Erst mal ein gutes neues Jahr an alle!
Na, Ihr seid mir ja lustig! Erst seitenweise die wunderbare irische Lebensweise beschreiben - warum es so toll ist, auch zum 20. Mal auf die Insel zu fahren, und wie entspannt die Iren drauf sind - und dann die typisch deutsche Mäkeligkeit an den bösen Mitdeutschen, die einen mit ihrem "Übereifer" auf den Nerv gehen. Ich hab das Gefühl, Ihr müsstet nicht nur 10, sondern 30mal nach Irland fahren, vielleicht würde das was helfen.
Wenn Ihr nervige "Helfer" erleben wollt, dann müsst Ihr nach MeckPomm fahren. Die stehen nämlich nur am Steg, Hände in den Hosentaschen und rufen dann schon mal: "So wird det abba nüscht hier." Kaum bist du an Land erklären sie dir, wo du die Spring hättest setzen müssen, dass dein einer Fender nicht richtig liegt usw. Alles Dinge, die du weißt, aber zu denen du im Moment noch nicht gekommen bist, weil dich genau dieser blöde Skipper mit Goldknöpfen oder marineblauem Poloshirt und weißer Leinenhose mit seinen Besserwissereien aufgehalten hat. Er fühlt sich dazu berechtigt, dich zu belehren, weil du ja offenkundig mit einem Mietboot unterwegs bist, infolgedessen keine eigene Yacht dein eigen nennst. Dieses "Ich-bin-aber-der-bessere-Skipper-Posing" wirst du in Irland nahezu nicht erleben (nur von den deutschen Crews, die sich nicht helfen lassen, und das auch noch unfreundlich bekunden müssen).
Ne, ne, Irland ist o.k. Gerade weil man auf freundliche und halt manchmal im Weg stehende Helfer trifft. Dass meine Frau und ich zu zweit tatsächlich routinierter anlegen, als wenn noch ein Helfer ins Spiel kommt, was solls? Man kommt ins Gespräch, und wenn man sich sympathisch ist, dauert das Gespräch ein wenig länger. Wenn nicht, verabschiedet man sich bald wieder, nicht ohne sich gegenseitig eine gute Reise zu wünschen. Ich war jedenfalls sehr froh, als ich 2001 zum ersten Mal als vollkommenes Greenhorn mit einer 12,80 langen Classique den Shannon hinuntertuckerte, in Rooskey mit dem Strom anlegen wollte, und beherzte Iren mir sehr entspannt halfen, festzumachen. In MeckPomm hätte ich hinterher einen Vortrag bekommen, in Frankreich hätte keine Sau einen Finger gerührt.
Genau diese Mitte zwischen Nähe und Distanz liebe ich. In MeckPomm rücken sie dir mit Rechthabereien auf die Pelle. In Frankreich drehen sie dir den Rücken zu, wenn du Probleme hast. Als Deutscher in Irland kriegst du es nach dem 5. bis 8. Urlaub langsam ins Gefühl, wann welche Hilfe brauchen und wann nicht, und du kriegst ein Gefühl für das landestypische Tempo, mit dem man Hilfe anbietet: Nicht zu schnell und nicht zu langsam.
Mir persönlich ist ein übereifriger Helfer lieber, als ein "Sehmann", der sich in seinem Skipper-Ego bestätigt fühlt, wenn andere "in troubles" sind. Also Leute, bleibt entspannt, wenn euch jemand helfen möchte und nehmt die Hilfe an, auch wenn ihr ganz tolle Skipper seid.
PS: Ich finde es ja lustig, dass Ihr auch mit Shannon-Meditationen einschlaft. Ich hab immer gedacht, ich bin der einzige Verrückte, der abends noch den Boyle River hochfährt und spätestens am Clarendon Lock vom gleichmäßigen Rauschen des Wehrs eingeschläfert wird.