Statt eines ausführlichen Reiseberichts:
- Die Leute von Aghinver haben auch dieses Jahr wieder topgepflegte Boote und einen tollen Service, ja sogar meine Gitarre ist schon an Bord, als wir ankommen.
- Zum ersten Mal "Smugglers Creek" am Atlantik, weil alle immer so begeistert sind. Wir finden: Landschaft toll, Essen durchschnittlich bis fad.
- Enniskillen putzt sich immer mehr heraus, vor allem seine Uferpromenade
- Crom Castle mit seinem wunderschönen Park bleibt einer unserer Lieblingsplätze
- Der Metzger in Ballyconnell hat einfach legendär gute Lammkotletts
- Die Iren sind und bleiben Meister der ersten Kontaktaufnahme. Während deutsche/schweizerische Bootscrews angestrengt wegschauen (aus Höflichkeit? Desinteresse?), machen es die Iren so: Blickkontakt suchen. Wenn du den Blick erwiderst: Ein Satz übers Wetter. Wenn du freundlich antwortest: Nächster Satz darüber, wo du herkommst. Ein paar Rückfragen. Und schon bist du mitten im Gespräch. Und dann: "Take care" oder "enjoy". Und fertig ist das freundliche Gespräch, das niemandem wehtut und das soviel von diesem wunderbaren Land ausmacht.
- Upper Kilclare Lock: Eine deutsche Crew mit einer Kilkenny haut uns vor der Nase das (Schleusen-)tor zu. Umso schöner, dass hinter uns ein irisch-südafrikanisches Paar ebenfalls schleusen möchte, was uns eine 8-schleusige Bekanntschaft mit Gesprächen in acht Akten beschert. Übers Wetter, über Beethoven, über Boyle Abbey, über Kinder, Enkelkinder und gebrechliche Eltern. Und natürlich übers Wetter.
- Unser Lieblingsplatz in Carrick? An der Mauer beim Ruderclub mit der Flybridge Richtung Emerald Star, am besten während zurückkehrende Besatzungen mit ihren Megaschiffen bei Beaufort 4-5 versuchen anzulegen.
- Die Besitzerin von Nauty Bits in Carrick verschont uns auch dieses Mal nicht mit ihren Weltverschwörungstheorien und ich verleihe ihr stillschweigend den goldenen Aluhut.
- Leider gibt es auch dieses Jahr weder am Flughafen in Dublin noch sonst irgendwo kontinentale Tageszeitungen mit einer Ausnahme in Carrick, da gibts die FAZ. Deshalb informieren wir uns über den Flüchtlingssommer aus Guardian und Times. Die Irish Times berichtet auch, aber so, dass du merkst: Obwohl wenige Länder eine solche Migrationsgeschichte haben wie Irland, ist der Kontinent soooo weit weg, dass es sich ausschließlich um ein deutsch-österreichisches Problem handelt, von dem sich Irland in keinster Weise angesprochen fühlt. Europa ist lediglich gut für Subventionen.
- Vom Kellner im Landmarks erfahren wir: Wenn du in München aufs Oktoberfest gehst, solltest du nach dem Genuss von ein paar Maß Bier nicht mehr Achterbahn fahren. Danke für den Tipp. Wir werdens uns merken.
- die neuen Schleusentore in Tarmonbarry ("african eiche"

) schauen solide und edel aus
- die Anlegeversuche der großen Emerald Star Boote haben auch in Athlone etwas Anziehendes für Sehleute wie mich. Ist aber auch bescheuert, dass ESL ein 13m großes Boot wie die Elegance nicht mal mit einer Mittelklampe ausstattet.
- Lukers in Shannonbridge ist umgebaut. Bisher eine kleine kuschlige Kneipe. Jetzt: Große Fenster zum Shannon, von innen einen grandiosen Blick auf den Fluss. Hoffentlich behält der Chef die Ruhe, immerhin hat er auch noch seinen Bauernhof und man karrt jetzt zum Mittagessen Busladungen mit Ausflüglern zu ihm in die Kneipe. Nächstes Jahr möchte er hier sein eigenes Rindfleisch vermarkten und die Terrasse überdachen.
- der ehemalige Wirt vom Wine House in Banagher betreibt seit längerem die Imbissbude "Van House" direkt vorm Silverline Office. Wir stehen dort, schauen ein wenig mit ihm Leichtathletik-World Championships, unterhalten uns über die amerikanischen Weitspringer, die trotz Favoritenrolle nicht unter die letzten Acht gekommen sind. Er sagt: "I´m only the Burger Champion of Banagher." Ich sage, ohne zu lügen: "Not only of Banagher, but of the whole Shannon!" Er denkt kurz nach und sagt dann: "You`re right."
- In diesem Jahr muss der letztjährige "Saviour of the Chinese Boat" (mein Ehrentitel im Lukers in Shannonbridge) kein chinesisches Boot retten. Stattdessen wird er nach Einbruch der Dunkelheit von einem indischen Boot bei dessen nächtlichem Anlegemanöver böse gerammt und beinahe versenkt. Die Crew sehen wir am nächsten Tag wieder: auf einem Felsen mitten im Lough Ree, das Rettungsboot ist schon da. Noch einen Tag später, in Lanesborough, scheint für die Weiterfahrt ein Emerald Star-Mitarbeiter mit an Bord zu sein. Obs was geholfen hat?
- Wegen schlechter Wetterprognosen früher zurück über den Lough Ree als geplant. Kein Abstecher ins Wineport restaurant, sondern stracks über den See.
Windstärke noch 4-5. Für mich ist die Fahrt "Juhuu", für Lisa "Aargh".
- Na gut. Kein Wineport. Aber dafür zum ersten Mal: Chinese Takeaway in Lanesborough. Sehr gutes Essen, danke für den Tipp, Stevie.
- Wir sind zwischendurch immer mal wieder froh, keine Teenager an Bord zu haben. Immer wieder Bootscrews mit Jugendlichen dabei, deren einziger Blick dem Smartphone gilt. Egal welches Naturschauspiel oder ähnliches gerade analog zu betrachten wäre. Höchstens mal ein kurzes Aufblicken mit dem Blick: "Oh Gott, sind meine Eltern so was von peinlich." Aber der Papa zahlts ja.
- Ach Mensch, ist es am Camlin River wieder schön
- Genauso am Lough Key
- den Preis für den schönsten Regenbogen erhält Keshcarrigan, den für die schaukeligste Nacht Knockninny
- am 1.9. beginnt wie jedes Jahr wieder die Entenjagd, wir sind da in Haughton`s Shore Marina. Ich verstehe diesen ganzen paramilitärischen Männlichkeitswahn nicht, zumal die Entenpopulation in diesem Jahr eh schon spärlich ist. Ich würde ihnen am liebsten zurufen: "Hat keinen Zweck, ihr habt letztes Jahr alle gekillt." Aber ich mache aus Prinzip keine Witze bei Leuten die bewaffnet sind, also Jäger und Polizisten.
- Was ist bloß in Belturbet los, jedes Jahr ein weiterer Pub, der zugemacht hat?
- Die letzten Kilometer vor Aghinver, das Eck da vor Castle Archdale, Windstärke 5. Aber diesmal kommt der Wind aus NNW, alles easy und lustig. Ich notiere: NNW alles ok. WNW wäre kniffliger, und W, so wie vor 3 Jahren, bringt meine Lisa zum Heulen.
- Ach ja, und die Lufthansa: Ich muss meine Gitarre mal mit nach Hause nehmen zum Servicemann. Lufthansa verlangt für das Extragepäckstück 90,- Euro.
- Heuer wars kälter und nässer als die letzten Jahre. Aber wieder wunderbar. Ich freu mich schon auf nächstes Jahr!