Was ich jetzt schreibe, hat zwar nichts mit der Frage nach dem Bootsführerschein zu tun, ist aber trotzdem meiner Meinung nach nicht geschreddert. Ich war diese Woche auf Kurztrip auf den Rheinsberger Gewässern und der Oberen Havel-Wasserstraße unterwegs. Hier ein paar Eindrücke und Gedankensplitter:
Boot: Sehr schöne Linssen-Yacht, viel Schiffsflair. Bei der Einweisung, die sehr nett und freundlich war, hat man aber sehr sehr deutlich die Angst des Vercharterers um seine schöne Eigner-Yacht gespürt. Jeder Kratzer wurde vorher und nachher genauestens protokolliert. 3 Stunden Einweisung, obwohl wir alle den Bootsführerschein haben und doch relativ viel Bootserfahrung mitbrachten. Oh, ein Mineralwasserkasten an Bord, das geht ja gar nicht. Der macht Kratzer! Naserümpfen über die weißen Charterboote von CBL. "Wir sind keine Vercharterer, im Gegensatz zu denen!" Ja was nun? Wer sein Boot vermietet, ist ein Vercharterer und muss halt akzeptieren, dass seine heilige Yacht doch den einen oder anderen Schmarrn abkriegt. Wenn er das nicht will, dann soll er nicht vermieten. (Nein, nein, wir haben das Boot dann auch wie ein rohes Ei behandelt.) Trotzdem noch ein Seitenhieb: Die Plastikboote von CBL, Cardinal und wie sie alle heißen, haben INNEN dann doch erheblich mehr Platz und eine zweckmäßigere Aufteilung, als die Linssen. Aber, die Linssen ist halt definitiv schöner. Muss man abwägen, was man möchte.
Revier: Landschaftlich einmalig. Seen, Kanäle und Flussabschnitte wechseln sich ab. Die Steinhavel zwischen Priepert und Fürstenberg: links und rechts Buchenwald, enge Flusskurven. Desgleichen weiter bis Bredereiche, ganz wunderbare Landschaft. Auch der schmale Kanal nach Lychen in die Lychener Gewässer. Was kinderleicht ist, im Gegensatz zu Irland: Jedes Boot hat eine Ankerwinsch, entweder mechanisch oder elektrisch. Du hast überall guten Ankergrund. Wenn das Wetter stabil ist, kannst du einfach in einer beliebigen Bucht ankern, einfach traumhaft.
So, und jetzt die Abstriche. Warum ich trotzdem weiterhin vorwiegend nach Irland fahren werde: In vier Tagen mindesten vier oder fünf Erlebnisse mit Schulmeistern, Aufsehern und Rechthabern.
Beispiel 1: Anlegen in Priepert. Es ist windig, die Box ist eng. Wir fahren sehr sehr vorsichtig rein, müssen noch mal ansetzen, weil uns der Wind versetzt. Lieber noch mal raus und wieder rein, damit wir die heilige Linssen nicht verkratzen. Sofort ist der Hafenmeister da. Aber nicht freundlich: "Kann ich euch helfen?" Sondern beleidigend, rechthaberisch: "Bevor ihr hier alles zu Schrott fahrt...". Wir kriegen ihn auch nach dem Anlegen nicht los. Nur dumme, unhöfliche Sprüche.
Beispiel 2: Anlegen in Lychen. Einwandfreies Anlegemanöver. Erst mal an den Klampen am Steg festmachen. Dann, als wir liegen, die Leine an der Vorderklampe noch mal lösen und unter der bereits vorhandenen Leine eines anderen Bootes durchziehen, damit der später leichter ablegen kann (ich weiß, als nächstes mach ich noch eine Spring, damit das Boot nicht nach hinten weg geht, aber alles der Reihe nach). Da kommt der Hafenmeister. Kein Gruß, sondern: "So wird det jar nüscht." Ich sage patzig: "So wird das sehr wohl was." Hafenmeister: "Da muss aber eine Spring gesetzt werden." Ich: "Genau das habe ich vor." Mir geht dieses deutsche Blockwart-Verhalten derartig auf den Senkel. Badoir hat mal geschrieben: "Die Leute in MeckPomm sind ganz o.k., es ist wie überall: Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es zurück." Naja, vielleicht ist das der Unterschied zwischen MeckPomm und Brandenburg? Ich habe in diesen 4 Tage das Gefühl gehabt: Du kommst gar nicht dazu, irgendwas in den Wald hineinzurufen, schon schnauzt dich der Wald auf rüpelhafte Weise an.
Beispiel 3: Schleuse zu den Rheinsberger Gewässern. Es hat sich eine lange Schlange gebildet, weil hintereinander drei Fahrgastschiffe vorfahrtberechtigt waren. Die Holzstämme zum Anlegen (wie heißen die korrekt?) sind alle belegt, außer 10m, wo man aber ins Schilf rein müsste, um anlegen zu können. Wir warten deshalb mitten im Kanal. Hinter uns ein Motorboot mit Eingeborenen älteren Herrschaften. Eine Ex-KZ-Aufseherin oder Stasi-Funktionärin (keine Ahnung, was von beiden) von diesem Boot schreit: "Schließen Sie gefälligst auf! Da ist noch Platz." Ich: "Ja, aber ich fahre nicht ins Schilf rein." Na jut, dann fahren eben die Stasileute ins Schilf rein. Ach, das Bootfahren könnte so herrlich sein. Gibt aber immer wieder Stoff für neue Lieder.
Merkt jemand den Unterschied zu Irland? Vor vier Wochen: Aghinver Boat, Mickey: "Ach, ihr seid ja letztes Jahr schon mit der Princess gefahren. Hier ist der Schlüssel. Braucht ihr noch irgendwas?" Ansonsten: In 2 Wochen kein einziger Besserwisser, kein unhöflicher "Helfer", wenn Hilfe, dann immer freundlich und höflich. Leben und leben lassen, glückliches Irland.
Wenn nur nicht die schöne Landschaft und die leichte Anreise nach Nordostdeutschland wären....