Shannon-Forum

Autor Thema: "Der Wächter von Kildare" oder: "Waterloo in Robertstown"  (Gelesen 7064 mal)

Offline bádoir

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Hallo Gemeinde

Irgendwie  war Panta Rhei´s  Idee mit den Lästerstories ja ganz gut, aber sie führt naturgemäß leicht
aufs  Glatteis. Aber wie wär's, Stevie, wenn man eine Ecke für lustige/merkwürdige/abenteuer-
liche Geschichten einrichten würde?

Ich  meine  jetzt  nicht das übliche Seemannslatein, sondern Geschichten, bei denen man Laien
gegenüber eher was weglassen muß, um glaubhaft zu wirken, kurzum, Geschichten, wie sie nur in
Irland passieren können.

Also, ich fang schon mal an (Stevie kann's ja noch verschieben):


"Der Wächter von Kildare" oder: "Waterloo in Robertstown"

Für empfindsame Gemüter muß ich vorausschicken, daß ich Tiere mag.

Ich mag auch Hunde.

Und ich mag auch irische Hunde.

Vorausgesetzt,  sie  leben so weit von Kanälen, Schleusen und Anlegern weg, daß sie diese aus
eigener Kraft nicht heimsuchen können.

Sobald er nämlich ein Charterboot zu sehen bekommt, verwandelt sich der treue Freund des Men-
schen  schlagartig  in eine monströse, leinenverpissende Kläffratte, die selbst auf einem mit
Klabautermännern besetzten Fliegenden Holländer die Panik ausbrechen ließe.

Mit einfacheren Worten: Die Viecher nerven!

Doch  EINMAL,  einmal  nur in meinem langen Skipperleben, habe ich volle Genugtuung erfahren.
Und das kam so:

Ihr  kennt doch die wunderschöne Anfahrt durch Binn's Bridge nach Robertstown, wo das restau-
rierte  Kanalhotel  in  der Abendsonne leuchtet und das nicht minder interessante Nachbarhaus
auf  durstige  Seeleute wartet. Lange bevor der Keltentiger hier Reihenhäuser und schmiedeei-
serne  Kandelaber errichtete, standen hier halb verfallene Lagerhäuser und Lampen auf Holzma-
sten, die nichtsdestowewniger alle mit am Mast aufgehängten Blumenkörben geschmückt waren.

Und  in  dieser  Idylle hauste ein gar schreckliches Ungeheuer, eben der Wächter von Kildare,
der  des  Seemanns  Trommelfell aufs äußerste strapazierte. Und wenn sich der Skipper dann in
der  Ruhe  des  Pubs  erholte,  sorgte er in der Zwischenzeit dafür, daß die Festmacherleinen
selbst bei einem Dauerhoch über Irland stets naß blieben.

Aber zurück zum lautstarken "Begrüßungs"ritual. Der von mir eingangs so liebevoll beschriebe-
ne  Vierbeiner war da immer in einem Zwiespalt. Er mußte den eindringenden Skipper, rückwärts
gewandt,  im  Auge  behalten  und  vollkläffen, andererseits mußte er vorausstürmen, um seine
Überlegenheit gegenüber der seefahrenden Zunft zu demonstrieren. Und das zwischen den erwähn-
ten Lichtmasten......

Der Rest sei lautmalerisch erzählt:

Waffwauwaugrrrrradaukläffgrrrblaffgrrwauwau! BOOOOIIING!!!! QUIIIIIIIEK!!!!

Der Rest war Stille.

Nach  einer  gewissen Zeit kam er wieder auf die Beine, schüttelte die herabgerieselten Lobe-
lienblüten aus dem Fell, und trollte sich schweigend heim, um Frauchen um ein Anadin anzubet-
teln. Zurück blieb ein sich im Lachkrampf windender Steuermann.

Doch  Ihr braucht nun nicht gleich Eure Reisepläne über den Haufen schmeißen, um den dümmsten
Hund von Irland zu sehen. Er weilt nicht mehr unter uns. Wie ich im Mullaney's erfahren habe,
hatte er noch eine andere, unter irischen Hunden gar nicht so seltene Marotte. Er war ein so-
genannter  "tyre  eater", ein Reifenbeißer, wie man bei uns sagen würde. Damit bezeichnet man
in  Irland  Hunde, die die Angewohnheit haben, sich von in Betrieb befindlichen Autoreifen zu
ernähren.

Einmal stieß ihm nun so eine Mahlzeit - seine letzte übrigens - so heftig auf, daß er spontan
zu  einem  Mitglied  der  Gattung  der  Platthunde (Canis planus) mutierte. Und diese Gattung
zeichnet  sich  ebenso  wie  die  entfernt  verwandte  Gattung  der Plattfische durch eiserne
Schweigsamkeit aus.

Durch  diese  wundersame  Wandlung  kam er vielleicht doch noch in den Hundehimmel und träumt
dort  von zwischen den Lefzen zerfetzten Town Stars, in der Mitte durchgebissenen Kanalbooten
und von mit Hundeurin durchtränkten Dreiviertelzoll - Leinen.

Und wenn Du mal in diese Gegend konmmst, Skipper, und es gluckst und blubbert hinter Dir ganz
laut, dann bist Du entweder zu schnell unterwegs, oder es ist der Geist des Wächters von Kil-
dare.
 
« Letzte Änderung: 12.07.2004, 19:08 von Stevie »

Offline Stevie

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Re:"Der Wächter von Kildare" oder: "Waterloo in Robertstown"
« Antwort #1 am: 12.07.2004, 19:10 »
So, jetzt habe ich schnell ein eigenes Board für eure Stories eingerichtet. Bitte pro Geschichte ein eigenes Thema eröffnen und wenn möglich einen aussgekräftigen Betreff wählen. Für die beiden vorhandenen Beiträge habe ich das mal beispielhaft erledigt.

Gruß Stevie

bulli

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Re:"Der Wächter von Kildare" oder: "Waterloo in Robertstown"
« Antwort #2 am: 01.08.2005, 14:19 »
Servus Gerhard

Diese herrliche Geschichte ist Balsam für meine Seele, besonders die Aussage
@
Und ich mag auch irische Hunde.
Vorausgesetzt,  sie  leben so weit von Kanälen, Schleusen und Anlegern weg, daß sie diese aus
eigener Kraft nicht heimsuchen können.

Auch in Belturbet habe ich ein besonders lästiges Exemplar der Gattung Jettylockdog angetroffen.
Meine geliebte Frau konnte es nicht lassen und hat ihm ein Stück Schinken zugeworfen, welches er geschickt mit dem Maul auffing und verschlang.

Eben diese Geschicklichkeit habe ich mir zu Nutzen gemacht.

Ein leckeres Schinkenröllchen mit  Coleman’s Mustard Füllung habe ich liebevoll für ihn zubereitet.
Auch dieses Schinkenröllchen hat er geschickt aufgefangen und verspeist bevor er den Steg nach Luft schnappend eilig verlassen hat.
Fast so schnell wie Roadrunner.

Gruß
Richard

Offline bádoir

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Re:"Der Wächter von Kildare" oder: "Waterloo in Robertstown"
« Antwort #3 am: 01.08.2005, 18:20 »
 ;D ;D ;D  !!!!!!!

Offline Tina

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Re:"Der Wächter von Kildare" oder: "Waterloo in Robertstown"
« Antwort #4 am: 01.08.2005, 18:43 »
Hallo Badoir,
vorsicht wenn du bei mir an Bord nen Röllchen angeboten bekommst!!!!!!!!!
Tina
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Offline Tina

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Re:"Der Wächter von Kildare" oder: "Waterloo in Robertstown"
« Antwort #5 am: 01.08.2005, 18:58 »
Und Bulli,
ich schick dir ne Praline mit Mustard-Füllung!
Mein Gott und ich bin dann der Idiot der am nächstes Tag am Jetty gebissen wird! >:(  
Gruß Tina (die Verteidigerin aller irischen Hechte und Hunde jenseits vom Shannon)  8)
« Letzte Änderung: 01.08.2005, 18:59 von Tina »
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Beulchen

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Re:"Der Wächter von Kildare" oder: "Waterloo in Robertstown"
« Antwort #6 am: 01.08.2005, 20:31 »
Hallo Shanonbande und andere Piraten,

eigentlich ist das ja wieder so eine Diskussion wo sich n Niederrheinischer Käpt'n besser raushält...
Mag die Geschichte von bádoir ja eventuell noch zum schmunzeln gereicht haben, zumal bádoir ja für das frühzeitige  ableben des Hundes nun wirklich nix kann.

Aber sagt mal Shannonpiraten, wo fängt bei Euch eigentlich Tierquälerei an....  ::)
Sorry aber wenn ihr wüsstet das scharf Gewürzte Speisen für einen Hund tödlich sein können, so hört da doch der Spass auf, auch wenn es sich "nur" um einen Herrenlosen streunenden Vierbeiner handelt....

In diesem Sinne, leben und leben lassen
Mit den besten Grüßen vom Niederrhein
Käpt'n Beulchen
aka Volker Schill ;)


Offline bádoir

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Re:"Der Wächter von Kildare" oder: "Waterloo in Robertstown"
« Antwort #7 am: 02.08.2005, 05:39 »
Hallo Käpt´n!

Ein Hundemagen, der tagelang vergrabenen gewesene  Knochen aushält, scheitert an Coleman´s Mustard??  Nicht wirklich, oder?

Mit entschärften Grüßen

bádoir

Pete

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Re:"Der Wächter von Kildare" oder: "Waterloo in Robertstown"
« Antwort #8 am: 02.08.2005, 17:44 »
Ächz,
lässt unser Freund Bulli denn wirklich keine Gelegenheit aus, um uns zu zeigen, wie toll er im Umgang mit Hunden ist ?
Vielleicht sollte hier mal unser Moderator eingreifen, bevor weiter öffentlich zur Tierquälerei aufgerufen wird.
Und entschuldige Bulli, wenn ich jetzt etwas direkt werde, aber ich hoffe, dass du den von dir gequälten Hunden irgendwann noch einmal ganz allein begegnest.
Wau

Beulchen

  • Gast
Re:"Der Wächter von Kildare" oder: "Waterloo in Robertstown"
« Antwort #9 am: 02.08.2005, 18:02 »
Hallo Käpt´n!

Ein Hundemagen, der tagelang vergrabenen gewesene  Knochen aushält, scheitert an Coleman´s Mustard??  Nicht wirklich, oder?

Mit entschärften Grüßen

bádoir

Hallo bádoir,
ich möchte eigentlich nicht noch die Diskussion lostreten was Hunde fressen dürfen, sollten oder nicht. Diese Diskussion führe ich schon mit meiner Schwiegermutter!  ;D

Nur soviel noch, ein Knochen den Hund vergräbt ist in der Regel nicht gewürzt, weder mit Salz noch Pfeffer!  ;D
Aber genau dies ist in Senf oder Mostard drin. Und das ist Gift für einen Hund.

Das was ich noch anfügen möchte, bevor ich mich diesem leidigen Thema entziehe:

Zitat

"Quäle nie ein Tier zum Scherz, den es spürt genau wie du den Schmerz"

Die besten Grüße vom Niederrhein dem unteren rechten
und nix für Ungut hab Euch Piraten trotzdem lieb  :-*  ;D
Käpt'n Beulchen
aka Volker Schill

 ;)