Hallo,
ich möchte mal ein eher etwas heikleres Thema angehen:
Verantwortung dem Vermieter gegenüber und Pflege des Bootes.
Ich habe in unserem letzten September-Urlaub einiges erlebt, was ich mir vorher nicht vorstellen konnte. Wir hatten eine Classique S von ESL. Das Boot war zwei Jahre alt, aber in einem Zustand! Kann man sich nicht vorstellen. Außen total verkratzt und fast an allen Stellen angeschlagen. Der Bug war durch einen Aufprall geborsten und man konnte in den Bootsrumpf hineinschauen. Defekte und zusammengeknotete Leinen. Am oberen Steuerstand hat jemand mutwillig (offensichtlich aus Langeweile beim Fahren) ein Loch mit einem Schlüssel, oder Messer gebohrt.
Innen war es nicht viel besser! Das PVC am Boden war fast an allen Ecken defekt. Die Polster hatten teilweise kleine Löcher. Der Griff am Schiebedach war bereits zweimal ausgerissen und wieder angeflickt. An den Alurahmen der vorderen Fenster wurden Zigaretten ausgedrückt und dies hat tiefe Spuren hinterlassen. Die Fenstergummis der Klappfenster hingen herunter. Viele kleine Glassplitter von zerschlagenen Gläser in den Schränken und am Boden. Unvollständiges Besteck, fehlendes Geschirr usw.
Eine Tür der Heckkabine ist uns am nächsten Tag entgegengekommen. Das obere Scharnier war ausgerissen und der Scharnierbolzen fehlte.
Da der Vormieter die Bugleine in den Propeller gebracht und dabei die Welle einen Schlag abbekommen hat, lief die Bilgenpumpe fast ohne Unterbrechung ( im Abstand von max. 3 Min, man stelle sich die Nacht vor....
). Also musste das Boot aus dem Wasser. Wir haben für 1,5 Tage eine Shannon Star bekommen. Es war ein Standby-Boot. Von außen hat das alte Boot (nach meiner Info BJ. 1996) besser ausgesehen, als die zwei Jahre alte Classique S. Innen konnte man am Anfang fast nicht atmen. Nach dem Lüften war es auszuhalten. In den Toiletten musste man sich die Nase zuhalten. -> Es war ein altes Boot, welches fast nur noch für Kurztrips verwendet wurde. z.B. für ein irisches Saufwochenende...So roch es auch auf den Toiletten...
Wir hatten nach der Reparatur unsere Classique S wieder und konnten endlich mit dem Urlaub beginnen. Als ich in Shannon Bridge keinen Platz mehr am Jetty gefunden hatte, wollten wir nach Clonmacnois weiter fahren. Ich traute meinen Augen nicht, als oberhalb der Brücke aus einer Magnifique überlaut HardRock dröhnte und einige Leute mit Bierflaschen in der Hand in gebückter Haltung auf den Tischen und Bänken tanzten!
Ich habe mich mit dem Basisleiter (Garry) von ESL und mit der Leiterin (Barbara) von SilveLine über die ganze Sache unterhalten. Die bestätigten, dass solche Vorfälle keine Seltenheit seien. Die Marina hat damit natürlich ein Problem, kann aber oft nicht allzu viel dagegen machen. Man kennt ja meistens den Mieter vorher nicht. Das Problem kommt dann aber erst nach der Rückgabe. Auch wenn man die Defekte bemerkt, man hat selten die Zeit dazu alles zu beseitigen, denn der nächste Mieter wartet meist schon. Und dann ist es auch noch eine Frage des Geldes. Manche Marinas geben für die Instandhaltung mehr Geld aus als andere.
Ich habe mich dann noch mit einem Mechaniker in der ESL-Werft unterhalten. Es vergeht fast keine Woche in der nicht ein aufgelaufenes Boot abgeschleppt werden muss, der Propeller ausgerichtet, die Wellenlager usw. repariert werden müssen! Mich hat’s umgehauen...
Ich kann so etwas nicht verstehen! Wenn ich mir etwas ausleihe, dann gebe ich doch noch mehr acht, als wenn es mir selbst gehört. Kleinigkeiten repariere ich sofort an Bord (wenn es das zur Verfügung stehende Werkzeug zulässt). Aber ich käme nie auf die Idee etwas absichtlich zu zerstören!
Woran liegt das? Ist es die Einstellung, die Erziehung, oder was?
Ich sage nicht, dass nicht mal was kaputt gehen kann. Aber dann nicht absichtlich. Man kann auch mal aus Unachtsamkeit anschrammen, aber doch nicht gleich so, dass der Bug zersplittert oder sich tiefe Furchen in dem Rumpf graben. Leinen gehören klar auf Deck und nicht in den Propeller...
Habe ihr auch schon ähnliches erlebt?
Mir tun die Vermieter diesbezüglich leid. Ich hätte mir da schon alle Haare ausgerauft..
Gruß, Tom