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Autor Thema: Tommy Sands, "The Songman"  (Gelesen 2963 mal)

Offline bádoir

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Tommy Sands, "The Songman"
« am: 21.03.2011, 16:09 »
Hallo,

hier mal wieder eine Buchbesprechung:

Tommy Sands, The Songman – A Journey in Irish Music
2005/2006 ISBN 13 987 1 84351 063 5  Liliput Press, Dublin
lilliputpress.ie


Ja,  d e r  Tommy Sands von der Sands Family.

Ein Buch, das sowohl eine Autobiographie wie ein Zeitzeugenbericht über den Nordirlandkonflikt ist.

Tommy Sands schreibt unverschnörkelt, lebendig, und nicht ohne augenzwinkernden Humor. Leicht lesbar auch für diejenigen, die keine Einserschüler in Englisch waren.

Er beginnt mit  Jugenderinnerungen in einer ganz normalen (nord-)irischen Familie und schildert, wie sich so langsam die Musikerkarriere entwickelt – bis heute. Der Autor nimmt den Leser mit zu   Begegnungen mit Größen der Musikszene und bietet  fesselnden Lesestoff für Alle, die an Musik – beileibe nicht nur irischer – interessiert sind.

Parallel dazu die Schilderung der „Troubles“, deren unheilvolle Entwicklung er zeit seines Lebens (Jahrgang 1945) mitbekam- bis zum Good Friday Agreement, mit dem das Buch auch endet.

Beseelt vom Glauben, dass Musik Frieden stiften kann, verknüpft er diese beiden Handlungsstränge intensiv, lässt sie fast zu einem werden. Anfänglicher Skepsis des Lesers, ob Lieder über Bomben siegen, setzt der Autor viele Beispiele aus seinem Leben entgegen, wo über die Musik sowohl Solidarität unter gleichgesinnten Friedensaktivisten  als auch Begegnung verfeindeter Gruppen gefunden wird. Er lässt den Leser tief eintauchen in seine Gedankenwelt und vermittelt einen unerschütterlichen Optimismus- genau jene „Trotzdem- Einstellung“, die zu  dem Karfreitagsabkommen geführt hat.

Leser, die eine hochwissenschaftliche  Abhandlung über die politischen, soziokulturellen usw. Wurzeln des Nordirlandkonflikts erwarten, werden nicht fündig. Um so lebensnäher wirken aber die Erinnerungen  von Tommy Sands, wie es in seiner Jugend kein Problem mit Spielkameraden vom „falschen Glauben„  gab – bis das Gift der Troubles später auch dies gefährdete.  Gerade solche Schilderungen zeigen eindringlich, wie wenig der „ganz normale Bürger“ mit diesem Irrsinn zu tun haben wollte- und will. Lassen wir uns also vom Optimismus des Autors anstecken.

Ein unbedingt empfehlenswertes Buch.

bádoir
« Letzte Änderung: 21.03.2011, 16:25 von bádoir »