Gerald Potterton,
In the Wake of GiantsBallyhay Books, Donaghdee, 2008
ISBN 978-1-900935-72-2,
zu beziehen auch über:
http://shop.iwai.ie/catalog/product_info.php?products_id=85&osCsid=001cae5069a0729ed544976a47414819Hallo Mitskipper,
Sicherlich wird Euch auf Euren Wegen schon aufgefallen sein, daß es nicht nur Charterschiffe für Touristen gibt, sondern daß auch Einheimische unterwegs sind. Läßt man mal die auf Kredit finanzierten Protzkähne beiseite, so gibt es viele zum Teil abenteuerliche, aber liebevoll restaurierte Schiffe, auf denen die Iren ihre Freizeit verbringen.
Wie diese Skipperkollegen nun ticken, was sie bewegt, wie sie das mit dem Berufsleben in Einklang bringen, darüber gibt uns einer dieser "Infizierten", Gerald Potterton, erschöpfend Auskunft.
Packt man das Buch aus, kann man angesichts des Titelbilds schon schmunzeln: Ein gemütliches Kanalboot vor der Abzweigung des Kilbeggan-Kanals, spiegelglattes Wasser, darunter der Titel: "In the Wake of Giants"
Wie ist das nun gemeint?
"Heckwelle der Giganten"?
"Totenwache für die Giganten"?
"Ehrerbietung an die Giganten"?
Vielleicht sollte ich erst den Autor vorstellen. Von Beruf ist er nicht etwa Büromensch, der einen Ausgleich sucht, sondern Landwirt. Da er ein äußerst vielseitig interessierter Mensch ist, hat er auf zeitintensive Viehhaltung verzichtet und sich auf Getreideanbau spezialisiert. In der Nähe des Royal Canals aufgewachsen, hat ihn diese Art der Schiffahrt von klein auf interessiert. Auf seinen Erkundungen zu Fuß hat ihn schon die damalige Baukunst, die Welt der Schleusen und Brücken, fasziniert.
Doch es sollte schlimmer kommen. Als seine Schwester ihm seinen Schwager in spe vorstellte, stellte sich heraus, daß dieser nicht nur gelernter Schiffbauer war, sondern auch selbst dauerhaft auf einem Schiff lebte. Es kam noch schlimmer. Peter hatte den Nachnamen......Rolt! In der Tat ein Nachfahre jenes bekannten Tom "L.T.C." Rolt, dem Pionier der Freizeitschiffahrt auf irischen und englischen Kanälen, der den Autor von Anfang an so faszinierte.
s.a.
http://www.shannon-forum.de/index.php?topic=3196.0Und so kam es, daß Gerald Potterton ein reichlich gebrauchtes Narrow Boat kaufte und sich auf den Weg machte- nicht ohne Hindernisse. Es ist eine glückliche Fügung, daß er nicht nur technisches, sondern auch schriftstellerisches Talent hat. Lange Zeit versickerte seine unterhaltsame, witzige Art zu erzählen in einer Kolumne im Irish Farmers Journal, bis er sich entschloß, dieses Buch zu schreiben.
Und das kann ich nur empfehlen. Es gibt keine Brüller, aber stets etwas zu schmunzeln, wie er technische und menschliche Schwächen, nicht zuletzt seine eigenen, in den Griff bekommt.
Womit wir wieder beim Titel wären. Mit "Giganten" meint er alle jene, die die Kanäle geplant und gebaut haben – und eben jenen Tom Rolt. Bald merkt man, daß Version 1 und 3 der Übersetzung zutrifft: Er folgt ihren Spuren und vermittelt dem Leser einen Blick für die hervorragende Leistung, die damals vor über 200 Jahren mit einfachsten Mitteln vollbracht wurde. (Fehlt der uns nicht manchmal?)
Das Buch ist wirklich äußerst informativ, man erfährt vieles über
● die Baugeschichte der Kanäle
● die Umgebung, durch die Grand Canal und Barrow führt
● die Verknüpfung von irischer Wirtschaft und diesen Wasserstraßen
● das Leben der einheimischen Freizeitskipper
und das alles nicht als trockene Reportage, sondern vergnüglich-witzig. Auch empfehlenswert für Leute, die mit dem Revier nichts am Hut haben.
Finest art of Irish Storytelling, indeed.
bádoir
(Danke auch an Inga und Holger- Ihr wißt schon

)