Vielleicht noch ein paar Tips zum "richtigen" Anlegen...
Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten:
1. Mit dem Bug in eine "Parktasche" (ist gar nicht so einfach, vor allem wenn die Parktasche eng ist und bei Strömung und/oder Wind)
2. Mit dem Heck in eine Parktasche (ist noch ein wenig schwieriger, vor allem wenn die Parktasche eng ist und bei Strömung/Wind)
3. Längs an einem Steg. Das ist in meinem Lieblingsrevier, dem Erne, die häufigste Variante und im Prinzip auch die einfachste, vor allem, wenn man vorne und hinten viel Platz hat.
Trotzdem sieht man bei Variante 3. oft die unglaublichsten Anlegeversuche, die vielfach in einem ziemlichen Fiasko enden. Das sieht dann meist so aus, dass in einem sehr spitzen (flachen) Winkel an den Steg heran gefahren wird und man sich so langsam an den Steg heran tastet.
Irgendwann (keiner weiß aber wirklich wann) kommt der Bug des Bootes dann an den Steg ran, allerdings auch nur der Bug. Das Heck ist dann noch ein, zwei, drei oder mehr Meter vom Steg entfernt. Dann springt ein Crewmitglied (bei Ehepaaren in 99,9% der Fälle die Frau, der Mann ist schließlich der Kapitän) vom Bug auf den Steg, macht die Bugleine notdürftig an einer Klampe fest und rennt dann zum Heck, wo ein weiteres Crewmitglied (bei Ehepaaren der Kapitän) versucht, dem Mann / der Frau auf dem Steg die Heckleine zu zu werfen, damit das Heck des Bootes ebenfalls an den Steg gezogen werden kann.
Das geht aber oft schief und die Heckleine platscht einmal, zweimal, dreimal ins Wasser. Da kommt dann schonmal Hektik auf und manchmal auch ein heftiges Gekeife, weil der/die eine zu blöd ist, die Leine richtig zu werfen oder der/die andere selbige zu fangen... Das ist dann schonmal tragisch, aber für die, die mit ihrem Boot schon am Steg liegen und das Ganze genüsslich beobachten auch leicht erheiternd.
Hier daher meine bevorzugte Anlegevariante, wohlwissend, dass nicht alle hier im Forum diese uneingeschränkt teilen.
Regel Nummer 1.:
Wie schon von anderen beschrieben: IMMER GEGEN DIE STRÖMUNG ANLEGEN.
Regel Nummer 2.:
Nicht im spitzen Winkel an den Steg ranfahren, sondern am besten im 90 Grad Winkel frontal auf den Steg zu fahren!
Und das auch nicht zu langsam und vor allem nicht im Leerlauf.
Da man sein Boot ja nicht unbedingt sofort schrotten will, kostet dieses frontal-auf-den-Steg-zu-fahren am Anfang ein wenig Überwindung.
Aber keine Angst...
Ich peile beim auf den Steg zu fahren immer die Klampe an, an der ich dann gleich das Heck an der Stegklampe vertäuen will. Wenn der Bug vier, fünf Meter vom Steg entfernt ist schlage ich das Ruder dann hart Steuer-bzw. Backbord bei unverminderter Geschwindigkeit.
Der Bug dreht dann vom Steg weg und ich lege den "Rückwärtsgang" (Gashebel voll nach hinten) ein. Aber das nur solange das Boot noch etwas Vortrieb hat. Und wie durch ein Wunder zieht sich das Heck an den Steg ran. Mit sanftem Rückwärtsstoß bringe ich das Boot zum stehen, gehe vom Boot, belege die Heckleine an der Klampe, gehe zum Bug und belege auch die Bugleine an einer Klampe.
Das ist kein Hexenwerk, auch wenn es sich zunächst vielleicht ein wenig kompliziert oder auch riskant anhört.
Klappt aber immer.
Und vor allem kann meine Frau gemütlich weiter die Beine hochlegen. Kein Stress, kein Gekeife erforderlich...
Wenn dein Boot über ein Bugstrahlruder verfügt, macht das die ganze Sache noch ein wenig einfacher.
Klappt aber auch ohne.
Und es ist die einzige Möglichkeit, in eine enge Parktasche zu fahren, wenn diese nur zwei, drei Meter länger ist, als dein Boot.
So, ... wenn dich mein längerer Diskurs nicht vollends gelangweilt hat und du noch ein wenig mehr wissen willst, schreibe ich gerne noch, wie man am besten mit Bug oder Heck voraus einparkt.
Oder auch, wie man mit Hilfe eines vorhandenen Bugstrahruders ganz elegant vom Steg ablegt...
Aber egal wie, ich wünsche euch ganz viel Spaß bei eurem ersten Bootsturn!
paolo
PS: Für den Fall, dass dir das Frontal-Anlegemanöver misslingt und du dein Boot bzw. den Steg versenkst, weise ich vorsorglich jede Schuld von mir
