Barrow-Tipps Teil 5 Von Athy nach BagenalstownWie in Teil 4 schon erwähnt, ist der nun folgende Abschnitt nach
ATHY ein Kinderspiel. Wenn man den östlichsten Durchlaß der Eisenbahnbrük-
ke nimmt, landet man automatisch im Seitenkanal. Auch die, die direkt von
Schleuse 28 durchfahren, können sich nicht vertun, wenn sie nur schnur-
stracks aus der Schleuse heraus ans andere Barrow - Ufer fahren. Dann
kommt eine (stets offene) Klappbrücke, die außer am Auslöser der Kamera
keine Aktion erfordert. Und die Schleuse, die dann kommt, hat nur eine
Hubhöhe von 1,07 m. Das einzige, was einen hier hart ankommt, ist die Tat-
sache, daß das ehemalige Schleusenwärterhaus in absoluter Traumlage schon
verkauft ist. Ardree ist ein besonders schönes Stück Irland mit einem ganz
poetischen Namen ( von Ard Fraoigh = Erdbeerhügel)
Ardree Lock, hat, wie alle nun folgenden Flußschleusen keine Nummer, son-
dern einen Namen. Am Barrow wurde nämlich nicht, wie an den Kanälen, am
Stück geplant, sondern mal hier, mal dort eine Schleuse gebaut. So liegt
die "jüngste" (1836

) Schleuse in der Mitte: Cloghrennan.
Dann kommt die erste "echte" Flußfahrt für euch, immer schön an der linken
Seite, wo der Treidelpfad ist. Dann kann man auch den 3,2 km langen Levit-
stown Cut nicht verpassen, wo euch dann auf einmal eine Hubbrücke den Weg
verstellt. Früher konnte (durfte!

) man diese Brücke selbst hochkurbeln,
aber jetzt ist sie abgeschlossen und muß durch einen Wärter bedient wer-
den. Es gab halt Leute, die die Brücke hinter sich nicht mehr zugemacht
hatten. Da die Brücke nur von einer Seite bedienbar war, waren die Leute,
die auf der Insel wohnten, "not amused", wenn sie von der Landseite heim-
kamen- bzw. nicht.
Im Hintergrund taucht nun die Ruine der Levitston Mill auf. Bemerkenswert
ist der gute Zustand der Außenmauern, obwohl hier im Jahre 1943 das gela-
gerte Getreide einschließlich aller Zwischendecken lichterloh brannten.
Die "Mühle" war zuletzt nur eine Mälzerei für Guinness. Andere Mühlen im
Laufe des Barrow wurden schon früher stillgelegt, weil sich Getreideanbau
und Weiterverarbeitung schon Mitte des 19. Jahrhunderts wegen billiger
Importe aus den USA nicht mehr rentierten.
Den Irrsinn des Warentourismus hat es also damals schon gegeben. Damals
lag es allerdings daran, daß die Auswandererschiffe sonst leer zurückge-
fahren wären. Das macht die Sache aber auch nicht logisch: Hunderttausende
von Iren wandern aus, weil sie daheim nichts zu Essen haben- und mit den
leeren Schiffen wird Getreide nach Irland importiert !!! Also gab es da-
mals schon Dinge in Politik und Wirtschaft, bei denen man nur den Kopf
schütteln kann.
Genießen wir lieber den Urlaub. Der nach wie vor existierende Wasserein-
lauf in die Mühle wird den Bug des unaufmerksamen Skippers vielleicht
leicht nach rechts ablenken, dann geht es in die Schleuse. Hier ist der
Hub schon größer, und am unteren Anleger werdet ihr merken, daß er für die
alten großen Handelsschiffe gebaut war, da heißt es je nach Wasserstand
etwas klettern.
Dann geht es wieder auf den Fluß. Hier immer schön links halten, auch wenn
die Durchfahrt vor den Inseln rechts breiter erscheint! Es kommt
MAGANEY BRIDGE
Dies war nie ein Ort in unserem Sinne, sondern immer "nur" ein Pub, ein
Laden, ein Postamt und bis 1963 auch noch eine Bahnstation für die ver-
streut im Umland wohnenden Iren. Trotzdem unbedingt einen Halt wert, am
besten schon auf der Hinfahrt, weil man sich dann in dem Three County Pub
gleich mal über das Musikprogramm der nächsten Zeit informieren kann. Hier
wird es auf einer Tafel angeschrieben, und ihr könnt Eure Rückfahrt ent-
sprechend planen.
Dise Informationsrunde wird nicht ganz trocken abgehen. Der einst wunder-
schöne "beer garden" hinter dem Haus wurde leider für die neue Tankstelle
reduziert, aber andererseits kam damit auch wieder ein vollwertiger Laden
hierher. Der alte Tante-Emma-Laden war bei aller Liebe zur Romantik in
seinen letzten Jahren schon sehr dürftig bestückt.
Sehenswert das "Postamt" südlich auf einer kleinen Anhöhe- der schönste
Arbeitsplatz den ich je gesehen habe. Das ist ein Anlaß, die Urlaubskarten
zu schreiben. Dann müßt ihr sie nicht dem Transferfahrer auf dem Rückweg
in die Hand drücken, wie ich es immer mache!
Maganey ist jedenfalls ein toller Platz mit viel Landschaft. Eine schöne
Wanderung über wenig befahrene Straßen führt z.B. in Richtung Osten nach
Castleroe Cross Roads und dann über Newtonpilsworth zurück.
Weiter geht's zu
MAGANEY LOCK
Hier ist der obere Anleger meist zugeparkt, aber man kann hier gaaaanz
langsam mit dem Bug am oberen Schleusentor anlegen und den bordeigenen
Schleusenwärter so absetzen. Der untere Anleger, eher bankmooring-Platz,
erfordert wieder etwas Kletterei.
Spätestens an dieser Schleuse werden euch die zwei liebenswerten mittel-
großen Hündchen des Herrchens begegnen, der das Schleusenwärterhäuschen
gekauft hat. Wie an anderer Stelle schon erwähnt, hat der Anblick befahr-
barer Wasserflächen einen desaströsen Einfluß auf Hundehirne. Jedenfalls
kläffen sie hier, daß man meint, die Eingeweide kommen gleich mit heraus-
geflogen. Sie tun zwar nichts, aber es ist schon lästig, wenn man bei je-
der Umdrehung der Schleusenkurbel erst eine Hundeschnauze beiseiteschieben
muß.
Der Barrow hat auch den inoffiziellen Titel "Irischer Amazonas". Warum, um
Himmelswillen, gibt es dann hier keine Alliga---ßpl>,h.-j.ncd
Da habe ich mir gerade selbst auf die Lästerfinger gehauen!

Denn ausge-
rechnet einem dieser beiden Hunde (dem grauen) habe ich es zu verdanken,
daß ich mal nicht mit Karacho aufgesessen bin. Der River Greese, der bald
unterhalb der Schleuse von Osten zufließt, bringt immer eine Menge Ge-
schiebe mit sich, aber ich habe noch nie erlebt, daß der Barrow hier nach
einem Hochwasser bis in der Mitte nur noch knöcheltief ist. Wenn da nicht
eben dieser Hund mit trockenem Bauch mitten im Fluß gestanden wäre, wäre
ich draufgebrummt. So aber bin ich ganz langsam auf der "falschen" (west-
lichen ) Seite vorbeigefahren. Aus Dank hätte ich ihm ein backrasher auf
die Nase kleben müssen, aber der Kühlschrank war leider leer.
Auch der nach einem knappen Kilometer folgende River Lerr bringt Geschiebe
mit sich, also mehr in der Mitte halten- aber nicht ohne Not am anderen
Ufer!
Für BESTFIELD LOCK (hundefrei) gilt ansonsten das gleiche wie für Maganey
Lock
Nach dieser Schleuse wartet dann der verrückteste Schwan Irlands auf euch.
Während die Reaktionen seiner bisher beschriebenen Artgenossen vielleicht
noch von Verhaltensforschern erklärt werden können, hat dieses Exemplar
hier eine komplette Macke. Er kommt mit gut 100 Meter Anlauf knapp über
das Wasser geflogen und kracht dann voll Stoff an den Schiffsrumpf. Und
weil's so schön ist, fliegt er gleich wieder weg und macht das Ganze noch
zwei- bis dreimal
Aber vielleicht hat sich dieser Abschnitt auch erledigt, und ein
deformiertes Gerippe dümpelt im Schilf.....
Nach einem Kilometer kündigt sich
CARLOW an. Erst kommt die nicht zu übersehende Zuckerfabrik. Sie
wurde im März 2005 im allgemeinen Zentralisierungswahn stillgelegt. 189
feste Arbeitsplätze und jede Menge saisonale Zuverdienstmöglichkeiten
fallen weg. Der jetzt erhöhte Zeit- und Kostenaufwand für den Transport geht selbstverständ-
lich zu Lasten der Zuckerrübenbauern. Aber das Thema hatten wir schon.
Dann kommt man allmählich in die Stadt, auch wenn es, wie schon erwähnt,
nicht so aussieht.
Man kann am Rowing Club anlegen (langgestrecktes Gebäude links). Dort gibt
es, wenn gerade jemand da ist (Wochenenden und teilweise abends), auch
Wasser. Die Leute dort sind alle sehr nett und hilfsbereit (eben auch
Bootsleute!) Nach dem offiziellen Barrow-Führer (gibt's bei der
Bootsübernahme!) hält der Verein seine traditionelle Regatta am Sonntag
vor dem ersten Montag im Juni ab, und zwar zwischen diesem Bootshaus und
der Zuckerfabrik. Diesen Tag würde ich auf jeden Fall meiden. Aber auch so
gilt es, auf diesem Abschnitt auf die ganzjährig trainierenden Ruderer zu
achten.
Erstaunlich ist, daß es in Carlow nicht mehr Platz für Charterboote gibt.
Ob bei den Bauaktivitäten gegenüber des Rowing Clubs auch Anleger dazuka-
men, konnte Stadtverwaltung auf Anfrage nicht bestätigen, also wohl: nein.
"Catharlach Moorings" unterhalb der Schleuse ist "aus Versicherungsgrün-
den" nur für die dort wohnenden Feriengäste gedacht und wohl auch zu
klein.
Carlow ist mit 46000 Einwohnern die größte Stadt am Barrow. Hier sollte
man sich Zeit für einen Bummel nehmen. Nicht nur in der Fußgängerzone,
sondern ein bißchen drumherum. Bücher, CDs, Bootszubehör, ein Wochenmarkt
und gelegentliche Flohmärkte und noch viel mehr sind hier zu finden. Süd-
lich des Zentrums ein großer Tesco- Markt, wo es auch ausgefalleneres für
die Bordverpflegung (fest und flüssig!) gibt.
Die Brücke ist die "Schlüsselstelle" für die Bootfahrer. Hier geht es nur
durch den östlichsten Bogen, bei den anderen ist das Wasser zu flach. Die
2,50 Meter Höhe, die in den Führern angegeben wird, ist kein Garantiewert,
denn sie ist wasserstandsabhängig.
Nach der Brücke geht es gleich nach rechts; haltet euch unbedingt, soweit
wie möglich, von dem Wehr frei. Dieser Abschnitt ist sehr verkrautet, und
ihr müßt damit rechnen, daß der Propellerwirkungsgrad stark abnimmt- und
das vor einem Wehr ! (Anker ist klar, oder?)
"Nach Carlow geht's zur Sache"- sagte ich. Habe ich zu viel versprochen?

WICHTIG: Unterhalb der Schleuse Carlow geht die Fahrrinne im Westen, also
flußabwärts rechts, weiter!
Nach dieser Schleuse sorgt der Burren River für zusätzlichen Antrieb, und
es geht flott zur
CLOGHRENNAN LOCK
Auch hier ist das Schleusenwärterhaus Privatbesitz. Sehenswert ist der
schöne, mit viel Aufwand angelegte Garten.
Schade nur , daß es sich fast nicht vermeiden läßt, beim Schleusen mal ein
Beet zu betreten oder mit der Leine ein paar Blumen auszurupfen. Jeden-
falls hat es keinen Wert, aus lauter Rücksichtnahme auf der halb zugewach-
senen rutschigen Schleusenmauer zu balancieren. Schließlich haben die Leu-
te das Haus unter der Bedingung gekauft, die Schleuse bedienbar zu lassen.
Vielleicht gesellt sich zu soviel gärtnerischem Sachverstand auch mal ein
Gedanke an die Belange der Skipper. Man kann die Leute ruhig einmal nach
einem ehrlichen Lob für den Garten darauf freundlich aufmerksam machen,
schließlich ist es schade um die Blumen.
MILLFORD
Hier kommt ihr, wenn ihr euch an den (immer noch ) westlichen Treidelpfad
gehalten habt, in den Schleusenkanal von Millford. Das ist ein Platz zum
bleiben, auch über Nacht. (bankmooring VOR der Drehbrücke) In diesem wind-
geschützten Kanalstück scheint sich die irische Vogelwelt im Frühling zum
Sängerwettstreit zusammenzufinden. Die Bühne dafür sind die ebenfalls um
die Wette blühenden Kastanienbäume, eine romantische Bogenbrücke und im
Hintergrund die efeubewachsene Ruine der Mühle. Ein 36er Film bzw. 64M -
Speicherkarte gehen hier drauf, und 1 km westlich auf der Straße nach
Ballynabranagh soll auch ein Pub kommen.
Sollte euch ein Schleusenwärter begleiten, sagt ihm bei schönem Wetter in
Cloghrennnan gleich, daß ihr hier mal Pause macht, und nicht gleich durch
die Brücke wollt. Wenn ihr in Carlow übernachtet habt, ist das für eine
Tagesetappe natürlich kurz. So würde ich bei Schönwetterlage in Carlow
entweder nach einem Stadtbummel erst mittags aufbrechen, oder, falls es
ausnahmsweise mal in Strömen regnet, das ganze für den Rückweg vormerken.
Aber Millford muß sein.
Für die Hebebrücke, die dann in den Büchern kommt, ist der Fotograf aller-
dings zu spät dran. Sie ist durch eine Drehbrücke ersetzt. Wenn sie nicht
abgeschlossen ist, kann man aus dem hohlen Geländer eine Stange zur Hebel-
verlängerung rausziehen und die Brücke so schwenken.
Nach der Schleuse wird man in eine ganz beachtliche Strömung entlassen,
schaut euch den unteren Anleger schon mal zur Orientierung an. Das Anlegen
auf dem Rückweg ist nicht ganz einfach. Mehr dazu unter Allgemeine Tipps
WICHTIG: Aughnabinna Island, 1 km südlich wird nach umfangreichen Bagge-
rarbeiten (Dank ans OPW) jetzt wieder westlich umfahren. Das ist auch aus-
geschildert. In diesem Stück westlich der Insel herrscht wegen des Gefäl-
les beträchtliche Strömung, es soll der Seitenkanal einer aufgelassenen
Schleuse mit immerhin 90 cm Hub gewesen sein!
Nach Rathvindon Lock geht es, auch in beachtlicher Strömung, nach
LEIGHLINBRIGDGE (früher Lachlyn geschrieben, und auch heute noch so
ausgesprochen ("locklen")
Anleger oberhalb und unterhalb der Brücke. (Wer bis hier heil angekommen
ist, weiß ja, daß man nicht oberhalb von Brücken wendet). Der obere Anle-
ger bietet, sorgfältig in einer Mauernische versteckt, und nur von der
Landseite sichtbar, eine Wasserzapfstelle. Kleiner Ort, der durch den Bau
der Umgehungsstraße sehr gewonnen hat. Es gibt Einkaufsmöglichkeit, ein
echt ländliches Pub und ein renommiertes Restaurant, das ich noch nicht
ausprobiert habe.
WICHTIG: Man kann zwar hier noch unterhalb der Brücke anlegen, aber
ansonsten sollte man gleich nach der Brücke nach Osten schwenken. Ab hier
geht die Fahrrinne wieder flußabwärts links weiter!
BAGENALSTOWN
kündigt sich mit einer langen "Uferpromenade" links an, rechts ist der
Damm, der diesen Seitenkanal vom Barrow abtrennt. Der "swimming pool", der
in den Karten verzeichnet ist, ist übrigens ein vereinseigener betonierter
Hochbehälter- zum Vergessen. Dann kommt der lange Kai von Bagenalstown mit
Wasserzapfstelle am Anfang der Leitplanke. Dort begrüßt euch vielleicht
der halbzahme Fischreiher, der hier lebt, aber von einer Stadt ist noch
nicht so viel zu sehen. Aber geht erst mal die Hauptstraße hinauf!
Auf dem Weg ist erst mal ein kleiner Laden, von dem aus ihr nicht weit zu
schleppen habt. Gegenüber auf dem Gehsteig eine Meisterleistung irischer
Logik: Auf einem an einen Briefkasten erinnernden Behälter steht:
1. litter
2. Post.
Des Rätsels Lösung:
Es ist ein von der Post gesponserter Abfallbehälter !!! Mein gestörtes Verhältnis zur Ansichtskartenschreiberei habe ich ja schon
angedeutet, und so komme ich an dieser Stelle nicht ohne breites Grinsen
vorbei.
Aber ich wollte euch ja die Stadt vorstellen. Geht noch ein bißchen
weiter, und dann links. Auf einmal tut sich da ein schöner Stadtplatz auf
mit allem, was dazugehört. Am Ende gibt es sogar einen Laden, der Feuer-
holz für den Bootsofen günstig in großen Säcken verkauft. Witzig ist auch
die nachts beleuchtete "Mini-Akropolis".
"Dining out" ist in Irland immer etwas problematisch, denn irisches ist
selten, und die Versuche an französischer oder italienischer Küche gehen
oft daneben- von den horrenden Preisen ganz abgesehen.
Nicht so in einem Pub in Bagenalstown. Der Name ist mir leider entfallen,
aber das rote Haus auf dem zentralen Platz ist unübersehbar (Foto gern per
PM) Hier habe ich eine kulinarische Sternstunde erlebt. 2 große Scheiben gegrill-
ter Lachs, Butterkartoffeln und eine Menge nicht angekleistertes Gemüse
für 10 EURO. Da geht's das nächste mal wieder hin! Musik gibt's hier auch
ziemlich regelmäßig. Das ist so richtig ein Ort zum versumpfen.
Aber beachtet: Mindestens einer des Bootfahrens Kundiger muß morgen früh
gleich bei der Abfahrt unverkatert und topfit sein. Da geht's nämlich
voll zur Sache!

Fortsetzung (Teil 6) folgt