Hallo an alle,
wir sind vom Barrow zurück, das Leben geht wieder seinen gewohnten Lauf und das schöne Wetter von Irland hat uns auch hier am Lake Lucerne endlich eingeholt.
Vorab, es war wieder sehr schön, die Barge, unsere Jenni war ein Schmuckstück, vielen Dank an Paul und Niamh, unsere äusserst liebenswürdigen Vermieter und alle neuen Bekannten und Unbekannten mit denen wir entlang des River Barrow eine schöne Zeit verbringen durften.
Nun, einen kleinen Einblick für Euch von unserer Reise mit ein paar vielleicht interessanten Details.
Am Mittwoch Nachmittag, den 29.05. trafen wir von Dublin mit dem Bus in Monasterevin ein. Die Anbindung des Ortes nach Dublin ist durch Bus und Bahn sehr gut, der Weg zum Standort der Barge von Jennifers Travel völlig problemlos. Paul, unseren Vermieter, hatten wir per SMS vom Bus aus informiert wann wir ankommen, er war pünktlich mit seinem Transporter am Boot vor Ort, fuhr uns schnell noch in den SuperValu zum Einkaufen, organisierte das Öffnen der Hubbrücke und der 1. Schleuse durch den Look Keeper, erklärte uns kurz das Boot, und schon waren wir wieder allein unterwegs zu unserer 1. Station der Fisherstown Bridge, gleichzeitig unser erster Übernachtungsplatz.
Was gab es bis dahin Wichtiges:
1. Jennifers Travel ist ein Privatvermieter mit einer, aber liebevoll gepflegten Barge.
Die Barge hat einen Torfofen, den wir allerdings bei dem warmen Wetter nicht benutzt haben. Die Grösse der Barge ist für 2 Personen geeignet.
2. Monasterevin ist ein sehr hübscher Ort mit allem was man benötigt.
3. Die Brücke kann nur durch den Look Keeper geöffnet werden.
Fisherstown Bridge
ist ein sehr ruhiger und schöner Anleger für die Nacht
Das Fishermanns Thatch Inn und sein Inhaber Sean in der Nähe des Anlegers sind einen Besuch wert. Stoff für eine abendfüllende Unterhaltung sind garantiert.
Wer es noch nicht wusste, es gibt einen tollen Videoclip bei YouTube von Michael English mit dem treffenden Namen Locklins Bar alias Fishermanns Thatch Inn.
Den nächsten Tag, also Donnerstag, ging es weiter mit einem kurzem Aufenthalt in Vicarstown nach Athy. Hier ist der Übergang vom Grand Canal in den River Barrow. Das Wasser im Grand ist vor Athy glasklar, so wie nie wieder auf der ganzen Strecke. Übernachtet haben wir an der Lifting Bridge hinter Athy, da der Barrow aufwärts wegen eines am Wochenende stattfinden Biathlons gesperrt war. Der Anleger und der Abend waren traumhaft ruhig. Der Fussweg in den Ort am Fluss entlang sehr romantisch und schön.
Athy ist verkehrstechnisch sehr belastet, relativ gross, mit allen Versorgungsmöglichkeiten. In Vicarstown gibt es im Prinzip keinen Laden und kein Pub mehr. Jedenfalls konnten wir nichts finden was geöffnet war. Auch Wasseraufnahme ist nicht einfach, da der Hahn durch die Boote von Barrowline nicht so einfach zu erreichen ist.
Freitag früh, Begrüssung durch Sonnenschein, welcher uns nun endgültig bis zum Ende der Reise nicht mehr verlassen sollte.
Weiterfahrt mit kurzem Stopp in Carlow bis zum Milford Look als nächsten Übernachtungspunkt.
Milford Look eignet sich auch sehr gut zum Übernachten. Eine sehr schöne Umgebung lädt zur Abendwanderung ein. Die alte Ziehbrücke existiert nicht mehr.
Samstag, Weiterfahrt mit Halt in Leighlinbridge, Bagenalstown und Übernachtung in Goresbridge.
Leiglinbridge ist ein hübscher kleiner Ort mit einem ebenfalls schönen Anleger. Alle Versorgungen können hier erledigt werden. Der Inhaber des Garrison Pub war sehr nett und wir konnten das Black Castle auf seinem Grundstück besichtigen.
In Bagenalstown sollte unsere Reise eigentlich zu Ende sein, da an der Schleuse gebaut wurde. Der Look Keeper gab uns aber die Genehmigung zur Weiterfahrt und schleuste uns durch.
Goresbridge hat ebenfalls einen sehr schönen Anleger, langsam langweilig oder? Pubs und Einkaufsmöglichkeiten sind vor Ort, ein schöner Park lädt zum Spazieren gehen ein.
Sonntag, wir erreichen St. Mullins. Bemerkenswert: Wir hatten bisher keinen Bootskontakt in Gegenrichtung auf unserer Reise. An allen Übernachtungsplätzen waren wir allein.
Ansonsten gibt es ein paar wichtige Sachen zu bemerken. Der Fluss wird ab Bagenalstown immer anspruchsvoller. Bei Tiefstand, Gefahr durch Auflaufen, bei Hochwasser sicher starke Strömungen durch die vielen Wehre. Immer konzentriert fahren, möglichst ohne Alk. Auch die Anlegemöglichkeiten in Mullins und Graiguenamanagh sind begrenzt. Bank Mooring ist auch auf Grund der zum Teil schmalen Wasserwege eher schwierig. In Mullins auf keinen Fall die Schleuse durchfahren, schon gar nicht bei einsetzender Ebbe. Es gibt keinen Warnhinweis an der Schleuse. Einmal in der Falle kommt man erst wieder bei Flut heraus.
Der Höhenunterschied des Flusses zwischen Ebbe und Flut kann durchaus bis zu 2m betragen, die Steig-und Sinkgeschwindigkeit betrug ca. 1cm in einer Minute. Mit dem Narrowboot vor der Schleuse wenden ist ebenfalls nicht ganz einfach.
St. Mullins selbst ist klein, hatten wir uns irgendwie grösser vorgestellt. Für uns gab es allerdings hier eine neue Freundschaft mit einem aussergewöhnlichen Paar, dessen für uns ungewöhnlichen Lebensweise und ihrer aussergewöhnlich grossen Hilfsbereitschaft. Das war der Endpunkt unserer Reise flussabwärts und gleichzeitig ihr Höhepunkt.
Montag Mittag, wir brechen wieder Richtung Norden auf. Vor Graiguenamanagh haben wir nun den 1. Bootskontakt in Gegenrichtung.
Dieses mal besichtigen wir Graiguenamanagh und übernachten am Ende des Ortes. Es ist wieder sehr ruhig und die Abendsonne kündigt einen neuen schönen Tag an.
Am Dienstag geht es zurück nach Bagenalstown. Der Look Keeper erwartet uns schon, und öffnet Schleuse und Brücke. Dieses Mal sehen wir uns den Ort an, Übernachten aber an der Rathellen Schleuse, da es am Anleger vor Ort nicht wirklich romantisch ist.
Am Mittwoch geht die Reise erst einmal bis nach Carlow. Carlow war für uns der schönste Ort von allen. Eine sehr schön gestaltete Umgebung, ein eher ruhiger, aber attraktiver Ortskern mit noch für uns unverhofft lustigen Erlebnissen in einem der Pubs.
An der Maganey Bridge kreuzten wir das erste Mal ein Pärchen aus der Schweiz mit einer Barge von Barrowline Cruisers. Wir fuhren aber noch weiter bis zum Levitstown Lock und übernachteten dieses Mal in der Schleuse, da der Anleger von Anglern belegt war.
Am Donnerstag früh hiess es erst einmal die Zugbrücke öffnen. Das war aber am Ende einfacher wie gedacht, so konnten wir pünktlich Richtung Athy in den Morgen starten.
In Athy machten wir noch mal eine Pause, dieses Mal am städtischen Anleger, drehten in den Grand Canal und tuckerten bis zur Fisherstown Bridge zu unserer nun 2. Übernachtung. Der Besuch bei Sean im Fishermanns Inn war jetzt Pflicht.
Freitag gab es dann an der Brücke in Monasterevin das direkte Treffen mit den zwei Schweizern. Sie gingen Essen, wir fuhren noch bis Rathangan. Jetzt wurde es langsam extrem heiss. Die Rückfahrt war dann schon ziemlich anstrengend in der prallen Sonne. Am Abend stand die Besichtigung von Monasterevin auf dem Plan, mit kochenden Waden.
Am Samstag Morgen frühstückten wir in aller Ruhe, packten die Sachen, verabschiedeten uns herzlich von Paul, konnten noch an der Bushaltestelle ein paar vorbeifahrende Oldtimer bewundern und fuhren mit Panoramasicht im Doppelstockbus nach Dublin Airport. Ein letztes Guinness und ab in den Flieger nach Zürich.
Zum Schluss als Fazit: Der Grand Canal von Monasterevin bis nach Athy ist sicher, für uns wohlgemerkt, eher unspektakulär. Wenig Abwechslung im Verlauf, das kann auf Dauer ermüdend sein. Um so aufregender ist der River Barrow. Es wäre sicher für uns ein Verlust gewesen, wenn wir nur bis Bagenalstown hätten fahren können. Die Menschen am Flusslauf sind ausgesprochen nett, humorvoll und redselig. Uns haben manchmal schon die Ohren geklingelt, das Zwerchfell allerdings auch. Wer die Ruhe liebt, findet hier viele gute und schöne Anleger. Auf der ganzen Reise sahen wir nur 2 fahrende Mietboote und zwar von Barrowline. 3 private Boote komplettieren den gesamten für uns sichtbaren Bootsverkehr innerhalb von 10 Tagen. Die Wasseraufnahme sollte zwingend in Carlow erfolgen. Es gibt sonst nicht viele Möglichkeiten. Verpflegung, Pubs etc. sind kein Problem.
Unsere Meinung ist, dieser Fluss ist eine Bereicherung für jeden Boots-und Irlandfreund.
Der offene Steuerstand ist allerdings bei Sonne super, bei tagelangen Regen wohl eine Empfehlung für Ölzeug. Wobei dann wahrscheinlich auch bald mit dem Fahren Schluss ist.
Die Schleusen wurden zum grössten Teil von meiner Frau mit Bravour bedient, den Bootsteil übernahm ich. Beim Abschleusen ist das Halten des Bootes mit Motorkraft kein Problem, beim Aufschleusen immer den Bug mit dem Seil am Boller festzurren, das Heck mit übergeworfenen Seil und per Muskelkraft sichern. Die Strömungen können bei tiefen Schleusen enorm stark sein.
Ansonsten ist das Schleusen zu zweit durchaus machbar.
Also, das war`s dann auch schon. Schön war`s. Michael und Cordula