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Autor Thema: Livebericht: Shannon-Info.de on tour 2002  (Gelesen 10094 mal)

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Livebericht: Shannon-Info.de on tour 2002
« am: 22.05.2002, 17:54 »
Hier ist in Kürze der Livebericht von unserer anstehenden Shannon-Tour zu lesen.

Wichtig: Bitte keine Kommentare in diesen Thread eintragagen, dafür gibt es einen gleichnamiges Thema im Board "Allgemeines":

http://www.shannon-travel.de/php/forum/index.php?board=18;action=display;threadid=681

Gruß Stevie.

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Live-Bericht Shannon-Info.de on tour 2002
« Antwort #1 am: 01.06.2002, 00:38 »
29.05.02, Anreise:
Der Wecker klingelt schon um 6:15 Uhr, aber da es heute nach Irland geht ist das gerade noch so zu verkraften ;). Gegen 7:30 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Düsseldorf zum Flughafen. Diese Tour findet mit kleiner Crew statt, nur meine Freundin Melanie ist dabei.

Trotz kleinem Stau kommen wir gegen 9 Uhr in Düsseldorf an und stellen uns am Aer Lingus Schalter an. Beim Einchecken erfahren wir, dass unser Flieger einen Defekt hat und immer noch in Dublin steht, nächste Information um 11:30 Uhr. Na toll, das fängt ja mal wieder gut an. Ich rufe erstmal bei Waveline an, damit die ihre Transfers umplanen können. Wir machen das Beste aus der Situation und setzen uns erst mal auf die Besucherterasse des Flughafens in die Sonne. Zur angekündigten Zeit liegt aber immer noch keine wirklich nützliche Information über unseren Flug vor, außer dass die nächste Information um 12:15 Uhr bekannt gegeben werden soll. Also erstmal Mittagessen. Als wir gerade fertig sind, klingelt mein Handy und ich erfahre von Waveline Cruisers dass unser Flug um 15:20 Uhr Ortszeit in Dublin ankommen soll, prima Service. Kurz darauf hat sich diese Info auch in Düsseldorf herumgesprochen und unser Flug steht nun für 14:15 Uhr auf der Anzeigetafel.
Kurz vor 14 Uhr können wir dann unseren Flieger besteigen und es geht ohne größere Wartezeit los. Der Slot für unseren Flug ist offensichtlich so eng, dass alles sehr schnell gehen muß.
Innerhalb weniger Minuten werden die Passagiere in den Flieger verfrachtet. Als wir das Flugzeug besteigen, hat der Co-Pilot noch eine warme Mahlzeit auf seinem Schoß. Er hatte wohl keine Zeit mehr, das Flugzeug zum Mittagessen zu verlassen.
Jedenfalls fliegen wir pünktlich um 14:15 Uhr los und sind nach rekordverdächtigen 90 Minuten in Dublin. Am Gepäckband ist es auch relativ leer und so sind wir kurz darauf in der Ankunfthalle und suchen unseren Fahrer für den Transfer, den wir auch recht schnell finden.
Nachdem er bereits um kurz nach 12 Uhr Gäste für Waveline hier abeholt hat, sind wir doch etwas erstaunt, dass er nun um 15:45 Uhr bereits wieder am Flughafen ist. Unser Transfer geht ebenfalls in knapp zwei Stunden über die Bühne und gegen 18 Uhr sind wir endlich in Killinure. Dort werden wir von Birgit empfangen und kurz darauf führt uns Norbert aus unser Boot. Diesmal habe wir eine Waveearl gebucht, mit dem schönen Namen Cornflower.
Der restliche Abend vergeht relativ schnell, Gepäck auspacken, meine irische Handy-Karte registrieren (damit ihr diesen Reisebericht lesen könnt) und danach geht es zu Manfred und Geraldine in die Killinure Chalets zum Abendessen. Natürlich wird es mal wieder etwas später und nach einem ereignisreichen Tag liegen wir um 00:30 Uhr endlich in der Koje. Da wir kurz vor Abflug erfahren haben, das bei Aer Lingus Streiks bevorstehen, sind wir jedoch mehr als glücklich es bis hierher geschafft zu haben....
« Letzte Änderung: 01.06.2002, 00:40 von Stevie »

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Live-Bericht Shannon-Info.de on tour 2002
« Antwort #2 am: 01.06.2002, 01:51 »
Do, 30.05.2002:

Nach dem ereignisreichen Anreisetag schlafen wir erstmal aus und frühstücken dann ausgiebig. Da wir am Vortag eigentlich viel früher in Killinure sein wollten, hatten wir natürlich keine Lebensmittel vorbestellt. Ein netter Mensch hat uns jedoch am Vorabend sein Auto geliehen und konnten wir uns in Glasson mit dem Nötigsten eindecken.

Nach dem Frühstück besuchen wir nochmal das Büro von Waveline, um die neuesten Wetterberichte einzuholen. Wir wir bereits wissen, hat der Shannon aufgrund der starken Regenfälle der letzten Wochen Hochwasser, was für diese Jahreszeit mehr als ungewöhnlich ist. Heute ist es jedenfalls heiter bis wolkig, auch wenn ein relativ starker Westwind bläst.

Gegen 11:30 Uhr kommen wir endlich los, nachdem wir uns vorher noch einen Ersatz für den Flaggenstock auf unserem Boot besorgt haben. Einer unserer Vormieter hat es mal wieder geschafft das Teil abzubrechen. Wir fahren zunächst nach Athlone, da wir gestern bereits einige Einkäufe getätigt haben, uns aber trotzdem noch so einiges fehlt. Der Supermarkt in Glasson hat z.B. keine Bierlizenz ;). Die Fahrt über den südlichen Lough Ree ist wegen des Windes schon recht turbulent und der Wasserstand des Shannon erinnert eher an Februar, als an Ende Mai. Wir erreichen nach einer knappen Stunde Athlone und besuchen dort das Golden Island Shopping Center. Nach kurzer Zeit sind wir ziemlich bepackt und nehmen uns für den Rückweg zum Boot ein Taxi. Der Innenstadt-Tarif beträgt 4,50 Euro, gegenüber den 3,50 irischen Pfund im Vorjahr, nicht wirklich eine Preiserhöhung. Der Taxifahrer ist Fußballfan und wir unterhalten uns über die WM und die Chancen von Irland und Deutschland. Mit dem deutschen Fußball kennt er sich aber nur begrenzt aus, meint er doch tatsächlich Leverkusen wäre Meister geworden, also wirklich... Ich kläre ihn auf, dass der Titel in diesem Jahr an meinen Geburtsort Dortmund gegangen ist, worauf der mir noch nachträglich dazu gratuliert ;).

Nach dem ausgiebigen Einkaufsbummel ist es nun schon 15 Uhr und daher haben wir keine Lust mehr den heute recht aufgewühlten Lough Ree zu überqueren. Wir beschließen also die Nacht nochmal in Killinure zu verbringen. Bevor wir dort wieder anlegen, drehen wir eine Runde durch die Inner Lakes. Dabei treffen wir ein Boot, das auf seinem Bug eine Art "Fockmast" gesetzt hat, an dem eine ca. 2qm große Deutschlandfahne weht. Ich frage mich ob das wirklich sein muß, als Gast muß man sich nicht unbedingt so benehmen. An unserem Heck weht wie immer die Flagge des Gastlandes in dezenter Normalgröße, da wir ja auf einem irischen Boot unterwegs sind.

Gegen 17 Uhr legen wir wieder in Killinure an. Kurz darauf ruft mich Stefan Greimel an, der vielleicht einigen Lesern auch aus dem Forum bekannt ist. Er liegt mit seinem Boot in Lanesborough und wir verabreden uns lose für den nächsten Tag. Zum Abendessen gibt es Hähnchenfilets und Kartoffel-Ecken ("Wedges"), dazu endlich ein Guinness, das ich in Athlone natürlich in größeren Mengen besorgt habe.

Als ich am Abend diesen Reisebericht anfangen möchte, stelle ich fest dass unsere Batterien ziemlich leer sind (das Boot hat ein paar Tage im Hafen gelegen und wir sind heute nur gut zwei Stunden gefahren). Mein 220V-Konverter schaltet sich wegen Unterspannung ständig ab, darum kann ich meinen Notebook-Akku nicht aufladen. Also muß der erste Teil des Reiseberichtes bis zum nächsten Tag warten.....


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Live-Bericht Shannon-Info.de on tour 2002
« Antwort #3 am: 01.06.2002, 01:51 »
Fr., 31.05.2002:

Der Tag beginnt wettermäßig recht vielversprechend, wir werden gegen 8:30 Uhr von der Morgendsonne geweckt. Da aufgrund des hohen Wasserstandes unser geplantes Ziel Camlin River nicht mehr in Frage kommt, haben wir heute eine längere Etappe bis Dromod vor und beeilen und daher etwas mehr als gestern. Gegen 10 Uhr geht es los über den Lough Ree nach Lanesborough. Im Gegensatz zu gestern ist es relativ windstill und es sind fast keine Wellen auf dem See.

Obwohl in Irland am Montag Feiertag ist und an solchen Wochenenden immer viel los ist, fahren wir fast alleine über den Lough Ree. Kurz vor dem nördlchen Ende des Sees treffen wir jedoch auf ein Boot, das schon fast auf der falschen Seiten einer schwarzen Boje vorbeigefahren ist. Er scheint jedoch skeptisch, hält an, fährt rückwärts, bleibt wieder stehen und wirkt etwas unentschlossen. Als wir zielstrebig den korrekten Kurs weiterfahren, beschließt er uns einfach zu folgen. Ich frage mich wirklich, ob es so schwer ist, die Navigationskarten zu lesen...

Kurz darauf erreichen wir Lanesborough. Durch die Brücke drückt uns eine absolut heftige Strömung entgegen, ich habe Mühe das Boot auf Kurs zu halten. Direkt unter dem Brückenbogen zeigt mein GPS bei Vollgas noch gerade eine Geschwindigkeit von 6 km/h an. Der alte Anleger an der Brücke schaut gerade noch 50 cm aus dem Wasser, die neueren (tieferliegenden) Teile weiter oben stehen knapp unter Wasser. Das vor einiger Zeit abgesoffene schwimmende Restaurant ist nun völlig verschwunden. Es wurde aus dem Fluß entfernt und die Trümmer liegen neben dem alten Hafen an Land. Der gesamte Fluß von hier bis Tarmonbarry gleicht einer einzigen Seenplatte. Der Wasserstand ist hier nur ca. 50 cm niedriger, als bei meinem Besuch  im Februar.

In Tarmonbarry steht der Anleger unterhalb der Schleuse ebenfalls unter Wasser, da die Lunchbreak aber gerade vorbei ist, können wir direkt in die Schleuse fahren. Unter dem Wehr nebenan steht eine meterhohe Stauwelle, wie ich sie hier noch nie gesehen habe. Wir durchfahren noch die Hubbrücke (die auch bei niedrigem Wasserstand für die meisten Boote geöffnet werden muß) und weiter in Richtung Roosky. Nach kurzer Fahrstrecke kommen wir am oberen Ende des Camlin River vorbei, vom Shannon aus sieht er nun wie ein kleiner See aus. Ich verschiebe eine nähere Erkundung auf die Rückfahrt, da mir der Wasserstand zu hoch erscheint.

Nach ca. einer Stunde erreichen wir Roosky. Das Wetter ist inzwischen wieder etwas schlechter geworden und es regnet ganz leicht. Zusammen mit einem Boot, das uns bereits seit Tarmonbarry begleitet, passieren wir die Schleuse. Tony, der Schleusewärter, meint er hofft noch auf etwas Regen, dann könnte er die Schleuse komplett öffnen und hätte keine Arbeit mehr. Die Anleger in Roosky erweisen sich als weitgehend unbenutzbar. Nur die Plätze direkt an der Brücke ragen noch weit genug aus dem Wasser um ein Anlegen zu ermöglichen. Die Brücke muß für uns geöffnet werden, was ich mit einem Boot dieser Größe noch nie erlebt habe.

Kurz darauf erreichen wir Dromod, unseren Liegeplatz für diese Nacht. Der Wasserstand im Hafen ist besser als in Roosky, man kann hier noch problemlos anlegen. Obwohl es erst 16 Uhr ist, bekommen wir so gerade noch einen guten Liegeplatz. Bei einem Spaziergang durch den Hafen treffe ich Stefan Greimel und außerdem noch unsere Mitfahrer vom Flughafentransfer. Auf dem Rückweg werde ich von einem weiteren Shannon-Info.de-Leser angesprochen. Es scheint, dass um diese Jahreszeit doch mehr Leute auf dem Fluß sind, als im September ;).

Wir treffen uns alle in Jimmy's Bar & Reataurant wieder und nach einigen längeren Gesprächen sind erst um 23:30 Uhr wieder auf dem Boot. Da unsere Bord-Batterien nun voll geladen sind, kann ich meinen Notebook auch wieder benutzen und schreibe noch schnell diese Zeilen. Der Wasserstand scheint auch wieder zu fallen, in den letzten Stunden immerhin um zwei Zentimeter. Für morgen verspricht der Wetterbericht Sonne und 20 Grad und wir wollen in den Lough Allen. Hoffentlich können wir alle Brücken bis dorthin passieren, wir haben gehört, dass es an der alten Eisenbahnbrücke vor Albert Lock relativ knapp sein soll. Was an den Gerüchten wirklich dran ist, werde ich dann auf jeden Fall morgen berichten....

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Live-Bericht Shannon-Info.de on tour 2002
« Antwort #4 am: 02.06.2002, 11:57 »
Sa., 01.06.2002:

Der Tag beginnt zumindest trocken, auch wenn die Sonne sich nicht so richtig blicken lassen will. Im Hafen von Dromod geht es an diesem Morgen recht geruhsam zu. Gegen 10 Uhr kehren einige Iren aus dem Pub zurück, wo sie seit 7 Uhr das erste WM-Spiel Ihrer Fußball-Nationalmannschaft angesehen haben. Natürlich nur bei Tee und Kaffee, denn Alkohol darf um diese Zeit noch nicht ausgeschenkt werden. Das einige von Ihnen trotzdem etwas schwanken, muß wohl am plötzlich zugeführten Koffein liegen (oder den nicht so genau gehenden Uhren der irischen Wirte ;)).

Gegen 10 Uhr machen wir uns dann auf den Weg, unser Ziel für heute ist der Lough Allen. Den ersten Spaß haben wir gleich nach der Hafenausfahrt, wo wir den schwarzen Marker mitten im See ordnungsgemäß umrunden. Ein Boot von Carrick Craft sieht das jedoch anders und läßt den Marker zwar ebenfalls an Steuerbord liegen, hält aber im rechten Winkel zu unserem Kurs direkt auf das Ufer zu. Da an dieser Stelle eine alte Mauer unter Wasser liegt, schwebt er in höchster Gefahr. Nur fünf Meter weiter nach Steuerbord und es dürfte böse scheppern. Allerdings macht ihn unser Kurs wohl stutzig und als uns noch ein weiteres Boot folgt sieht er seinen Irrtum ein. Zu seinem Glück dreht der das Boot nach Backbord und entgeht so einer Kollision.

Ohne weitere Zwischenfälle geht es über die beiden kleineren Seen nördlich von Dromod. Kurz vor Albert Lock folgt dann die alte Eisenbahnbrücke, die aufgrund des Hochwassers sehr knapp sein soll. Vor uns fährt zum Glück eine Tully SE von SEWH, die noch ein wenig höher als unser eigenes Boot ist. Dahinter dann Stefan Greimel, der mit seinem niedrigen Sedan-Boot sowieso keine Probleme hat. Ich beobachte durch das Fernglas, wie die Tully die Brücke passiert, die Höhe scheint tatsächlich ausreichend zu sein. In diesem Moment klingelt mein Handy und Stefan bestätigt mir, dass die Tully ca. einen halben Meter "Luft" hatte. Also kann ich beruhigt auf die Brücke zufahren und wir kommen problemlos durch. Ich merke mir den Wasserstand an einem der festen Marker hinter der Brücke, um bei unserer Rückfahrt einen Anhaltspunkt für die Durchfahrthöhe zu haben.

Albert Lock ist leider schon voll als wir dort ankommen. Da der Anleger unterhalb der Schleuse überflutet ist, warten wir im kleinen See vor der Schleuse. Kurz darauf sind auch wir an der Reihe und nach der Schleusung fahren wir durch den Jamestown Canal. Der Wasserstand ist auch hier recht hoch und am Ufer sind an vielen Stellen die Bäume gechnitten oder sogar ganz abgeholzt worden. Dadurch wirkt der Kanal streckenweise völlig anders, als wir das aus den Vorjahren kennen.

Auf dem Abschnitt nach Carrick-on-Shannon rufe ich Fiona von Shannon Castle Line an, um ihr ein paar Informationen zum Wasserstand zu geben. Der Bootstyp Shannon 31 dieses Vermieters ist noch ein Stück höher als unsere Waveearl und daher dürfte es für diese Boote an der Eisenbahnbrücke äußerst eng werden.

Wenige Minuten nachdem ich das Gespräch beendet habe, kommt uns die "Dromineer Castle" entgegen, eine Shannon 31 von SCL. Da ich keine Chance habe, die Crew unterwegs zu warnen, rufe ich nochmal beim Vermieter an. Zum Glück haben diese Boote Mobiltelefone an Bord und man verspricht mir sofort auf dem Boot anzurufen, um die Leute zu warnen.

[Fortsetzung folgt...]

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Live-Bericht Shannon-Info.de on tour 2002
« Antwort #5 am: 02.06.2002, 12:46 »
Sa., 01.06.2002 [Teil 2]:

Nach kurzer Fahrt erreichen wir Carrick-on-Shannon. Hier ist heute die Hölle los. Erstens ist Übernahmetag bei den dort ansässigen großen Bootsvermietern und der öffentliche Hafen ist gesperrt, weil dort die irischen Meisterschaften im Kanu-Polo stattfinden. Mit viel Glück finden wir einen freien Liegeplatz bei Carrick Craft. Da unterwegs unsere Heizung ausgefallen ist, rufe ich bei Waveline an. Man versucht bei Carrick Craft einen Mechaniker aufzutreiben, das soll aber mehrere Stunden dauern, da dort wegen der Bootsübernahmen ein ziemliches Chaos herrscht. Das gefällt uns gar nicht, da dadurch unsere ganze Tageplanung über den Haufen geworfen würde. Das Problem löst sich dann aber doch unerwartet schnell, Sven hat eine ungefähre Ahnung warum die Heizung nicht mehr laufen will und nach seiner Anleitung per Telefon und kleineren Montagearbeiten meinerseits ist die Heizung wieder startklar.

Nachdem das geklärt ist, gehen wir in den Ort um ein paar Einkäufe zu erledigen. Neben einigen Ergänzungen für die Küche brauchen wir noch ein kleines Vorhängeschloss für Melanies Reisetasche. Das vorhandene mußten wir leider zerstören, weil mein Schatzi die Schlüssel zuhause vergessen hatte. Im "Pounds Cheaper" werden wir schnell fündig. Das ist ein Gemischtwarenladen im wahrsten Sinne des Wortes. Von Gartengeräten über Kinderbekleidung und Porzellanpuppen bis hin zu Autozubehör und Lebensmitteln findet man dort fast alles.

Auf dem Rückweg zum Boot besuchen wir noch unser Lieblings-Take-Away und nehmen zum Mittagessen Burger und Chips mit. Das Mittagsessen ist jedoch nur von kurzer Dauer, weil ein Mitarbeiter von Carrick Craft uns auffordert den Liegeplatz zu räumen, da sie ihn für ihre eigenen Boote benötigen. Da wir absolut keinen anderen Liegeplatz finden können, beschließen wir weiterzufahren und so mache ich mich am Ruder über die letzten Chips her.

Am Abzweig des Boyle River treffen wir ein letztes Mal Stefan Greimel der mit seiner Frau auf dem Weg in den Erne ist. Da unser Boot einiges schneller läuft als die kleinen Boote von Emerald Star, verlieren wir die beiden bald aus den Augen. Der Flußabschnitt bis Leitrim ist ziemlich stark überflutet, aber Waterways Ireland hat bereits ein paar Behelfsbojen installiert, damit man den genauen Verlauf des Flusses findet und nicht versehentlich über die Wiese fährt. Ohne Probleme erreichen wir die erste Schleuse zum Lough Allen-Kanal und sind froh sie bereits geöffnet vorzufinden. Der Anleger davor ist nämlich überflutet und im an dieser Stelle engen Flußlauf zu warten wäre aufgrund der Strömung nur begrenzt spaßig.

Unsere Fender haben wir schon vorher hochgenommen, um uns im Schleusentor nicht festzufahren. Unser Boot paßt also bestens in die nur 4,20 m breite Schleuse. Natürlich müssen wir nun doppelt aufpassen, um ohne Fender das Boot nicht zu beschädigen. Es geht aber alles glatt. Der Schleusenwärter teilt uns sofort die Fußballergebnisse mit, und so erfahren wir, dass Deutschland 8:0 gewonnen hat. Na prima, da freut man sich doch schon auf den Mittwoch, wenn wir gegen Irland antreten ;).

Der Lough Allen-Kanal läßt sich diesmal recht gut fahren, da im Frühjahr an vielen Stellen die Bäume geschnitten wurden. Im letzten September war es teilweise schon sehr eng. Die stählerne Fußgängerbrücke wurde in diesem Jahr mit Holz verkleidet, da sich dort viele Boote größere Schäden zugezogen haben. Ich schaffe es diesmal tatsächlich die Brücke ohne die geringste Berührung zu passieren, vermutlich weil es ohne Gefahr keinen Spaß mehr macht anzuecken ;). Während ich mir für diese Leistung noch selbst auf die Schulter schlage, erreichen wir auch schon die nächste Schleuse. Hier müssen wir leider etwas warten, da noch ein Boot vor uns liegt und die Schleuse für zwei Boote keinen Platz bietet. Etwas später geht es dann jedoch weiter und wir bringen auch den letzten Kanalabschnitt hinter uns. An der Doppelschleuse, die in den Lough Allen führt, sehe ich jemanden auf einem Waveline-Boot winken. Es ist Wilhelm Offer (http://www.shannon-fans.de) mit seiner Frau Konny, mit denen wir uns für diesen Tag lose verabredet haben. Nachdem wir die paar Zentimeter durch die Doppelschleuse überwunden haben, legen wir vor den beiden an und werde von Wilhelm erstmal mit einem kühlen Guinness begrüßt. Wir unterhalten uns eine ganze Weile über unsere Erlebnisse, da wir uns trotz einiger ausgetauschter E-Mails nun zum ersten Mal persönlich sehen. Die beiden wollen allerdings in Drumshanbo bleiben, um sich den Ort anzusehen, während unser Tagesziel Old Spencer Harbour weiter oben im See ist.

Kurz darauf kommt jedoch ein Boot mit Engländern an und fragt, ob wir etwas aufrücken können, weil "gleich noch 5 weitere Boote mit Bekannten kommen". Daraufhin entscheiden sich Wilhelm und Konny kurzfristig um und folgen uns über den See nach Spencer Harbour ;).

Nach einer Stunde erreichen wir unser Tagesziel und finden den Anleger völlig leer vor. Der Landzugang ist nun fertig, wie auch der Parkplatz und die Beleuchtung. Die bereits installierten Wasseranschlüsse funktionieren allerdings noch nicht. Was dieser Ausbau letztendlich soll, bleibt für uns im verborgenen. Wenn man der neuen Straße folgt, steht man nach wenigen Metern auf einem Feldweg, der wiederum nach einigen 100 Metern mitten in der Pampa an einer Hauptstraße endet. Wie uns eine Einheimische erzählt soll hier in ferner Zukunft vielleicht mal ein Hotel entstehen. Mir gefällt das überhaupt nicht, da damit einer der schönsten und ruhigsten Plätze am Shannon dem Massentourismus zum Opfer fallen würde.

Den Abend beschließen wir heute an Bord. Nachdem wir eine größere Portion Spaghetti vertilgt haben, kommen Wilhelm und Konny noch auf ein Bierchen zu uns rüber. Die beiden sind auch schon seit vielen Jahren auf dem Shannon unterwegs und so haben wir uns recht viel zu erzählen. Da wir alle einen langen Tag hatten, geht es jedoch recht zeitig in die Kojen. Morgen ist ja auch noch ein Tag.....

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« Antwort #6 am: 04.06.2002, 00:08 »
So, 02.06.2002:

Heute ist Irland zunächst gegen uns. Der Morgen in Spencer Harbour begrüßt uns mit trübem Nieselwetter und so lassen wir es äußerst ruhig angehen. Erstmal ausschlafen und danach ausgiebig frühstücken, Spiegeleier und Bacon sind heute angesagt. Danach erledige ich meine elektronische Post und ziehe mich dann mit einem Buch auf die Couch zurück. Bei dem Wetter muß man nicht unbedingt auf den See rausfahren. Wilhelm und Konni verabschieden sich im Laufe des Vormittags und ihr Boot verschwindet im Dunst.

Gegen Mittag sehen wir eine kleine Armada von Booten den See hochfahren. Wie ich schon letzte Woche erfahren habe, veranstaltet der Carrick-on-Shannon Branch der Inland Waterway Association of Ireland hier heute ein "Cruise in company". Wenig später biegen die Boote nach Spencer Harbour ein und beim Anlegen ergeben sich die ersten Gespräche. Einige der Teilnehmer sind mir bereits von der IWAI-Mailingliste bekannt. Die Gruppe hat vor, am Nachmittag mit den Beibooten den Shannon nördlich des Lough Allen bis Dowra zu befahren. Man bietet uns sogar an mitzukommen, da aber das Wetter inzwischen besser wird, haben wir andere Pläne.

Gegen 14 Uhr verlassen wir Spencer Harbour und fahren mitten auf den See hinaus. Dort wird die Maschine abgestellt und wir genießen das inzwischen sehr sonnige Wetter. Für größere Fahrstrecken sind wir heute einfach zu faul. Gegen 16 Uhr kommt dann plötzlich Wind auf und wir überlegen, wo wir heute übernachten wollen. Wir entscheiden uns nach Drumshanbo zurückzufahren, da ja die gesamte Meute aus Carrick nun in Spencer Harbour liegt.

Auf dem Weg besuchen wir noch Cleighran More am Ostufer des Sees, da mir davon immer noch Fotos fehlen. Die Jetty dort ist inzwischen arg verkleinert worden, was uns aber nicht weiter stört, da es hier für eine Übernachtung sowieso zu gefährlich ist. Die Bucht ist nach zwei Seiten offen und daher äußerst anfällig für stärkere Winde. Also zurück nach Drumshanbo.

Wir sind ganz alleine auf dem See unterwegs, erst kurz vor Drumshanbo sehe ich plötzlich ca. 30 Angler auf einer Halbinsel, einige von ihnen bis zu den Hüften im Wasser. Also schnell des Gashebel zurück, was von den Anglern mit freundlichem Winken quittiert wird. Die freuen sich wohl, dass wir Ihnen nicht die Gummistiefel geflutet haben. Kurz darauf erreichen wir den Anleger vor Drumshanbo Lock und finden dort nur ein einziges Boot vor. Es sind wieder Wilhelm und Konni, die dort ebenfalls übernachten wollen. Wilhelm hat seine Angel im Wasser und versucht dem See ein paar Fische abzuknöpfen, was ihn aber nicht davon abhält, mich mal wieder mit einem kühlen Guinness zu begrüßen.

So stehen wir eine ganze Zeit auf dem Steg, trinken Guinness und reden über alles mögliche. Ab und zu hängt ein Rotauge an Wilhelms Angel, die er aber jeweils nach kurzer Begutachtung wieder in die Freiheit entläßt. Da die Fische alle irgendwie gleich aussehen, vermute ich, dass es immer ein und derselbe ist, der sich an Wilhelms Angel verirrt. Mein Vorschlag das Tier mit einem Filzstift zu markieren, trifft aber nur auf wenig Verständnis ;).

Gegen Abend ziehen dann wieder Regenwolken auf und die Stegveranstaltung wird fluchtartig abgebrochen. Nach mehreren Pints of Guinness ist nun auch dringend ein Abendessen erforderlich.

Am Abend besuchen und Wilhelm und Konni auf unserem Boot und wir spielen Super-Kniffel. Das ist die Variante mit drei Spalten nebeneinander, die man alle gleichzeitig spielt und am Ende mit 1,2 und 3 multiplizieren darf. Wilhelm hat eine Flasche 15-jährigen Bowmore mitgebracht, der mir eindeutig zu sehr nach Torf schmeckt. Außerdem stellen wir fest, dass das Zeug irgendwie die mathematischen Fähigkeiten beeinträchtigt, was beim zusammenrechnen der Kniffel-Ergenisse hinderlich ist. Der Umstieg auf den an Bord befindlichen Glenmorangie bringt aber auch keine Besserung, also muß das Problem mit dem Guinness zusammenhängen.

Gegen 0 Uhr haben wir trotz meiner Rechenprobleme zwei komplette Spielrunden beendet und die beiden verabschieden sich. Wir verabreden uns für den kommenden Dienstag in Grange, wo wir am Mittwoch dann zusammen das Fußballspiel Deutschland-Irland im Pub ansehen wollen. Draußen regnet es mal wieder "Cats and Dogs" und wir sind froh, nicht mit den Iren tauschen zu müssen, die für die Nacht an der Schleuse ein Zelt aufgebaut haben. Da sind unsere Kojen doch bequemer und vor allem wohl trockener.

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« Antwort #7 am: 04.06.2002, 00:09 »
Mo, 03.06.2002:

Der Morgen sieht recht vielversprechend aus, wir werden von strahlendem Sonnenschein geweckt. Der Wetterbericht sagt uns jedoch, dass das heute nicht so bleiben wird. Egal, wir müssen heute mal wieder etwas weiterkommen und machen uns daher um 10 Uhr auf den Weg durch den Lough Allen-Kanal. Heute ist es ziemlich windig, was die Fahrt durch den engen Kanal zu einer echten Konzentrationsaufgabe macht. Wir erreichen jedoch ohne Probleme Drumleague Lock, wo vor uns gerade ein Boot geschleust wird und wir daher etwas warten müssen. Als wir gerade in die Schleuse einfahren, erscheinen auch Wilhelm und Konni. Da sie aber ein Dinghy dabeihaben, entschließt sich der studentische Schleusenwärter sie erst nach uns zu schleusen.

Wir fahren weiter in Richtung Battlebridge Lock, wie immer Millimeterarbeit an der Fußgängerbrücke, die zum Glück jetzt mit Holz verkleidet wurde. Trotzdem hat man ja seinen Stolz und möchte ohne anzuecken durchkommen. Es klappt auch diesmal, allerdings muß ich diesen Erfolg gegen eine heftige Windböe verteidigen. Da die Fender an Deck liegen (sonst passt man nicht in die Schleusen), nicht ganz ohne.

Auch an der Battlebridge Lock müssen wir etwas warten, während die vom Wetterbericht versprochenen dunklen Wolken aufziehen. Der Schleusenwärter hier entschließt sich, Wilhelm und Konni zusammen mit uns in einem Rutsch zu schleusen. Das paßt so gerade eben und Konni muß den Minimalabstand zwischen unseren Booten mit einem Bootshaken wahren. Der Schleusenwärter schleust aber sehr langsam und vorsichtig und so klappt es auch mit zwei Booten in der kleinen Schleuse. Allerdings geht inzwischen ein richtiger Wolkenbruch nieder, trotz Regenkleidung nicht unbedingt das, was ich mir unter Spaß vorstelle. Als wir das Schleusen erledigt haben, hat es fast aufgehört und ich fahre das Boot weiter von der Flybridge aus. Wir sind ja schließlich keine "Drinnenfahrer" ;).

Nachdem uns noch zwei weitere Schauer erwischt haben, erreichen wir wieder Carrick-on-Shannon, wo wir unsere Vorräte ergänzen und Diesel tanken wollen. Ersteres klappt ohne Probleme, obwohl Feiertag in Irland ist, haben die Supermärkte geöffnet. Mit dem Diesel sieht es schon schlechter aus, bei Carrick Craft ist das Büro geschlossen und der Notdienst-Mechaniker kann oder will uns keinen Sprit verkaufen. Bei Emerald finde ich allerdings einen Zettel an der Tür, der besagt dass das dort ab 15 Uhr geöffnet ist. Also warten wir eine halbe Stunde. Das Büro macht sogar 5 Minuten früher auf (sehr untypisch für Irland) und tatsächlich können wir problemlos auftanken. Ich bekomme auf Nachfrage sogar 10 % Rabatt, weil ich Mitglied der Inland Waterway Association of Ireland bin. Man schaut zwar etwas ungläubig, als ich aber auf den entsprechenden Aufkleber auf unserer Seitenscheibe verweise, wird das sofort akzeptiert. Jedenfalls ist unser Tank nun wieder voll und wir können uns beruhigt auf den Weg in den Lough Key machen. Ich erkundige mich noch nach dem "Headroom" an Cootehall- und Knockvicar Bridge und bekomme die Auskunft, dass unser Boot auf jeden Fall durchpassen wird. Da sich das mit der Aussage von Paddy Gilboy, dem Besitzer der Tara Marina bei Cootehall, deckt, haben wir eine Sorge weniger.

Wir fahren also wieder ein Stück nach Norden und biegen dann in den Boyle River ein. Der Wind hat weiter aufgefrischt und bereits im kleinen Lough Drumharlow schlagen uns ganz nette Wellen entgegen. Der Boyle River ist durch das Hochwasser viel breiter als gewohnt und an einigen Stellen muß man aufpassen, nicht versehentlich über die Wiese zu fahren. Waterways Ireland hat hier aber einen guten Job gemacht und an den fraglichen Stellen einige Behelfsbojen angebracht, die das Fahrwasser markieren.  

Die beiden Brücken machen tatsächlich keine Probleme, unser Windschild hat noch gute 50 cm Luft unter den Brücken. Zur Sicherheit merke ich mir an markanten Punkten wieder den Wasserstand, damit wir bei der Rückfahrt keine Überraschungen erleben.

Der Anleger bei Clarendon Lock steht wie erwartet unter Wasser, aber die Schleuse wird gerade geöffnet als wir ankommen. Vom Wehr aus geht eine starke Strömung quer durch den Fluß, aber wir schaffen es sicher bis in die Schleuse. Wenige Minuten später sind wir am Eingang des Lough Key.

Aus dem See kommt uns eine Armada von Booten des Vermieters Tara Cruisers entgegen, die alle auf dem Weg in Ihren Heimathafen sind. Vermutlich Gäste, die nach dem Bank Holiday-Weekend nun ihre Boote zurückgeben. Im Lough Key erwischt uns eine weitere Regenböe, die Wellen sind für diesen nicht ganz so großen See schon recht beachtlich. Das Wasser spritzt fast bis über den Windschild. Auf dem letzten Abschnitt bis zum Forest Park muß ich sogar einmal kreuzen, damit uns die Wellen nicht von der Seite erwischen.

Wir hatten eigentlich gehofft, am Ende des Feiertages hier einen ruhigen Liegeplatz zu finden, aber leider ist der Anleger bei Drummans Island voll belegt. Was die Leute alle nur dort wollen?! Wegen des Hochwassers kommt man nichtmal trockenen Fußes an Land. Der Anleger unterhalb des Moylurg Tower ist ebenfalls voll belegt. Mit etwas gutem Willen hätten wir dort vielleicht unterkommen können. Ich habe aber keine große Lust im Päckchen dort zu liegen, also sehe ich mir noch den Anleger direkt am Forest Park an. Erstaunlicherweise liegt dort nur ein Boot und so kommen wir doch noch zu unserem ruhigen Liegeplatz.

Gegen 20 Uhr sind die meisten Touristen verschwunden, auch die Einheimischen, die die letzte Stunde mit ihrem Beiboot vor unserer Nase auf und ab gefahren sind. Naja, den Kindern an Bord hat es offensichlich Spaß gemacht und so schlimm war's ja eigentlich auch nicht. Jetzt ist Ruhe und wir genießen auf einer Bank am Seeufer noch die kurzfristig erschienene Abendsonne.

Zum Abschluß des Abends muß ich die Ruhe auch noch etwas stören, da dieser Laptop doch reichlich Strom frißt und ich unsere Maschine anwerfen muß, damit der 220V-Konverter uns die Bordbatterien nicht leersaugt. Das Boot vor uns hat aber wohl auch ein Energieproblem und so geht es bezüglich der Ruhestörung 50:50 aus ;).

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« Antwort #8 am: 05.06.2002, 17:48 »
Di, 04.06.2002:

Der Morgen begrüßt uns mal wieder mit einem Regenschauer. Also erstmal in Ruhe gefrühstückt und dann in die wetterfesten Kleidung. Der Lough Key scheint uns dieses Jahr nicht zu mögen. Da die Clarendon Schleuse aber nicht weit entfernt ist, beschließe ich das Boot trotzdem von der Flybridge aus zu fahren. Als wir die Schleuse erreichen, werden die Tore gerade geöffnet und wir können direkt hineinfahren. Nach der Schleusung geht es weiter in Richtung Tara Marina, dem Hafen von Shannon Erne Waterway Holidays. Um die Brücken mache ich mir diesmal keine Sorgen, da der Wasserstand in den letzten Tagen etwas gefallen ist und wir ja auch auf dem Hinweg keine Probleme hatte.

Als wir Knockvicar Bridge passieren, liegt jedoch ein Arbeitsboot von Waterways Ireland hinter der Brücke quer in der Fahrrinne und man bedeutet uns einen Moment zu warten. Gar nicht so einfach in der engen Fahrrinne mit Wind und Strömung im Rücken. Kurz darauf geht es aber weiter und wir legen in der Tara Marina an. Wir sind hier mit Paddy Gilboy, dem Besitzer von Shannon Erne Waterway Holidays, verabredet. Ich rufe ihm auf dem Handy an und er erzählt mir, dass er kurzfristig nach Carrick-on-Shannon mußte. Also umsonst hier angelegt. Wir verabreden uns für eine Stunde später in Carrick und fahren daher direkt weiter.

Auch bei Cootehall Bridge gibt es keine Probleme, allerdings fängt es dort heftigst an zu regnen, so dass ich mich von der Flybridge verziehe und das Boot für die nächsten Kilometer von innen fahre. Als wir in Carrick-on-Shannon ankommen, scheint allerdings schon wieder die Sonne. Wir legen in der Marina von Carrick Craft an und gehen ins Coffee's (ein netter coffee shop direkt an der Brücke). Kurz darauf erscheint Paddy Gilboy und wir unterhalten uns eine Stunde lang über alles mögliche. Schön ihn mal wieder persönlich zu sehen. Gegen 14:30 verabschiedet er sich und wir erledigen noch einige Einkäufe. Hähnchenfilet für's Abendessen und ein Top-up für meine irische Handy-Karte, damit ich auch weiterhin diesen Reisebericht hochladen kann. Schließlich noch schnell am Geldautomaten vorbei und schon sind wir wieder zurück an unserem Boot.

Inzwischen habe ich mit Wilhelm Offer telefoniert, in Grange ist der Anleger voll belegt und Bankmooring aufgrund des Wasserstandes nicht möglich. Wir verabreden uns also für den Abend in Dromod, wo wir dann morgen auch das Fußballspiel Irland-Deutschland ansehen wollen. Vorher wollen wir noch schnell unseren Wassertank auffüllen, allerdings kommt aus den Schläuchen bei Carrick Craft nur ein besseres Rinnsal. Nach 30 Minuten gebe ich auf und begnüge mich mit dem, was bis dahin in den Tank getröpfelt ist. In Dromod gibt es ebenfalls Wasseranschlüsse, also verschieben wir das Volltanken auf dort. Wir schaffen es noch so gerade vor dem nächsten Schauer abzulegen, allerdings ist hinter der Regenfront schon wieder blauer Himmel zu sehen. Die Fahrt bis Albert Lock ist dann auch weitgehend trocken, allerdings sehr windig.

Als wir durch den Jamestown Canal auf die Schleuse zufahren, passiert uns ein weiteres Boot von Waveline Cruisers. Es wird kurz hin und her gegrüßt und es stellt sich heraus, dass Axel Höhne an Bord ist, der einigen Lesern dieses Forums nicht unbekannt sein dürfte. Als wir die Schleuse sehen, stellen wir fest, dass gerade nach unten geschleust wird. Also müssen wir im engen Kanal warten (der Anleger oberhalb ist vom Hochwasser überflutet), was gar nicht so einfach ist, wenn man von strammen Windböen immer weiter vorwärts geschoben wird. Am Ende muß ich sogar im Kanal einmal wenden, da ich der Schleuse zu nahe komme und mit Rückwärtsschub gegen den Wind nichts auszurichten ist, ohne nach Lee in die Bäume zu treiben. Das Manöver klappt so gerade ohne Probleme und dann können wir auch schon in die Schleuse einfahren.

Nun folgt der letzte Abschnitt für heute, mal wieder bei Sonnenschein. Die Eisenbahnbrücke südlich von Albert Lock passieren wir ohne Schwierigkeiten, seit dem Hinweg ist das Wasser sogar ca. 15cm gefallen. Kurz vor Dromod zieht dann die nächste Regenfront auf und wir können schon absehen, dass es bis in den Hafen nicht mehr reichen wird. Der Regen erreicht uns so gerade beim Anlegen und da der Hafen fast voll ist, machen wir am Boot von Wilhelm und Konni fest. Kurz darauf fährt jedoch noch ein Privatboot weg und wir bekommen so unseren eigenen Liegeplatz am Anleger.

Der Abend wir wieder an Bord verbracht. Wir vertilgen erst eine große Portion Hähnchenfilets mit süß-sauerer Soße und treffen uns danach mit Wilhelm und Konni, um die Super-Kniffel Runde vom Lough Allen fortzusetzen. Da auch wieder meine Flasche Glenmorangie auf dem Tisch steht, gibt es wieder einige Probleme mit der Mathematik, die wir jedoch routiniert meistern. Der Abend endet erst gegen 2 Uhr morgens und wir beschließen am nächsten Tag in Dromod liegenzubleiben, um das Fußballspiel in Jimmy's Bar & Restaurant anzusehen. Ein Ruhetag pro Bootstour gehört bei uns eigentlich zum festen Programm, wir sind ja schließlich nicht auf der Flucht. Ich bin auf das Spiel sehr gespannt, nicht zuletzt da ich mit Paddy Gilboy gewettet habe. Bei einem Unentschieden bekommt er 10 Euro von mir, bei einem Sieg der Deutschen bekomme ich 10 Euro. Gewinnen die Iren kaufen wir uns von dem jeweiligen Einsatz ein paar Pints ;). Ich bin gespannt wie das ausgeht.....

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Live-Bericht Shannon-Info.de on tour 2002
« Antwort #9 am: 06.06.2002, 23:04 »
Mi, 05.06.2002:

Endlich scheint morgens mal die Sonne, darauf haben wir schon seit Tagen gewartet. Wir liegen immer noch in Dromod und werden dort heute auch bleiben. Nach dem etwas anstrengenden Vorabend, gibt es Spiegeleier und Bacon zu Frühstück. Da wir bereits um 12 Uhr im Pub verabredet sind, ist eine gute Unterlage wohl nicht verkehrt ;).

Gegen 11:45 Uhr machen wir uns auf den Weg zu Jimmy's. Es sind nur ein paar Leute in der Kneipe und so bekommen wir einen guten Platz an der Theke mit bester Sicht auf den großen Fernseher. Bis zum Beginn des Fußballspiels füllt sich der Laden noch merklich und wir sind froh bereits so früh dagewesen zu sein. Kurz nach Beginn des Spiels wurden die freien Stehplätze bei Jimmy's noch durch eine Ladung Bauarbeiter aufgefüllt, die wohl eine verlängerte Mittagspause vereinbart hatten. Über den Verlauf des Spiels brauche ich hier wohl nicht näher zu berichten. Zwar bin ich jetzt um 10 Euro ärmer, aber zum Glück wurde mein Gehör nicht dauerhaft geschädigt. Ich dachte beim Ausgleich, die Iren reißen gleich den Laden ab. Insgesamt aber eine sehr nette und sportlich faire Stimmung, wir verabschieden uns mit einem freundlichen "see you in the final". Nach dem Spiel komme ich noch mit meinem Sitznachbarn an der Theke etwas näher ins Gespräch und es stellt sich raus, dass es Franz ist, der hier auch mitliest und mit dem ich bereits E-Mails ausgetauscht habe.

Da wir nun schon wieder eine größere Guinness-Probe hinter uns haben, wird der restliche Tag in der Sonne an Deck verbracht. Ich habe keinerlei Lust das Boot heute noch einen Meter zu bewegen. Am späten Nachmittag taucht auch Wilhelm wieder auf und wir fahren mit dem Dinghy noch ein wenig zum Angeln. In Roosky habe ich einen nicht näher identifizierten Fisch an der Angel, der sich der Festnahme jedoch durch Flucht entzieht. Auf dem Rückweg fängt Wilhelm dann doch noch einen Hecht, der jedoch nur unwesentlich größer als der verwendete Wobbler ist. Deshalb setzen wir ihn auch ins Wasser zurück und verabreden uns in 5 Jahren nochmal mit ihm. Kurz vor Dromod bleibt dann auch noch mein Wobbler irgendwo im Grund hängen und wir bekommen ihn leider nicht mehr frei. Also das ganz klare Signal den heutigen Versuch einzustellen.

Ansonsten gibt es von diesem Tag nicht viel zu berichten. Am Abend findet noch eine kleine Spielrunde bei uns an Bord statt und wir gehen recht zeitig in die Kojen, da wir morgen wieder eine längere Fahrstrecke vor uns haben. Nur Unentschieden gegen Irland, keinen Fisch gefangen und das Bier geht auch zur Neige. Also wirklich höchste Zeit weiterzufahren......

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Live-Bericht Shannon-Info.de on tour 2002
« Antwort #10 am: 06.06.2002, 23:05 »
Do, 06.06.2002:

Der bisher schönste Morgen auf unserer Reise. Strahlend blauer Himmel und T-Shirt-Temperaturen. Also schnell frühstücken und dann das Boot startklar machen. Wir füllen noch unseren Wassertank, verabschieden uns von Wilhelm und Konni und machen uns auf den Weg in Richtung Süden.

In Roosky warten wir erstmal geraume Zeit bis die Brücke geöffnet wird. Der Wasserstand ist zwar etwas gefallen, aber für unsere Waveearl reicht es immer noch nicht. Eine Caprice von Emerald Star meint vielleicht so durchzupassen und bricht den Versuch erst ab, als ich sie schon fast in der Brücke hängen sehe. Zum Glück habe ich meine Warteposition einige hundert Meter weiter flußaufwärts gewählt, so dass sie uns nicht in die Quere kommt. Wenig später erscheint Tony, der Schleusenwärter, auf seinem Fahrrad und öffnet die Brücke, die wir auch problemlos passieren.

Das nächste Problem stellt sich direkt hinter der Brücke. Wir wollen eigentlich anlegen, da wir noch einkaufen müssen. Es ist für heute noch kein Abendessen an Bord und das Bier wird auch knapp. Leider sind wir nicht die einzigen mit diesem Problem und so sind alle Anleger an der Brücke voll belegt. Den Versuch am freien Anleger der Tankstelle festzumachen spare ich mir, da sind wir in den Vorjahren bereits weggejagt worden. Seitdem meide ich diesen Liegeplatz und tanke außerdem woanders, wenn es sich einrichten läßt.

Da sich kein freier Platz abzeichnet, beschließen wir an einer Lake Star von Emerald Star festzumachen, die relativ günstig liegt. Auf dem Boot sind vier Iren, offensichtlich noch von den Folgen des Fußballspiels vom Vortag gezeichnet, die uns sofort erlauben an ihrem Boot anzulegen. Das ist zwar sehr nett, allerdings haben die Jungs leider keine Ahnung von Booten. Als ich einem der vier unsere Achterleine zuwerfe, fängt dieser sofort an wie wild daran zu ziehen, anstatt zu warten bis ich das Boot richtig herangefahren habe. Als Ergebnis liegt unser Heck am gewünschten Platz, während der Bug mitten in den Fluß zeigt. Ich breche den Versuch ab und bedeute unserem Helfer die Leine zurückzuwerfen, damit ich einen neuen Anlauf unternehmen kann. Er will jedoch aus unerfindlichen Gründen nicht loslassen und begreift erst was ich von ihm will, als ich einfach losfahre. Beim zweiten Versuch bin ich schlauer und reiche die Leinen erst herüber, als das Boot am richtigen Platz liegt. Unsere Helfer wenden sich sichtlich erschöpft wieder ihrem Frühstück zu und wir gehen in den Supermarkt zum Einkaufen.

Das Ablegen geht problemloser als das Anlegen, auch wenn ich einen der Iren davon abhalten muß die Achterleine vorzeitig zu lösen. Er zeigt aber dann vollstes Verständnis dafür, dass ich nicht ohne meine Freundin abfahren möchte ;). Vor der Schleuse in Roosky ist wieder kreisen angesagt. Es werden drei große Boote von Emerald hochgeschleust, was aus unerfindlichen Gründen fast 20 Minuten dauert. Schließlich verlassen die Boote endlich die Schleuse und Tony saust wieder mit seinem Fahrrad an uns vorbei zur Brücke. Ich möchte wirklich mal wissen, wieviele Kilometer er an einem Tag so zurücklegt.

Wir schleusen zusammen mit der "Lobelia" einem weiteren Boot von Waveline Cruisers und einem großen 38-Fuß Boot von Manor House Marine. Der Skipper des letzteren fragt erstmal den Schleusenwärter wo er sich überhaupt befindet, weia.... Unterhalb der Schleuse ist ziemliches Chaos. Da der Anleger unter Wasser steht, liegen drei Boote an die Mauer gedrängt, ein weiterer Skipper klammert sich an Bäumen fest und zwei weitere kreisen im freien Wasser vor der Schleuse. Also erstmal gaaanz langsam fahren, um nicht noch mehr Unordnung in das Durcheinander zu bringen. Der Skipper hinter uns (der mit dem 38-Fuß Boot) sieht das jedoch anders und fährt mit Volldampf aus der Schleuse, was ich jedoch mit einigen resoluten Handzeichen und bewußtem "im Weg stehen" unterbinde.

Wir fahren weiter in Richtung Tarmonbarry, die beiden Boote aus der Schleuse immer noch kurz hinter uns. Als wir dann in den Camlin River abbiegen, folgt uns der Kollege mit dem 38-Fuß Boot. Er weiß offensichtlich immer noch nicht wo er ist. Nach einigen Metern bleibt er jedoch stehen, vermutlich weil ihm der Fluß plötzlich etwas schmal vorkommt und ich verliere ihn aus den Augen. Wir wollen eigentlich den Camlin nur ein Stück hinunter fahren und dann wieder umdrehen. Die Straßenbrücke bei Richmond Harbour ist nämlich recht niedrig und ich weiß nicht ob unser Waveearl durchpaßt. Unterwegs kommt uns jedoch eine Tully SE von SEWH entgegen und ich frage den Skipper nach der Brücke. Als er "kein Problem" zurückruft, beschließe ich es vorsichtig zu versuchen.

Nach ca. 30 Minuten erreichen wir die Brücke. Es ist genügend Platz um im Notfall noch wenden zu können und die Strömung ist auch kein Problem. Also im Schrittempo herangetastet, immer bereit auf Rückwärtsschub zu gehen. Ich sehe aber recht schnell das es passen wird, auch wenn es nur gut 30 cm zwischen unserem Windschild und der Brücke liegen. Prima, eine Sorge weniger. Die Brücke im Kanal zu Clondara Lock ist viel höher und wird uns daher keine Probleme machen. Wir legen aber erstmal an der Schleuse nach Richmond Harbour an und ich mache mich auf den Weg einige Fotos zu schießen. Es ist sowieso Mittagspause an der Schleuse, also kann ich die Zeit auch sinnvoll nutzen. Kurz bevor wir wieder ablegen wollen erscheinen Wilhelm und Konni mit ihrer Waveprincess, die hier heute übernachten wollen. Wir überlassen Ihnen unseren Liegeplatz und verabschieden uns nun endgültig.

Der Schleusenwärter von Clondara Lock ist der gleiche wie im letzten September. Er erkennt mich sogar wieder, weil wir wie beim letzten Mal unser Shannon-Info.de Schild auf dem Windschild haben. Wir hatten uns schon im September über meine Webseiten unterhalten. Er bedauert, dass die Seiten nur auf Deutsch verfügbar sind. Nach der Schleusung kontrolliere ich schnell die Kühlwasserfilter, die aber diesmal sauber sind. Aufgrund des Hochwassers lagen nicht viele Pflanzenreste im Camlin. Als wir wieder in den Hauptlauf des Shannon einbiegen, sehe ich die "Lobelia" wieder vor uns. Wir haben also durch unseren Abstecher in den Camlin nichtmal Zeit verloren.

Weiter vorne ist auch die Caprice aus Roosky wieder zu sehen. Als sie auf die Torfbahn-Brücke kurz vor Lanesborough zufährt, verläßt den Skipper wohl der Mut und er bleibt vor der Brücke stehen. Sein Boot wird natürlich sofort von der Strömung gepackt und seitwärts gedreht, mit dem Ergebnis, dass er genau vor der Durchfahrt seitlich gegen die Brücke gedrückt wird. Zum Glück sind wir noch weit genug entfernt und können die "Vollsperrung" aus sicherer Entfernung beobachten. Mit einigen rabiaten Manövern schafft er es dann von der Brücke loszukommen, allerdings mit einigen großen Schrammen an der Steuerbordseite. In Lanesbourough halte ich größeren Abstand zu dem Crash-Kandiaten, aber hier geht alles glatt.

Der Rest unserer Fahrt verläuft ereignislos. Auf dem Lough Ree hänge ich die Caprice mit dem Aufkommen leichter Wellen schnell ab, was mir auf dem Fluß vorher nicht geglückt war. Hier macht sich die schwache Motorisierung dieses Bootstyps doch sehr bemerkbar. Gegen 17 Uhr biegen wir in den Lecarrow Canal ein und erreichen nach kurzer Fahrt den Hafen. Wir belegen den letzten regulären freien Liegeplatz und so geht ein ereignisreicher Tag zu Ende....

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Re:Livebericht: Shannon-Info.de on tour 2002
« Antwort #11 am: 13.06.2002, 01:48 »
Hallo zusammen, entgegen anderslautenden Gerüchten sind wir nicht verschollen, sondern haben uns nach unserer Bootstour noch ein paar nette Tage im County Donegal gemacht. Heute sind wir nun nach 14 schönen Tagen in Irland wieder zuhause angekommen.

Trotzdem möchte ich euch natürlich den letzten Tag unserer Bootsreise nicht vorenthalten:

Fr., 07.06.2002:

Dieser Freitag ist unser letzter Tag an Bord der "Cornflower". Wir stehen gegen 9 Uhr auf und ich verwandle die letzten Bacon- und Eier-Bestände in ein irisches Frühstück. Da wir erst am Nachmittag in Killinure unseren Mietwagen übernehmen müssen, lassen wir uns an diesem Morgen Zeit. Schließlich sind es von hier nur ca. 1,5 Stunden bis in den Heimathafen. Gegen 11 Uhr legen wir ab uns fahren bei inzwischen trockenem Wetter nochmals durch den Lecarrow Canal. In der Blackbrink Bay stelle ich kurz die Maschine ab und schaue schnell nach den Kühlwasserfiltern, die aber nur minimal verschmutzt sind.

Der Wind bläst direkt aus östlicher Richtung, was eine interessante Überfahrt über den Lough Ree verspricht. Bei dieser Windrichtung kommen die Wellen genau quer zur Hauptfahrtrichtung was es erschwert den genauen Kurs zu halten. Es wird aber nicht wirklich schlimm, die Wellen sind nur ca. einen halben Meter hoch, was man mit der Waveearl noch gut verkraftet, ohne kreuzen zu müssen. Durch den Wind ist die Abdrift jedoch schon recht ordentlich und daher kommt mein GPS-Empfänger heute zu einem sinnvollen Einsatz. Den Erfolg sehe ich bereits nach kurzer Fahrstrecke, als wir uns immer noch auf der korrekten Route befinden, während einige andere Boote böse nach Lee abgetrieben sind. Wenn man kein GPS hat, sollte man halt öfter auch mal nach hinten schauen, wenn man eine Boje in 2 km Entfernung ansteuert und ggf. seinen Kurs mit etwas Vorhalt wählen.

Ohne weitere besondere Ereignisse kommen wir gegen 13 Uhr in Killinure an. Wir sind das zweite von den heute zurückerwarteten 19 Booten und machen direkt an der Dieseltankstelle fest. Thommy tankt unser Boot auf und mit der bereits vor einigen Tagen in Carrick-on-Shannon nachgefüllten Menge kommen wir auf insgesamt 184 Liter in 10 Tagen. Geteilt durch unsere 34 Fahrstunden ergibt das einen Verbrauch von 5.4 Liter pro Stunde.  Da wir aufgrund der starken Strömung und des hohen Wasserstandes viel Vollgas fahren mußten, bin ich damit mehr als zufrieden.

Den Mehrverbrauch flußaufwärts haben wir offensichtlich auf der Rückfahrt wieder eingespart. Für die Strecke von Killinure in den Lough Allen und zurück nach Carrick-on-Shannon haben wir 107 Liter benötigt, von dort in den Lough Key und zurück nach Killinure dagegen nur 77 Liter.

Nach Tanken und Abrechnung erledigt sind, warte ich auf unseren Mietwagen, der eigentlich um 15 Uhr angeliefert werden sollte. Um 15:45 Uhr ergibt ein Anruf bei der Hertz-Station in Athlone, dass es wohl 16:30 Uhr werden wird. Also die üblichen Zeitangaben in "irish time". Da ich sowas in der Art bereits erwartet hatte, gehe ich erstmal auf unser Boot zurück.

Um 16:45 Uhr erscheint dann tatsächlich jemand mit unserem Mietwagen. Ich hatte die "intermediate"-Kategorie gebucht (üblicherweise sowas wie Toyota Avensis oder Ford Focus) und bin sehr überrascht, als man mir den Schlüssel für einen Rover 75 übergibt. Der Hertz-Mitarbeiter ist nach einem Blick auf unseren Gutschein ebenfalls überrascht und gratuliert mir dann schulterzuckend zu meinem  "free upgrade". Da haben wir ja mal wieder Glück gehabt. Der Wagen ist ziemlich neu (gerade mal 2500 Meilen auf dem Tacho) und hat sogar eine Klimaanlage.

Der Rest des Nachmittags geht relativ schnell vorbei, da wir unsere Ausrüstung umpacken, so dass wir in den nächsten Tagen nur noch eine Tasche aus dem Auto nehmen müssen. Zum Glück müssen wir jetzt noch nicht alles flugfertig verpacken und so landen neben unseren großen Reisetaschen auch einige Tüten mit Kleinkram und Lebensmitteln im Kofferraum unseres Mietwagens. Zum Schluß wird noch das Boot aufgeräumt und auch einer gründlichen Außenreinigung unterzogen.

Am Abend gehen (...ähh fahren, da es regnet) wir nochmal in die Killinure Chalets, wo wir uns nochmal von der hervorragenden Küche verwöhnen lassen. Als wir schon fast auf dem Rückweg sind, treffen wir Norbert und Monika vor der Tür und so wird es noch eine Stunde später bis wir endlich loskommen. Wir verbringen unsere letzte Nacht an Bord der Cornflower und freuen uns auf 5 weitere erholsame Tage in Irlands Nordwesten......

Fazit: Die Bootstour war mal wieder ein voller Erfolg, auch wenn das Wetter nicht immer perfekt war und der Shannon so viel Wasser führte, wie ich es noch nie während der Bootssaison erlebt habe. Wir haben unterwegs viele nette Leute Leute getroffen und auch eine ganze Reihe unserer Leser persönlich kennengelernt. Insofern war die Entscheidung mal mitten in der Saison zu fahren durchaus richtig. Wir waren streckenweise erstaunt, wie leer es auf dem Fluß im Juni ist. Probleme einen Liegeplatz zu finden hatten wir eigentlich nie und dass obwohl einige Anleger überflutet und damit nicht nutzbar waren. Es hat wieder riesigen Spaß gemacht und ich freue mich jetzt schon auf die nächste Tour, die im September stattfinden wird. Es war zwar etwas Aufwand (sowohl zeitlich als auch technisch) diesen Reisebericht immer pünktlich fortzuführen, aber über 1100 Zugriffe auf diesen Thread zeigen mir, dass ich mir die Mühe offensichtlich nicht vergeblich gemacht habe. Vielen Dank für euer Interesse!

Ich könnte jetzt noch viel über unsere Tage in Donegal schreiben, aber wenn man mit dem Auto unterwegs ist, erlebt man die Dinge viel komprimierter als auf dem Boot. Das würde den Rahmen dieses Forums (und auch meinen Zeitrahmen) definitiv sprengen. Daher beende ich meinen Bericht an dieser Stelle und hoffe das es euch gefallen hat.

See you in Ireland,
Stevie.