Barrow - Tipps Teil 9: Neues vom Barrow Hallo Leute!
Ich gebe zu, "Neues vom Barrow" ist schon etwas übertrieben, aber ich will mal wieder die Aufmerksamkeit auf dieses Revier lenken. Ich bin zuversichtlich, daß weder Stevie noch Pike deshalb einen spürbaren Geschäftsrückgang beklagen müssen. Im Gegenteil, ich rate allen dazu, sich erst mal in einfacheren Revieren mit dem Bootsurlaub vertraut machen, bevor man den Barrow ins Auge faßt.
Also, was gibt´s Neues?
Das Jahr des Barrow ist vergangen. Es gab viele Veranstaltungen mit dem angenehmen Effekt, daß Anleger hergerichtet wurden, Schleusen gängig(er) gemacht würden und manches grüne Hindernis aus dem Weg geräumt wurde. Alle Orte waren bemüht, ihre "riverside" auf Hochglanz zu bringen.
Wer deshalb schon in Richtung Barrow plant, wird sich vielleicht von Meldungen über Hochwasser zur Unzeit (also im eher trockenen Sommer) beunruhigt fühlen.
Richtig, ganz gegen den üblichen Verlauf der Wasserstände führte der Barrow im
Sommer 2007 mehrfach Hochwasser bis zur Unbefahrbarkeit. Das kann relativ
kurzfristig kommen, weil die Speicherwirkung des Hinterlands durch Drainage nur noch minimal ist.
Doch das ist kein Grund, dieses noch weitgehend vom Keltentiger unbeeinflußte Revier zu meiden. Hochwasser kommt ja nicht in einem Schwall, der wie eine Monsterwelle übers Heck oder den Bug schwappt, es beibt Zeit zum reagieren und umzuplanen. Und Verzögerungen und umgeschmissene Pläne kann es bei den großen Seen an Shannon und Erne wegen Stürmen auch geben.
In dem Zusammenhang erinnere ich mich an meinen Tipp, sich erst mal die
Flußstrecke ab Athy vorzunehmen, das heißt, sich von Rathangan bzw. Vicarstown auf dem Kanal erst mal Richtung Fluß zu bewegen.
Dann könnt ihr je nach Lage früher oder später umkehren. Und um mal der Befürchtung entgegenzutreten, daß der Urlaub dann "verdorben" sei, hier mal ein paar vollwertige Alternativen, was man dann tun kann:
Szenario 1 (worst case):Wenn es ganz hart kommt, daß man es in Athy nicht mal über den Fluß in den
Hafen schafft, würde ich oberhalb der letzten Kanalschleuse (28) vor dem
Schleusenwärterhaus anlegen. Das mag der Schleusenwärter zwar nicht, aber
dort hat man mehr Sicherheit, wenn man abends das Schiff verläßt.
Alternative wäre, vor dem ebenfalls bewohnten Schleusenwärterhaus der 26er
festzumachen. Dort ist der Weg in die Stadt allerdings etwas weiter.
Oberhalb Schleuse 27 würde ich nicht über Nacht bleiben (Scumbag - Ansamm-
lungen; man weiß nie, was denen einfällt).
Nach einem Aufenthalt in Athy (ein durchaus lohnendes Ziel) ginge es dann auf dem Kanal wieder zurück.
Szenario 2:Man fährt weiter und merkt auf dem kurzen Barrowstück vor dem Ardree-Seitenkanal, daß es doch nicht geht:
Wenn zum Wenden im Kanal das Schiff zu lang ist, weiterfahren bis Levitstown (immerhin ein sehr schönes Kanalstück!); dort ist reichlich Platz zum Umkehren. Hier, in Levitstown, würde ich ggf. vor einer Weiterfahrt auch erst einen Blick auf die Stelle
unterhalb der Schleuse werfen, wie der Barrow gelaunt ist.
Szenario 3:Man merkt erst beim Ausfahren aus Levitstown, daß es zu viel Wasser ist:
Keinesfalls im Fluß wenden, sondern bis Maganey weiterfahren. Dort gibt es
stabile Poller, bei denen man über Bug (Leinenmanöver) wenden kann- nur weiter
unterhalb der Brücke und mit allen 3 Leinen sichern!
Vor Maganey Lock ist Wenden sehr schwer (kein Platz, Sog des Wehrs)
Szenario 4:Man fährt weiter, aber die Seitenflüsse Greese und Lerr liefern zu viel
Wasser: Weiterfahren bis Carlow, es kommt nicht schlimmer, weil kein wei-
terer größerer Zufluß vorhanden ist.
Mit einer Fahrt bis Carlow kann man sehr zufrieden sein. Das ist eine größere Stadt mit vielfältiger Pub- und Musikkultur. Es gibt auch viele Einkaufsmöglichkeiten. Vor allem der/die Kombüsenverantwortliche freut sich, weil sich hier Abwechslung im Vorrat abzeichnet- übrigens auch im flüssigen Vorrat.

Nach Carlow wird es bei Hochwasser allerdings heftig (falls man dann überhaupt unter der niedrigen Brücke durchkommt). Das würde ich nur bei sicherem Wasserstand und Wetter angehen.
Alternativen:Gleich wie, nicht enttäuscht sein, wenn man auf dem Flußtrip vorzeitig umkehren muß! Auch auf dem Revier nördlich von Rathangan kann man schönen Urlaub machen; durch ihr Alter sind die Kanalufer genau so natürlich wie ein Flußufer.
Ein paar Stichpunkte dazu:
MILLTOWN dürfte im Hochwasserfall auch tabu sein (Pluckertstown Bridge)
ROBERTSTOWN ist in meinen Barrow-Tipps weiter oben beschrieben.
http://www.shannon-forum.de/index.php?topic=2103.msg12574#msg12574Östlich geht der Grand Canal durch Landschaften weiter, die oft Bilderbuchqualität haben.
LEINSTER AQUEDUCT
wirklich sehenswertes Bauwerk, an dem man Pause machen sollte, um es auch von unten ansehen zu können. Ganz in der Nähe auch eine interessante Vorrichtung, um im Störungsfall das Wasser ablassen zu können. Warum der Erbauer allerdings drei konzentrische Steinkreise brauchte, um das Wasser zu beruhigen, wird ein Rätsel bleiben. Woanders ging es auch mit einem einfachen Schütz und einem Graben.
SALLINS
größerer Ort zum Bleiben, aber auch mit Bahnstation für einen Dublin-Ausflug
NAAS
Seitenkanal mit 6 Schleusen, netter Ort
HAZELHATCH
Mini-Ort mit Pub. Weiter würde ich nicht fahren, weil man da das Boot
nicht mehr unbeaufsichtigt lassen kann. Ebenfalls mit Bahnstation. Man
kommt allerdings nicht von der Brücke auf den Bahnsteig, sondern muß den
ganzen Zaun entlanglaufen.
Vergeßt LUCAN (ist verbaut und unsicher)
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In die andere Richtung am Grand Canal:
ALLENWOOD:
Unspektakulärer Ort, aber schöner Picknickplatz am Anleger
LOCK 20
Allein schon der Garten des Schleusenwärters verdient einen Besuch.
BLUNDELL AQUEDUCT
Im Volksmund: "The Tunnel". Das trifft den Charakter des Bauwerks schon besser, denn es handelt sich nicht um eine Kanalbrücke wie beim Leinser Aqueduct. Sehenswert; man muß sich vor Augen führen, daß das alles vor über 200 Jahren gebaut wurde!
EDENDERRY
schnuckeliger, schöner Ort an einem Stichkanal mit richtigem Hafen. Alle Einkaufsmöglichkeiten, hohe Livemusic- Wahrscheinlichkeit wegen reger örtlicher Musikszene. Da würde ich keinesfalls vorbeifahren.
DAINGEAN
mittelgroßer Ort mit Pubs und Laden in unmittelbarer Kanalnähe. Sehr praktisch. Zur Beruhigung: So viel Abfall und Kraut im Kanal wie hier wird man bei der Weiterfahrt nicht mehr finden.
BALLYCOMMON
kleiner Ort mit kleinem Pub
TULLAMORE
Für irische Verhältnisse größere Stadt mit Pubs und Einkaufsmöglichkeiten
ohne Ende. Hier kann man auch einen Stilliegertag verbringen.
Weiter schaffen es höchstens berufsmäßige Schiffstransporteure.
Aber ich denke, ihr wollt Urlaub machen.
************************************************ Und wenn es klappt auf dem Barrow, hier noch ein paar Tipps,
damit es richtig und sicher klappt:
Das Wichtigste ist Ruhe und Besonnenheit, und dies um so mehr,
je hektischer es zugeht.Verhinderte Admirale, Vollgasfahrer und
Reiseplanabarbeiter werden hier nicht glücklich.
Unter
http://www.shannon-forum.de/index.php?topic=2103.msg15026#msg15026 werdet ihr viele Hinweise finden. Vier wichtige Punkte- so wichtig, daß ich mich gerne der Gefahr aussetze, der Wiederholung bezichtigt zu werden

:
ANKER BERGSEITIG BEREITHALTEN
Bergseitig heißt immer der Strömung zugekehrt, also am Heck bei Abwärtsfahrt und am Bug, wenn man gegen den Strom fährt. Das ist die Notbremse bei Maschinenausfall oder durch Kraut zugesetzter Schraube. Ist der Anker am falschen Ende befestigt, dreht sich das Schiff erst mit der Breitseite in den Strom und dann ist der Schwung zu groß, als daß der Anker noch greifen könnte.
Macht die Ankerleine am Anker und am Schiff sicher fest und nutzt wirklich die ganze Leinenlänge von 12 – 15 (oder mehr) Metern. Rein psychologisch ist man im Notfall geneigt, das Schiff mit möglichst wenig Leine schnell abzubremsen, doch wird so das Gegenteil bewirkt: Nur mit flachem Winkel (= langer Leine) kann sich der Anker eingraben. Dazu muß die Leine (oder Kette) unverwirrt aufgelegt sein, und man sollte auch keinesfalls mit dem Fuß dazwischentreten- sonst kann man mit über Bord gehen.
Am Bug sollte die Ankerleine an der Mittelklampe festgemacht werden, am Heck an der dem Treidelpfad abgewandten Seite (die Strömung drückt dann das leicht schräggestellte Schiff an das sichere Ufer, wo die Strömung auch geringer ist )
NIE OBERHALB VON BRÜCKEN UND WEHREN WENDEN
Das bedeutet nicht etwa überschaubare Abstände, wo man noch die Gesichter der Fußgänger auf der Brücke erkennen kann, sondern weit mehr. Sobald das Schiff beim Wenden nämlich querab zur Strömung steht, vervielfacht sich die Angriffsfläche für das Wasser, und das Schiff beschleunigt unvorhergesehen stark und treibt auf die Brücke zu.
100 m sind auch bei schwacher Strömung ein Muß, bei stärkerer Strömung würde ich 250 m veranschlagen, bei sehr starker Strömung, wo viel schief gehen kann, würde ich die Grenze sogar bei einem halben Kilometer ansetzen.
Leicht gesagt, wird sich nun mancher denken- was tun, wenn der begehrte Anleger sich in unmittelbarer Nähe einer Brücke oder eines Wehrs befindet und man wenden müßte, um gegen den Strom anlegen zu können?
Wo es die örtlichen Verhältnisse erlauben, und man nicht lange bleiben will, kann man auch mal mit dem Strom anlegen (Heckklampe zuerst belegen!), sonst sollte man aber in sicherem Abstand davor wenden und das Boot rückwärts zum Anleger treiben lassen, wobei man leicht Gas (vorwärts!) gibt und mit dem Ruder lenkt. Oder man fährt unter der Brücke durch, wendet dann, und kommt wieder zurück zum Anlegen.
Letztere Methode ist für Jamestown am Shannon allerdings völlig ungeeignet

:
http://www.iwai.ie/links2.html#Blunders DREIPUNKTESICHERUNG
Beim Anlegen ist es guter und bewährter Skipperbrauch, daß der Motor an bleibt und sich ein des Steuerns Kundiger an Bord befindet, bis das Schiff an mindestens zwei Punkten gesichert ist. Bei Strömung würde ich diese Regel auf drei Punkte erweitern.
Da höre ich aus der Ferne die Frage, wie man das bei Personalmangel an Bord verwirklichen soll.

Ganz einfach: Die Festmacher werden vom Schiff aus belegt.
Das heißt, man macht einen schönen Palstek und wirft diesen über den Poller an Land, bzw. (falls nicht vorhanden) macht an einer landseitigen Öse fest und zieht vom Schiff aus "das Land zu sich heran", macht am Schiff fest und behält den großen Rest der Leine an Bord.
Weitere Vorteile dieses Verfahrens: weniger Stolpergefahr an Land durch herumliegende Leinen und etwas mehr Sicherheit gegen Rowdies, die das Boot losmachen wollen. Wenn man zum Lösen erst mal das Boot betreten muß, besteht eine größere Hemmschwelle, als wenn man das im Vorbeigehen am Kai erledigen kann- besonders dann, wenn der Skipper vor dem Pubbesuch die Vorhänge zuzieht und ein Licht brennen läßt.
Aber laßt euch nicht bange machen, das ist hier am Barrow noch kein ernstzunehmendes Problem, aber sicher ist sicher. Für andere Reviere ist der Tipp mit dem getarnten Lichtanlassen aber sicher nützlich.
ANLEGEN BEI STRÖMUNG:
Immer die Leine zuerst festmachen , die an dem zur Strömung zeigenden Ende
des Bootes ist. So legt sich das Boot ans Ufer an, anstatt vom Wasserdruck
weggehebelt zu werden. Aus dem selben Grund wird diese beim Ablegen als
letzte gelöst.
Irgendwann später gebe ich auch noch ein paar kräftesparende Tipps im Umgang mit Boot und Schleusen.
Bis dann,
bádoir