Shannon-Forum

Autor Thema: zerstörte Landschaften  (Gelesen 43983 mal)

Offline Tina

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Re: zerstörte Landschaften
« Antwort #45 am: 23.05.2008, 12:03 »
Hallo Rita, hallo Franz,

ich hoffe, ihr hattet eine schöne Zeit!

Seit gestern zurück von unserer geliebten Insel stellen wir fest,daß "zerstörte Landschaften" ein wenig hart ausgedrückt ist.
.....
Wir denken:IW macht das schon richtig!

Das sehe ich anders und WI auf eine Maßnahme bezogen selbst nicht so.

Damit hier nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden, möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass die "Maßnahmen" am Camlin, bei Clarendon, bei Roosky, im Lough Allen Canal, im Jamestown Canal und im SEW ganz unterschiedlicher Art sind und auch der Grad der Zerstörung von Landschaften variiert.

Die radikalste Rodungsmaßnahme und tatsächlich eine gravierende Landschaftszerstörung hat im Lough Allen Canal stattgefunden. Hier wurde nicht nur gerodet, sondern auch mit schwerem Geräten wie Bagger die Ufervegetation regelrecht abgetragen. Mittlerweile gibt WI selbst zu, dass diese Maßnahmen zu Zerstörungen geführt hat und so nicht ausgeführt hätten werden sollen. Paula Tracey (Environmental Officer for Waterways Ireland) spricht in diesem Zusammenhang von einem "breakdown in systems and communication". Tatsache ist, dass vor der Maßnahme kein nach EU und irischem Recht notwendiges Audit durchgeführt und keine Zustimmung der lokalen Behörden (hier im wesentlichen Co. Co. Leitrim)  eingeholt wurde. Diese "Maßnahme" hat in einem vom Co.Co. Leitrim als schützenswert erklärten Gebiet "of high visual amenty" stattgefunden. Zerstört wurde ein Habitat für Eisvögel, die nun mal überhängende Bäume und Sträucher als Lebensraum brauchen. Der "Kingfisher Trail" führt (oder sollte man besser sagen führte?) ja nicht umsonst hier lang.

Bei Clarendon wurden Schleusentore getauscht und die Mechanik automatisiert. Die Rodungen mit Aufschüttungen dienten dazu, das Baumaterial und -gerät zur Schleuse zu bringen. Einheimische und selbst einige Schleusenwärter fragen sich, wie auch wir, warum nicht eine Lösung gewählt wurde, die die alten Bäume und die Ufervegetation erhalten hätte, zumal parallel ein paar Meter höher eine weitere Straße verläuft.

Bei Roosky wurden etliche alte gesunde Bäume gefällt. Sicherheitsaspekte können allenfalls vorgeschobene Ausreden sein. Dafür haben die Leute in den nullachtfünzehn Neubauten dahinter einen besseren Ausblick.

Die Clondara Schleuse im Camlin wurde "schön" gemacht. Schön für Landausflügler, die von Pickniktischen aus Booten beim Schleusen beobachten können. Der Scharm eines wildromatischen Abschnitts fiel mit den mehr als 60-100 Jahre alten Bäumen. Ein Platz mehr mit dem Scharm von Blumenrabatten und Rasenflächen, die mit Pestiziden vom "Unkraut" frei gehalten werden, ist entstanden.

Der Jamestown Canal wurde am direkten, meist felsigen Ufer freigeschnitten. Eine sinnvolle Maßnahme in diesem frequentierten engen Verbindungsstück.

Im SEW waren zwei Pontons mit WI-Mitarbeitern im Einsatz. Wer genau hinschaut, kann die zwei unterschiedlichen "Schnittstile" erkennen. Insgesamt (ausgenommen Schleuse 4) handelt es sich um im Prinzip um nicht sinnvolle, aber pragmatisch "notwendige" Maßnahmen. Hier ist die Reihenfolge von Ursache und Wirkung zu beachten. Es gibt zwar kaum etwas besseres als dichtes Wurzelwerk zur Uferbefestigung, aber da viel zu viele Boote zu schnell durch den SEW gefahren sind und sich trotz vieler Hinweisschilder und der von den Rangern an Schleuse 1 und 16 verteilten Handzetteln zur Geschwindigkeitsbegrenzung unbeeindruckt zeigen, wird das Wurzelwerk in einer Kehle so lange unterspült, bis die Bäume kippen oder drohen dieses zu tun. Dann kommt das Sicherheitsargument der gleichen Bootsfahrer und so ist die neue Leitlinie von WI, alles komplett zu schneiden, was Wurzeln bis zum Wasser hat (Das zerstört auch den Lebensraum der hier lebenden Eisvögel). Besagter gekippter Baum im Woodford wurde übrigens problemlos von einer Classique mit 12,80 x 4,10 passiert. Da haben wir in vergangenen Jahren zu Saisonanfang auch schon größere im Fahrwasser liegende Exemplare gesehen. Bisher konnten wir jedoch alles problemlos umfahren. Die "Bootskiller" im SEW sind auch nicht umgekippte Bäume sondern die Schleusen und Steinquays, an denen sich unzureichende Fahrkünste bemerkbar machen. Heimtückischer als ein sichtbar im Wasser liegender Baum sind auch die "verlorenen" Stämme von den Fällarbeiten. Zwei dieser stattlichen Exemplare steckten im April im SEW "rumpfunfreundlich" im Flussgrund (Ballinamore mittig Einfahrt Schleuse und in einer Kurve stromaufwärts hinter Brücke 21). Beide sind von uns WI gemeldet worden und hoffentlich mittlerweile entfernt.

Gruß Tina

« Letzte Änderung: 23.05.2008, 12:10 von Tina »
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Offline Holger

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Re: zerstörte Landschaften
« Antwort #46 am: 23.05.2008, 12:29 »
Hallo Tina,

ich habe nicht geschrieben, dass man da nicht vorbei kommt, bitte genauer lesen!
Es geht auch nicht darum, dass so ein Baum im Wasser liegt, sondern das er ins Wasser fällt. Mir ist ein voreilig gefällter Baum lieber, als ein vergessener Baum, der mir aufs Boot fällt! Bei jedem Sturm fallen Bäume um, die schweren Unfälle passieren durch den Sturz, nicht durch das Gegenfahren gegen das Hindernis.

Gruß

Holger
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Offline Tina

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Re: zerstörte Landschaften
« Antwort #47 am: 23.05.2008, 13:26 »
Hallo Holger,

aus

Bäume die in den Kanal wachsen stellen ein Gefahr dar. Nach dem Sturm vor knapp 3 Wochen lag ein riesiger Baum im SEW, der hat den halben Kanal blockiert (war bei Aghalane und natürlich in einer Kurve). Gerade da kam eine Penichette entgegen und der Rudergänger war mächtig überfordert damit, den schmalen Abschnitt zu meistern..

konnte ich beim besten Willen nicht herauslesen, dass du Angst hast, dass dir ein Baum aufs Boot fällt. ;)

Mir ist ein voreilig gefällter Baum lieber, als ein vergessener Baum, der mir aufs Boot fällt!

Bei jedem Sturm fallen Bäume um, die schweren Unfälle passieren durch den Sturz, nicht durch das Gegenfahren gegen das Hindernis.

Letzteres beziehst du aufs Autofahren oder? Beim Bootfahren in Irland sieht die Situation jedoch anders aus. Die starken Winterstürme außerhalb der Chartersaison bringen die kranken oder unterspülten Bäume zum Kippen und räumen somit jedes Jahr auf. Zudem fährt man bei Sturm nicht Boot.

Gruß Tina
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Offline Holger

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Re: zerstörte Landschaften
« Antwort #48 am: 23.05.2008, 13:43 »
Man lieg aber z. B. vor einer Schleuse im Camlin River!.....

Auch das davon abgeraten wird, bei Sturm durch den SEW zu fahren ist mir neu. Besagter Baum ist in der Vorsaison umgefallen und nicht bei einem Wintersturm!

Gruß

Holger
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Offline Pike

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Re: zerstörte Landschaften
« Antwort #49 am: 23.05.2008, 14:12 »
Hallo Leute,
manchmal wundere ich mich über die ganz hervorragende Kenntnis einiger Forumsmitglieder über die örtlichen Gegebenheiten und Verfahrensweisen in Irland. Was die angeprangerten Baumfällarbeiten angeht, so bin ich mir sicher daß Waterways Ireland dringend Experten aus Deutschland benötigt, die Ihnen erklären, wie es richtig gemacht wird. Gleichzeitig möchte ich aber darauf hinweisen, daß keineswegs immer Waterways Ireland für irgendwelche gefällten Bäume zuständig ist, sondern Bäume eben oft auch vom zuständigen County Council gefällt werden - und dies aus den unterschiedlichsten Gründen. Speziell im Falle Leitrim ist das Verhältnis zwischen WI und County Council, um es vorsichtig zu sagen, etwas angespannt. Deshalb kommt oder kam es zu "Kommunikationsproblemen" oder, wie ich es eher nennen würde, Kompetenzgerangel. Aber die PR-Abteilungen arbeiten gut und ich bin sicher daß alle Eingaben von Bootstouristen prompt bearbeitet werden.  ::) Besser wäre es aber vielleicht, diese Arbeit den Bootsvermietern zu überlassen, denn die wissen sicher besser, wo man am besten ansetzt. Nur erfordert das natürlich daß man solche Dinge "seinem" Bootsvermieter berichtet, am besten mit Bilddokumentation.

Offline Willi

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Re: zerstörte Landschaften
« Antwort #50 am: 25.05.2008, 10:39 »
Man lieg aber z. B. vor einer Schleuse im Camlin River!.....

Auch das davon abgeraten wird, bei Sturm durch den SEW zu fahren ist mir neu. Besagter Baum ist in der Vorsaison umgefallen und nicht bei einem Wintersturm!

Gruß

Holger

Hallo Holger,

Sturm = Winde mit Geschwindigkeiten von mindestens 20 m/s (ca. 75 km/h) oder 9 Beaufort.

 8) Hier rät die Vernuft davon ab mit dem Boot zu fahren, auch durch den SEW .

Gruß Willi
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Offline Klaus

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Re: zerstörte Landschaften
« Antwort #51 am: 25.05.2008, 22:41 »
My opinion...

- Jamestown Canal: War vorher auch nicht wirklich "traumhaft schön" - wegen der riesigen Marina direkt daneben und den Stahlwänden.
- Clarendon: Schade drum, ich kann mir nicht vorstellen, daß das wirklich so nötig war. Dauert Jahre, bis es da wieder nach was aussieht.
- Clondra: War neben Lough Key Forest Park (hat sich auch nicht grad zum Positiven geändert...) unsere Lieblingsstelle - mit der alten Schleuse, dem alten lock keeper und dem wunderschönen grünen Tunnel. Daß man ein Schleusentor mal erneuern muß - OK. Daß ein Schleusenwärter in den Ruhestand geht auch (der neue arbeitete Sonntags vorsichtshalber mal nicht - unter den beiden Telefonnummern ging auch niemand ran). Aber - wie schon vorher geschrieben wurde - der Charme des Ortes ist zerstört.
- Roosky: Siehe Jamestown. War noch nie schön.

Wie gesagt - nur meine Meinung,
Klaus

Offline Stevie

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Re: zerstörte Landschaften
« Antwort #52 am: 26.05.2008, 07:36 »
Daß ein Schleusenwärter in den Ruhestand geht auch (der neue arbeitete Sonntags vorsichtshalber mal nicht - unter den beiden Telefonnummern ging auch niemand ran).

Hallo Klaus,
gerade in Tarmonbarry muss man es häufiger versuchen, bzw. ewig klingeln lassen! Da geht meist nur jemand ans Telefon, wenn gerade keine Boote in der Schleuse liegen (bzw. die Brücke bedient wird). Durchgekommen bin ich bisher immer nur auf der Festnetznummer, das Handy scheint nicht benutzt zu werden.

Oder bist du evtl. vor dem 04. April unterwegs gewesen, da schließen die Schleusen sonntags um 16 Uhr  ;).

Gruß Stevie
« Letzte Änderung: 26.05.2008, 09:13 von Stevie »

Offline Klaus

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Re: zerstörte Landschaften
« Antwort #53 am: 26.05.2008, 08:57 »
Nönö. Wir waren zwar am So unterwegs, aber lange vor 18:00 Uhr.
Die Schleusen schließen So übrigens auch nach dem 4.4. um 18:00 Uhr  ;)
Bei der Rückfahrt habe ich denn Keeper gefragt, was los war.
Er hatte für So eine Vertretung, die aber dann nicht konnte und eine Vertretung organisiert hatte. Die Vertretung der Vertretung ist aber "einfach nicht gekommen".
Ich habe es übrigens 5x auf beiden Nummern so lange klingeln lassen, bis entweder das Gespräch getrennt wurde oder die Mailbox drangegangen ist...   :-\

Gruß,
Klaus

PS - der Keeper von Tarmonbarry ist nicht für Clondra und Richmond Harbour zuständig (haben beide jedenfalls gesagt).
« Letzte Änderung: 26.05.2008, 08:59 von Klaus »