das Kabinenfenster blinzelt. Ich stehe auf, da wir heute eine längere Etappe vor und haben. Andreas hält es auch nicht mehr in der Koje und so legen wir gegen 9 Uhr ab, um uns auf den Weg in Richtung Lough Allen zu machen.

Der letzte Abschnitt des Camlin River in Richtung Shannon zurück ist relativ kurvig und es erfordert etwas Konzentration diversen Ästen und Gegenständen auszuweichen, die teilweise in die Fahrrinne ragen. Es geht jedoch alles problemlos und kurz darauf erreichen wir oberhalb von Tarmonbarry wieder das Hauptfahrwasser des Shannon.

Nach ruhiger Fahrt erreichen wir die Schleuse von Roosky, wo wir zunächst einen Schleusengang in Gegenrichtung abwarten müssen. Ich nutze die Zeit zu einem kleinen Gespräch mit Tony, dem Schleusenwärter und helfe ihm die schweren Schleusentore zu bewegen.

Als ich an der Schleuse stehe, werde ich von Bruno angesprochen, der mit seiner Freundin auf einem Boot von Waveline unterwegs ist und meine Hinweise zu unserem Suchspiel verfolgt hat. Damit sind die beiden die Gewinner unseres Spieles und erhalten T-Shirts und eine "Hello Captain"-CD. Wir unterhalten uns noch ein wenig und ich mache Fotos von den beiden, bevor wir unsere Fahrt in Richtung Norden fortsetzen.

Da wir die Schleuse von Albert Lock noch vor der Mittagspause erreichen möchten, liegt der Gashebel nun "auf dem Tisch". Mein GPS zeigt eine Geschwindigkeit von 12 km/h an und wir nähern uns zügig dem nächsten Etappenziel. Kurz vor der Schleuse läuft ein Stahlrumpf-Boot von Tara Cruisers zu uns auf und versucht uns zu überholen. Da wir es jedoch etwas eilig haben, fahren wir mit Vollgas weiter und der "Verfolger" gibt schließlich auf, weil die Eisenbahnbrücke vor uns auftaucht. Wir kommen rechtzeitig an der Schleuse an und können direkt hineinfahren. Auch unser Verfolger findet noch Platz und wir winken uns freundlich zu. Das kleine Rennen hat ihm offensichtlich auch Spaß gemacht.

Nach der Schleusung lassen wir die übrigen Boote vorausfahren, da wir nun keine große Eile mehr haben und im engen Jamestown-Canal, wie vorgeschrieben, langsam fahren wollen. Die übrigen Boote halten sich leider nicht daran und fahren mit Vollgas weiter. Schade, daß viele Leute überhaupt keinen Sinn dafür haben, wo sie gefahrlos Gas geben können und wo man eher vorsichtig sein sollte.

Ohne weitere Ereignisse erreichen wir Carrick-on-Shannon, wo wir anhalten um nochmals unsere Vorräte zu ergänzen. Frank und ich reinigen das Boot von innen und außen, während Thomas und Andreas die Supermärkte plündern gehen. Aus unserem Lieblings-Takeaway bringen sie außerdem Burger und Chips mit.

Nach der kurzen Mittagspause fahren wir weiter in Richtung Leitrim, passieren den Abzweig des Boyle River und den gewundenen Flußabschnitt um Hartley Bridge. Hier sehe ich den ersten Eisvogel unserer Reise. Es soll nicht der letzte bleiben.

Gegen 16 Uhr erreichen wir Battlebridge Lock, die Einfahrt in den Lough-Allen Kanal. Die Schleuse sieht so schmal und unscheinbar aus, daß man fast daran vorbeifahren könnte. Nur einige Stromschnellen und Felsen weisen darauf hin, daß der Shannon ab hier nicht weiter befahrbar ist.

Der Schleusenwärter ist leider nicht anwesend. Ein irisches Paar erklärt mir, sie hätten bereits über die an der Schleuse vorhandene Funkanlage, Kontakt mit ihm aufgenommen und er wäre "bald" zurück. Nach knapp einer Stunde erscheint er auch und da die Schleuse gerade "unten" ist, werden wir als erstes geschleust. Kurz darauf sind wir im schmalen Kanal und nun ist höchste Konzentration gefordert. An einigen Stellen ragen die Bäume so weit in den Kanal, daß unser Boot so gerade durchpaßt. Im kommenden Jahr soll das allerdings etwas besser werden. Der Schleusenwärter erzählt uns, daß die Bäume im Winter geschnitten werden sollen.

An den beiden übrigen Schleusen werden wir bereits erwartet, der Schleusenwärter kennt die Fahrzeiten durch den Kanal genau und ist zum passenden Zeitpunkt vor Ort. Bei Drumleague Lock werden drei Boote abwärts geschleust und damit sind wir für diese Nacht das einzige Boot auf dem gesamten Lough Allen. Der Schleusenwärter fragt uns, ob wir über Nacht im See bleiben wollen. Als ich das bejahe und Spencer Harbour als unser Ziel angebe, warnt er uns, es könnte dort etwas "rough" werden. Da das Wetter jedoch keinerlei Anzeichen für stärkere Winde zeigt, ignorieren wir die Warnung und fahren mit der einsetzenden Dämmerung auf den See hinaus.

Da wir nur noch für ca. 1,5 Stunden Tageslicht haben, schlagen wir den direkten Weg nach Spencer Harbour ein. Unterwegs haben wir die Gelegenheit einen sehr schönen Sonnenuntergang zu fotografieren und erreichen nach ca. 1 Stunde Fahrt unser Tagesziel.

Wir legen sicherheithalber so an, daß wir bei Wetterverschlechterung problemlos den Anleger verlassen können. Außerdem wird das Boot etwas lockerer festgemacht, um allen Eventualitäten vorzubeugen. Im Falle von stärkeren Süd- oder Ostwinden ist Spencer Harbour nicht ganz ungefährlich, daher ist hier etwas Umsicht erforderlich, insbesondere wenn man alleine im See ist.

Unsere Vorsicht erweist sich jedoch vorerst als unnötig und so verbringen wir nach dem Abendessen noch einige Zeit an Deck und genießen einen fast windstillen Abend.
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Re: ***Livebericht vom Shannon: 21.09.01***
« Antwort #8 am: 23.09.2001, 13:46 »
21.09.01 - Unser letzter Tag auf dem Shannon

Gegen 8 Uhr werde ich von der Sonne geweckt, die über den Iron Mountains erscheint. Ich stelle fest, daß der Schleusenwärter als Wetterfrosch wohl ungeeignet ist, es ist immer noch fast windstill und ich nutze den Morgen eine schöne Fotoserie zu schießen.

Gegen 9 Uhr erscheinen Bauarbeiter am Anleger, die kurz darauf eine Mischmaschine und einen Bagger in Betrieb nehmen. Wir flüchten vor dem Lärm und fahren mitten auf den See hinaus. Auf dem Wasser stellen wir die Maschine ab und lassen uns treiben, um die Morgensonne an Deck zu genießen. Mein GPS sagt mir, daß wir nach einer Stunde gerade mal 150 Meter abgetrieben sind. Da es im Lough Allen außer einer Lachsfarm keine Hindernisse gibt, kann man sich auf dem gesamten See frei bewegen.

Etwas später nehme ich die Küche in Betrieb und es gibt Spiegeleier mit Bacon zum Frühstück. Frank zieht es allerdings vor, irgendwelche "Frühstücks-Cerialien" zu sich zu nehmen. Die Dinger sehen aus wie Grillanzünder und werden deshalb von mir auch so genannt. Mir ist unklar, wie man dieses Zeug essen kann, ohne daran zu ersticken ;-).

Nach dem Frühstück startet Andreas einen weiteren Versuch, frischen Fisch für das Abendessen zu erbeuten. Leider ist er jedoch erfolglos. Durch die zunehmende Wärme nutzen diverse Mückenschwärme die Windstille um uns heimzusuchen, wir beschließen daher den Rückweg anzutreten.

An der Schleuse angekommen, rufe ich den Schleusenwärter über die Funkanlage. Nach 20 Minuten ist er da und wir fahren erneut durch den Lough-Allen Kanal. Das Wetter wird leider etwas schlechter und es kommen Wolken auf. Von Regen ist jedoch nach wie vor nichts zu sehen. Bei Drumleague Lock warten wir die Mittagspause des Schleusenwärters ab, gegen 15 Uhr verlassen wir den Kanal und fahren zurück in Richtung Carrick-on-Shannon. Auf dem Weg entdecke ich mindestens 3 weitere Eisvögel, einer bleibt direkt neben dem Boot auf einem Baustamm sitzen. Natürlich habe ich gerade jetzt meine Kamera nicht griffbereit und komme so um ein schönes Foto.

In Carrick angekommen, werden schnell noch ein paar Getränke eingekauft, da wir uns gestern etwas mit den benötigten Mengen verschätzt haben. Bei Emerald Star Line werden wir nach einiger Zeit freundlich gebeten unseren Liegeplatz zu räumen, da er für Bootsrückgaben benötigt wird. Da wir sowieso alles erledigt haben, machen wir uns auf den Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt bei Cootehall.

Wir folgen wiederum dem schon bekannten Flußabschnitt in Richtung Norden und biegen nach kurzer Fahrt in den Boyle River ein. Hier sind heute viele Angler mit Lakebooten unterwegs, wir haben aber nicht mehr genügend Zeit nochmal unsere Angel auszuwerfen. Gegen 17:30 Uhr erreichen wir den Heimathafen und machen direkt an der Dieselsäule fest. Da Paddy Gilboy nirgendwo zu sehen ist, rufe ich ihn auf dem Handy an und erfahre, daß er gerade zuhause ist, um sein Abendessen einzunehmen.

Ca. 1 Stunde später erscheint er dann und unser Boot wird erstmal aufgetankt. Wir haben in einer Woche lediglich 120 Liter Diesel verbraucht, obwohl wir relativ viel gefahren sind. Der geringe Verbrauch erklärt sich durch die vielen langsamen Passagen, die wir diesmal befahren haben, im Schnitt sind es schließlich unter 5 Liter/Stunde.

Den Abend nutzen wir dazu das Boot gründlich zu reinigen und unser Gepäck zu packen. Wir erfahren, daß Andreas und ich bereits um 4 Uhr abgeholt werden, obwohl unser Flieger erst um 9:55 Uhr von Dublin startet. Ich vermute, daß der Bus in Carrick-on-Shannon noch diverse Gäste aufsammeln muß und daher etwas mehr Zeit eingeplant wurde. Frank und Thomas haben es besser, da sie eine weitere Woche auf dem Shannon verbringen werden und per Taxi nach Killinure weiterreisen. Ihre Abfahrtszeit wird auf 10 Uhr festgelegt.

Der Rest des Abends vergeht schnell bei einigen Guinness und Gesprächen mit Paddy Gilboy. Wir erfahren, daß wir tatsächlich die wettermäßig beste Woche der ganzen Saison erwischt haben. Gegen 24 Uhr liegen wir in den Kojen, um wenigstens noch drei Stunden Schlaf zu bekommen.



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Re: ***Livebericht vom Shannon: 22.09.01***
« Antwort #9 am: 23.09.2001, 13:59 »
22.09.01 - Abreise

Um 3:15 klingelt der Wecker erbarmungslos und völlig verschlafen quäle ich mich aus der Koje. Wir packen die letzten Kleinigkeiten ein und ich muß sogar den Rest meines Kaffees stehenlassen, weil der Busfahrer bereits um 3:50 Uhr vor der Tür steht. Wir wundern uns, daß es sich nur um einen Kleinbus handelt.

Mitten in der Nacht geht es nach Carrick-on-Shannon, wo erstaunlicherweise nur 5 weitere Gäste aufgenommen werden, deren Flieger bereits um 7:30 Uhr von Dublin startet. Ich vermute hier ist irgendwas mit den Transfers schiefgegangen, es ist kaum vorstellbar, daß für die 10 Uhr-Flüge nach Düsseldorf und Frankfurt kein Gast von Carrick Craft, bzw. Emerald Star Line vorgesehen ist.

Da wir für die übrigen Gäste bereits spät dran sind, fährt der Busfahrer wie ein Wahnsinniger nach Dublin und schafft es tatsächlich gegen 6 Uhr vor dem Flughafen zu stehen. Was für die 5 Mitfahrer positiv ist, ärgert uns eher, da wir nun volle 4 Stunden auf dem Flughafen zubringen müssen. Zum Glück checkt Aer Lingus Flüge nach Deutschland nicht mehr pro Flug ein, sondern hat mehrere Sammelschalter für "Germany". So können wir trotz unserer frühen Ankunft direkt unser Gepäck loswerden.

Andreas hat Glück, einen Platz auf dem Flieger zu bekommen. Durch die Probleme bei seiner Anreise war er eigentlich auf den Sonntag umgebucht worden, was sein Reisebüro, wie es uns telefonisch mitgeteilt hatte, jedoch wieder auf den Samstag geändert hatte. Die nette Mitarbeiterin von Aer Lingus hat jedoch keine Info darüber in ihrem Computer, händigt Andreas jedoch ohne große Diskussion eine Bordkarte für den heutigen Flug aus. Wie wir hinterher feststellen, waren auf dem Flieger noch einige Plätze frei. Glück gehabt.

Nach schier endloser Wartezeit, die Andreas dank seiner Erlebnisse in Boston deutlich besser verkraftet als ich, startet unser Flieger pünktlich und wir landen schließlich gegen Mittag in Deutschland.

Damit ist meine letzte Shannon-Tour für diese Saison leider schon wieder beendet und die Vorfreude auf das nächste Jahr kann beginnen.
« Letzte Änderung: 01.01.1970, 01:00 von 1017957600 »

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Re: ***Livebericht vom Shannon: Fazit***
« Antwort #10 am: 23.09.2001, 14:12 »
23.09.01 - Fazit

Nachdem ich nun wieder einen Tag zuhause bin, ist es Zeit ein kleines Fazit unserer Tour zu ziehen.

Es hat mal wieder riesig Spaß gemacht und mit der schon Shannon-kundigen Crew kam auch die Erholung nicht zu kurz. Ich habe es endlich geschafft den Camlin zu befahren (Sehr empfehlenswert!!) und meinen zweiten Besuch im Lough Allen gemacht. Das Wetter war absolute Spitzenklasse, eine Woche ohne auch nur einen einzigen Tropfen Regen!! Da sage noch jemand das Wetter in Irland wäre schlecht...

Auf der Negativseite stehen diesmal 0 Hechte, aufgrund der etwas vorgeplanten Fahrstrecke war relativ wenig Zeit zum Angeln. Als reinen "Laien-Angler", der lediglich in Irland ab und zu die Angel ins Wasser hält, trifft mich das aber nicht sonderlich ;-). Außerdem war unser Suchspiel nur begrenzt erfolgreich. Wir haben lediglich ein Boot getroffen, welches bewußt an unserem Spiel teilnahm. Vermutlich war es einfach schon zu spät in der Saison und das Revier ist etwas zu groß für diese Form des Spiels. Es hat aber trotzdem viel Spaß gemacht, eure Kommentare zu verfolgen! Im nächsten Jahr wird es sicherlich eine modifizierte Form dieser Aktion geben!

Ansonsten bleibt mir nur zu hoffen, daß euch mein Live-Bericht gefallen hat. Der technische und der Zeit-Aufwand dafür waren nicht ganz gering, ich finde aber es hat sich gelohnt.

Der komplette Bericht wird demnächst in überarbeiteter Form zusammen mit diversen Fotos in der Rubrik "Reiseberichte" zu finden sein!

See you next year in Ireland!

Gruß Stevie.
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