"Wasserschnorrer"

[oliver k.]

Hallo Irlandgemeinde

wir haben auf unserer diesjährigen Tour in Jamestown übernachtet. Dabei ist mir aufgefallen, daß immer mal wieder Autos am Anleger anhielten und Leute sich mehrere Kanister mit Wasser abgefüllt haben.  Das hab ich bisher noch nirgends gesehen.
Ist Wasser in Irland so teuer, oder gibt es in der Gegend keine funktionierende Wasserversorgung? Hat da jemand 'ne Ahnung was der Hintergrund dafür ist?

Grüße
   Oliver

[Frank & Steffi]

Hi Oliver,

also genaues Wissen habe ich hier zwar nicht, aber zum einen eine Vermutung und zum Anderen ein "Teil-Wissen":
im Raum Galway zumindest kostet Trinkwasser gar nichts, unser dortiger Freund beklagt sich jedenfalls gerne darüber,
daß die Iren "... weil das nix kostet...unheimliche Wasserverschwender..." sind... Also wird das im ebenfalls ländlichen
Raum um Jamestown wohl ähnlich sein.
Meine Vermutung geht eher in Richtung dem "Fahrenden Volk" / Travellers / Pavees. Je nach Lagerplatz kann es schon
mal sein, daß dort kein Wasser verfügbar ist. Und das Wasser an den Anlegern ist halt leicht verfügbar und "ärgerfrei"...   

Aber vielleicht weiß ja jemand mehr...!

VG
Frank

[Meck]

Moin Oliver,
es gibt dafür eine Erklärung: an der Straße, die an der Fabrik vorbei den Hügel hinauf geht, gab es bis Ende der 80er Jahre keine Wasserversorgung. Die Anwohner hatten eigene Brunnen. Es war ganz normal, Wasser am Anleger zu holen. Als die Wasserleitung gelegt wurde haben sich einige keinen Anschluß legen lassen. Die holen halt ihr Wasser zum Tee zubereiten immer noch am Anleger. Es gibt dort einige Einschränkungen: direkt an die Wasserleitung dürfen pro Haus nur zwei Zapfstellen angeschlossen werden: ein Wassertank auf dem Dachboden (funktioniert wie die Toilettenspülung) und ein zweiter Anschluß, der meist für die Waschmaschine benutzt wird, die braucht eben ordentlichen Wasserdruck.

Gruß aus Oberursel
Gerhard
 

[oliver k.]

Hallo Gerhard,

deine "Variante" scheint mir auf den ersten Blick irgendwie einleuchtender. Ich hatte zuerst ebenso wie Frank auch an "Fahrendes Volk" gedacht. Aber im Nachhinein betrachtet sahen die, ohne jetzt irgendwelchen Minderheiten auf den Schlips treten zu wollen, eher wie "wohlsituierte" Bürger aus. Auch die Autos, die übrigens immer links Richtung Fabrik abgebogen sind, würde ich nicht gerade dem unteren Preissegment zuordnen. 

Grüße
   Oliver

[Stevie]

deine "Variante" scheint mir auf den ersten Blick irgendwie einleuchtender. Ich hatte zuerst ebenso wie Frank auch an "Fahrendes Volk" gedacht.

Die würden vermutlich aber mit Wohnmobil/Wohnwagen vorfahren und die eingebauten Tanks auffüllen. Wäre irgendwie einfacher...

Gruß Stevie

[Sven75]

im Raum Galway zumindest kostet Trinkwasser gar nichts, unser dortiger Freund beklagt sich jedenfalls gerne darüber,
daß die Iren "... weil das nix kostet...unheimliche Wasserverschwender..." sind...

Tja, diese schönen Zeiten sind für die Iren aber auch bald vorbei:
http://www.irishtimes.com/news/environment/households-face-average-water-bill-of-240-a-year-1.1785404

Edit: Ooops, gerade erst gesehen, dass das mein erstes Posting hier ist - da ich hier schon seit Jahren mitlese hat mich das doch überrascht. Also "Hallo!" und schönen Gruß an die Shannon-Gemeinde. :-)

[Frank & Steffi]

Die würden vermutlich aber mit Wohnmobil/Wohnwagen vorfahren und die eingebauten Tanks auffüllen. Wäre irgendwie einfacher...

Gruß Stevie

Hi Stevie,

tja einfach schon, aber (meist) unmöglich, da an den Einfahrten zu den Anlegern in der Regel Höhenbegrenzungen angebracht sind... 
Übrigens sind die unterschiedlich hoch: wären beinahe mal mit unserem Caddy hängengeblieben, da wir mit den Standarddingern gerechnet
hatten (deutlich über 2m) und dann (ich glaube in Boyle oder irgendwo in den Carnadoe Waters war das... muß ich mal raussuchen...) war diese
"Schranke" nur etwas weniger als 1,90m - da haben wir ganz schön doof geguckt und gscheit gebremst...! 

@ Oliver: Dein Hinweis auf die "Kleider- und Fahrzeugordnung" hätte mich in meiner Vermutung auch eingebremst.
Und btw. zum Thema "Wasserholen zum Teekochen" habe ich vor längerem im IWAI-Forum auch mal was ähnlichlautendes gelesen, wie
 Meck gepostet hat: (ich weiß es nur noch so in etwa!) da haben die Anwohner einer Vorortgemeinde von Dublin endlich den langersehnten
Anschluß an´s langersehnte öffentliche Wassernetz von Dublin bekommen um dann festzustellen, daß nun der Tee "entsetzlich" schmecke,
da wurde dann auch der Rat gegeben, sich das "Teewasser" an einem der Wasseranschlüsse vom Canal zu holen, weil der wohl noch einen
eigenen Brunnen hätte und von "so außerordentlicher Qualität" sei... 
Wobei das schon stimmt; das Wasser differiert sehr deutlich - von Anleger zu Anleger; aber das hat Sven im Thread "Wasserqualität" schon
mal ausführlich erklärt...   

@ Sven75: tja auch in Irland geht die Zeit weiter... so - oder - so!
Und: ein herzliches Willkommen - nun auch schreibend - im Forum! Weiter so...! 

Schönen Sonntag an alle!
Frank

[Pike]

direkt an die Wasserleitung dürfen pro Haus nur zwei Zapfstellen angeschlossen werden: ein Wassertank auf dem Dachboden (funktioniert wie die Toilettenspülung) und ein zweiter Anschluß, der meist für die Waschmaschine benutzt wird, die braucht eben ordentlichen Wasserdruck.

Das stimmt nicht: wenn ein Haus eine eigene "well" (Brunnen) hat, dann muß der Wasserhahn in der Küche direkt vom Tiefbrunnen kommen. Diesen Wasserhahn lassen viele Iren bei Frostgefahr ein bißchen laufen, damit das System nicht einfriert...
Die Zisterne im Dach wird über einen zweiten Anschluss befühlt, der durch einen Druckminderer geregelt ist. Das Hauswasser ist somit fast drucklos, sprich der Druck entspricht vereinfacht gesagt der Fallhöhe.

Der Druck aus öffentlichen Wasserversorgungssystemen in Irland liegt bei rund 1 bar, ist also auch fast drucklos. Auch hier wird das Wasser im Haus über eine Zisterne im Dach zur Verfügung gestellt. Neuere Häuser haben eine (elektrische) Druckerhöhung im Haus, durch die der Wassserdruck auf rund 3 bar erhöht wird. Die blöden elektrischen Duschen stellen diesen "Druck" selbst her 

Das Wasser aus Quellen gilt als eher trinkbar als das aus öffentlichen Systemen, die häufig sehr stark gechlort werden. Deshalb holen sich viele Iren in der Tat ihr Teewasser an öffentlichen Wasserstellen, die eine eigene Quelle haben.

[Meck]

Hallo Pike,
mein Kommentar bezieht sich auf September 1986. Mein Freund ist damals von Frankfurt nach Jamestown umgezogen, er wohnt immer noch dort. Er war einer der ersten, die an die Leitung angeschlossen wurden. Es gab damals keine andere Möglichkeit, Wasser zu entnehmen. Viele Hausbesitzer hatten um die Zeit nicht nur eigene Brunnen, sondern auch Zisternen in denen Regenwasser aufgefangen wurde (btw: es regnet ja nie). Inzwischen haben einige Anwohner Hauswasseranlagen installiert, die den Wasserdruck erhöhen. Damit kann man auch normal (vernünftig ?) duschen. Der normale Druck der Leitung muß damals schon über einem Bar gelegen haben, die Waschmaschine wäre sonst nicht gelaufen. Bisher hat sich dort nichts geändert. Gruß nach, ja wohin? na eben wo ihr jetzt seid.
Gruß
Gerhard
 

[Pike]

Ok, 1986 war in Irland wirklich alles noch anders 
Der Wasserdruck in einem irischen Haus liegt dennoch, auch heute, immer so etwa bei einem bar, was auch für eine Waschmaschine genügt, da selbige keinen Druck benötigt, sondern nur gefüllt werden muß. Und ob das ein bißchen kürzer oder länger dauert ist Wurschd 
Gruß Sven aka Pike ( letzte Woche in Irland, diese Woche wieder in Unterheinriet - siehe www.waveline.ie  )