Hallo Mike,
ich bin da hin- und hergerissen. Man sollte den Iren ihren Boom von Herzen gönnen. In früheren Jahrzehnten sind Millionen ausgewandert und vor Armut und Hunger geflüchtet. Jetzt ist Irland ein Einwanderungsland und boomt wie wahnsinnig. Aber auch manchen Iren ist dies nicht ganz geheuer, und sie haben Angst, dass das alles viel zu schnell geht und auf keinen soliden Füßen steht. Sie fragen: Wer soll das alles kaufen, was da gebaut wird? Wie soll die den Bauherren versprochene Rendite stimmen, wenn alle zur gleichen Zeit bauen und darauf spekulieren, damit den großen Reibach zu machen. Ich würde es den Iren vor Herzen wünschen, wenn sie nicht eines Tages mit einem Kater aufwachen würden. Wieso sollen sie nicht einen ähnlichen Wohlstand haben, wie wir? Manche befürchten auch, dass die berühmte irische Freundlichkeit eines Tages leiden könnte, denn, wie es ein alter Ire mir gegenüber ausgedrückt hat: "Wenn du Geld hast, denkst du, du brauchst die anderen nicht mehr."
Was die Natur betrifft: O.K., wenn sie irgendeinen Stadtanleger modernisieren und die Kapazitäten aufstocken, sei es in Shannonbridge oder Lanesborough, dann kann ich das nachvollziehen oder sogar begrüßen. Ich hoffe nur, dass die paar verschwiegenen Plätze anders behandelt werden: Kilglass, Lough Key und so weiter. Der neue Anleger unterhalb des Victoria Locks ist zum Beispiel ganz gelungen. Kein Landzugang, es passen nicht mehr als 5 oder 6 Boote hin. Ich hoffe, die Behörden und Politiker begreifen, dass es bei den Touristen verschiedene Interessen gibt, und dass auch eine beträchtliche Anzahl darunter ist, die gerade wegen der Stille und der Natur nach Irland kommen.
Was meinst du, Sven: Wird dieses Problem bei einigen Verantwortlichen auch so gesehen? Oder gibt es tatsächlich nur die "Betonfraktion", die relativ kurzsichtig auf schnellen Profit aus ist und die das Kapital, nämlich die Natur, aufs Spiel setzt? Wäre schade, wenn man die Fehler, die man bei uns in den 70er und 80er Jahren gemacht hat, in Irland wiederholden würde.