Shannon-Forum

Autor Thema: Sands of Time  (Gelesen 4020 mal)

Offline ukmueller

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Sands of Time
« am: 13.09.2005, 04:24 »
Eigentlich sollte dieser Beitrag in dem Thread "Wo gibt es Live Music" gepostet werden. Es war aber nicht die Live Musik sondern die folkloristischen Umstaende und historischen Verbindungen die dieses Erlebnis fuer mich erinnerungswert machen.

Samstag, 3.9.2005 Molly Maguire's Pub in Ballyconnell. Der Laden war uns bekannt von einem Sonntagabend im Mai. Die gleichen zwei Paare sassen wieder am Tresen, tranken Cognac mit Lemonade (no shit!). Der Wirt, ein Mann der gerne sein Feriengeld in Las Vegas verbraet (Seamus, what the f..., Vegas??) freute sich, seine "Boston Friends" waren wieder da. Dies wuerde ein profitabler Abend werden.  (Americans, more money than brains! And thirsty, they are!!)

Der angesagte Musiker war Sean Sands, der laut Poster gerade seine neue CD "Sands of Time" fertiggestellt hat.  Big f.....g deal. Mein Haus ist voll von CD's die ich von irischen Live Musicians erworben habe. Irgendwann werde ich sie mal abspielen.

Wie immer waren wir viel zu frueh da, diese Sache mit dem "Half Ten" habe ich immer noch nicht in der Reihe. Mein Durst geht immer “Half Eight” los.

Der Laden fuellt sich langsam, the folks are filing in. Ein (D,A,CH?) Ehepaar wartet schon seit Stunden auf den Musiker, bei Ihrem ersten Bier, inzwischen warm geworden.  Ein lokales Unikum, ein wenig furchteregend, mit sich selber schimpfend, setzt sich an den Nebentisch. Er wird sich spaeter als das groesste Air-Guitar-Talent aller Zeiten erweisen aber inzwischen macht er meine deutschen Verwandten nervoes.

Der Musiker kommt herein, sagt “Hoi” zu dem Wirt, bekommt ein Heineken (oh Jesus, Mother of God, what has happened to the Irish Pride?)

Eine gute halbe Stunde lang schleppt Sean alles moegliche an Speaker, Amps, Keyboards, Synths, Flutes, Guitarrren (2), Banjoes (2) (4-string and 5-string, who would know the difference?), alle moeglichen Kabel, Processors, etc. Dann faengt er an die Instrumente zu stimmen.  

Das (D,A,CH?) Ehepaar, nicht gewillt das warme Bier kostenpflichtig durch ein kaltes zu ersetzen, hat genug und geht.  Prompt wird es durch ein Schweizer Foursome ersetzt, die sich auch jeder ein kleines Glas Bier bestellen und dann ganz misstrauisch die Umgebung begutachten.  Sie sollten spaeter, etwa 3 Lieder tief in dem Set den Laden verlassen, was ich mit meiner absoluten Verwerfung strafte aber dann kamen sie ca. eine halbe Stunde wieder (war wohl nichts besseres im Ort) um den schoensten Abschluss eines Abends in Irland zu erleben. Ich sah Traenen in Ihren Augen, nachdem ich die meinigen weggewischt hatte.

Auch meine Reaktion auf den ewig dauernden Aufbau und das Stimmen war: This better be good!  Allzu grosse Erwartungen hatte ich nicht mehr, ausser vielleicht einem Irish Coffee zum Abschluss.

Und dann began Sean Sands’ Abend.  Erst eine lange Minute mit der Flute.  Ok, ok, nothing wrong with Enya music.  (hear it every day in the elevator!) Und dann legte er los!  

Es folgten mehrere Balladen ueber irische Freiheitskaempfer, so richtig schoen traurig und folksy.

Bis mir ein Tischnachbar, ein Mann aus Belfast, sagte: You know, he is the brother of Bobby Sands.   Der mir eigene Sarkasmus und alles Smithwick’s Grinsen wich mir wie vom Blitz getroffen vom Gesicht.   My God, this was heavy!      

Bobby Sands!  1981 in den H-Blocks der Englaender als erster von 10 IRA-Hungerstreikern gestorben. Freiheitskaempfer, Poet, Songwriter, tragische Figur, so viel geopfert, so wenig erreicht!

Noch etwa 2 Stunden brachte Sean Balladen und instrumentale Untermalung die es mir schwer machte die Augen trocken zu halten. Ab und zu schwenkte er in einen bekannten irishen
Song , “whikey in the jar”, es waren ja foreign guessts da und es sollte ja Unterhaltung sein, er wurde schliesslich bezahlt.

Ich hatte spaeter noch Gelegenheit ausgiebig mit Sean zu sprechen.  Seit meinem 18-monatigen Aufenthalt in Belfast 1966/67 habe ich eine besondere Beziehung zu der Situation dort. Als 18 /19 jaehriger fand ich dort meine erste Liebe. Ann McArt, katholisch. Ich als guter Lutheraner erzogen, war mir der politischen Lage bewusst, und wechselte umgehend die Partei, man ist ja nicht bloed, oder?   Die ersten “Troubles” begannen damals aber es ging erst richtig los nachdem ich dort weg bin, hab es dann jahrzehntelang mit schwerem Herzen verfolgt.  Dies kam an diesem Abend wieder hoch.

Ich hoffe ich habe Euch nicht gelangweilt.

Gruss

Melancholic Uve.


PS:  Ih habe von Sean etliche Kopien seiner CD "Sands of Time" gekauft und die Erlaubnis erworben weitere Kopien fuer ausserhalbs Irlands zu brennen. Gerne wuerde ich diese mit Euch teilen.  Wenn Interesse, bitte PN mit Anschrift.


« Letzte Änderung: 13.09.2005, 04:59 von ukmueller »
....and may I die in Ireland.

Offline ukmueller

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Re:Sands of Time
« Antwort #1 am: 17.09.2005, 05:46 »
PS:  Ih habe von Sean etliche Kopien seiner CD "Sands of Time" gekauft und die Erlaubnis erworben weitere Kopien fuer ausserhalbs Irlands zu brennen. Gerne wuerde ich diese mit Euch teilen.  Wenn Interesse, bitte PN mit Anschrift.

Hi y'all,
nur um es klar zu sagen, diese sind nicht verkaeuflich sondern nur verschenklich  ;D.   Es haben sich einige gemeldet, ich werde sie dieses Wochenende zum Versand fertig machen und wuerde dann gerne damit fertig sein.  Also, wenn noch jemand will, ich hab noch einige.

gruss
Uve
....and may I die in Ireland.

Offline Christian S.

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Re:Sands of Time
« Antwort #2 am: 17.10.2005, 21:59 »
Hallole Forum,


Montag, 17.10.2005, mein Tag:
6.40 Uhr, ab in die Firma, wird Zeit, vom Freitag liegt der Schreibtisch noch voll und 8 Uhr kommt die Kollegin ihren packen abholen.
7.02 Uhr, eintreffen in der Firma, Scheiß rote Ampeln.
7.10 Uhr, Scheiße, heute kommt ein neuer Lagermitarbeiter, der wird erst wieder nerven und Zeit beanspruchen, der ganze Plan ist dahin.
7.30 Uhr, der Typ ist da, wo haben sie den nur aufgetrieben? Ich begrüße ihn und schiebe ihn an den Kollegen ab.
8.10 Uhr, die Kollegin will ihren Stapel, ist natürlich noch nicht fertig.
8.50 Uhr, der Chef braucht was, wieder alles durcheinander.
10.38 Uhr, Kunde XY nervt mich mit dem 3. Anruf.
11.15 Uhr, 5. Anruf .......  >:(
13.00 Uhr, schnell was runterschlingen, den Mittag durchgemacht.
14.50 Uhr, oh nein, morgen ist Fakuma, schnell das Messezeuch gerichtet.
16.25 Uhr, Kollege wil noch was .........  :o
16.30 Uhr, nix wie heim.
17.25 Uhr, Melder geht, Einsatz, ab ins Feuerwehrhaus.
17.38 Uhr, wieder zurück - böswilliger Fehlalarm.
18.20 Uhr, Abendessen.
19.10 Uhr, mit dem Schwager auf seiner Baustelle gewesen, ein paar Dinge besprochen.
21.30 Uhr, wieder in der Wohnung, endlich den komischen Umschlag aus Amerika geöffnet der schon 8 Tage rumliegt.  ???
21.37 Uhr, CD in den Player geschoben, Guinness aus dem Kühlschrank geholt und das Forum angeworfen.
21.38 Uhr, hört sich gar nicht schlecht an, Guinness schmeckt auch.
21.39 Uhr, Miene hellt sich zusehends auf.  :P
21.42 Uhr, gefällt mir die CD.  :D
21.47 Uhr, noch ein Guinness aus dem Kühlschrank geholt, ein Pint ist nicht gerne alleine.
21.54 Uhr, the Story is going on ........  ;D 8)

Was ich damit sagen will: Vielen Dank für die tolle CD Uve, hat mich saumäßig gefreut und ist echt hörenswert, vielen vielen Dank für deine Mühe, vielleicht treibt es mich als Land. und Gelegenheitskanalbargenbootsurlauber auch mal auf den Shannon und wir können gemeinsam anstossen, bis dahin vielen Dank!  ;D
Das Leben ist schön!


Sláinte
Christian
« Letzte Änderung: 17.10.2005, 22:00 von Christian S. »
Am See is' schee!

Offline bádoir

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Re:Sands of Time
« Antwort #3 am: 31.10.2005, 22:27 »
Hallo Uve!

Jetzt ist das Päckchen angekommen!

Ich bin begeistert, vielen herzlichen Dank. Ich kann- soweit es im fernen D überhaupt geht- die Stimmung im Molly Maguire´s nachvollziehen. Die CD ist Spitze! Das ist noch echte, aus der Tiefe kommende Musik.

Ebenso herzlichen Dank für „Mc Carthy´s Bar“. Nein, das Buch hatte ich noch nicht. Prima, dachte ich, das ist eine schöne Frühstückslektüre. Doch bald mußte ich erkennen, daß bei Zwerchfellerschütterungen im oberen Drittel der Richterskala eine geregelte Nahrungsaufnahme unmöglich ist. Als ich dann an die Stelle kam, wo die Frau „with a mouth like a cat´s ****“ kam, mußte ich an die Frau in dem kleinen Laden in Kells denken, wie sie mit zugespitztem Mund die Pounds zählte, und da verlangte es auch den Frühstückstee zurück in die Berge von Ceylon. Kurzum, die Entscheidung  >Frühstück oder Buch<   fiel eindeutig zugunsten des Buches aus.

Herzlichen Dank, Uve!

Gerhard

Offline Panta Rhei

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Re:Sands of Time
« Antwort #4 am: 07.11.2005, 12:15 »
 
Zitat
Eine gute halbe Stunde lang schleppt Sean alles moegliche an Speaker, Amps, Keyboards, Synths, Flutes, Guitarrren (2), Banjoes (2) (4-string and 5-string, who would know the difference?), alle moeglichen Kabel, Processors, etc. Dann faengt er an die Instrumente zu stimmen.

Hallo Uve,
das mit dem Unterschied von nem 4-string-Banjo zu nem 5-string-Banjo kann ich dir so ungefähr erklären (demonstrieren wäre besser ist als erklären, aber ich hab schon seit 20 Jahren kein 5-saitiges Banjo mehr in der Hand gehabt).
Das 4-string-Banjo ist das "übliche" Krachinstrument, mit der Aufgabe, durch Schlagen/Strummen möglichst laut die Schlagzeugsnare zu imitieren oder zu unterstützen.

Man kanns aber auch zupfen, aber dazu bietet das 5-string-Banjo bessere Möglichkeiten. Das 5-string-Banjo wird hauptsächlich in der Bluegrass-Musik verwendet. Das besondere daran ist, das die höchste Saite direkt unterhalb der tiefsten Saite angebracht ist, so dass du beim Fingerpicken mit dem Daumen nicht nur den Wechselbass spielst, sondern auch noch die höchste Saite mit dem Daumen spielst. Damits richtig schön laut wird, benutzt man dazu auch metallene Fingerpicks an Daumen und Fingern. Das gibt den typischen Bluegrass-Banjo-Picking-Sound, bei dem der Daumen sowohl den Bass als auch die Melodie spielt.

Für Gitarristen wie mich, die zu faul sind, sich die Banjostimmung draufzuschaffen, gibts auch das 6-string-Banjo, das genauso wie eine Gitarre gestimmt ist. Aber beim Strummen klingts meistens fetter und deswegen auch nervtötender als ein 4-saitiges Banjo, und beim Picken kriegt man halt das typische Bluegrass-Voicing nicht hin, simpel gesagt: es klingt zwar oberflächlich gehört wie ein Banjo, aber man hörts an der Spieltechnik, dass es doch nur ein Faulenzer-"Banjo" ist.

Ich hoff, ich habs einigermaßen richtig und verständlich erklärt.
Ein herzliches Ade aus Oberfranken!
Wolfgang

Offline ukmueller

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Re:Sands of Time
« Antwort #5 am: 07.11.2005, 17:13 »
A ja, Wolfgang, genauso hatte ich's mir schon gedacht. :) :) :)
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