Shannon-Forum

Autor Thema: Irland geht unter  (Gelesen 45106 mal)

Offline Tina

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Re: Irland geht unter
« Antwort #15 am: 21.11.2009, 22:17 »
Ich drück die Daumen, vor allem auch dass keiner bei den Bootssicherungsaktionen ins Wasser fällt. Zu allem Übel zieht ja auch noch ein Sturm heute Nacht / morgen auf. :(

Tina
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Offline Willi

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Re: Irland geht unter
« Antwort #16 am: 21.11.2009, 23:21 »
Jetzt kommen so die Erinnerungen wieder hoch an das Jahrhunderthochwasser an der Elbe und an der Oder im Jahre 2002.

http://www.dresden.city-map.de/01094100/hochwasser-vom-august-2002-dresden

Es war schlimm für alle die Betroffenen. Ca. 30 Tage dauerte es bis der Zustand wieder sich beruhigte. Wir hoffen alle das sich die Lage in Irland schnellstens beruhigt.  >:(

Willi
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Bernd Biege

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Re: Irland geht unter
« Antwort #17 am: 22.11.2009, 08:39 »
Jetzt kommen so die Erinnerungen wieder hoch an das Jahrhunderthochwasser an der Elbe und an der Oder im Jahre 2002.

Hmmmmm ... da fält mir dann wieder auf, dass es etwas redundant ist, im zweiten Jahr des Jahrhunderts schon von einem "Jahrhunderthochwasser" zu sprechen.

Als Norddeutscher mit mehrfacher Sturmfluterfahrung sehe ich die Sache vielleicht etwas zu fatalistisch und sage mir, dass man im Moment wirklich nichts ändern kann und sich mehr auf die Zukunft konzentrieren sollte. Das fängt bei der Frage an, wie "Jahrhunderthochwasser" für den Rest des Jahrhunderts zu vermeiden wären. Und welche menschlichen Versagen das Hochwasser in seinen Auswirklungen noch förderten.

Man verzeihe mir, wenn ich von den Bootsrevieren etwas abschweife ... in Cork etwa kam es zu einer Art Mini-Tsunami schlicht durch die ESB. Im letzten Moment wurde ein Stauwehr komplett geöffnet, so dass die Auswirkung ainem Dammbruch glich - eine meterhohen Flutwelle wälzte sich den Fluss herunter. Schaden inklusive. Flutflächen sind verbaut, Dämme (so vorhanden) von Sandburgqualität und Cork City ohnehin nur knapp über dem Meeresspiegel. Nachdem man ja schon durch clevere Schleusenbedienung in der Tourismussaison von sich reden machte, scheint dies zum irischen Nationalsport zu werden.

Mir kommt es vor, als habe die Stadtverwaltung von Rungholt hier ihren Erfahrungsschatz aus der Zeit vor der Groten Mandränke zur Verfügung gestellt ...

Irland kämpft in den letzten zehn Jahren wieder und wieder gegen Fluten, deren Ursachen zwar immer bei Gott und dem Wetter gesucht werden, zu deren Bewältigung aber niemand sich berufen fühlt. Hätte man in Norddeutschland so auf die Sturmflut von 1962 reagiert, wäre die Sturmflut 1973 besser im Gedächtnis geblieben ...

Offline Willi

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Re: Irland geht unter
« Antwort #18 am: 22.11.2009, 09:53 »
Flutflächen sind verbaut, Dämme (so vorhanden) von Sandburgqualität und Cork City ohnehin nur knapp über dem Meeresspiegel. Nachdem man ja schon durch clevere Schleusenbedienung in der Tourismussaison von sich reden machte, scheint dies zum irischen Nationalsport zu werden.

ja Bernd, Zustimmung, ...............und das die Menschen aus diesen Katastrophen etwas lernen und nachhaltig verändern.

Willi
« Letzte Änderung: 22.11.2009, 11:11 von Willi »
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Offline Tina

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Re: Irland geht unter
« Antwort #19 am: 22.11.2009, 11:31 »
Hmmmmm ... da fält mir dann wieder auf, dass es etwas redundant ist, im zweiten Jahr des Jahrhunderts schon von einem "Jahrhunderthochwasser" zu sprechen.

Bernd, der Begriff Jahrhunderthochwasser bezieht sich nicht auf ein konkretes Jahrhundert, also nicht auf 2000 bis 2099, sondern auf die Pegelhöhe oder Abflussmenge eines Flusses, Sees oder Meeres, die innerhalb eines Zeitraumes von 100 Jahren statistisch nur einmal erreicht wird. Das bedeutet auch, dass in einem Jahrhundert auch mehrmals Jahrhunderthochwasser auftreten können.

Umweltminister John Gormley ging noch weiter und sprach von einem "a once in 800 years event." Das finde ich allerdings doch tatsächlich sehr gewagt.
« Letzte Änderung: 22.11.2009, 11:35 von Tina »
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Bernd Biege

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Re: Irland geht unter
« Antwort #20 am: 22.11.2009, 11:44 »
Wenn ich die Buschtrommel (don't ask) richtig verstanden habe, wird es heute am Shannon eventuell ein fulminantes Dacapo in Sachen Schleusen geben ... man murmelte etwas von einem Schleusendefekt.

Schön die (passende) Überschrift in der heutigen Sunday Times:

Power chiefs flood Cork without warning

PS: Für mich ist der Begriff "Jahrhunderthochwasser" nur dann nicht irreführend oder sensationsheischend, wenn er analytisch auf ein abgeschlosses Jahrhundert (19., 20. ...) angewendet wird. Sonst sollte man genauer vom "schlimmsten Hochwasser seit X Jahren" sprechen. Wenn man den "schlimmsten Unfall des Jahres" beklagt, meint man gemeinhin auch seit 1. Januar null Uhr, oder?

Wobei man dann auch wiederum nicht wie Gormless schlicht von 800 Jahren rumfaseln sollte, denn so lange gibt es noch keine genauen Aufzeichnungen.

Offline Willi

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Re: Irland geht unter
« Antwort #21 am: 22.11.2009, 11:51 »
Ergänzend dazu ist der Beitrag zu erwähnen von der IWAI Mailing Liste oder dem IWAI Waterways Discussion Forum.

Zitat:

noah in 2009
In the year 2009, the Lord came unto Noah, who was now living in Australia and said, "Once again, the earth has become wicked and
over-populated, and I see the end of all flesh before me................
Noah looked up in wonder and asked, "You mean you're not going to destroy the world?"
"No," said the Lord. "The Government beat me to it."

Zitatende.

Nachzulesen hier: http://www.iwai.ie/forum/read.php?1,16367

Ist das der typische irische (Galgen) Humor  ???

Willi

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Bernd Biege

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Re: Irland geht unter
« Antwort #22 am: 22.11.2009, 11:57 »
Nachtrag in Sachen Schleusen ... war erstmal eine kleine Fehlmeldung, es ging um das Old Kilcullen Reservoir. Was bedeutet, dass mehrere Städte im County Kildare ohne Wasserversorgung sind. Naja, Gott wird's richten ...

 ::)

Offline Pike

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Re: Irland geht unter
« Antwort #23 am: 22.11.2009, 14:21 »
Zitat
Umweltminister John Gormley ging noch weiter und sprach von einem "a once in 800 years event." Das finde ich allerdings doch tatsächlich sehr gewagt.

Das ist nicht nur sehr gewagt, sondern vollkommener Schwachsinn, da es in Irland keinerlei Aufzeichnungen über die Wasserstände vor 800 Jahren gibt  ::) Darüber habe ich mich heute morgen an der Schleuse in Athlone mit meinem Freund Charlie unterhalten.

Fakt ist allerdings, daß der Wasserstand in Athlone  inzwischen über die alte Höchstmarke von 1954 gestiegen ist. Hier ein Bild von heute morgen, in dem gelben Haus rechts im Bild wohnt ein guter Kumpel von mir, der mit seinen fünf Kids und Frau inzwischen zu Verwandten gezogen ist, weil sein Haus unter Wasser steht  :(

Ich habe noch jede Menge Bilder gemacht heute morgen, die ich in Kürze auf eine Webpage packen werde - Link folgt  ;)

Offline Pike

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Re: Irland geht unter
« Antwort #24 am: 22.11.2009, 16:22 »
So, nun hab ich's endlich geschafft. Eins der Traurigsten  ;) hier:



alle zusammen gibt es hier:

http://www.waveline.ie/SlideShows/22Nov09/

Offline Tina

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Re: Irland geht unter
« Antwort #25 am: 22.11.2009, 16:51 »
So langsam mache ich mir Sorgen, vor allem weil es die nächsten Tage noch weiter regnen wird. Und hoffentlich hält die Brücke in Portumna.

Wie lange dauert es eigentlich, bis man eine Verlängerung an einen Pfeiler der Schwimmjetties angeschweißt hat?


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Offline Pike

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Re: Irland geht unter
« Antwort #26 am: 22.11.2009, 17:28 »
Zitat
Wie lange dauert es eigentlich, bis man eine Verlängerung an einen Pfeiler der Schwimmjetties angeschweißt hat?

Das, liebe Tina, ist eine sehr berechtigte Frage. Ich habe das auch gelesen auf der IWAI-Page, und wenn man weiß, wie solche Pfeiler zusammengeschweißt werden, der erkennt sehr schnell, daß das nur eine sehr provisorische Verlängerung sein kann: Diese Pfeiler werden normalerweise entweder von innen und außen elektrisch geschweißt (also nicht autogen / Schutzgas) oder tiefgeschweißt, und das erscheint mir im Moment, wo das Wasser so hoch ist, schlicht unmöglich. Wenn das richtig gemacht wird, dann dauert das pro Schweißnaht rund eine gute Stunde. Ich habe ein paar Bilder, als die Pfeiler bei uns am Killinure Point eingerammt wurden, nur muß ich die erstmal finden und dann einscannen ...

Um die Brücke in Portumna würde ich mir keine Sorgen machen, auch wenn das einige Menschen auf der IWAI-Liste tun  ;)
« Letzte Änderung: 22.11.2009, 17:32 von Pike »

Offline Tina

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Re: Irland geht unter
« Antwort #27 am: 22.11.2009, 17:45 »
Sven, kann man die Boote, die gefährdet sind, nicht alle rausholen? Wo ist das Problem?
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Offline Pike

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Re: Irland geht unter
« Antwort #28 am: 22.11.2009, 19:39 »
Ich kenne zwar das Gelände in Butler's Marina recht genau, weiß aber nicht wie es da im Moment aussieht. Ich nehme an, daß das Hauptproblem ist, daß du die Boote dort nur mit recht großem Risiko bis zum Slipway fahren könntest, auch wegen der derzeit extremen Strömung. Zum zweiten muß man dann noch den Lift oder den Bootmover ins Wasser fahren und sieht nicht, wo sich der Slipway überhaupt genau befindet, ganz davon abgesehen daß man Gefahr läuft, daß einem der Motor der Zugmaschine unter Wasser gerät. So wie ich die Lage einschätze, ist es in Carrick-on-Shannon im Moment schlicht unmöglich, ein Boot aus dem Wasser zu holen.

Offline Henri

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Re: Irland geht unter
« Antwort #29 am: 22.11.2009, 21:30 »
Wenn man sich die Fotos anschaut bekommt man ja echt das Grauen  :o.

Ich wohne selbst am Rand eines Auengebietes, welches mit schöner Regelmäßigkeit, so 1-2 mal jährlich, mal mehr und mal weniger überschwemmt ist. Dann verwandeln sich große Weide- und Wandergebiete in einen riesigen See, der sich kilometerlang durch das Lippetal schlängelt. Bis auf ein paar gesperrte Straßen gibt es aber meist keine größeren Schäden. So kann man sich sogar ohne schlechtes Gewissen an einem nicht alltäglichen Naturschauspiel erfreuen. Aber genau zu diesem Zweck sind die Auen-Gebiete schließlich da. Ein Fluss hat nun einmal von Zeit zu Zeit das Bedürfnis sich ein wenig, oder auch ein wenig mehr zu verbreitern. Das ist sicherlich auch schon viele hundert Jahre bekannt. Hier bei uns hat man bis jetzt, Gott sei Dank, die zum Teil jahrelangen Bemühungen diverser, flußnaher Investitionen zu verhindern gewusst. In den vergangenen Jahren ist man sogar dazu übergegangen die Lippe wieder zu renaturieren und das mit großem Erfolg.

Für die betroffenen Menschen kann man wirklich nur hoffen, dass künftig alles unternommen wird um solche Schadenslagen zu verhindern.

Viele Grüße aus NRW
Henri