Hallo Stevie, ich finde deinen letzten Satz in all den Diskussionen im Augenblick extrem wichtig.
Hallo Wolfgang,
es ist schon richtig, dass die Politiker gerade einen schweren Job und viel Verantwortung haben. Allerdings frage ich mich, warum die Lernkurve in der Politik deutlich flacher verläuft, als bei den Virologen. Letztere sind sich z.B. ziemlich einig, dass Ausgangssperren, Mobilitätseinschränkungen und Beherbungsverbote keine wichtigen Instrumente gegen das Virus sind, sondern es maßgeblich auf das Verhalten der Menschen ankommt, egal wo sie sich aufhalten. Außerdem fordern diverse Experten, dass man von der Riskobewertung allein anhand der Neuinfektionen wegkommen muss, weil dieser Parameter nur begrenzte Aussagekraft hat.
Die Politik dagegen plant inzwischen die Abriegelung von Gebieten mit hohen Infektionsraten, lässt sich von Beherbungsverboten erst durch die Verwaltungsgerichte abbringen und hält für die Bewertung der Lage strikt an der 7-Tage Inzidenz fest. Man versucht auf Biegen und Brechen eine "Containment"-Strategie durchzusetzen, was vermutlich früher oder später in einem längeren Lockdown enden wird, den wir uns eigentlich nicht leisten können (Aussage Frau Merkel). Die Durchsetzung der Regeln hat dabei genauso wenig Priorität, wie eine detaillierte Abwägung der Maßnahmen und der entsprechenden Auswirkungen. Das war im März/April sicher angebracht, aus heutiger Sicht sollte man da deutlich weiter sein und zielgerichteter agieren. Wie sagte der Hauptgeschäftsführer des DRV letztens zum Thema Reisen: "Der Gesundheitsminister gibt "unterkomplexe Antworten" auf wichtige Fragen".
Der im Frühjahr bei der Politik noch so gefragte Christian Drosten empfiehlt schon länger eine Strategie der "Cluster-Bekämpung" (siehe
https://www.n-tv.de/wissen/Drosten-erklaert-die-Cluster-Bekaempfung-article22096957.html). Irgendwie scheint sich bei der Regierung dafür aber keiner zu interessieren. Prof. Dr. Schmidt-Chanasit schlägt in die gleiche Kerbe (Verhinderung von Superspreader-Events, diehe
https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/id_88757040/coronavirus-virologe-ich-frage-mich-warum-nicht-staerker-kontrolliert-wird-.html). Stattdessen fleht Frau Merkel die Bevölkerung im TV an, auf sämtliche Reisen zu verzichten und zuhause zu bleiben (das wäre dann wieder ein Lockdown).
Wir hätten aufgrund des guten Verlaufs im Sommer und unseres gut aufgestellten Gesundheitssystems die Chance es besser zu machen. Dafür müssen die Leute jedoch begreifen, dass das einer gemeinsamen Anstrengung bedarf und die Politik muss lernen differenzierter und nachvollziehbarer zu agieren, damit die Akzeptanz in der Bevölkerung und auch bei den Unternehmen nicht verloren geht.
Gruß Stevie