... und wenn du meinst, an deinem Boot war doch schon alles mal kaputt und alles ist repariert worden, da kann doch jetzt nix mehr passieren..., da belehrt dich dein über alles geliebtes Schiffchen eines Besseren...
Au Backe!
Die Fahrt vom Zuidlaardermeer hoch nach Schiermonnikoog verlief eigentlich ziemlich unproblematisch. Bei schönstem Wetter in Richtung Groningen gestartet, kamen wir unter dieser verflixten Eisenbahnbrücke (holländisch: Spoorbrug) nicht durch. Winzige zwei Zentimeter haben gefehlt.
Keine Chance.
Also sind wir wieder umgedreht und mussten einen zehnstündigen (!) Umweg über Veendam fahren. Als wir nach 52 handbedienten Brücken und 4 Schleusen endlich auf den Winschoterdiep einbogen, war es mit dem schönen Wetter vorbei und vom Himmel goss es wie aus Eimern. Da ich mich aber, - wie immer - geweigert habe, vom Innensteuerstand aus zu fahren, hocken mein geliebtes Weib Britta und ich oben an Deck und rückten ganz eng unter dem spärlichen Bimini zusammen und ich musste mir die ersten Unmutsäußerungen meines geliebten Weibes anhören.
Britta hatte dann bald die Faxen dicke und ging nach unten in den Salon. Es dauerte aber nur ein paar Sekunden, da kam sie schreiend wieder nach oben und rief: Da unten qualmt es, daß Schiff brennt!
Ich legte kurzer Hand an, stieg todesmutig hinab, öffnete die Motorraumluke und sah sofort, dass der Auspuff undicht war. Wasser spritzte in die Bilge und... es qualmte.
"Keine Sorge", beschwichtigte ich meine Frau, "da brennt nix, da qualmt es nur ein bisschen".
Ich schnitt eine Bierdose auf, presste sie um das Leck im Rohr und wickelte reichlich Gaffatape drum rum.
"So, das hält jetzt erstmal", sagte ich, legte ab und wir fuhren weiter. Britta blieb aber skeptisch und meinte nur, "warum hast du dir nur so ein altes Schrottboot gekauft...?"
Von Groningen aus fährt man durch idyllische Landschaften bis rauf nach Lauwersoog, einfach nur schön.
Wir sind rüber nach Schiermonnikoog gefahren.
Da Allerdings mit der Fähre, hahaha
Denn auf dem Wattenmeer blies ein kräftiger Wind mit Wellen größer 1 Meter und das wollten wir uns nicht antun.
Am Anleger in Schiermonnikoog muss man dann ca. 3km zu Fuß zum Ort laufen.
Klar, dass es da wieder wie Bolle geregnet hat.
Durchnässt haben wir dann was zu Mittag gegessen und sind anschließend wieder zurück zur Fähre.
Mit dem Taxi, Hahaha.
In Lauwersoog sind wir direkt auf die KUBA, haben abgelegt und sind dann wieder zurück durch die idyllischen Landschaften Richtung Zuidlaardermeer. In Garweerd haben wir angelegt und haben im Café Hamingh fürstlich für satte 112 Euro zu Abend gegessen.
Das hatten wir uns verdient.
Außerdem wollte ich Brittas Laune etwas aufhellen.
Am nächsten Morgen sind wir um 08:00 Uhr wieder los, und langsam stieg wieder dieseliger Qualm aus dem Unterdeck. Das Klebeband hatte sich gelöst, die Bierdosenhülle war in die Bilge gefallen, Wasser spritzte in die in den Motorraum und es qualmte hält...
"Keine Sorge", sagte ich zu Britta, "da kann nix brennen, der Rauch ist ja vom Kühlwasser gut gekühlt. Wir fahren jetzt noch bis Veendam und dann versuche ich, das Rohr noch einmal abzulichten.
Eigentlich ein guter Plan.
Aber leider war das noch nicht alles...
Zwei Kilometer vor Veendam stoppte ich vor einer Brücke auf und wir vernahmen ein ekelhaftes Geräusch irgendwo hinten am Boot.
Verdammt, was war da jetzt wieder los???
Die Brücke öffnete sich, ich fuhr an, aber als das GPS 5kmh anzeigte, blockierte die Lenkung!
Blitzschnell kuppelte ich aus und das Steuerrad ließ sich wieder nach beiden Seiten drehen.
Wieder eingekuppelt und wieder los gefahren.
Und wieder blockierte die Lenkung bei 5kmh.Das Spiel wiederholte sich noch ein paar Mal.
Verdammt.
Was tun???
"Am besten, wir fahren rückwärts weiter, da brauchen wir keine Lenkung, und dirigieren das Boot nur mit dem Bugstrahlruder", beschloss ich.
Und so fuhren wir die restlichen zwei Kilometer bis Veendam rückwärts, mussten dann noch durch eine Brücke, die per Fernbedienung für uns geöffnet wurde, und dann noch durch eine Schleuse. Der Schleusenwärter schüttelte nur den Kopf und meinte, ob wir wüssten, wie rum man ein Boot steuern sollte...
Egal.
Hinter der Schleuse legten wir für 8 Euro die Nacht an und ich telefonierte mit John von Allround Watersport.
Er sagte, das wäre aber komisch, da müsste sich irgendwas im Ruderblatt verfangen haben und wenn die Schraube einen gewissen Druck (bei 5kmh) ausüben würde, blockierte die Lenkung...
Na toll.
Eine plausible Erklärung.
Aber was tun???
"Hast du eine Taucherbrille an Bord", fragte mich Britta, "dann könntest du ja mal ins Wasser springen und nachschauen...".
Tolle Idee, hatte ich aber nicht.
In der Früh um acht legten wir ab und haben uns in den Tross von weiteren 5 Booten eingereiht, um durch die 52 handbetriebenen Brücken und die verflixten Schleusen zu fahren.
Es war mir aber zu peinlich die fünfstündige Fahrt komplett rückwärts zu fahren... Und dann noch mit dem ganzen Qualm, der aus den Niederungen meines Bootes stieg...
Also vorwärts.
Und bis knapp vor 5kmh konnte ich ja auch noch lenken, ansonsten hält mit dem Bugstrahlruder.
Und was soll ich euch sagen?
Es hat geklappt.
Ganz ohne irgendwo anzuschrammen.
Einfach eine fahrerische Glanzleistung!!!
HAHAHA
Bei Allround Watersport wurde mein Boot sogleich mit dem 25 Tonnen Kran aus dem Wasser gehoben und wir sahen sofort den Grund allen Übels: Am schweren Ruderblatt verfügt die KUBA noch jeweils rechts und links zwei blecherne Stabilisatoren. Das rechte hatte sich gelöst, hing nur noch an einer von vier Schrauben und hing quer am Ruderblatt.
Bei Rückwärtsfahrt kein Problem, aber bei gewissem Wasserdruck von der Schraube blockierte halt die scheiß Lenkung.
Stabilisator rechts abgeschraubt und zur Vorsicht auch Stabilisator links, und ich konnte die KUBA wieder in einer Parkasche anlegen.
Als wäre nix gewesen.
Nachdem ich den Reparaturauftrag unterschrieben hatte, sind Britta und ich - etwas nach Dieselqualm stinkende - mit dem Auto zurück nach Köln gefahren.
Ganz ohne weitere Zwischenfälle.