Hallo Anja und andere Erne - Interessierte!
Ich habe Euch nicht vergessen, und meine Erne-Tipps Teil 3 rotieren schon auf
der Festplatte. Ich rotiere allerdings auch wegen Umzugs, deshalb die langen off
line - Zeiten. Wie schön ist es doch im Bootsurlaub! Da kann man seine sieben
Sachen am Platz lassen und wohnt trotzdem jeden Tag woanders!
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In der Zwischenzeit hat sich in diesem Thread eine recht unerquickliche Diskus-
sion ereignet, und ich möchte, wenn auch etwas verspätet, meine Sicht der Dinge
zum Thema "RJS" darlegen.
Es liegt mir fern, Herrn Steinacher nach seinem angekündigten Abschied Dreck
hinterherzuschmeißen. Es gibt allerdings auch aus meiner Sicht kritikwürdige
Punkte an seinen Werken, aber sie sind nicht auf bösen Willen zurückzuführen,
sondern darauf, daß sich der gute Mann zu viel vorgenommen hat- und das ist doch
zumindest der ehrenwerteste Auslöser für Fehler, oder?
1. Zur Frage, welches nun die höchste Instanz für den Kurs des Steuermanns ist:
So detailverliebt die Steinacher- Karten auch sein mögen, Vorrang haben- eben
für den Fall eines Grusis oder schlimmeres, die offiziellen Karten des Verchar-
terers. Da ist man ganz einfach abgesichert. Für Zweifelsfälle gibt es auch noch
die Möglichkeit, beim Vercharterer nachzufragen, ob nun das gerade gemietete
Boot bei dem aktuellen Wasserstand dort und dort durchpaßt.
Und es gibt noch eine höhere Instanz, bestehend aus Hirn, technischem Verständ-
nis, Erfahrung und Vorsicht, kurz und geschwollen "Seemannschaft" genannt. Wenn
ich an einem See beobachte, daß ein Mövenschwarm scheinbar grundlos an der sel-
ben Stelle kreist, dann fahre ich drumherum, egal ob nun RJS oder ESL dort 10
Meter Wassertiefe festgestellt hat. Oder wenn ich sehe, daß das Land ganz flach
zum Wasser hin abfällt, dann gehe ich davon aus, daß es unter Wasser so weiter
geht und halte Abstand zum Ufer, egal, ob der Bereich nun schraffiert ist oder
nicht.
2. Und dabei sind wir an einem Kritikpunkt an Herrn Steinachers Werken ange-
langt: Die erwähnte Detailverliebtheit wiegt gerade den Anfänger in falscher Si-
cherheit. Beispiel: Wenn er liest, daß an der XYZ-Bridge ein Stein am Treidel-
pfad rechts ausgebrochen ist, fährt er ganz links und starrt gebannt auf das
längst gerichtete Mauerwerk und übersieht so den illegal entsorgten Einkaufswa-
gen, der eine innige Verbindung mit dem Propeller eingeht...... Hätte es nicht
gelangt, all die Fährnisse aufzuzählen, die unter einer Brücke lauern können?
Der verständige Steuermann fährt daraufhin sowieso langsam durch, und den ande-
ren erwischt es sowieso früher oder später!
3. Es ist für einen Einzelnen ein Ding der Unmöglichkeit, die in den Steinacher- Werken gebotene dichte Information zu allen Irischen Gewässern aktuell zu halten. Ich bin nun auch schon bald ein Dreivierteljahr (insgesamt) auf gechartertem Kiel unterwegs gewesen,
aber ich würde mir ein aktuelles Werk gerade mal für
das Erne - Revier zutrauen, und selbst dafür müßte ich jeden Jahresurlaub auf
dem Erne verbringen. Nicht die schlechteste Vorstellung, sicherlich- aber auch
der GC ruft, die B&B - Schleusen piepsen ungehört und der Barrow rauscht traurig
vor sich hin. Wie soll man das alles schaffen?
4. Als Pike Herrn Steinacher auf seine Nachfrage hin auf einige Fehler in seinem
Shannon - Führer hinwies, konterte er nur, daß das am Thema vorbei geht, weil
der Thread vom Erne handelt. Ein schwächerer Rückzieher geht wohl nicht. Man
sollte eingestehen, Fehler gemacht zu haben. Jeder, der engagiert zu Werke geht,
macht auch Fehler. Auch Stilblüten gehören dazu, wie an einer Barrow - Karte:
Hinweis an einer Untiefe, O-Ton RJS, Anmerkung 1: "Marker beachten" Anmerkung 2:
"Marker fehlt". Unter Deck hat sowas großen Unterhaltungswert, am Tiller ist die
Info wertlos. Ein grober Fehler allerdings ist der "Tipp", das Bootsheck mittels
einer Hubbrücke am Barrow aus dem Wasser zu heben, um den Propeller zu säubern.
AUAAAAAAH!!!!!!
5. Und dabei sind wir am nächsten Punkt: Auf Grund seiner Erfahrung (gut!) und
seines Selbstbewußtseins (bis zu einem bestimmten Pegel auch gut!)versteht
sich Herr Steinacher als Autorität.
Der Anfänger saugt dann kritiklos all das in sich auf, und das ist gefährlich. Wenn ein Ire nach dem Fünften Guinness solche Tipps gibt, würde man es weitaus kritischer sehen.
6. Ich kenne die Druckkosten von Kleinauflagen und halte die Herrn Steinachers
Aussage für glaubwürdig, daß er ohne großen Gewinn arbeitet und die Führer pri-
mär aus Liebhaberei herausgibt. Aber wenn er seine aus welchen Gründen auch im-
mer entstandenen Werke im Forum anpreist, muß er sich auch einer Diskussion, ei-
ner Kritik stellen. Er diskutiert gerne über fehlerhafte Marker, aber nicht über
Schwächen in seinen Führern. Schade um das Wissen, das sonst darin steckt!
Herr Steinacher ist für mich ein ehrgeiziger Mensch, der sich in äußerst nach-
vollziehbarer Euphorie (zu) viel vorgenommen hat, nämlich alle Irischen Reviere
detailgenau und aktuell zu beschreiben. Eine Lösung des von ihm nicht erkannten
Dilemmas wäre, sich auf ein Revier zu beschränken, oder sein Einzelkämpferdasein
aufzugeben und andere Leute einzubinden.
Bis bald!
Gerhard