Hallo Stefan, ich gebe dir vollkommen Recht.
An den Marinas und an den Schleusen haben auch wir fast immer gute Erfahrungen gemacht. Während dort bei unserer letzten Fahrt in der Gegend vor 7 Jahren noch ein oberlehrerhafter Ton geherrscht hat, waren diesmal Hafenmeister und Schleusenwärter absolut freundlich und nett, ja in den Schleusen von engelsgleicher Geduld (in Anbetracht der chaotischen Fahrmanöver der schwimmenden Garagen). Auch das ungnädige "Ham wa nich" ist uns nirgendwo mehr begegnet.
Was uns aber wirklich während der kompletten Reise aufgefallen ist, waren die Kommentare und Besserwissereien von: anderen Skippern, Menschen in der Schlange vom Bäckerstand, Menschen am Nebentisch in Restaurants, Einheimischen in Schlossparks (jetzt mal wahllos herausgegriffen). Und zwar waren das immer vollkommen Unbeteiligte, die meinten Belehrungen, Kommentare etc abgeben und sich in Dinge einmischen oder gute Ratschläge geben zu müssen. Und zwar einmischen in und kommentieren von vollkommen unproblematischen Situationen. Sei das bei meiner freundlichen Bestellung beim Bäcker (dabei hab ich immer schön brav "Schrippen" gesagt)

, sei das, dass man hier eine Spring legen müsse (Bemerkung kam schon vor dem Anlegen), dass meine Frau die Bugleine kürzer nehmen solle (wenn sie das gemacht hätte, hätte es das Heck weggedrückt), dass die Kellnerin von dem Herrn am Nachbartisch belehrt wurde, dass der Rhabarberkuchen ja wohl das allerletzte war, weil man da nie im Leben Streusel obendrauf machen darf, und wirklich viele viele andere, klitzekleine Kleinigkeiten, die aber anscheinend ürngdwie in der Landesmentalität liegen und wahrscheinlich gar nicht böse gemeint sind, sondern Versuche der Kontaktaufnahme. So als ob man sich einen Machtvorteil sichern würde, wenn man den anderen erst mal so ein ganz klein bisschen runtermacht. Keine Ahnung. Ich weiß sowieso: es gibt weder den Brandenburger, noch den Rheinländer, noch den Bayern oder den Franken. Aber man fährt ja in den Urlaub, um sich seine Vorurteile bestätigen zu lassen

(War jetzt nur Spaß). In Irland wirst du komischerweise nie belehrt, kritisiert, beschulmeistert. Da geschieht die Kontaktaufnahme vollkommen stressfrei mit einem netten Gruß und einer kleinen Bemerkung übers Wetter.
Und: Keine Abstriche an diesem wunderschönen Urlaub! Es ist eine tolle Landschaft dort, Natur pur mit Seeadlern, Kranichen, Fischottern. Es gibt Firmen mit sehr guten Booten. Auch unsere Pedro Skiron, gechartert in Mildenberg war ein sehr schönes Boot.
Aber wenn ich noch einen Grund sagen darf, warum wir trotzdem lieber wieder nach Irland fahren: Die Liegemöglichkeiten sind in Brandenburg sehr auf die Marinas beschränkt. Da stört mich jetzt nicht die Hafengebühr, sondern dieses offizielle Seite an Seite liegen, schön an den Landstrom angehängt, weil zumindest unser Boot, während der Fahrt weder nennenswert Strom noch Warmwasser gemacht hat, weil wofür braucht man das, wenn man abends überall Strom bekommt? Also abends schön an die Nabelschnur.
Da gefällt mir das irische Feeling besser. Die vielen öffentlichen Anleger in der Natur und in den Städtchen abseits von Marinas in Irland sind großartig, diese Freiheit und Ungebundenheit. Sicher, man kann in Brandenburg, wenn man die Marinas scheut, bei gutem Wetter umso besser ankern, aber halt dann ohne Landgang.
Was natürlich der unschlagbare Vorteil von Brandenburg ist: Du bist einfach schnell dort. Und der Erholungsfaktor ist genauso gut wie auf der grünen Insel. Lange Rede, kurzer Sinn: eigentlich ist es überall schön.