Shannon-Forum

Bücher, Stories, Filme und TV, Smalltalk => Irische Geschichten => Thema gestartet von: Panta Rhei am 12.07.2004, 17:20

Titel: "Sinnlose Luft"
Beitrag von: Panta Rhei am 12.07.2004, 17:20
Hallo bádoir,

ist ne gute Idee, viel besser als meine Lästerecke. Geschichten gibts genug. Ich mach mal weiter mit einem (autorisierten) Ausschnitt aus dem Reisetagebuch meiner damals 14jährigen Tochter Natalie von unserer ersten Shannonreise im Juni 2001:

"Wieder mal ein Tag auf der wilden und rauhen See vorbei. Heute war ein sonniger und aufregender Tag. Wir liegen jetzt in Portumna. ... Augenzeugen zufolge ereignete sich heute folgendes, nämlich, dass mein Vater in voller Beanspruchung seiner geistigen und körperlichen Kräfte in kompletter Euphorie des Moments das Boot an den Hafen zog, um es festzumachen, und dabei einen zu großen Schritt mitten in die sinnlose Luft machte. (Anmerkung von Panta Rhei: "Sinnlose Luft" war einen Tag vorher in Banagher zum geflügelten Wort geworden, weil ich mich angesichts des kalten Wetters mit dem Satz beschwerte: "Ich verschwende hier meine Wärme an die sinnlose Luft!")

Daraufhin war er fort. Kurz darauf tauchte er wieder auf. Er lag im Hafenbecken und hielt wacker das Tau fest, damit das Boot nicht nahezu herrenlos in Eigeninitiative davonsegelte. Leider kam dazu, dass der Anorak, der mit großem Bedacht so freudig gekauft worden war - den eisigen irischen Wind in Hintergedanken, jedoch nicht das eisige irische Wasser - sich vollsog mit dem braunen, kloakigen Portumnahafen-Wasser, 15° kalt. Er begann zu sinken wie ein irischer Stein. Nach einigen Versuchen meines wagemutigen Onkels, ihn am Seil herauszuziehen, die aber aufgrund des bleischweren Mantels missglückten, warfen ihm ein paar normale Bayern und meine nicht mehr lachende Tante einige Rettungsringe zu, und mein Onkel, der Lebensretter, zog meinen nassen Vater in großer Selbstlosigkeit und Aufopferung zur Kaileiter. Kurz darauf konnte man die beiden lachend und whiskeytrinkend und vor allem trocken in der Kajüte wiederfinden. Seitdem löste der Kommentar "Na subbä!" regelrechte Lachanfälle aus. Das soll mein Vater nämlich gesagt haben, als er im Nachttopf des Shannon tauchte. Vielleicht hat ers aber auch nur gedacht. Aber ... Anyway, anyway ..."