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Autor Thema: KUBA (Teil 1)  (Gelesen 8570 mal)

Offline paolo

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    • die unglaublichen Erlebnisse eines Bootfahrers
KUBA (Teil 1)
« am: 22.07.2017, 14:40 »
 Eigentlich wollte ich ja nie ein eigenes Boot haben. Zum einen wegen des hohen pekuniären Anschaffungsaufwandes, zum anderen wegen des hohen pekuniären Unterhaltsaufwandes (Liegeplatz, Instandhaltung, Reparaturen), drittens, weil mich das reviermäßig doch stark einschränken würde, und viertens, weil man halt bei einem Defekt keine Charterbasis hat, die man im Falle eines Falles anrufen kann und dann umgehende Hilfe erhält. Letzteres kann da schon mal zum Problem werden...

Und dann hab ich es doch getan!
Einen bereits betagten Kahn Baujahr 1980 gekauft, mit nem Sechszylinder DAF Motor und 150PS, einer riesengroßen Außenterrasse, viel, viel Stauraum, aber trotz 12,50m Länge ohne Dusche und nur zwei bis notfalls vier Schlafplätzen.

Dass ich es dann überhaupt doch getan habe, lag letztlich an meinem geliebten Weib Britta. Ihr ging es in den letzten Jahren immer öfter tierisch auf den Keks, dass es bei mir im Hirn eigentlich nur noch ein wichtiges Thema zu geben schien: Bootfahren, Bootfahren, Bootfahren.
Und natürlich am liebsten Bootfahren in Nordirland.

Mit der Familie oder mit Freunden habe ich auch andere Reviere kennen gelernt. So bin ich Boot gefahren in Holland mit einer Penichette ab Loosdrecht, auf der Charente in Frankreich, zweimal in Berlin und Potsdam, auf der Lahn, Rhein und Mosel, zweimal in Schottland auf dem Caledonian Canal, auf dem Neckar und abgesehen von mittlerweile 15 Fahrten auf meinem über alles geliebten Erne habe ich auch zweimal in den Shannon reingeschnuppert.

Seit 1995, als ich mit Britta - sie, im siebten Monat schwanger - unsere Hochzeitsreise auf einem Boot in Schottland genossen habe, bin ich vom 'Bootfahrvirus' befallen.
Damals knapp 40, heute gut 60 Jahre alt, ist dieser böse Virus nicht kleiner geworden, sondern eher noch größer.
Ich habe eine klasse Frau, drei supertolle Kinder, einen Hund, ein Haus, das fast schon abbezahlt ist, habe unzählige, sehr aussergewöhnliche Dinge in meinem Leben erlebt. Durch eine geschäftliche Partnerschaft mit TV-Moderator Alfred Biolek und einem gemeinsamen Restaurant/Club ('Alter Wartesaal' in Köln) war ich auf du und du mit Dutzenden von prominenten Weltstars, habe tausende andere interessante, verrückte, schizophrene, kreative, liebe, nette, blöde, arrogante, eindrucksvolle, außergewönliche Menschen kennen, lieben, schätzen (aber manchmal auch verachten) gelernt. Und auch viel, viel Sex, Drugs & Rock'n'Roll. Ich könnte ein Buch darüber schreiben...

Tja, und dann habe ich Britta nach zehn Jahren wiedergetroffen.
Wir hatten uns 1984 zuletzt gesehen. Waren damals ein paar Wochen zusammen, fanden dann aber beide die Fortsetzung unserer Beziehung irgendwie zu langweilig, sind ohne Tränen auseinander gegangen und haben fortan nur noch im Wohlwollen ab und zu aneinander gedacht. Was blieb, war die gute Erinnerung.
Und als wir uns im Sommer 1994 durch einen puren Zufall wiedertrafen, ging plötzlich alles ganz schnell. Nach wenigen Wochen zogen wir schon zusammen, dann wurde sie schwanger (Anna ist heute 21), tja und dann fuhren wir auf die bereits genannte Bootstour nach Schottland.

Und da in Schottland auf dem Boot, lernte ich die Ruhe kennen.
Eine unglaubliche Ruhe.
Fernab der Zivilisation.
Keine Hektik, kein Stimmengewirr, kein Großstadtlärm.

Da war's um mich geschehen.
Wieder zuhause zog ich mich immer mehr aus dem Nachtleben zurück, habe fast nur noch tagsüber gearbeitet und nachts, wenn Britta und Anna eingeschlafen waren ans Bootfahren gedacht und immer öfter auch davon geträumt.

Die 'Kuba' habe ich letztes Jahr Mitte Juli in Braunschweig gekauft. Britta und ich hatten uns vorher schon Boote in Haren am Dortmund-Emskanal, in Holland und in Koblenz angeschaut.
Zur Besichtigung nach Braunschweig bin ich alleine gefahren, Britta hatte keine Lust. Das war der Fehler, denn ich konnte einfach nicht widerstehen und abends war der Fisch im Sack, das Boot gekauft. Und weil das Schiff gerade komplett neu lackiert war, stand kein Name dran, da habe ich's 'Kuba' getauft.

Ich habe die 'Kuba' dann eine Woche später bezahlt und in Braunschweig abgeholt. Bei der Besichtigung hatte ich den 12 Tonnen Kahn ja nur an Land auf dem Hafentrailer gesehen. Jetzt lag es majestätisch - so kam es mir jedenfalls vor - in einem kleinen Hafen am Mittellandkanal.
Als wir ankamen, war der Vorbesitzer noch beim vorab vereinbarten Ölwechsel dabei. Leider war seine Ölabsaugpumpe kaputt gegangen. Da hat er die Ablassschraube an der Unterseite des Motors gelöst, dabei ist im die Ablassschraube aus den Händen gerutscht und in die Bilge gefallen und dann hat er bemerkt, dass die Wanne, mit der er das Öl auffangen wollte zu hoch war und gar nicht unter die Ölablassöffnung passte. Hätte er ja auch mal vorher testen können. So ergossen sich unweigerlich gut 11 Liter altes SAE30 Motoröl in die Bilge und der Vorbesitzer fluchte wie ein Rohrspatz. Mit ein paar alten Lappen hat er versucht das Öl aufzunehmen. Das war aber so gut wie unmöglich, denn der Motorraum ist ziemlich eng, dafür über einen Meter tief und die Arme des Gequälten zu kurz, um bis auf den Boden zu kommen.

Schöne Scheisse.

Was tun?
Klar, ein böser Mensch wäre versucht gewesen, die Bilgenpumpe anzuwerfen um das Öl in den Mittellandkanal abzulassen. Aber ich bin kein böser Mensch, also war das für mich keine Option.
Ich hätte auch noch vom Kauf zurücktreten können. Aber ich wollte jetzt unbedingt das Boot haben und losfahren. Schließlich war mein Plan, mit der Kuba bis ans Mittelmeer zu fahren...
Der Vorbesitzer hat mir dann als Entschädigung den Preis für zwei nagelneue 140aH Batterien erlassen. Da bin ich mit meinem Freund Werner und meinem Sohn Matteo, die mit mir waren, zum nächsten Bauhaus gefahren, wo wir den kompletten Bestand an Ölbindemittel aufgekauft haben.
Das Boot hatte ich bezahlt, der Vorbesitzer mittlerweile weg und wir haben 15 Pakete Ölbindemittel in der Bilge verteilt.

Dann sind wir am 20. Juli 2016 gegen 18:00 Uhr losgefahren und auf den Mittellandkanal in Richtung Westen eingebogen.

Der Mittellandkanal von Braunschweig bis zum Dortmund-Emskanal ist um die 250Km lang, meistens schnurgerade und etwas eintönig. Da kommen dir jede Menge Berufsschiffe entgegen, deren Wellen dich richtig durchschaukeln und manchmal donnert so ein fetter Frachter an dir vorbei. Auch da gibt's lustige Wellen und du kommst dir vor, wie auf der Achterbahn im Vergnügungspark.

Ist aber alles schadlos verlaufen.
Und das war auch gut so.
Der Vorbesitzer hatte mir gesagt, das Schiff sei noch über ihn versichert. Wie ich später erfahren durfte, galt das aber nur für die Kaskoversicherung, nicht jedoch für die Haftpflicht.
Wie mir ein paar Tage später der freundliche Herr von der Hamburger Yacht-Versicherung mitteilte, würde die Haftpflichtversicherung mit Unterschrift unter den Kaufvertrag erlischen und man sollte schleunigst eine eigene Haftpflichtversicherung abschließen. Aber da war ich mit der Kuba schon in Nord-Holland in der Nähe von Groningen. Kaum auszudenken, was gewesen wäre, wenn ich auf dem Mittellandkanal eine Massenkarambolage mit ein paar Berufsfrachtern verschuldet, eine Hebebrücke oder auch eine Millionärsyacht gerammt hätte.
Pleite wäre ich gewesen.

(Und jetzt alle:)
Eine Bootsfahrt die ist lustig,
eine Bootsfahrt die ist schön,
tralla-lilli-lilli-lilli,
tralla-lili-lalla-la

Ist aber gut gegangen.
Nix crash.
Schwein gehabt.

******

Ich liege jetzt aktuell mit der Kuba im Stadthafen von Verdun, Frankreich.
Netter Hafen, mitten in der Stadt. Und das kostenfrei, sogar Strom und Wasser sind umsonst. Und das auch für ein Boot unter deutscher Flagge, mitten in Verdun.
Da war doch mal was?

Ich könnte euch jetzt die ganze Geschichte erzählen. Auf dem Weg von Braunschweig zum Dortmund-Emskanal, dann hoch zum Haren-Rütenbrockkanal, rüber zum Staadskanal, dann zum Zuidlaardermeer in der Nähe von Groningen, wo ich die Kuba über Winter im idyllischen Hafen von Allround Watersport gelassen habe, und dann dieses Jahr auf der Fahrt von Groningen über Arnheim, Venlo, Roermond, Maastricht, Namur bis hier nach Verdun hatte ich noch jede Menge schöne, lustige, aber auch weniger schöne Erlebnisse.

Ich will mich jetzt an dieser Stelle auf eine ziemlich kurze, gerade mal 40Km lange Strecke beschränken. Und zwar auf den Streckenteil von Roermond nach Maastricht.

Und weil meine Geschichte bis hierher schon recht lang war, möchte ich euch vorwarnen: Auch das wird ne längere Geschichte. Und alles an der Geschichte ist wahr, nichts geflunkert oder um der Pointe Willen hinzugefügt.

Das Unheil begann in Amsterdam ...

Am Samstag 13. Mai, ein Tag nach Matteo's 18. Geburtstag , bin ich mit Britta und Matteo nach Amsterdam mit dem Auto gefahren. Wir waren da schonmal 2005. Damals mit einem Boot von Locaboat von Loosdrecht in der Nähe von Utrecht aus, über Amsterdam nach Norden und wieder zurück. Die Stadt hatte uns damals super gut gefallen und da wollten wir jetzt wieder hin. Der Plan war ursprünglich, dass Matteo uns mit dem Auto fahren sollte. Er hatte ein paar Tage vorher seine Führerscheinprufung, durch die er aber wegen eines Fehlers zuviel in der Theorie durchgerasselt war.
Egal.
Das Hotel war schon gebucht, also bin ich gefahren.

Wir sind da nachmittags gegen 15:00 angekommen, haben eingecheckt und sind dann durch die Stadt gelaufen. Durch kleine Gässchen, an vielen schönen Grachten entlang und Hunderten von geheimnisvollen Coffee Shops vorbei.

Leider war die Stadt brechend voll und zu allem Übel brechend voll mit lustigen Junggesellenabschieden, viele aus Deutschland, England, auch Italien und Frankreich, und alle sturz betrunken, egal ob Männlein oder Weiblein.

Das fanden wir alle doof und sind dann auf so einen piekfeinen Schickimicki-Roofgarden von so nem Luxushotel. Der Laden war riesengroß, drinnen und draußen zusammen bestimmt 300 Plätze.
Die Typen alle im Sakko, die Mädels rausgeputzt mit falschen Wimpern und ebenso falschen Fingernägeln mit Strass drauf. Alle super cool. Und ein DJ war auch da. So'n Schwatter mit Axelshirt und "Baseball-Cappy-falsch-rum-auf".
Und alle gaaaanz wichtig!!!
Das fanden wir noch doofer als die Junggesellenabschiede vorher.
Ich habe dann bezahlt - Gin Tonic mit ner Scheibe Salatgurke drin für Papa 22,00 Euro, Glas Wein für Mutti 12,00 und Cola Light für Matteo 9,00 Euro.
Da hab ich mir ein Trinkgeld aus Frack gespart, Ääätsch.

Wir sind dann an ein paar Grachten und wieder ziemlich vielen Coffee Shops vorbei zu nem ziemlich guten Vietnamesen essen gegangen und dann um 23:00 in unser Hotel. Da wir ein Dreibettzimmer hatten, war nix mit Liebe. Matteo und Britta sind direkt eingeschlafen und ich hab Eurovision Song Contest geguckt. Würg, kotz...

Vor lauter Langeweile habe ich mir ein paar Hautschüppchen von den Waden gekratzt und stieß dabei in der rechten Kniekehle auf so nen richtigen 'Knurpsel'. Der tat aber nicht weh und juckte auch nicht, da hab ich ihn einfach weggekratzt. Das tat auch nicht weh...

Am nächsten Morgen Frühstück, dann drei Räder für drei Stunden gemietet (die Radtour an den vielen Grachten und Coffee Shops vorbei war richtig klasse), dann auf ein Ausflugsschiff eine Stunde, dann zurück zum Hotel, denn langsam gings wieder zurück nach hause. Und wie wir so Richtung Hotel schlendern, kamen wir wieder an zahlreichen Coffee Shops vorbei.

Ich war noch nie in so nem Laden drin. Hatte mich zwar immer mal gereizt, aber mir fehlte immer der Mut, die Traute...
Da dachte ich, boah, morgen (Montag) geht's mit Andreas (meinem Partner aus Wartesaal Zeiten) nach Roermond aufs Boot und dann Richtung Frankreich. Wäre doch super cool, auf der Tour mal einen zu kiffen, wie früher zu Hippiezeiten vor vierzig Jahren, hahaha.

Da nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, bin in einen Laden namens 'Blue Bird', wo mir ein Typ hinterm Tresen so ne Art 'Graskarte' gab, wo ganz exotische Bezeichnungen standen. Ich wollte mir keine Blöße geben und tat so als würde ich das alles ganz genau kennen, tippte mit dem Zeigefinger auf 'Angel's Delight', bekam ein Tütchen mit grünem Irgendwas, zahlte 50 Euro und ging ganz cool wieder aus dem Laden raus.

Auf der Rückfahrt nach Hürth bemerkte ich, dass meine rechte Kniekehle ziemlich angeschwollen und feuerrot war. In der Mitte ein schwarzer Punkt. Das war also kein Hautschüppchen, was ich mir in der Nacht vorher weggekratzt hatte, sondern ein Insektenstich. Und weil nix weh getan hatte und auch nix gejuckt, vermutete ich, dass das ein Zeckenstich war. Die tun auch nicht weh und jucken auch nicht.

Am nächsten morgen rief ich beim Arzt an, der aber meinte, ich solle erstmal gar nix machen, ein Zeckenstich bzw. Borellien wären frühestens nach drei Wochen im Blut nachweisbar.
Mir war das nur recht, ich hatte eh nur noch Roermond und Boot und auf nach Frankreich im Kopf.
Ich packte meine Sachen, das Tütchen Gras vom Blue Bird kam in die Innentasche vom Rucksack.
Britta fuhr dann Andreas und mich gegen 16:00 zum Kölner Flughafen, wo wir den Flixbus nach Roermond gebucht hatten (pro Person ganze 7,00 Euro).

Am Busbahnhof warteten ne ganze Reihe von Leuten auf den Bus, darunter auch einige ziemlich dunkelhäutige Genossen. Da kamen auch schon ein paar Zollbeamte und kontrollierten die Ausweise. Aber nur die von den Dunkelhäutigen.

Andreas und ich sind dann mit den anderen Reisenden in den Bus eingestiegen, machten ein paar Selfies und beobachteten, wie draußen die Zollbeamten jetzt auch den Gepäckraum kontrollierten. Das hat mich aber nicht beunruhigt, denn ich hatte ja meinen Rucksack mit dem Tütchen grünes Irgendwas bei mir zwischen den Füßen im Bus :)

Zwei weitere Selfies später kamen die Zollbeamten in den Bus rein, hielten einen braunen Rucksack hoch und fragten, wem der gehöre. Und als sich auch nach dreimaligem Nachfragen keiner meldete, meinte der Chefzollbeamte, dann jetzt alle wieder aussteigen und in einer Reihe aufstellen. Wer einen Rucksack oder eine Handtasche hatte, musste diese vor sich hinstellen.
Und dann fragte der Chefzollbeamte erneut, wem der braune Rucksack gehöre.
Und wieder meldete sich keiner.

Da kam dann noch ein Zollbeamter mit einer süßen kleinen Promenadenmischung an der Leine und führte den an der Reihe Menschen und deren Rucksäcken vorbei. Das Hündchen war aber irgendwie faul und trottete lustlos unbekümmert an der Reihe Rucksäcke vorbei.
Auch an meinem.
Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

Da fragte der Chefzollbeamte nochmal, wem der Rucksack aus dem Gepäckraum gehöre, worauf sich wieder keiner (freiwillig) meldete.

Da meinte der mittlerweile leicht angesäuerte Chefzollbeamte zu dem Hundeführer, sein Hund solle nochmal an der Reihe Rucksäcke schnüffeln und sich dieses Mal gefälligst etwas mehr anstrengen.
Da trottete der Möpp an der Leine zu der Reihe Rucksäcke und schnüffelte an jedem einzelnen. Das ging ziemlich schnell. Und als er an meinem ankam, machte er mit der Nase schnief-schnief, und dann mit der Linken Tatze ganz dezent patsch-patsch.
Da zog der Chefzollbeamte meinen Rucksack nach vorne und auch ich musste einen Meter nach vorne treten.

"Haben Sie vielleicht Medikamente in Ihrem Rucksack?", fragte mich der Chefzollbeamte. "Ja", sagte ich, "mein Asthmaspray".
"Dann ist es wahrscheinlich das, was der Hund gerochen hat", sagte der Chefzollbeamte.
"Ja,  wahrscheinlich", sagte ich, "was sonst, he he he...".

Dann musste ich aber doch alles aus dem Rucksack holen. "Hier, mein Asthmaspray", sagte ich dann erfreut und dachte, damit sei jetzt alles erledigt.
Aber das war falsch von mir gedacht.
Der Chefzollbeamte war so dreist und hat dann tatsächlich selbst in den Rucksack geschaut, zog den Reißverschluss vom Innenfach auf und siehe da, ... da zog er ein Tütchen mit feinstem Blue-Bird-Angel-Delight hervor...

Da hat sich Andreas, der von all dem und auch von dem Tütchen nix wusste, gekringelt vor Lachen und meinte nur, suuuuper, ist ja wie in alten Zeiten, hahaha.

Da fuhr der Flix-Bus ohne uns ab nach Roermond. Ich war sozusagen verhaftet und musste mit zur Wache zwecks Aufnahme meiner Personalien.
Scheisse.
Als Andreas endlich fertig mit Lachen war, sagte er, er ginge mal zum Flix-Schalter, um zu fragen, wann der nächste Bus ginge.

Die Zollbeamten nahmen derweil meine Personalien auf, waren äußerst nett zu mir, und meinten nach einem Blick in den Computer, bei der geringen Menge und weil ich ansonsten ein polizeilich völlig unbeschriebenes Blatt sei, würde die Sache voraussichtlich sowieso wegen Geringfügigkeit eingestellt...

Ich fragte noch, was überhaupt in dem braunen Rucksack aus dem Gepäckraum war. Da wäre ein knappes Kilo Opium drin gewesen, meinte der Beamte. Man hätte jetzt mit einem aufwändigen Test den Besitzer ausfindig machen können, aber das wäre ein viel zu zu großer Aufwand und deshalb auch zu teuer. Das mache keinen Sinn.
Klar, die hatten ja auch mich geschnappt und somit ihr Erfolgserlebnis für den Tag gehabt, hahaha.

Andreas kam dann und meinte, in einer Stunde ginge ein Bus, allerdings nicht nach Roermond, sondern nach Maastricht.

Ich bekam dann meinen Ausweis zurück und musste die Anzeige unterschreiben. Fingerabdrücke würden mir aber nicht abgenommen und auch kein Fahndungsfoto von mir gemacht.
Immerhin...

Andreas und ich haben dann an ner Flughafenbar was getrunken.
Und langsam war auch die Schamesröte aus meinem Gesicht verschwunden.

Da bekam Andreas eine SMS von Flix, unser Bus nach Maastricht  hätte 2,5 Stunden Verspätung.
Hahaha

Nix da, sagte ich, wir holen uns nen Mietwagen.
Bei Europcar bekamen wir sogar einen in Holland zugelassenen Golf 5.
Da bräuchten wir keine Rückführungskosten zu zahlen.
Halleluja, es geht aufwärts, sagte ich, und zahlte freudig 143 Euro.

Doof war nur, dass wir den Wagen nicht in Roermond, sondern am nächsten Tag nur in Maastricht abgeben konnten.
Schnell schlug ich dann folgende Strategie vor:
1. Zusammen im Mietwagen nach Roermond zum Boot
2. Andreas fährt am nächsten Morgen mit dem Auto und einem meiner Klapprader nach Maastricht, gibt das Auto ordnungsgemäß ab, setzt sich aufs Rad und fährt an der Maass entlang  Richtung Roermond, und ich ihm mit dem Boot entgegen. Auf der Mitte der Strecke wollten wir uns dann treffen.

Die Fahrt nach Roermond mit dem Mietwagen ging ziemlich fix. Unterwegs haben wir sogar den Flixbus überholt, in welchem wir eigentlich drin sitzen sollten.
Wir gingen nach Ankunft und erstem Hallo auf dem Boot im Jumbo einkaufen und hatten einen schönen Abend an Deck der Kuba.

Am Morgen packten wir ein Klapprad ins Auto und Andreas fuhr nach Maastricht um den Wagen zurück zu geben. Und ich auf der Maas mit der Kuba ihm entgegen.

Kurz vor der Schleuse in Born hat mich Andreas auf dem Handy angerufen. Er stand auf der Schleusenbrücke und sah mich schon, wie ich ankam.
Ich funkte den Schleusenwärter an, bekam aber auch nach dreimaliger Wiederholung keine Antwort und wollte deshalb am Wartesteiger anlegen.
Scheiss Funkgerät, dachte ich, ist wohl kaputt.

Das Anlegemanöver war eigentlich perfekt. Nur, als ich den Gashebel nach hinten zog um aufzustoppen, ... tat sich gar nix. Also Vorwartsschub, um wieder vom Steg etwas weg zu kommen. Da tat sich aber auch nix.
Gaszug gerissen, dachte ich, und stürzte hinunter zum Innensteuerstand und hab dann von da aus angelegt.
Nachdem ich mich über die Gegensprechanlage  mit der Schleusenaufsicht verständigt hatte, wurde die Schleuse schon aufgemacht.
Ich bin dann vom Innensteuerstand aus in die Schleuse rein, und nachdem das Boot gut 12 Meter hochgepumpt war, ist Andreas mit dem Rad zugestiegen und dann wieder vom Innensteuerstand aus, aus der Schleuse raus.

Ich legte direkt hinter der Schleuse am Wartesteiger an, machte den Motor aus und öffnete die Motorraumabdeckung. Da traf mich fast der Schlag, denn die Bilge war gut 30 bis 40cm unter Wasser. Da hab ich den Motor wieder angemacht und sah, wie mir irgendwo vom Motor aus jede Menge Wasser entgegen spritzte. Da hab ich den Motor schnell wieder ausgemacht.
Scheisse, dachte ich, du Idiot hast den Wasserfilter nicht sauber gemacht.

Also Wasserfilter aufgeschraubt. Das Sieb war komplett zu und im Behälter schwammen sogar ein paar Algen rum, hahaha.
Wasserfilter gereinigt und dann die Bilgenpumpe angeworfen. Das war zwar nicht die feine Art, aber das Wasser, das aus der Seitenöffnung in die Maas floss, war total sauber und ich konnte auch keinen Ölfilm an der Wasseroberfläche entdecken. Und während die Bilgenpumpe pumpte, hab ich den Ölpeilstab rausgezogen um den Ölstand zu kontrollieren. Der Peilstab war durchgehend silbrig-hellgrau.
Scheisse, dachte ich, kein Öl mehr drin, auch das noch.

Als ich den Öldeckel abgeschraubt habe um Öl nachzufüllen, war die Unterseite des Deckels pitschnass. Komisch, dachte ich, und füllte gut zwei Liter Öl nach. Als ich dann den Peilstab erneut rauszog, war der immer noch silbrig grau.
Komisch dachte ich, wie kann das sein?

Da ist Wasser im Motoröl, meinte Andreas, und was da silbrig-grau aussieht, ist mit Wasser vermischtes Öl, vielleicht ist die Zylinderkopfdichtung am Arsch...
Was tun?
Ein Mechaniker musste her, um das Wasser-Öl komplett zu wechseln.
Da hab ich den Schleusenwärter angerufen, ihm das Problem geschildert und gefragt, ob er mir die Nummer eines Mechanikers nennen könnte.
Er gab mir auch tatsächlich eine Rufnummer eines ortsansässigen Bootstechnikers.
Aber als ich da anrief sagte man mir, alle Mechaniker seien die ganze Woche mit Terminen zu, gab mir eine Nummer von einem anderen Betrieb. Als ich da anrief, sagte mir die freundliche Dame am Telefon, auch sie hätten keine Zeit, frühestens in einer Woche könnte man mir helfen. Und gab mir die Nummer eines weiteren Betriebes. Das Spiel wiederholte sich noch ein paar mal.
Und als Andreas und ich uns schon damit abgefunden hatten, dass wir unseren Urlaub an der Schleuse in Born verbringen mussten, hatten wir plötzlich Glück.
Ein Installateur für Bootsklimanlagen meinte, wenn es nur um einen Ölwechsel ginge, könnte er uns helfen. Und das noch am gleichen Tag. Er wäre in einer Stunde bei uns.
Halleluja!

Meine Kniekehle war mittlerweile immer dicker und entzündeter und es bildete sich von der Einstichstelle her ein kleiner schwarzer Strich. Allerdings komischerweise waagerecht, nicht senkrecht.
Scheisse, dachte ich, vielleicht der Beginn einer Blutvergiftung...

Der Techniker kam, zog den Peilstab heraus und meinte mit holländischem Akzent 'da is Water in de Motor, vielleicht die Zylinderkopfdichtung kaputt'.
Ach nee...
Er könne jetzt nur das Öl wechseln und wir sollten dann vorsichtig nach Maastricht fahren und uns da erneut technische Hilfe suchen.

Das Abpumpen des Altöl-Wassergemischs war nicht einfach. Da man nicht an die Ablassschraube kam und da sowieso kein Platz war, um eine Auffangschüssel drunter zu stellen, musste er das komplette Ol - immerhin weit mehr als 11 Liter - mit einem ganz feinen Schlauch durch die Peilstaböffnung absaugen.
So gesagt, so getan.
Aber das dauerte... und zwischendurch ist mehrfach die scheiss Absaugpumpe dicht gegangen, musste aufgeschraubt und gereinigt werden. Und das dauerte noch länger.

Meine Kniekehle sah jetzt ziemlich entzündet aus. Da hab ich mir einen kleinen Verband mit Bepanthensalbe gemacht.
Und als sich das mit dem Ölwechsel immer weiter hinzog, meinte ich zu Andreas, ich glaub, ich fahr besser mal ins Krankenhaus zur Kontrolle.
Also ein Taxi gerufen und nach einer halben Stunde Wartezeit bin ich für 25 Euro zum Krankenhaus gefahren.
Als ich da beim Arzt den Bepanthenverband abnahm, sah ich einen kleinen Blutstropfen und in der Mitte von diesem einen kleinen, ca. 3mm langen Stachel.
Der Stachel von der scheiss Zecke.
Oder der Kopf von der scheiss Zecke.
Oder sonst irgend ein Scheiss.

Der Arzt schüttelte verwundert den Kopf und hat mir ein starkes Penicillin verschrieben. Zehn Tage lang viermal täglich eine Tablette und bitte kein Alkohol...
Ich zahlte 96 Euro fürs Krankenhaus und nochmal 42 Euro in der Apotheke fürs Penicillin und dann wieder 25 Euro fürs Taxi zurück zur Bornschen Schleuse.

Das alles hat über drei Stunden gedauert. Der Ölwechsel war gerade fertig, der Techniker schon weg, zusammen mit 350 Euro von Andreas für Monteursarbeit und frischem Öl.
Na ja, man gönnt sich ja sonst nix.

Auf den Schreck habe ich mir mit Andreas erstmal eine Büchse Bier reingezogen (so ernst hatte der Arzt das mit dem Alkoholverbot bestimmt nicht gemeint), dann haben wir lecker an Deck gekocht und sind dann nach ein paar weiteren Büchsen Bier sanft in unseren Kojen eingeschlummert.

Am nächsten Morgen hab ich den Dieselmotor angeworfen, hab am unteren Steuerstand Gas gegeben und am oberen Steuerstand das Schiff Richtung Maastricht gelenkt. Wir sind dann mit gerade mal 1.000 Umdrehungen pro Minute ganz langsam auf der Maas getuckert.
Ganz problemlos, ganz ohne weitere Zwischenfälle...

In Maastricht angekommen, wollten wir im Stadthafen anlegen. Aber die Schleuse war zu. Ich hab dann an der Kaimauer an einer ziemlich verfallenen Fabrik angelegt. Da saß so ein Althippie, total zugedröhnt. Der ist nicht mal wach geworden, als ich über seine Füße gestolpert bin, um die Leinen fest zu zurren.
Scheiss Drogen, dachte ich und ging zu Fuß zur Schleuse. Da sah ich ein Schild auf dem stand, dass die Schleuse nur bis 19:00 in Betrieb war, und es war jetzt schon 19:10 Uhr. Also nix mit Stadthafen.
Ich bin dann zurück zum Boot und sah aus der alten Fabrik ein paar Junkies rauskommen.
Da hatten Andreas und ich keine richtige Lust die Nacht zu verbringen und haben schleunigst abgelegt. Am nächsten Tag erfuhren wir dann, dass die alte Fabrik von wilden Hausbesetzern in Beschlag genommen war und dass es gut gewesen war, die Nacht dort nicht zu verbringen.

Wir haben dann in einem Hafen etwas weiter südlich namens Treech 42 angelegt, 20 Euro für die Nacht inklusive Dusche und Wlan.
Da hab ich auch die Nummer von einem Techniker namens Guido Willems erhalten, der sogar ans Telefon kam und meinte, er könne erst am Freitag - also übermorgen - zwecks Wechsels des Gaszugs kommen.
Am Freitag morgen kam er dann auch pünktlich um 08:00 und wechselte den 6m langen Bouwdenzug.
Vor lauter Scham wegen des nicht gereinigten Wasserfilters verschwieg ich ihm  das Wasser im Motor. Aber wir waren ja jetzt wieder fahrtüchtig.
Er kassierte 220 Euro für Gaszug und seine Arbeit und zog wieder von dannen.

Wir sind dann zu einem Tankschiff in der Nähe der Stadthafenschleuse gefahren, haben da für 120 Euro vollgetankt und Andreas hat sich noch eine schicke Regenmütze gekauft, denn mittlerweile hats ziemlich geregnet.
Als ich den Schlüssel zum Anwerfen des Motors drehte, machte es nur ein lautes Klack, aber der Motor ist nicht angesprungen. Auch nicht beim zweiten, dritten und vierten Versuch.
Scheisse, der Anlasser kaputt...

Was tun?

Der Tankwart konnte uns auch nicht helfen. Also rief ich wieder den guten Guido Willems an. Da ging aber nur der Anrufbeantworter an. Erst nach einer halben Stunde ging er ans Telefon und meinte, ich solle mal mit einem Hammer auf den Anlasser klopfen. Das hab ich dann auch getan und der gute DAF-Dieselmotor sprang sofort an.
Prima, sagte ich, dann ist ja alles in Ordnung. Ja, meinte Guido Willems, das kannst du ein paar mal machen, aber dann klappt das mit der Hammermethode auch nicht mehr, da müsse der Anlasser überholt werden.
Prima.
Und er könne auch erst Montag morgen wieder kommen, hahaha.

Wir fuhren zurück zu Treech 42, mittlerweile schien wieder die Sonne, sodass Andreas seine Regenmütze wieder in seiner Tasche verstaut hat und wir verbrachten einen schönen Abend an Deck der Kuba.
Am nächsten Tag sprang der Motor auch ohne Hammer anstandslos an und ich sagte zu Andreas, der vorher noch nie ein Boot gesteuert hat, komm Junge, jetzt bringe ich dir perfektes Anlegen bei. Andreas war begeistert und fuhr das Boot rückwärts aus dem Hafen, wendete und fuhr Richtung offener Maas.

Ein kleines Segelboot mit ein paar Kindern drauf kreuzte unseren Weg. Dreh mal ab und gib etwas mehr Gas, sagte ich zu Andreas. Der drehte auch sofort am Ruder und gab auch Gas. Der Motor heulte auf, aber es tat sich nix, jedenfalls bog der Kahn nicht ab und fuhr auch nicht schneller.
Mit dem Bugstrahlruder sind wir dann dem Segelbötchen ausgewichen und irgendwie haben wir es auch geschafft, wieder an den Wartesteiger von Treech 42 anzulegen.
Wieder Guido Willems angerufen und ihm gesagt, jetzt sei wohl der Kupplungszug kaputt, hahaha.
Guido Willems sagte, er könne erst am Montag - also in zwei Tagen kommen - er wäre gerade in Paris um ein Boot zu reparieren, wo Wasser in den Motor gelaufen sei.
Ich wollte es nicht glauben. Da hat wohl noch so'n Depp den Wasserfilter nicht sauber gemacht...

Also haben wir das Wochenende in Maastricht verbracht. Ein wunderschönes Städtchen mit sehr netten Geschäften und vielen, vielen netten Kneipen.

Montag morgen kam Guido Willems, checkte den Kupplungszug und meinte, der wäre gar nicht kaputt.
Juchuuh, dachte ich.
Aber da meinte Guido Willems, ich hätte ein viel größeres Problem: Mein Getriebe sei kaputt. Und da erinnerten Andreas und ich uns an das komische Geräusch, das wir vernommen hatten, als Andreas den Gashebel betätigte, als er vor dem Segelschiffchen ausweichen wollte. Das Geräusch war ganz kurz, aber ekelhaft anzuhören.

Das wird teuer, meinte Guido Willems. Das Getriebe muss ausgetauscht werden. Mal sehen, wo wir überhaupt ein Austauschgetriebe her bekommen. Vielleicht in Rotterdam oder in Deutschland oder auch gar keins.
Und was dann, fragte ich?
Da meinte der liebe Guido, dann lässt du den Pott einfach hier bei Treech 42 liegen und benutzt ihn als Ferienwohnung.
Hahaha...

Ich fragte ihn, was so ein "neues" Austauschgetriebe denn kosten würde. 1.500 - 2.000, sagte er, plus Arbeitslohn.
Hahaha.

Er rief mich dann später an und meinte, er hätte ein Austauschgetriebe in Rotterdam gefunden. Das alte müsste also jetzt raus und das neue in Rotterdam abgeholt werden.
Er kam dann am nächsten Montag und baute das 90Kg (!) Getriebe und den Anlasser gleich mit aus zwecks Überholung. Da stellte er noch fest, dass der Ölkühler auch hin war, der müsste auch erneuert werden.
Halleluja.

Süd-Frankreich war damit, zumindest für dieses Jahr, erledigt.
Ich hab beim Hafenmeister dann gefragt, was hier ein Liegeplatz für den Winter kosten würde. Er meinte 650 Euro, aber das wäre der Preis fürs ganze Jahr. Nur Winterpreise hätten sie nicht.
Da hab ich dann zugeschlagen, denn irgendwo muss der Pott ja im Winter stehen. Wie weit und wie lange ich noch in dieser Saison fahre, ... mal sehen...

Andreas und ich verbrachten dann noch zwei Tage im wunderschönen Maastricht und fuhren dann nach hause.
Und Andreas war nur ganze 20Km Boot gefahren.
In zehn Tagen.
Yeaaahhh.

Dienstag drauf schickte mir Guido Willems eine SMS und schrieb, das neue Getriebe wäre samt neuem Ölkühler und überholtem Anlasser eingebaut.
3.200 Euro für alles.

Ich fuhr dann mittwochs wieder nach Maastricht.
Da sprang der scheiss Kahn aber nicht an, die Batterie orgelte nur so rum.
Ich rief Guido Willems an und erzählte ihm das. "Da musst du den Kaltstart ziehen, dann springt er sofort an", sagte er.

Kaltstart?
Seit wann hat das Boot denn einen Kaltstart???
Hab ich noch nie gesehen, wusste gar nicht, dass ich einen Kaltstart habe.
Selbst nach dem Winter ist der Motor sofort angesprungen. Ohne Kaltstart!

Ja, meinte Guido Willems, der Kaltstart liegt ein wenig versteckt im Motorraum, da müsste er vorbei kommen und mir zeigen, wo. Er kam dann abends um 20:00 Uhr, öffnete die Motorraumklappe, zeigte mir die versteckte Kordel, zog daran, und der Motor sprang sofort an, hahaha.
Guido Willems zog von dannen und ich war glücklich.
Kurze Zeit später startete ich den Motor erneut, und wieder sprang er per Kaltstart sofort an.

Da war ich richtig glücklich !

Aber nur solange, bis ich feststellte, dass jetzt die Temperaturanzeige nicht funktionierte. Die stand auf Anschlag bei 120 Grad. Egal, ob Motor aus oder Motor an. Immer am Anschlag auf 120 Grad.
Scheisse.
Ich klopfte auf die Anzeige, aber es tat sich nichts.
Ich öffnete die Cockpitabdeckung und ruckelte an den Drähten der Armatur.
Nix.
Da rief ich den lieben Guido an und erzählte von dem Defekt. Er meinte, das könne gar nicht sein, er wäre aber jetzt schon bei einem anderen Kunden und käme aber gleich morgen früh.

Als er morgens kam, klopfte er auf die Armatur, öffnete die Cockpitabdeckung, ruckelte an den Drähten der Armatur.
Nix.
Er hat dann alle Drähte im Motorraum kontrolliert. Und dann - nach insgesamt einer knappen Stunde - hat er den Fehler entdeckt. Die Masse der Temperaturanzeige war mit dem stromführenden Kabel angeschlossen.
Zwei dicke Muttern gelöst, Kabel richtig verdrahtet, und die Temperaturanzeige war wieder wie neu, hahaha.

Dem Guido Willems war das etwas peinlich, denn den Fehler hatte offensichtlich er verbockt. Na wenigstens hat die Instandsetzung somit kein weiteres Geld mehr gekostet, juchuuuh.

Als Guido weg war, habe ich den Motor erneut gestartet und bin knapp zwei Stunden ne Probefahrt gefahren.
Alles lief bestens.
Wahnsinn.

Am nächsten Tag kam Britta und wir sind nochmal gut vier Stunden gefahren. Einmal durch die Schleuse nach Belgien und wieder zurück.
Alles bestens. Der Motor hat geschnurrt wie ein Kätzchen. Das Getriebe und alle Bouwdenzüge einwandfrei.
Irre.

***

Ein paar Tage später rief mich mein Arzt an, bei dem ich einen Bluttest wegen dem Zeckenstich gemacht hatte.
Der Test war negativ.

***

Fortsetzung folgt...


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Offline oliver k.

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Re: KUBA (Teil 1)
« Antwort #1 am: 22.07.2017, 17:02 »

" .... Andere Bootsrevier > Kuba (Teil 1)"

Ich habe gelesen und gelesen und dachte wann geht's denn endlich nach Kuba??? Beim zweiten Durchgang hab ich's dann geschnallt  ;D

Glückwunsch zu deinem/eurem Boot!!

Hört sich alles sehr aufregend  an. Ich bin schon auf Teil-2 gespannt.

Grüße
    Oliver
 
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Offline odet

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Re: KUBA (Teil 1)
« Antwort #2 am: 22.07.2017, 18:38 »
Geile Story Paolo,
danke dafür.

Offline Stevie

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Re: KUBA (Teil 1)
« Antwort #3 am: 22.07.2017, 20:15 »
Wenn es nicht Paolo wäre, könnte man glauben jemand hätte die Story erfunden  ;D ;D. Bin schon auf Teil 2 gespannt  ;).

Gruß Stevie

Offline Neo74

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Re: KUBA (Teil 1)
« Antwort #4 am: 22.07.2017, 20:47 »
 ;D

Ich kenne die Story ja schon...Hammer!!!

Paolo ich sage es ja immer wieder...Bitte schreibe ein Buch, es wird ein Bestseller!

Bin auch auf den nächsten Teil gespannt...genial  :D

KarlHwrede

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Re: KUBA (Teil 1)
« Antwort #5 am: 22.07.2017, 21:15 »
Also mir hat der Reisebericht mit der Gute-Nacht geschichte ja schon super gefallen, aber hier macht es auch sehr viel Spass zu lesen ....

Bin schon gesannt auf die Fortsetzung...



Offline ukmueller

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Re: KUBA (Teil 1)
« Antwort #6 am: 23.07.2017, 04:57 »
Danke Paolo,
habe mit grossem Interesse gelesen, kann ich als ehemaliger langjaehriger Privatbootsmann alles sehr gut nachvollziehen. Hab mehrmals gelacht und "watt'n Bloedmann" gesagt bis mir einfiel: Ja, genau wie wir am Hudson und in Maine und Virginia und Georgia, von dem Ding in Florida reden wir sowieso nicht mehr.

Was mir auffiel, der Guido Willems schien immer zu wissen woran es lag und hat es gefixt. Das es mehr und teurer war als Du es gerne gehabt haettest ist halt das Problem mit alten Booten.

In meinen 16 Jahren mit zwei Booten, eines 28 Jahre alt, eines nagelneu (und das neue hatte mehr Probleme als das alte) habe ich immer wieder den Begriff "Troubleshooting" gehoert. Das ist, wenn der Monteur, zu $110 je angefangener Stunde sich erstmal fuer mehrere Stunden, Kaffeepause inclusive in Dein Boot reindenken muss, Handbuecher lesen, dieses Aggregat aufmachen, diese Pumpe abbauen, mehrere Testgeraete ranschleppen, neueste Technologie selbstverstaendlich,  vielleicht noch einen Kollegen und den Marinamanager zur Consultation dazubringen, bei mehreren Herstellern um Rat anrufen um Dir dann zu sagen: You have a problem here, you better call the Boatbuilder.  

Ich hab es mir erspart mal zu schaetzen was mich das in den 16 Jahren gekostet hat sonst wuerde ich auch laufend hahaha, hihihi sagen wie Du in Deinem Bericht. (oder wie der Kommissar in den Inspekteur Closeau Filmen)

Kann die naechste Folge kaum abwarten

mitfuehlender Uve, hahaha hihihi.



« Letzte Änderung: 23.07.2017, 05:04 von ukmueller »
....and may I die in Ireland.

Offline paolo

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Re: KUBA (Teil 1)
« Antwort #7 am: 23.07.2017, 20:00 »
Danke für die Lorbeeren :)

Vor Teil 2 erstmal ein paar Bilder von der Kuba
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KarlHwrede

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Re: KUBA (Teil 1)
« Antwort #8 am: 23.07.2017, 22:47 »
Sieht gar nicht so schlimm aus wie Du sie darstellst  :D

Offline Volpi

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Re: KUBA (Teil 1)
« Antwort #9 am: 24.07.2017, 11:14 »
In so ein Schiff hätte ich mich auch verliebt!

Deinen Bericht Teil 1 drucke ich aus und bringe ihn meinem Mann zu Lesen mit. Soviel Pech in Folge erträgt nur ein wahrer Bootsmann mit dickem Konto bzw. Dispo.  Ich erwarte ebenfalls voller Spannung Teil 2.

Wir hatten auch mal 3 Jahre so einen etwas älteren Wonneproppen wie Mareike Amado sagen würde. Aber nur zu 50%, was auch die notwendigen Kosten halbierte. Das hat mir dann aber auch gereicht und ich war froh, als ich dann arbeitslos wurde und es ans Eingemachte gegangen wäre, dass unsere 50% von den anderen 50% übernommen wurden zum Anschaffungspreis.

Viele Grüße
Petra

Offline paolo

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Re: KUBA (Teil 1)
« Antwort #10 am: 24.07.2017, 12:44 »
Hi Petra, hätte ich ein dickes Bankkonto, hätte ich - mit Genehmigung der Frau - vermutlich in eine jüngere Altersklasse investiert. Und dann nicht nur mit Außen- sondern auch mit Innendusche und dann noch mit Stehhöhe in der Heckkabine.
Aber ist schon gut so, dass ich nicht die Kohle für ein teureres Boot hatte.
Die Kuba ist mir echt ans Herz gewachsen... ❤️

Und Pech habe ich bisher auch keins gehabt, eigentlich nur Glück.
Die fehlende Haftpflicht am Anfang habe ich schadlos überstanden.
Den tollen und mit 220 Euro günstigen Winterplatz im idyllischen Zuidlaardemeer.
Wäre mir der Gaszug und der Wasserfilter nicht an der Schleuse in Born, sondern schon auf der Waal Schrott gegangen, mmmhhh ... bei dem unfassbar starken Berufsverkehr mit 200m langen Riesenpötten, die teilweise zu viert an mir gleichzeitig vorbei gedonnert sind (zwei rauf, zwei runter), das wäre ein ernstes Problem gewesen.
Auch hätte das Getriebe nicht direkt am Maastrichter Hafen seinen Geist aufgeben können, sondern schon auf der strömungsreichen Ijssel oder auch in Menschen- und Anlegefreier Pampa in Holland, Belgien oder jetzt in Frankreich. Was hätte ich da gemacht. Ich hab keinen blassen Schimmer...
Nee, nee, das hat die Kuba schon alles gut angepasst.
Ich glaube, sie hat mich auch lieb.
Hahahaha
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