Etwas möchte ich noch ergänzen zu meinem Nachmittags-Beitrag.
In vielen Medien-Beiträgen, auch offiziellen, ist vom schnellen Beginn der Austrittsverhandlungen die Rede (verschiedentlich wird auch geäussert, mit dem Votum gestern sei GB ausgetreten).Vielleicht erwarten das sogar die Leave-Wähler in GB, in Unkenntnis der Formalien. Ich habe mir den Artikel 50 extra noch mal genau durchgelesen. Verhandlungen können erst aufgenommen werden, wenn die Absichtserklärung offiziell übergeben wurde. Cameron lehnt das ab, selber zu tun. Der (mögliche) Nachfolger Boris Johnson sagte deutlich, es habe keine Eile; also vor dem Herbst ist Stillstand angesagt. Laut Art. 50 gibt es keine Frist und keine Handhabe der EU, die Abgabe der notwendigen Erklärung zu erzwingen.
Die Gewinner der Abstimmung merken jetzt plötzlich, dass sie ihren Wählern liefern müssen. Bereits vor der Abstimmung war vielen Beobachtern klar, dass das Brexit-Lager keine Fakten, keine plausiblen Ausstiegsszenarien liefern konnte ( Nigel Farage hat sogar den berühmten 350Millionen £-Spruch als gelogen eingestanden, er selber war natürlich nicht verantwortlich !) für den Fall des Sieges. Der Sieg, das ist für die Topleute der Gewinnerseite der "worst case", und das realisieren sie jetzt - daher möglichst lange Zeit verstreichen lassen bis zu Verhandlungen - und es schwirren Gerüchte durch London, dass man evtl. ohne den Art. 50 versuchen will, zu besonderen Konditionen zu kommen. Ob die Leute, die Leave gestimmt haben, da mitmachen? - man darf gespannt sein. Lisnarick