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Autor Thema: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015  (Gelesen 26191 mal)

Offline Panta Rhei

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Statt eines ausführlichen Reiseberichts:

- Die Leute von Aghinver haben auch dieses Jahr wieder topgepflegte Boote und einen tollen Service, ja sogar meine Gitarre ist schon an Bord, als wir ankommen.

- Zum ersten Mal "Smugglers Creek" am Atlantik, weil alle immer so begeistert sind. Wir finden: Landschaft toll, Essen durchschnittlich bis fad.

- Enniskillen putzt sich immer mehr heraus, vor allem seine Uferpromenade

- Crom Castle mit seinem wunderschönen Park bleibt einer unserer Lieblingsplätze

- Der Metzger in Ballyconnell hat einfach legendär gute Lammkotletts

- Die Iren sind und bleiben Meister der ersten Kontaktaufnahme. Während deutsche/schweizerische Bootscrews angestrengt wegschauen (aus Höflichkeit? Desinteresse?), machen es die Iren so: Blickkontakt suchen. Wenn du den Blick erwiderst: Ein Satz übers Wetter. Wenn du freundlich antwortest: Nächster Satz darüber, wo du herkommst. Ein paar Rückfragen. Und schon bist du mitten im Gespräch. Und dann: "Take care" oder "enjoy". Und fertig ist das freundliche Gespräch, das niemandem wehtut und das soviel von diesem wunderbaren Land ausmacht.

- Upper Kilclare Lock: Eine deutsche Crew mit einer Kilkenny haut uns vor der Nase das (Schleusen-)tor zu. Umso schöner, dass hinter uns ein irisch-südafrikanisches Paar ebenfalls schleusen möchte, was uns eine 8-schleusige Bekanntschaft mit Gesprächen in acht Akten beschert. Übers Wetter, über Beethoven, über Boyle Abbey, über Kinder, Enkelkinder und gebrechliche Eltern. Und natürlich übers Wetter.

- Unser Lieblingsplatz in Carrick? An der Mauer beim Ruderclub mit der Flybridge Richtung Emerald Star, am besten während zurückkehrende Besatzungen mit ihren Megaschiffen bei Beaufort 4-5 versuchen anzulegen.

- Die Besitzerin von Nauty Bits in Carrick verschont uns auch dieses Mal nicht mit ihren Weltverschwörungstheorien und ich verleihe ihr stillschweigend den goldenen Aluhut.

- Leider gibt es auch dieses Jahr weder am Flughafen in Dublin noch sonst irgendwo kontinentale Tageszeitungen mit einer Ausnahme in Carrick, da gibts die FAZ. Deshalb informieren wir uns über den Flüchtlingssommer aus Guardian und Times. Die Irish Times berichtet auch, aber so, dass du merkst: Obwohl wenige Länder eine solche Migrationsgeschichte haben wie Irland, ist der Kontinent soooo weit weg, dass es sich ausschließlich um ein deutsch-österreichisches Problem handelt, von dem sich Irland in keinster Weise angesprochen fühlt. Europa ist lediglich gut für Subventionen.

- Vom Kellner im Landmarks erfahren wir: Wenn du in München aufs Oktoberfest gehst, solltest du nach dem Genuss von ein paar Maß Bier nicht mehr Achterbahn fahren. Danke für den Tipp. Wir werdens uns merken.

- die neuen Schleusentore in Tarmonbarry ("african eiche"???) schauen solide und edel aus

- die Anlegeversuche der großen Emerald Star Boote haben auch in Athlone etwas Anziehendes für Sehleute wie mich. Ist aber auch bescheuert, dass ESL ein 13m großes Boot wie die Elegance nicht mal mit einer Mittelklampe ausstattet.

- Lukers in Shannonbridge ist umgebaut. Bisher eine kleine kuschlige Kneipe. Jetzt: Große Fenster zum Shannon, von innen einen grandiosen Blick auf den Fluss. Hoffentlich behält der Chef die Ruhe, immerhin hat er auch noch seinen Bauernhof und man karrt jetzt zum Mittagessen Busladungen mit Ausflüglern zu ihm in die Kneipe. Nächstes Jahr möchte er hier sein eigenes Rindfleisch vermarkten und die Terrasse überdachen.

- der ehemalige Wirt vom Wine House in Banagher betreibt seit längerem die Imbissbude "Van House" direkt vorm Silverline Office. Wir stehen dort, schauen ein wenig mit ihm Leichtathletik-World Championships, unterhalten uns über die amerikanischen Weitspringer, die trotz Favoritenrolle nicht unter die letzten Acht gekommen sind. Er sagt: "I´m only the Burger Champion of Banagher." Ich sage, ohne zu lügen: "Not only of Banagher, but of the whole Shannon!" Er denkt kurz nach und sagt dann: "You`re right."

- In diesem Jahr muss der letztjährige "Saviour of the Chinese Boat" (mein Ehrentitel im Lukers in Shannonbridge) kein chinesisches Boot retten. Stattdessen wird er nach Einbruch der Dunkelheit von einem indischen Boot bei dessen nächtlichem Anlegemanöver böse gerammt und beinahe versenkt. Die Crew sehen wir am nächsten Tag wieder: auf einem Felsen mitten im Lough Ree, das Rettungsboot ist schon da. Noch einen Tag später, in Lanesborough, scheint für die Weiterfahrt ein Emerald Star-Mitarbeiter mit an Bord zu sein. Obs was geholfen hat?

- Wegen schlechter Wetterprognosen früher zurück über den Lough Ree als geplant. Kein Abstecher ins Wineport restaurant, sondern stracks über den See.
Windstärke noch 4-5. Für mich ist die Fahrt "Juhuu", für Lisa "Aargh".

- Na gut. Kein Wineport. Aber dafür zum ersten Mal: Chinese Takeaway in Lanesborough. Sehr gutes Essen, danke für den Tipp, Stevie.

- Wir sind zwischendurch immer mal wieder froh, keine Teenager an Bord zu haben. Immer wieder Bootscrews mit Jugendlichen dabei, deren einziger Blick dem Smartphone gilt. Egal welches Naturschauspiel oder ähnliches gerade analog zu betrachten wäre. Höchstens mal ein kurzes Aufblicken mit dem Blick: "Oh Gott, sind meine Eltern so was von peinlich." Aber der Papa zahlts ja.

- Ach Mensch, ist es am Camlin River wieder schön

- Genauso am Lough Key

- den Preis für den schönsten Regenbogen erhält Keshcarrigan, den für die schaukeligste Nacht Knockninny

- am 1.9. beginnt wie jedes Jahr wieder die Entenjagd, wir sind da in Haughton`s Shore Marina. Ich verstehe diesen ganzen paramilitärischen Männlichkeitswahn nicht, zumal die Entenpopulation in diesem Jahr eh schon spärlich ist. Ich würde ihnen am liebsten zurufen: "Hat keinen Zweck, ihr habt letztes Jahr alle gekillt." Aber ich mache aus Prinzip keine Witze bei Leuten die bewaffnet sind, also Jäger und Polizisten.

- Was ist bloß in Belturbet los, jedes Jahr ein weiterer Pub, der zugemacht hat?

- Die letzten Kilometer vor Aghinver, das Eck da vor Castle Archdale, Windstärke 5. Aber diesmal kommt der Wind aus NNW, alles easy und lustig. Ich notiere: NNW alles ok. WNW wäre kniffliger, und W, so wie vor 3 Jahren, bringt meine Lisa zum Heulen.

- Ach ja, und die Lufthansa: Ich muss meine Gitarre mal mit nach Hause nehmen zum Servicemann. Lufthansa verlangt für das Extragepäckstück 90,- Euro.

- Heuer wars kälter und nässer als die letzten Jahre. Aber wieder wunderbar. Ich freu mich schon auf nächstes Jahr!
 
« Letzte Änderung: 12.09.2015, 17:56 von Panta Rhei »
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Wolfgang

Offline Volpi

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #1 am: 12.09.2015, 18:33 »
Hallo Wolfgang, vielen dank für diese Zeilen. Noch 14 Tage und dann, nach 4 Jahren Pause wieder auf dem Boot. Voller Vorfreude erwarten der Kapitän und sine Fru die Reise.
Viele Grüße aus Berlin
Petra

Offline Truni

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #2 am: 12.09.2015, 21:37 »
Hallo Wolfgang

Immer wieder schön, deinen treffenden Beschreibungen folgen zu dürfen. Insbesondere, da wir dieses Jahr ja selbst nicht in Irland unterwegs sind, sondern nun schon seit über 3 Wochen Yukon/Alaska (und, inkl. Las Vegas, noch 2 Wochen länger) unsicher machen. Deine Ausführungen haben uns deshalb ermöglicht, beides zu geniessen. Wir hätten den aufgeführten Punkt 6 gerne wiederlegt und stundenlang mit euch geplaudert  ;).

Wir freuen uns aber bereits wieder auf nächstes Jahr am Erne und hoffentlich auf ein Wiedersehen.

Herzliche Grüsse
René & Mike
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Offline Panta Rhei

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #3 am: 14.09.2015, 08:17 »
Hallo Mike und René, herzliche Grüße nach Alaska, und hoffentlich dann bis nächstes Jahr am Erne! Hallo Petra, viel Spaß in Irland!
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Wolfgang

Offline Hans

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #4 am: 14.09.2015, 15:57 »
Auch von mir danke für die Zeilen, liest sich anders wenn man dort war.

Hans

Offline paolo

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #5 am: 14.09.2015, 21:48 »
Hey Wolfgang,
mal eine indiskrete Frage: Wenn du in Irland Urlaub auf dem Boot machst, spielst du dann Gitarre nur für dich und die Deinen oder gehst du abends auch mit Gitarre in irgendwelche Pubs und steigst irgendwo ein?
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Offline Panta Rhei

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #6 am: 14.09.2015, 22:11 »
Hi Paolo, ich spiel dann für mich. Da kann ich ganz ohne Druck, dass es irgendeinem Publikum gefallen muss, einfach vor mich hinjammen, so ganz ohne Ziel, und entspannt Sachen ausprobieren. Und auch nicht jeden Tag, sondern vielleicht 2-4 mal in drei Wochen. Wenn grad ein schöner Sonnenuntergang ist zum Beispiel.

Naja, und zum Musikhören in die Pubs gehen wir auch nicht mehr so viel. Da wartest du bis 22:30h, bis mal irgendwas losgeht, und dann spielen sehr oft nicht so tolle Musiker. Es kommt kein Groove auf, springt kein Funke über. So dass man nach zwei drei Songs doch sagt: Lass uns nach Hause gehen und uns vom Boot in den Schlaf wiegen lassen. Natürlich gibt es immer mal wieder auch Highlights, aber die Trefferquote ist halt nicht so immens.

Und wenn mal richtig tolle Leute spielen (was man vorher nicht weiß), hab ich irgendwie kein gutes Gefühl, mich da musikalisch einzumischen. Ich tät mirs schon zutrauen und da mitschwimmen, aber da bin ich lieber der genießende Zuhörer.

Ich habs ja schon mal geschrieben: Keine CDs dabei (ich glaub, da geht es dir ja ähnlich), ein paar Mal selber Musik machen, ganz wenig Musik im Pub hören, und der Hauptsoundtrack sind Wind, Enten, Möwen, Wellen, Dieselmotor, Schleusensignale, Kühe und Schafe... Einfach die Ohren frei kriegen.
« Letzte Änderung: 14.09.2015, 22:17 von Panta Rhei »
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Wolfgang

Offline paolo

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #7 am: 15.09.2015, 08:34 »
Ja, das kann ich alles sehr gut nachvollziehen.
Bei mir kommt noch hinzu, dass ich morgens meist schon in der Dämmerung wach werde und auch aufstehe. Da bin ich dann abends um neun schon wieder hundemüde. Und somit zu müde für Live Musik im Pub :)

Und wenn ich morgens um sechs, halb sieben ins Dinghy steige, es ist windstill, das Wasser spiegelglatt, ... da kannst du mir jeden Pubbesuch für schenken und mir auch noch Geld dafür bieten, ... ich würde nicht tauschen wollen. Und wenn's morgens regnet und/oder windet, dann drehe ich mich nochmal genüsslich für ein paar Minuten in der Koje rum, ziehe mir dann das Regenzeug und die Gummistiefel an, setze mich ins Dinghy und proste dem Regen mit einem kleinen, einem ganz kleinen Jameson zu, hahaha

CD und Radio, das braucht man nur, wenn man nix mit sich selbst anzufangen weiß...
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Offline Stevie

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #8 am: 15.09.2015, 08:45 »
Und wenn mal richtig tolle Leute spielen (was man vorher nicht weiß), hab ich irgendwie kein gutes Gefühl, mich da musikalisch einzumischen. Ich tät mirs schon zutrauen und da mitschwimmen, aber da bin ich lieber der genießende Zuhörer.

Wenn eine feste Band irgendwo spielt, gebe ich dir vollkommen recht. Aber bei einer informellen Session sind fremde Musiker eigentlich immer sehr willkommen. Wir hatten das im April in der Railway Bar in Belturbet. Dank Alex ("Kremsi") haben wir erfahren, dass ein deutscher Hobbymusiker sich dort mit Pat O'Connor (eine Musiklehrerin aus Dublin, die ca. 10 verschiedene Instrumente spielt) zu einer kleinen Session verabredet hatte. Die ist extra für den Abend mit einer Bekannten aus Dublin angereist. Dazu kamen dann noch ein paar Bekannte von Pat, die auch extra 40 km gefahren waren, um dabei zu sein und ein paar spontane "locals".

Wir haben dann mit ca. 15 Leuten um mehrere Tische herum gesessen und die Session ging bis 2 Uhr morgens. Das war das erste Mal seit Jahren, dass ich mich geärgert habe, das meine Gitarre seit 15 Jahren unbenutzt in ihrem Koffer liegt. Aber kräftig mitgesungen haben wir  :D. Das war einer der besten Abende in einem Pub seit vielen Jahren.

Gruß Stevie

Offline Panta Rhei

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #9 am: 15.09.2015, 13:15 »
Das, da gehört viel Glück dazu, solche Highlights zu erleben. Und Stevie: Gitarre auspacken, nicht im Koffer rumliegen lassen, und wieder ein wenig drauf klimpern. (Ich weiß schon, die Hornhaut muss erst wieder wachse und solange tuts weh...)
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Wolfgang

Offline bádoir

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #10 am: 15.09.2015, 13:38 »
da gehört viel Glück dazu, solche Highlights zu erleben.

...... und dem kann man nachhelfen, indem man Pubs abseits der eingefahrenen Wege sucht. Auf dem Land wohnen die Iren ja zuweilen recht verstreut, und der Ortsmittelpunkt besteht gerade aus einem Pub und der Kirche. In solchen Gegenden kommen immer wieder Leute aus der Umgebung zusammen, um eine Spontansession zu beginnen. (im Pub natürlich!)

Am Barrow tut man sich da natürlich leicht, aber auch für mehr befahrene Reviere habe ich
Geheimtipps:

Mal ein paar Kilometer laufen (tut Seemanns- und -fraus Beinen gut, und außerdem: 1 Stunde strammer Marsch = 350 kcal = 1,2 Pints!)

Die Nebensaison wählen, wenn die Iren wieder unter sich sind.

Freitag, Samstag und Donnerstag (in dieser Reihenfolge) ist die Trefferwahrscheinlichkeit am höchsten.

Nicht ärgern, wenn mal gut gemachte Rockmusik gespielt wird. Die Iren wollen auch nicht immer „Fields Of Athenry“ hören.

Weniger angelaufene Stopps, abseits der üblichen Tagesetappen, wählen.
In Kilclare z.B will jeder nur die Schleusen hinter sich bringen. Das Pub bleibt den Einheimischen. (Achso, das sollten ja Geheimtipps sein  ;) )

Na, dann viel Spaß!
bádoir
« Letzte Änderung: 15.09.2015, 13:41 von bádoir »

Offline Franz

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #11 am: 14.10.2015, 18:56 »
Hallo Bootsfreunde,
habe aus verschiedenen Gründen einige Zeit nichts geschrieben.Aber jetzt mein Senf.
Auch wir haben keine Lust mehr in irgendeinem Pub zu sitzen und zu warten was es denn um 11pm noch für Musik gibt.Darum planen wir unsere Tour immer so,daß wir uns am Wochenende in Shannonbridge und Banagher herumtreiben.Ja,da rümpfen einige die Nasen.Aber wir sind mit dem zufrieden was halt an diesem Tag gespielt wird.Wir sind da nicht so zimperlich.Wir fühlen uns halt bei Mik,JohnJohn und Mikel zu Hause.
Man kennt sich im Laufe der Jahre.Die Musikdichte ist dort am Freitag,Samstag und Sonntag sehr hoch.
Und dennoch haben wir super Muke erleben dürfen:
In Richmond Harbour fanden wir am Boot eine Einladung vor,die uns zu einem Abend in die Camlin Bar einlud.
Tradi vom feinsten in diesem urigen Loch.12 Musiker spielten der Reihe nach oder zusammen und wurden von einem zahnlosen Farmer mit einer Videokamera gefilmt und interviewt.Der Farmer war wohl sowas wie ein Archivar oder Stadtschreiber.War ein toller Abend mit heiliger Stimmung.Zu heilig um selber die Kamera zu zücken.Da wir nur insgesammt 4 Touris waren und etliche Iren fand dort auch kein Blitzlichtgewitter statt.
Es war richtig intim.Ich möchte nicht verschweigen,daß ich auf die Frage ob ich etwas singen könnte,den Danny Boy zum besten brachte.Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut von diesem Abend.
Bei JohnJohn spielte an einem Samstag sowas wie eine Beatles RivBand.Super.
Bei Mik an einem Abend ein ehemaliger Keyborder von Roger Withaker.Musik for all;war klasse.
Ebenso bei Mik die Gruppe "Macy South".Lokalmatadoren aus Athlone.Absolute Spitze.Die haben die Bude gerockt,daß die Visitkarten von der Decke fielen.(Proben von den Kameraden findet Ihr auf You Toube)
Der Laden war proppevoll.Wirklich Spitze.
Genug von meinem Senf,
nächsten September geht's wieder rüber,
bleibt alle gesund,
Gruß und Handbreit,
Franz
Einen riesen Dank an alle die diese tollen Seiten maßgeblich unterhalten und pflegen.
Informativ,unterhaltsam,zum Träumen einladend um vom grauen Alltag abzuschalten.
Gruß und Dank
Rita und Franz Ophoven

Offline Norbi

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #12 am: 14.10.2015, 19:37 »
Hallo Franz, hallo zusammen,

ich kann deine Schilderungen nur bestätigen - habe in Shannonbridge vor 3 oder 4 Jahren auch einen tollen Musikabend erleben dürfen inklusive live-gesungenem Geburtstagsständchen um Mitternacht von einem älteren Herrn aus Dublin, den meine Frau und ich im Pub kennen gelernt haben.
Alle Tische waren besetzt und man hat uns, wie üblich ( auf der Insel ), freundlich zwei Plätze an ihrem Tisch angeboten.
Ein junger Mann aus Dublin hat seinen Vater und seinen Schiwegervater, beide so um die Mitte Siebzig, für eine Woche auf eine Bootstour auf dem Shannon eingeladen - Toll !!
Wir sind dann irgendann, sehr spät jedenfalls, Arm in Arm zurück zu den Booten gewankt.

In diesem Jahr, am Sonntag Abend des 20. Septembers, sind wir in Terryglass im Pub gelandet.
Dort gab es Traditional Live - Musik ab 19:00 Uhr.
Klar, für die Touris !
Aber mitnichten ! Ein Super - Abend mit toller Musik und bester Stimmung.
Ein Banjo-Spieler vom Feinsten, ein toller Gitarrist mit guter Stimme und eine junge Frau mit einer Querflöte, die im letzten Jahr auf einem Musikfestival in Galway einen Preis gewonnen hat, wie sie während einer Zigarettenpause vor der Tür erzählte.
Es haben 4 oder 5 Einheimische Personen mehrere Solos zum Besten gegeben und die Stimmung ist dermassen gestiegen, dass die Musiker aus lauter Freude an dem schönen Abend bis ca.halb elf gespielt haben, obwohl es nur bis 21.00 Uhr angesetzt war.
Nach Schluss wollte uns, da es angefangen hat leicht zu regnen, noch ein Gast zum Boot fahren.
Da wir aber seinen Konsum an Alkoholika den ganzen Abend über beobachten konnten, sind wir lieber mit einer netten Ausrede zu Fuss gelaufen.

Überhaupt habe ich den Eindruck, dass in den letzten 5 oder 6 Jahren das musikalische "Treiben" längs des unteren Shannon wieder zugenommen hat.
In den 80-er und 90-er Jahren war es super, dann war kaum noch was los, vermutlich hatten sich die Einheimischen weiter ins "Landesinnere" zurück gezogen ?
Empfehlen für traditionelle Musik kann ich auch den Pub in Garrykennedy, wo am Mittwoch Abend echt was los ist, inklusive Tanzdarbietungen der Kids, Töchter und Söhne der Pubinhaber wohl.

Angeltechnisch gesehen war es in unserer Septemberwoche am unteren Shannon extrem schlecht. So wenig haben wir noch nie gefangen, aber es ging auch anderen so.
Bin schon gespannt, was Paolo zu berichten hat, wenn er vom Erne zurück kehrt ( heute ???? ).
Gibt es im September viel Kraut, was das Angeln ( und das Fahren natürlich ) erschwert
Wir haben für nächstes Jahr auch mal wieder den Erne im Programm, also weniger Musik, aber hoffentlich dafür mehr Fische:


LG
Norbert

Offline paolo

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #13 am: 15.10.2015, 07:15 »
Tja, was die "mehr Fische" angeht, muss ich dich leider enttäuschen. Auch der (Upper) Erne war sehr stark verkrautet. Schleppen in der Crom Gegend so gut wie unmöglich. Die meisten Angler, die wir auf anderen Dinghies gesehen haben, fischten daher mit Pose und totem Koderfisch. Die Franzosen vom International Fishing Center in Belturbet hat es zuhauf in die Knockninny/Naan Gegend verschlagen (!). Und auch da hauptsächlich Anwerfen und Posé.

Schweren Herzens sind wir dann zum Lower Erne gefahren, da war die Krautsituation besser, aber auch nicht immer wirklich gut. Die Situation drastisch verschlimmert wurde zudem dadurch, dass man wohl am 01. Oktober vor lauter Hochwasserangst den großen Stöpsel gezogen und den Wasserstand um gut 40-50cm gesenkt hat. Das hat die Angelei noch mal zusätzlich erschwert.

Dafür hatten wir aber absolutes Traumwetter, die letzten drei Tage sogar hochsommerlich. Der Broad Lough war absolut spiegelglatt - und ich habe den Lower Erne von seiner besten und schönsten Seite erlebt.

Und trotzdem... am Montag früh beim Sonnenaufgang, wir lagen am schönen Rossigh Jetty, hab ich gedacht: Jetzt noch einmal Crom Castle.... Da bin ich aus der Koje gesprungen, hab die Kinder aus dem Schlaf gerissen und laut gerufen: Kinder, jetzt geht's nach Crom. Tja und um kurz vor drei waren wir dann da! Und ich hab sogar einen Hecht von 75cm gefangen (das war aber auch der einzige in Crom...).
Und am nächsten sind wir dann zurück Richtung MHM.
Ich glaube, das macht mir so schnell keiner nach

Zurück zum Fischfang: Insgesamt waren es 14 Hechte in folgender Reihenfolge:
1 Devenish
2 Schleuse Portora
2 Cloonatrig
1 Naan
0 Crom
0 Quivy Waters
0 Naan
1 Devenish
3 Camagh Bay
1 Cloonatrig
1 Crom
1 Naan
1 MHM Bay

Ach, noch bemerkenswert: Ich fahre jetzt seit 10 Jahren jedes Jahr mindestens einmal an den Erne. Und dieses Jahr musste ich - gleich mehrfach - durch die Portora Lock schleusen, die bekanntlich sonst immer geöffnet ist. Das lag am super niedrigen Wasserstand. Zahlreiche Farmer hatten sich über das Stöpselziehen beschwert, und so versuchte man durch Inbetriebnahme der Schleuse den Wasserstand im Upper Erne etwas zu regulieren.

So long, paolo

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Offline Stevie

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #14 am: 15.10.2015, 10:57 »
Zahlreiche Farmer hatten sich über das Stöpselziehen beschwert, und so versuchte man durch Inbetriebnahme der Schleuse den Wasserstand im Upper Erne etwas zu regulieren.

Hi Paolo,

eigentlich war es immer umgekehrt: Die Farmer haben sich über Hochwasser und Überflutungen im Winter beschwert, weshalb man nun früher als bisher "den Stöpsel" im Lower Lough zieht. Die Portora Lock muss dafür zwingend in Betrieb genommen werden, da man sonst zu Fuß durch den Upper Lough laufen kann  ;).

Gruß Stevie

Offline paolo

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #15 am: 15.10.2015, 12:10 »
Chris Noble hat mir in größerer Runde gesagt, die Farmer hätten sich beschwert, dass nicht wie sonst in den Jahren der Stöpsel erst im November gezogen würde. Vielleicht habe ich da aber auch was falsch verstanden und es war so, dass man den Stöpsel schon jetzt gezogen hat, damit sich die Farmer nicht bei eventueller Überflutung beschweren. Das macht eigentlich auch mehr Sinn :)

Zunächst war die Wettervorhersage für die letzten 14 Tage ja auch ziemlich katastrofal. Ich hatte eigentlich schon mit schlimmem Hochwasser gerechnet. Dass die Vorhersage dann absolut Lügen gestraft wurde, konnte ja keiner voraus sehen :)

Mir war's recht so. Habe zwar wenig Fische gefangen, aber dafür herrliche Landschaftsfotos gemacht  ::) ::) ::)
Und dabei hatte ich echt noch überlegt, eine kurze Hose mitzunehmen, aber dann gedacht, bei den Wetteraussichten kannst du getrost drauf verzichten.
So kann man sich täuschen (lassen).
paolo

 
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Offline Norbi

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Re: Impressionen aus drei Wochen im August und September 2015
« Antwort #16 am: 15.10.2015, 13:18 »
Danke für deine Infos, Paolo.

Oh Mann, da müssen wir uns ja echt mal überlegen, dann doch wieder mal in die obere Shannonregion zu fahren, denn mit so viel Kraut macht das Angeln ja keinen Spass.
Oder alternativ doch im April / Mai fahren, falls es bei allen passt.
Mal schauen.

LG
Norbert