Hallo Rätselfreunde und -feinde!
Erst mal schönen Dank für's Mitmachen. Ich hoffe, es hat Euch- und auch den
passiven Mitlesern - Spaß gemacht
Leider gibt's keine Preise zu verteilen, denn es ist keine(r) dahintergekommen,
was damals in Athy passiert ist. Aber ich muß zugeben, das Ganze ist auch recht
verquer gelaufen, wie ich am Beginn der Story ja schon angekündigt habe.
Das Siegertreppchen ist schon weggeräumt, deshalb teilen sich Stefan und
Franz den vierten Preis, weil sie immerhin "Ebbe" bzw. einen ausgelaufenen Ka-
nalabschnitt ins Spiel gebracht haben.
Zwei Sonderpreise gibt es auch:
Den ersten an ChristianS für die Erklärung , daß der achtlos über der Bordwand
liegengelassene Wasserschlauch nach dem Saugheberprinzip das Boot befüllte. Ei-
ne physikalisch exakte und doch so schön irisch-abstruse Theorie!
Den zweiten an Bine Mayo's psychologische Erklärung, die zugleich einen tiefen
Einblick in die (unterbewußten) weiblichen Problemlösungsansätze gewährte.
Die Bibertheorie beruht allerdings auf krasser Unkenntnis der irischen Ge-
schichte. St. Patrick hat nämlich nicht nur die Schlangen, sondern auch den Ei-
sennagenden Kanalbiber aus Irland vertrieben. Letzterer ernährt sich nun notge-
drungen von den Unterböden deutscher Autos.
Kommen wir lieber zur Auflösung:
Als ich "Celtic Prince" bei CCC übernahm, trug das Schiffchen, so unschuldig
es dalag, schon den Keim des Verderbens in sich, und zwar in Gestalt eines
defekten Duschablaufs. Das wäre noch kein Problem gewesen, wenn die Dusche in
die Heckbilge entwässert hätte, wo die Bilgenpumpe auf Arbeit wartet. Nein, es
ging in die vordere Bilge. Und dort hatte der Rotsift die Pumpe gestrichen.
Deshalb also das Plätschergeräusch, das ich, da das Schiff neu für mich war,
fehlinterpretierte. Es plätscherte nicht
am Rumpf, es plätscherte
im Rumpf!!!
Und es war das Duschwasser der Vorgänger!
Aber auch das wäre noch kein Problem gewesen, denn in so einen Kahn geht an-
ständig was rein. Den Kubikmeter hätte ich halt als Tankerkapitän spazierenge-
fahren und dann bei CCC wieder abgegeben.
Doch Mr. Murphy, der weltbekannte und gefürchtete Ire, hatte eine zweite Falle
bereit. Für Revierunkundige muß ich erklären, daß die Schleusenwärter am Grand
+ Barrow nicht mehr wie zur Zeit der Berufsschiffahrt nur "ihre" Schleuse be-
dienen, sondern immer für mehrere zuständig sind. So ist man manchmal, in der
Hauptsaison soger meistens, auf Selbstbedienung angewiesen. Die Hauptaufgabe
der Schleusenwärter ist es jetzt, den Wasserstand zu regulieren (weil da die
Skipper keine Übersicht haben können) und am Abend noch einmal darauf zu ach-
ten, daß das Wasser aus dem Pollardstown Fen gerecht über die einzelnen Kanal-
abschnitte verteilt wird.
Und das geschah an diesem Abend nicht. Das soll jetzt nicht heißen, daß der
Schleusenwärter von Athy schuld war. Vielleicht hatte er seinen freien Tag (er
war nicht daheim), und der Vertreter hat's versiebt. Oder es war ein organisa-
torisches Problem...... Ja, das wars! Die Behörden sind schuld, da liegt man
nie ganz verkehrt!
Jedenfalls hat sich Lock 28 nie durch besondere Dichtigkeit ausgezeichnet, um
so mehr die 27er in der Stadt. Dort hätte der Wärter für die Nacht ein Schütz
etwas öffnen müssen. Und so sank der Wasserspiegel im Abschnitt 27/28 und
sank und sank ....
Da ein Stillwasserkanal nicht gerade das typische Tidengewässer darstellt, habe
ich das Boot dicht am Ufer festgemacht. Weitsprünge in nasses Gras haben immer
etwas Unberechenbares, und die Gangway ist am nächsten Morgen ja auch nie mehr
dort, wo man sie braucht.
Und so nahm das Unglück seinen Lauf. Das Boot neigte sich immer mehr, die in
der Bilge wabernden Wassermassen fanden einen Weg ins Bootsinnere und der Rest
ist ja schon erzählt.
Die Rettungsmannschaft hat dann erst einmal eine vom Linoleum verpappte Inspek-
tionsöffnung freigelegt und von dort aus die Bilge leergepumpt. Obwohl die Pum-
pe ganz schön kräftig war, lief das Wasser eine halbe Ewigkeit. Parallel dazu
wurden die Schütze der 27er und 26er Schleuse geöffnet. Jetzt wurde das Boot
noch ausgewischt und getrocknet, und gegen Mittag ging's dann weiter. Jetzt war
ich richtig urlaubsreif.
MANÖVERKRITIK:
Jedes Pech hat sein Gutes, wenn man Lehren daraus zieht. Natürlich kann man in
diesem Fall die Schuld bei anderen suchen (und wohl auch finden), aber ändern
kann man nur, was man selbst im Griff hat.
Vorab: Ich werde auch in Zukunft vor dem Festmachen nicht die obenliegenden
Schleusen kontrollieren, da ist man dann irgenwann mit Gürtel und Hosenträgern
unterwegs, wie die Iren so schön sagen.
Aber ich lasse mir bei Bootsübernahme genau die Inspektionsöffnungen zeigen,
und erklären, welche Pumpe was macht. Wenn ich recht überlege, klang das
Plätschern auch etwas anders, irgendwie hohl. Ich habe mir den Ton gemerkt.
Wenn ich die flüssige Fracht schon vor der Abfahrt rechtzeitig entdeckt und re-
klamiert hätte, wäre ich in jener Nacht zwar nicht so blitzschnell wach gewor-
den, wäre aber dann doch auf die Idee gekommen, den Wasserstand in dem Kanalab-
schnitt zu kontrollieren und hätte mich mit Flacheisen und Schleusenkurbel auf
den Weg gemacht.
Alte Skipper werden auch die Nase rümpfen, wenn Leinen bis knapp zum Bruch be-
lastet werden. Aber ich habe sie kurz gehalten und doppelt verdrillt, um den
Rückschlag im Falle eines Bruches in Grenzen zu halten. Trotzdem habe ich mich
nicht länger als nötig in der Nähe aufgehalten.
Bewährt hat sich *selberschulterklopf* ein weiteres mal das Mitführen von zwei
Zusatzleinen meines Vertrauens. Die haben sich schon oft, wenn auch in weniger
dramatischen Situationen, als nützlich erwiesen. Lieber bin ich ohne Kaffeefil-
ter unterwegs

Ansonsten kann man in solchen Situationen nur überlegen, was man als wichtig-
stes zuerst tun kann- und das hieß in diesem Fall Boot sichern und die Dinge,
die einem wichtig sind (wozu man auch sich selbst zählen sollte) in Sicherheit
zu bringen. Mit anderen Worten: RUHE BEWAHREN.
Drei Jahre später habe ich es dringend brauchen können. Aber davon ein anderes
mal.