Shannon-Forum

Autor Thema: Logh Lower Erne - Nord oder Süd Passage bei windigem Wetter  (Gelesen 11050 mal)

Offline charly233

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Hallo Allerseits,

welcher Weg ist besser um den See zu überqueren?
der Nördliche, bietet die Insel Boa einen gewissen Windschutz?
oder der Südliche weil kurzer und mann notfalls nach Magho flüchten könnte?

Natürlich würde ich den Weg bei White Horses nicht wagen, bzw. den nächsten Hafen anfahren,
aber es kann ja einen auch mitten drin erwischen.

Btw. in meinem "Navigational Guide" steht bei dem Hafen "Magho" (bei den Cliffs of Magho) das man dort nicht über Nacht bleiben darf.
Ist dies nur um Dauerparker zu vermeiden, oder weil nicht Windgeschützt oder holen dort Nachts die Drachen Ihre Jungfrauen ab?  :)

danke schon mal für Antworten
grüße
charly

Offline paolo

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Magho bietet bei Nordwestwind keinerlei Schutz vor Wind und Wellen.
Wenn es auf dem Lower Lough so richtig kachelt, dürftest du in Magho fliegen gehen.

Vor der Seeüberquerung brauchst du aber trotzdem keine (große) Angst zu haben.

Vor zwei Jahren habe ich die Nacht in Lusty Beg verbracht. Am nächsten Morgen war ich - schon bei kräftigem Wind - noch rund um die Insel mit zwei Angeln im Dinghy schleppen. Bin dann mittags bei sehr rauhem See nach Castle Caldwell gefahren. Das waren bestimmt fünf bis sechs Windstärken. Die Gischt ist meterhoch über meine Nobel Cadet gespritzt. Ich bin leicht schräg zur Welle gefahren und hatte einen riesen Spaß. Das Boot hatte zu jeder Zeit genug Power um den Wellen zu trotzen. Von Castle Caldwell nach Belleek war es dann so gut wie windstill.
Von Belleek nach Tully Castle fuhr ich dann mit der Welle. Auch das ist absolut kein Problem, wenn man das richtige Timing raus hat. Man darf weder zu schnell noch zu langsam fahren, sondern immer eine ganz kleine Spur schneller als die Welle, das ist dann wie surfen, absolut geil.

Am nächsten Tag bin ich dann - ebenfalls bei einem guten 5er/6er Wind und ca. 1m hohen Wellen von Tully Castle rüber nach Osten. Das ging quer zur Welle und ist - wenn man nicht aktiv fährt - ziemlich unbequem.

Wenn dein Kurs im mehr oder weniger parallel zur Welle geht, musst du so eine Art Zickzackkurs fahren. Im Wellental musst du quer auf Kurs fahren, auf dem Wellenkamm musst du die Welle dann im 45° Winkel 'abreiten'.
Irgendwann hats du das raus, im schlimmsten Fall sind hinterher ein paar Töpfe aus den Regalen gefallen...

Wenn der Wind bzw. die Welle und vor allem dein Schiss noch größer wird, dann such Schutz hinter einer Insel, fahr mit der Welle entweder 'um die Ecke' nach Tully Castle oder halt dich an die in der Karte als 'white cairns' bezeichneten großen weißen Marker. Du findest absoluten Schutz in Lusty Beg, bei den Inseln Richtung ABC oder im Nord-Westen Richtung Castle Caldwell bzw. Belleek.
Aber bleib besser nicht in Magho :-))

paolo

« Letzte Änderung: 08.09.2009, 23:39 von paolo »
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Offline Willi

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Hallo charly

Natürlich würde ich den Weg bei White Horses nicht wagen, bzw. den nächsten Hafen anfahren,
aber es kann ja einen auch mitten drin erwischen.

am besten vorm Auslaufen den Wetterbericht morgens anhören. Es gibt aber mehrere Möglichkeiten sich zu Informieren. Sieh mal hier:
http://www.shannon-forum.de/index.php?topic=2384.0

Viele Grüße
Willi vom Woodpecker-River
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Offline charly233

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Hallo an Alle,

vielen dank für die Tipps. Also als vorbeugende Maßnahme Wetterbericht per SMS und als direkte Maßnahme "Wellenreiten" :-)

Grüße
charly

Offline paolo

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Falsch!
Nimm den Wetterbericht als Vorfreude aufs Wellenreiten :-)

paolo
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Offline Panta Rhei

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Naja, aber manchmal ist es halt dann doch nicht mehr so lustig - das Wellenreiten. Vor allem dann, wenn die Wellen halt nicht aus der erwünschten Richtung kommen. Da muss man manchmal schon sehr überlegt und ausgefuchst kreuzen, wenn man nicht in irgendwelche Untiefen hineingetrieben werden möchte. Also: Man sollte meiner Meinung nach die Sache nicht zu locker nehmen. Und dann finde ich es natürlich netter, wenn man die etwas empfindlicheren Passagiere nicht in Todesangst bringt. Die sollen ja beim nächsten Mal auch wieder mit wollen.

Und um auf die Frage zurückzukommen: Man kann nicht generell sagen, welcher Kurs besser ist. Es kommt immer auf die Windrichtung an. Am ruhigsten ist es im Windschatten einer Küste oder einer Insel, also auf der Leeseite, wie der Kreuzworträtselfan weiß. Das ist oft sehr verblüffend, wie klein die Wellen auf einmal in Lee (sagt man das so?) sind. So ist es am östlichen Ausgang des Sees bei Westwind eher bei Tully Castle und Inishmacsaint ruhig, während man bei Nord- oder Nordostwind evtl. lieber die Strecke Rossigh, Manor House etc wählen sollte.

By the way: Stimmt das Gerücht, das ich vor ein paar Tagen gehört habe, dass im letzten Jahr am Lower Lough Erne ein größeres Boot einfach beim quer zur Welle fahren umgekippt und abgesoffen ist? Oder handelt es sich um Seemannsgarn?
Ein herzliches Ade aus Oberfranken!
Wolfgang

Offline paolo

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Naja, aber manchmal ist es halt dann doch nicht mehr so lustig - das Wellenreiten. Vor allem dann, wenn die Wellen halt nicht aus der erwünschten Richtung kommen. Da muss man manchmal schon sehr überlegt und ausgefuchst kreuzen, wenn man nicht in irgendwelche Untiefen hineingetrieben werden möchte. Also: Man sollte meiner Meinung nach die Sache nicht zu locker nehmen. Und dann finde ich es natürlich netter, wenn man die etwas empfindlicheren Passagiere nicht in Todesangst bringt.


Hey Panta, mir geht es überhaupt nicht darum, Starkwind und hohe Wellen zu verharmlosen. Man muss aber auch nicht gleich in Panik verfallen, wenn Wind und Wellen auffrischen.
Der schlechteste Anleger am Lower Lough in so einer Situation ist meiner Meinung nach Magho. Nicht umsonst soll man da nicht über Nacht festmachen.
Ansonsten hast du auf dem See immer und überall schnell erreichbar geeignete Rückzugmöglichkeiten, egal aus welcher Richtung der Wind bläst bzw. dich die Welle treibt.
Und da die Überquerung des Lower Loughs in keinster Weise mit der Überquerung des Atlantiks zu vergleichen ist, muss man sich vor und während einer solchen Überquerung nicht in die Hosen machen.

Was man machen sollte, wenn bei einer Überquerung der Wind stark auffrischt und aus den bereits viel zitierten white horses plötzlich ansehnliche Wellen werden:

1.
Ruhe bewahren. Das sagt sich zwar leicht, aber wenn man mitten auf dem See ist, gibt es auch keinen Grund, direkt in Panik zu verfallen.

2.
Wenn man das Gefühl hat, dass der Kurs, den man ursprünglich eingeschlagen hat, aufgrund des aufkommenden Windes und der Wellen nicht mehr der richtige zu sein scheint, stellt man sein Boot erst mal mit dem Bug im 90° Winkel gegen die Welle, und überlegt dann anhand der Seekarte, wo eine geeignete Rückszugmöglichkeit gegeben ist.
Eine solche befindet sich in aller Regel auf der Leeseite einer Insel oder Landzunge (Lee = die vom Wind abgewandte Seite)

3.
Zu dieser Rückzugmöglichkeit fährt man dann möglichst mit oder entgegen der Welle, nicht aber querab. Was ja eigentlich auch logisch ist....

4.
Hat man die Ruhezone erreicht, entscheidet man dann in aller Ruhe, was als nächstes zu tun ist. Entweder man entscheidet sich für eine gesicherte Weiterfahrt bis zur nächsten geschützten Zone oder - falls es bereits dunkel wird oder man sich absolut nicht traut weiter zu fahren: Anker setzen und/oder den Vermieter anrufen.

Was man aber absolut NICHT machen  sollte: Erst mal ohne Plan Richtung Land / Ufer zu fahren ohne dass man die Möglichkeit hat, auf direktem Weg in einen Hafen zu fahren oder sich hinter einer Insel zu verstecken. Denn ist man erst mal am Ufer und man findet keinen Schutz, und Wind und Wellen, und vielleicht sogar Strömung drücken aufs Ufer, dann kommt man vielleicht mit eigener Motorkraft nicht mehr weg. Und das währe dann - auf gut deutsch gesagt - ziemlich scheiße.

Also: Lieber erstmal mitten auf dem See das Boot im 90° Winkel gegen Wind und/oder Wellen stellen, und in aller Ruhe überlegen, wo man sich in Sicherheit bringt, als kopflos Richtung Ufer zu fahren.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass auf dem Lower Lough 'ein großes Boot' nur deshalb gekentert ist, weil es querab zur (hohen) Welle gefahren ist. Das müsste schon eine absolute Monsterwelle sein... Kentern kann man auf dem Lower Lough nur, wenn man mit dem Boot irgenwo auf Grund aufläuft.
Deshalb sollte man erstmal vom Ufer oder anderen Untiefen wegbleiben, solange man sich in Luv befindet. Dann kann erstmal nichts passieren.

Ansonsten: nix für ungut und viel Spaß beim Bootfahren!
paolo
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Offline Panta Rhei

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Hallo Paolo, da geb ich dir in allen Punkten Recht, und deine Tipps seh ich genauso. Nur: Ich hab das deswegen geschrieben, weil mir gerade in den letzten 14 Tagen mit den extremeren Witterungsbedingungen sehr bewusst geworden ist, dass da sehr viele Anfänger mit ziemlich geringen Kenntnissen unterwegs sind. Was ich da für Anlegemanöver bei starker Strömung gesehen habe, war teilweise haarsträubend. Dann noch als letzte Rettung der Sprung auf den glitschigen Steg. Ich schreib das in dem Bewusstsein, dass ich bei meinen ersten Fahrten die gleichen Manöver angestellt habe (und sicher auch nach 15 Bootsurlauben noch kein Experte bin).

Nur: Das ist bei schönem Wetter und normalen Wasserständen alles unproblematisch, aber ich finde, man sollte immer mal wieder darauf hinweisen, dass es auch zu richtig blöden Situationen kommen kann. Darum lieber immer ein wenig die Defensive betonen.

Klar ist es wichtig, wenn man schon mal in eine blöde Lage kommt, nicht in Panik zu verfallen, und dagegen hilft am besten, wenn man ein paar Dinge einfach weiß und auch schon mal zum Spaß ausprobiert hat, etwa wie man sich bei hohen Wellen, Strömung vor Brücken usw verhalten muss.
Ein herzliches Ade aus Oberfranken!
Wolfgang

Offline paolo

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Dann sind wir uns absolut einig.
Und das Wichtigste neben "die Ruhe bewahren" ist, erstmal vom Ufer wegbleiben.

Und - mal ganz abgesehen davon - ich meine das absolut nicht überheblich, wenn ich sage, dass es ein tolles Gefühl ist, gegen die Welle oder auch mit ihr zu fahren. Beides ist absolut super. Jedenfalls solange man noch etwas sieht und fern von Untiefen ist :-)

paolo
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Offline ukmueller

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2.
Wenn man das Gefühl hat, dass der Kurs, den man ursprünglich eingeschlagen hat, aufgrund des aufkommenden Windes und der Wellen nicht mehr der richtige zu sein scheint, stellt man sein Boot erst mal mit dem Bug im 90° Winkel gegen die Welle, und überlegt dann anhand der Seekarte, wo eine geeignete Rückszugmöglichkeit gegeben ist.
Eine solche befindet sich in aller Regel auf der Leeseite einer Insel oder Landzunge (Lee = die vom Wind abgewandte Seite)

3.
Zu dieser Rückzugmöglichkeit fährt man dann möglichst mit oder entgegen der Welle, nicht aber querab. Was ja eigentlich auch logisch ist....

 :)
Entschuldige, Paolo, ich glaube Deine Wortwahl ist ewas ungluecklich, gegen die Welle ist richtig, 90 Grad zur Wellenrichtung waere, wie Du selbst im folgenden Absatz sagst, nicht logisch. (Das Boot ohne Fahrt quer zu einer schweren See zu stellen waere extrem ungemuetlich, und alles was nicht angeschraubt ist waere dann wohl auf dem untersten Deck, einschliesslich der Mageninhalte der weniger seefesten Passagiere)

Uve :)

Ein sorgfaeltiges Studium meines Guides:  "Broad Lough bei Beaufort 5  - Ein Survivor berichtet" haette diese Diskussion eruebrigt.
« Letzte Änderung: 14.09.2009, 04:49 von ukmueller »
....and may I die in Ireland.

Offline paolo

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:)
Entschuldige, Paolo, ich glaube Deine Wortwahl ist ewas ungluecklich, gegen die Welle ist richtig, 90 Grad zur Wellenrichtung waere, wie Du selbst im folgenden Absatz sagst, nicht logisch.


doch, doch, Uve, da hast du wohl was missverstanden, allerdings meinen wir beide das selbe:

90° zur Wellenrichtung ist nun mal genau frontal gegen die Welle.
Querab wäre 0°, 180° oder 360°
Wenn dir das jetzt zu besserwisserisch klingt, dann nenn mich RJS  ;D ;D ;D ;D ;D ;D

Liebe Grüße
paolo

 
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Offline bádoir

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Da müßte ich mich aber sehr täuschen, wenn nicht die Ausbreitungsrichtung einer Welle mit 0° definiert wäre.

bádoir

Offline Panta Rhei

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Ihr Rabulisten und Totengräber des Bootstourismus! Wenn wir schon wortklauben, dann bitte richtig. Bei hohen Wellen fährt man 180 Grad gegen die Wellenrichtung (= die Richtung, in die die Welle wandert), jedoch 90 Grad zur Welle (= die Richtung, in der die Welle verläuft). Alles andere ist Novicentum!
Ein herzliches Ade aus Oberfranken!
Wolfgang

Offline paolo

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Ihr Rabulisten und Totengräber des Bootstourismus! Wenn wir schon wortklauben, dann bitte richtig. Bei hohen Wellen fährt man 180 Grad gegen die Wellenrichtung (= die Richtung, in die die Welle wandert), jedoch 90 Grad zur Welle (= die Richtung, in der die Welle verläuft). Alles andere ist Novicentum!


Iss ja gut, Herr Steinacher, iss ja gut !!!

 :) :) :)

Nix für ungut, pantha, war ein Scherz, irgendwann surfen wir mal zusammen  ;)
paolo
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KarlHwrede

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Ihr Rabulisten und Totengräber des Bootstourismus! Wenn wir schon wortklauben, dann bitte richtig. Bei hohen Wellen fährt man 180 Grad gegen die Wellenrichtung (= die Richtung, in die die Welle wandert), jedoch 90 Grad zur Welle (= die Richtung, in der die Welle verläuft). Alles andere ist Novicentum!

Also ganz ehrlich, ich fahre da nach Gefühl. Nicht so sehr nach dem meinigen, eher nach dem meiner persönlichen Schleusenwärterin..........

Von mir aus könnt ihr weiter Wortklaubereien machen.....

P.S.
Samstag um diese Zeit sitzen wir an Bord einer Inver-Duke entweder in Tully Innishmore oder, wenn wirs schaffen an Naan Island  ;D ;D ;D
« Letzte Änderung: 15.09.2009, 20:27 von KarlHwrede »