Na ja, ... am Boot selbst lags eigentlich nicht. Oder besser gesagt, fast nicht.
Grundsätzlich ist der Silver Swan ein gutes Boot mit allem Drum und Dran, aber ohne unnützen Luxus. Kein Smart TV, das auf Knopfdruck aus der Schrankkonsole im Salon fährt, wie wir's mal auf einem 14,50m Charterkahn auf dem Neckar (sehr schönes Fahrgebiet!!!) hatten. Keine Mikrowelle mit Grillfunktion, dafür aber ein immerhin funktionierender Backofen, der nicht jedesmal wieder ausgeht sobald man die Ofenklappe schließt, wie bei den Öfen auf den Dukes und Captains oben am Erne.
Also eigentlich ein super Boot für eine launige Herrentour auf dem Shannon.
Wäre da nicht die Besonderheit mit dem Throttle gewesen...
Am Anfang hatten wir ja noch Glück. Um halb sechs morgens Abfahrt in Hürth, um zehn vor sechs Werner in Gymnich eingesammelt, ab auf die A61, über die A48 auf die A3 Richtung Frankfurter Flughafen.
Markus saß neben mir auf der Rückbank des Skoda, surfte auf dem Handy ein bisschen in den Google News und meinte plotzlich: Vollsperrung auf der A3 - eigentlich direkt vor uns...
Und ein paar hundert Meter weiter saßen wir auch schon fest.
Eigentlich Feierabend für uns.
Wäre da nicht in knapp 50 Metern noch eine Ausfahrt gewesen (den Namen der Ausfahrt habe ich vergessen).
Uwe hat den Skoda dann irgendwie von der linken Spur über die mittlere auf die rechte Spur gemogelt. Ein LKW hat gehupt, aber da sind wir schon verbotenerweise über die Standspur zur Ausfahrt gefahren. Von da 20km über Landstraße, dann wieder auf die A3 und immer noch pünktlich auf dem Langzeit-Parkplatz des Shuttledienstes in der frankfurter Flughafenperipherie angekommen.
Schwein gehabt.
Na ja, es regnete wie Sau, kein Unterstand und kein Mensch im Büro des Shuttlers. War wohl noch zu früh am Morgen...
Der Bus ließ dann noch gut 20 Minuten auf sich warten, aber dann kamen wir - leicht durchnässt - endlich im Flughafen an.
Check In und Bagdrop weitgehend unproblematisch, außer dass meine Reisetasche dem Mann an der Abfertigung für das Gepäcklaufband zu breit erschien, ich müsste damit zum Schalter 408, dort könne man die Tasche aufnehmen. Seltsamerweise war dort das Gepäcklaufband genauso breit wie vorher an Schalter 541...
Egal.
Ab zum zum Security Check, dann 4 Flaschen 1L Jameson im Duty Free erstanden, der Flug wurde pünktlich aufgerufen und wir saßen pünktlich im Flieger.
Ready for Take Off.
Der Kapitän begrüßte uns dann übers Bordmikrofon und sprach, ein Passagier hätte sein Insulin Zuhause vergessen, müsse daher wieder das Flugzeug verlassen, sein Gepäck würde dann im Laderaum gesucht und wieder ausgeladen werden. Aber in ca. 12 Minuten ginge es dann los.
Auf dem Rückflug geschah etwas Ähnliches...
Flug ruhig, Catering gabs bis auf ein kleines Fläschchen Wasser und einen Minischokoriegel keins, weil der Caterer seinen Dienst wegen Coronapersonalmangels weitgehend eingestellt hatte, Landung perfekt.
Gepäck kam vollständig an, also ab zu Sixt unserem Autovermieter. Dort, und bei allen anderen Autovermietern, eine riesige Schlange.
Wie wir später erfuhren, war das komplette Netzwerk aller Vermieter ausgefallen, die Formalitäten mussten allesamt auf den guten alten Durchschreibebögen per Hand ausgefüllt werden...
Nach gut 1,5 Stunden kamen wir dran.
Markus hatte den Wagen bestellt, aber ich sollte die Kiste fahren, da ich mehr Erfahrung mit Linksverkehr habe. Kein Problem, sagte der Schaltermensch, trug alles in den Vertrag händisch auf mich ein, dann bräuchte er meine Kreditkarte für die Kaution. Ich gab ihm meine Williwichtig-Visa-Black, er tippte dann 2.000€ in das Gerät, weil wir keine Extra-Versicherung wollten und ich gab meinen Pin ein.
Pin falsch, zweiter Versuch.
Pin wieder falsch.
Anderen Pin versucht, auch falsch, Karte gesperrt.
Andere Kreditkarte genommen, diesmal die Silberne.
Pin falsch, verdammt.
Zweiter Versuch, wieder falsch.
Dann musste es doch der andere Pin sein. Ein anderer kam nicht infrage.
Wieder falsch, Karte auch gesperrt.
Aber ich hatte ja noch meine Geschäftsvisa.
Also los.
Nach zwei erneut erfolglosen Versuchen, habe ich aufgegeben und meiner bereits ärztlich attestieren Arteriosklerose gedacht.
Also Markus' Visa.
Aber das ging nicht. Kautionsgeber, Fahrer und Vertragspartner müssten identisch sein.
Also neuer Vertrag, auf Markus ausgestellt, alles wieder per Hand ausfüllen.
Ich konnte die bösen Blicke der hinter uns Wartenden förmlich in meinem Nacken spüren.
Markus' Pin funktionierte dann im ERSTEN Versuch und wir bekamen unseren vorbestellten Golf.
Na also, geht doch!
Die Fahrt zu Silverline verlief problemlos. Markus kam mit dem Linksverkehr bestens klar.
Barbara bei Silverline war professionell, vielleicht nicht ganz so herzlich wie Paula bei den Nobles am Erne, aber trotzdem freundlich.
Da wir zum ersten Mal bei Silverline gebucht hatten, müssten wir uns das 15minütige Einführungsvideo anschauen.
Kein Problem, das haben Werner und ich uns reingezogen, während Markus und Uwe zum Supermarkt zwecks Bordproviant fuhren.
Als alles verstaut war, drehten wir mit dem Instructor noch eine Proberunde und als ich perfekt wieder am Steg angelegt hatte, meinte der gute Mann, perfect, wish you a pleasant journey. Ich meinte noch zu ihm, the throttle seems to be a little stiff. Aber da ging er nicht weiter drauf ein und stieg mit einem Lächeln von unserem Silver Swan.
Kaum abgelegt, begann es zu regnen und weil unser Nicht-Luxus-Dampfer am oberen Steuerstand keine Scheibenwischer hatte, war die Sicht ziemlich mürbe. Scheibenwischer gabs nur am unteren Steuerstand, aber das war für uns keine Option.
Wir fuhren bis Shannonbridge und legten dort an der langen Kaimauer vor der Brücke an.
Das Anlegemanöver gelang wieder perfekt, aber ich begann den stiffen throttle langsam zu hassen.
Egal.
Wir tranken jeder zwei Guinness und zwei klitzekleine Jameson, Uwe zauberte panierte Schnitzel mit Salzkartöffelchen und Salat, danach noch ein paar Guinness und Jameson und wir waren glücklich.
Am nächsten Tag waren wir um halb zehn in Clonmacnoise.
Markus legte an und meinte, der throttelige Gashebel sei aber sehr gewöhnungsbedürftig.
Egal.
Wir zurrten das Boot fest, stiefelten zu den alten Gemäuern hoch, 8 Euro Eintritt, aber Tür auf erst ab 10:00 Uhr.
Und weil es wieder aus Kübeln schiffte, haben wir da auf Kultur verzichtet, sind wieder zurück zum Silver Swan und Uwe bereitete ein leckeres Frühstück mit Spiegeleiern und thick cutted Brutzelspeck zu.
Dann auf nach Athlone, ohne Regen aber mit tiefschwarzen Wolken am Himmel. Wind aus Nordwest kam auf.
In die Schleuse fuhren wir alleine, da war also genug Platz und ich legte mit dem stiffen throttle Backbord an.
Wir kamen zum Hafen und der war rappelsvoll.
Ein einziger freier Platz in einer Tasche neben einem Privatboot.
Da musste ich rein und mir war klar, dass ich da mit Strömung und Wind von achtern reinmusste.
No Problem, dachte ich, haste ja schon tausend mal gemacht.
Ich drehte also über Steuerbord ein, hatte genug Abstand zum Steg rechts und Privatboot links. Wind und Strömung drückten da von seitlich achtern, also etwas Bugstrahlruder rechts und etwas mehr Schub nach vorne, damit die Schiffsnase besser rumkommt.
Eigentlich wirklich no problem.
Aber der scheiß stiffe throttle...
Bewegst du ihn leicht nach vorne, passiert erstmal gute ein, zwei Sekunden gar nichts. Und da ich mit dem Bug mehr rum kommen musste, schob ich den Gashebel noch etwas weiter nach vorne.
Ich weiß nicht mehr, ob da gerade ne Böe kam, jedenfalls schoss der Silver Swan plötzlich mit einem Satz nach vorne.
Aber nicht ordnungsgemäß in die Parktasche rein, sondern volle Möhre auf das rechte Heck des Privatboots.
Ich schrie laut SCHEISSSEEE, es gab einen fetten Rumms und das Nachbaarboot wurde mitsamt den an Bord befindlichen Eignern heftigst durchgeschüttelt.
Ich konnte es nicht glauben.
Ich war fassungslos.
Genauso wie meine Crew, die aber dann doch in Windeseile am Steg rechts unseren Silver Swan sicher festmachte.
Ich stierte derweil auf das Heck des anderen Bootes. Unsere stählerne Ankerführung am Bug hatte ne saubere Schramme verursacht, ein kinderhandflächengroßes Stück Gfk war weggeplatzt.
Nix wirklich großes, nix wirklich Schlimmes.
Aber eine ziemliche Delle, ein Schaden halt, 800€ Kaution wohl futsch.
Und das schon am ersten Tag unserer Bootstour.
Der Bootseigner kam heraus, aschfahl im Gesicht, die Augen weit aufgerissen und stammelte: "Oh Je-s-us", begutachtete den Schaden an seinem Boot und stammelte noch einmal "Oh Je-s-us".
Ich beugte mich über die Reling und erwiderte, dass ich sooo sorryyy sei und what shall we do now?
Der Bootsbesitzer wagte noch einmal einen längeren Blick auf den Blötsch in seinem Boot, schaute mich dann an und sagte: Ah, shit happens, it's OK.
It's OK?, fragte ich ihn ungläubig.
Yeah, it's OK, I know how these things happen.
Ich warf einen kurzen Blick auf die Flanke seines Schiffes und sah, dass da schon so manche Schrammen und Beulen waren. Trotzdem fragte ich ihn noch ein Drittes Mal, ob wirklich alles OK sei. Als er dann erneut sagte, dass alles gut sei, griff ich nach unten rechts, wo unser Guinness Vorrat lag, holte drei Büchsen heraus und reichte sie ihm rüber. Er bedankte sich artig und stieg wieder runter in seinen Salon zu seiner Frau.
Die beiden stiegen nach ungefähr 20 Minuten vom Boot und gingen Richtung Stadt.
Da dauerte es keine viertel Stunde, da rief mich Barbara von Silverline an und sagte mir, ein Bootsbesitzer hätte sie angerufen und gesagt, ich hätte einen Schaden an dessen Boot verursacht...
Hatte der mich also doch verpetzt. Vielleicht war es auch seine Frau, die ihn dazu angestachelt hat. Wer weiß...
Ich erzählte Barbara von der "dreimal-it's-ok-und-drei-Guiness-Büchsen-Regelung", versprach ihr dann, dass ich ein paar Fotos vom Schaden und dem Bug des Silver Swans machen und ihr per Mail zuschicken würde. Sie entgegnete, daß wäre gut so, dann würde sie mit dem Bootsbesitzer die Reparatur des Schadens vereinbaren.
Am Abend gabs bei uns Rindfleischfrikadellen mit Salzkartoffeln und Salat, dazu jeder 4 Guinness und die erste Flasche Jameson war plötzlich leer.
Ich sinnierte immer wieder über den unrühmlichen Vorgang und schimpfte auf Wind, Strömung und den scheiß stiff throttle.
Und auf mich, den scheiß dummen Trottel.
Der nächste Tag verlief völlig ohne weiteren Schaden!
Wir fuhren durch den endlos langen Lough Ree bis Dromod. Da allerdings wurden wir sofort verjagt. Das wäre eine strictly private marina, herrschte uns eine schlecht blondierte Mittfünfzigerin von einem Nobelkahn an, als wir gerade unser Boot fest am Steg verzurrt hatten. Ein viel freundlicherer älterer Mann erklärte uns, der öffentliche Anleger sei nur hundert Meter weiter.
Also Motor wieder an, Leinen los und ab zum öffentlichen Hafenbecken. Dort gefiel es uns auch viel besser als in der privaten Marina!
Markus und ich bauten unsere mitgebrachten Skotti Grills auf dem Kai auf. Und als vier Ribeye Steaks drauf brutzelten, kam ein Pärchen mit Kinderwagen vorbei. Der junge Mann war total begeistert von unseren Skottis, zeigte mit dem rechten Zeigefinger drauf und sagte zu seiner Frau nur ein Wort: Christmas!
Am nächsten Tag fuhren wir zum Lough Key. Eine landschaftlich schöne Strecke. Der See mit seinen kleinen Inseln erinnerte uns an die Seenlandschaft um Manormarine am Erne. Wir legten am Anleger im Norden ohne Landzugang an. Dort stiegen Uwe und ich ins Dinghi zum Schleppangeln. Wir schleppten und schleppten, gefangen haben wir aber nix.
War ja klar.
Ich war sehr überrascht, wie wenig Kraut im Wasser war. Selbst in nur 4 oder 5 Metern vom Ufer kein einziger Hänger.
Also Kraut war da keins, aber dafür jede Menge große Steinbrocken unter der Wasseroberfläche. Das ging eine ganze Weile gut. Aber dann sah ich direkt unter uns wieder einen Haufen dicker Steine. "Motor hoch, Motor hoch! ", schrie ich zu Uwe. Doch es war schon zu spät. Unser Rumpf setzte auf, ein dicker Stein knallte gegen den Motor.
Verdammt, schon wieder so eine Scheiße...
Mit Hilfe der Ruder sind wir zwar von dem Steingarten unter Wasser weggekommen, der Dinghimotor startete dann auch sofort wieder. Aber Vorschub, Null.
Da ist bestimmt der Splint an der Schraube gebrochen, sagte ich zu Uwe, und er solle mal die Motorabdeckung runternehmen, da wären für den Fall der Fälle meistens ein paar Ersatzsplinte untergebracht.
Gesagt, getan, aber da waren keine Splinte.
Uwe hob den Motor aus dem Wasser heraus, wir inspizierten die Schraube, die völlig OK war, genauso wie der noch vorhandene Splint.
Also wieder Schraube ins Wasser, Motor angeworfen, Gang eingelegt, aber Null Vorschub.
Nix.
Wieder Schraube und Splint inspiziert.
Alles in Ordnung.
Schraube ins Wasser, Motor an.
Wieder nix.
Das ganze vier, fünf Mal.
Nix.
Kacke.
Ruder in die Dollen.
Uwe und ich sind nebeneinander Richtung Silver Swan gerudert.
Weder er noch ich unser Handy dabei, um Markus und Werner anzurufen, damit die uns mit unserem Silver Swan abschleppten.
Die Strecke, die wir zu meistern hatten, schätzten Uwe und ich auf ca. 5 Kilometer.
Klar, natürlich gegen den Wind.
Nach einer knappen Stunde waren wir endlich am Ziel.
Markus hatte bereits seinen Skotti Grill angeworfen.
An dem Abend gabs irische Würstchen. Fad im Aussehen und noch fader im Geschmack. Aber die Bratkartoffeln und der Salat waren lecker. Guinness und Jameson sowieso.
Am nächsten Morgen erfolgte bereits unsere Rückreise.
Und es sollte der schwärzeste Tag unserer gemeinsamen Herren-Bootstour-Geschichte werden...
Es war unsere zehnte Tour.
Wir waren auf der Mosel, auf der Lahn, auf dem Rhein.
Zweimal in den Berliner Gewässern.
Auf dem Neckar
In holländisch Friesland.
Auf dem Caledonian Canal in Schottland.
Dreimal auf dem Erne.
Und jetzt eben auf dem Shannon.
In Carrick haben wir Diesel und Wasser getankt, sind dann nach Jamestown, wo es von Uwe wieder Spiegeleier mit Speck und Toastbrot gab. Und ich betone lieber mal gleich, dass es zum Frühstück Kaffee gab, kein Guinness, kein Jameson!
Zur Weiterfahrt übernahm dann Markus das Steuer, ein ebenfalls langjähriger, erfahrener Bootfahrer.
Als wir auf den Lough Boderg fuhren, schien die Sonne, die Stimmung an Bord war entspannt. Werner, von uns liebevoll Mr. Polish genannt, stieg hinab zum täglichen Duschgang, Uwe war noch dabei sein Reich, die Küche, auf Hochglanz zu bringen und ich lag faul auf der eigentlich ungemütlichen Bank hinter unserem Steuermann und döste so für mich hin.
Der Knall war heftig, das Geräusch entsetzlich.
Unser Silver Swan, bis dahin mit ca. 10kmh unterwegs, wurde in ein oder zwei Sekunden auf Stillstand gebremst.
Als wären wir ungebremst auf eine Mauer gedonnert.
Der Bug unseres Schiffes ragte bedrohlich aus dem Wasser heraus.
Die Öffnungen des Bugstrahlruders, normalerweise gut 30 Zentimeter unter der Wasserlinie, jetzt gut 30 Zentimeter darüber.
Werner schoss mit eingeseiftem Köpfchen aus der Dusche heraus und zusammen mit Uwe die Stufen zum Außensteuerstand hoch, ich uberlegte schnell, ob ich den Aufprall meines Oberkörpers auf die Tischkante schadlos überstanden hatte, und Markus saß kreidebleich hinterm Steuer und stierte fassungslos nach rechts.
Nach rechts auf einen grünen Marker, der eigentlich auf der linken Seite unseres Silver Swans hätte sichtbar sein müssen.
"Scheiße, falsche Seite", sagte unser Freund noch, dann schlug er seine Handflächen vor den Kopf und vergrub seine Augen darin.
Ich habe schon öfter andere Boote gesehen, die irgendwo aufgelaufen waren. Mit meiner KUBA habe ich auch schon zweimal Boote aus ihrer misslichen Lage befreit.
Aber jetzt UNS?
Unfassbar...
Zur Ehrenrettung von Markus muss ich sagen, dass da an der Stelle im Lough Boderg nur ein Grüner Marker stand, kein eigentlich dazugehöriger roter. Und weil Markus am Tag vorher die Strecke in umgekehrter Richtung fuhr und die Grünen Marker da rechts standen, dachte er vielleicht, das müsse heute auch so sein.
Keine Ahnung...
Aber wie jetzt von dem scheiß Steinhaufen runter kommen?
Erstmal haben wir den Motorraum kontrolliert, ob da vielleicht ein Leck war und Wasser ins Boot rauscht, aber da rauschte nix.
Wir haben dann alles versucht.
Vollgas rückwärts.
Den Silver Swan durch Verlagerung unseres Körpergewichts nach rechts und links schaukeln.
Dabei wieder Vollgas rückwärts.
Keine Chance.
Null.
Zwei andere Boote fuhren an uns - auf der richtigen Seite des Grünen Markers - vorbei und beobachteten uns.
Mir war das aber zu peinlich, hob den rechten Daumen und tat so, als würde ich gemütlich ein Sonnenbad nehmen.
Irgendwann sagte ich zu meinen Jungs, da hilft nix, wir müssen Barbara bei Silverline anrufen...
Die Gute kam auch gleich ans Telefon und ich erklärte ihr unsere Lage.
Na ja, begeistert klang sie nicht. Dachte wohl, schon wieder die blöden Deutschen. Erst knallen die auf ein anderes Boot und jetzt fahren die sich fest...
Aber dann ließ sie sich von mir unsere genaue Position erklären und versprach mir dann, sich um Hilfe zu kümmern.
Die Hilfe kam nach etwa eineinhalb Stunden.
Zwei Jungs in einer relativ kleinen Nussschale mit einem 60PS Motor hinten dran.
Das reicht nie, sagte ich zu meinen Jungs.
Aber die Seenotretter wussten was sie taten.
Leine hinten rechts an unsere Klampe.
Leine langsam spannen.
Vollgas.
Und im zweiten Versuch hats tatsächlich geklappt, unser Silver Swan war wieder frei.
Der eine Mensch tippte dann mit dem Zeigefinger auf unsere Shannonkarte und sprach vielsagend, wir müssten immer die Marker beobachten und auf der richtigen Seite dran vorbei fahren.
Nee, ist klar.
Nachdem wir gemeinsam noch einmal den Motorraum auf ein eventuelles Leck untersucht hatten, gaben wir ihm 30 Euro Trinkgeld, die er zuerst nicht annehmen wollte, aber dann mit einem Lächeln doch in seiner Pranke verschwinden ließ.
Ziemlich schweigsam sind wir dann ohne weitere Zwischenfälle wieder in den netten Hafen von Dromod gefahren.
Eigentlich hatten wir zu nix Lust, erst recht nicht auf Grillen oder Kochen.
Aber wir genehmigten uns jeder ein Guinness und einen fetten Jameson und waren plötzlich wieder bestens gelaunt. Zur Feier des Tages sind wir ins nahe gelegene Restaurant Cox gegangen und genehmigten uns ein prächtiges Steak mit Pommes und Salat.
In der Nacht konnten wir bestens schlafen.
Auch Markus.
Auf die neuerliche Durchquerung des Lough Ree hat sich keiner von uns gefreut. Zum einen, weil der See stink langweilig ist und zweitens, weil es wieder regnete und Wind aufkam. So empfing uns der See auch mit netten White Horses.
Und soll ich euch was sagen, WIR HABEN WIEDER AUFGESETZT.
Diesmal Werner am Steuer, die grünen Marker ordnungsgemäß links (!) und unser Silver Swan gute zehn Meter IN der Fahrrinne.
Es hat wieder gut gerummst, das Boot leicht angehoben, blieb aber nicht stecken, juchuhhh.
Warum zum Teufel haben wir also wieder aufgesetzt???
Vielleicht weil ziemliches Niedrigwasser war, der Wind aus westlicher Richtung die Marker weiter nach Osten schob und sich somit die Grenze der Fahrrinne verschob?
Keine Ahnung.
War letztlich auch egal.
Das Boot war nach wie vor dicht und wir fuhren weiter bis Athlone.
Da fuhr ich wieder in die letzte freie Parktasche, aber ohne neuerlichen Schaden.
Geht doch.
Am nächsten Tag fuhren wir im Regen bis Shannonbridge, legten dort mittags am Kai hinter der Brücke zum wohlverdienten Frühstück an.
Die Sonne kam plötzlich raus und wir beschlossen, den Rest des Tages an diesem schönen Anleger zu verbringen. Abends dann ins Restaurant auf der kleinen Anhöhe an der Brücke. Beim Essen mutmaßten wir bei einigen Guinness, wieviel uns Barbara wohl für die von uns verursachten Schäden abknöpfen würde...
Am nächsten Morgen fuhren wir zu Silverline, anlegen, auftanken, Taschen von Bord.
Markus und ich sind dann hoch ins Büro zu Barbara.
Die war aber nicht da.
Dafür aber zwei etwas ältere Damen.
Die waren total nett.
Null Vorwürfe uns gegenüber.
Irgendwie entschuldigten die sich sogar bei uns, dass sie 400€ von der Kaution einbehalten müssten.
400 Euro, ein echtes Schnäppchen fur uns.
In Deutschland wären wir mit Sicherheit nicht so preiswert davon gekommen.
Die Iren sind einfach klasse.