Shannon-Forum

Autor Thema: Warum kriegt ein hausboot keine Schlagseite bei Wassermangel  (Gelesen 19741 mal)

Offline charly233

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Hallo,

ich verstehe das Tanksystem eines Hausbootes irgendwie nicht ganz.
Nehmen wir z. B. die Killkeny.
Diese hat auf der einen Seite einen 1000 L Dieseltank und auf der anderen 1000 L Wassertank.
Sind beide sind voll, das Boot ist ausbalanciert.

Wenn wir nun annehmen, der Wassertank ist nach 2 Tagen leer, dann ziehen auf der einen Seite fast 1000 Kg Treibstoff dass Boot nach unten und auf der anderen Seite ist ein 1000 L luftgefüllter Tank der die Seite des Bootes nach oben drückt.

Damit müsste ein Boot doch eigentlich Schlagseite bekommen. Tut es aber nicht, wieso?

Ich kann mir nur 2 Lösungen vorstellen:
1) Die beiden Tanks sind mit einer Trennwand innen getrennt, so das ein Tank sowohl Diesel als auch Wasser hat und die Steuer- und Backbordseite sind über ein Rohr mit einander verbunden, dadurch verringert sich das Gewicht gleichmäßig.

2) Der Wassertank hat eine Art Saugrüssel der mir einer Wasserwage verbunden ist, leichte Schlagseite ist möglich, aber wenn es zu stark wird, dann gibt es kein Wasser mehr, bis weniger Treibstoff oder mehr Wasser im Tank ist.

Beides sind nicht gerade Optimale Lösungen.

Weiß zufällig jemand wie es funktioniert? Würde mich über eine Auflösung freuen.

Offline ukmueller

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Diese hat auf der einen Seite einen 1000 L Dieseltank und auf der anderen 1000 L Wassertank.

Hallo Charlie,
was da auf der einen und der anderen Seite ist sind die Fuellrohre, nicht unbedingt die Tanks die wahrscheinlich beide mittig ueber dem Kiel gelagert sind.
Denk ich mal so.
Uve
....and may I die in Ireland.

Offline Pike

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- die Kilkenny hat keine 1000 Liter Diesel und auch keine 1000 l Wasser  ;)
- ein leerer Tank "zieht" ein Boot nicht nach oben, wie auch, ist ja innerhalb desselben ;D
- diese erwähnte Schlagseite sieht man bei manchen kleineren Booten gut, Namen/Typen mag ich aber hier nicht nennen
- einen kombinierten Wasser-/Dieseltank wie du das in deiner Lösung 1 beschreibst jibbet net. Die Tanks haben allerdings innen durchaus Zwischenwände (wie übrigens auch fast alle Autotanks), sogenannte "baffles" oder zu deutsch Schwallbleche, die dafür sorgen, daß die Flüssigkeiten bei Seegang nicht hin- und her schwappen und das Boot so zum schlingern bringen (klappt bei manchen kleineren Booten auch nicht sooo gut, siehe oben)
- deine Lösung 2 wäre technisch wohl machbar, aber mal ehrlich - auf einem Binnenschiff? Wozu?
- gute seegängige Boote haben in der Regel zwei Tanks für Wasser und zwei für Diesel, jeweils einen auf jeder Seite, die durch ein Ausgleichsrohr verbunden sind, so daß sie sich gleichzeitig leeren
- auf Binnenbooten werden die Tanks so verteilt, daß die Boote auch wenn ein Tank leer ist möglichst wenig schlingern. Du hast ausserdem den Abwassertank vergessen  ;) Der Wassertank sitzt ebenso wie der Abwassertank häufig mitschiffs, möglichstt tief, der Dieseltank oft gegenüber der Patry aka Küche, da dort relativ "schwere" Einrichtungsgegenstände verbaut sind.

So, das war ein Haufen Info zum Thema Bootsbau. Noch ne Frage?  8)

Offline charly233

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Hallo Pike,

die 1000 L wurden mir so gesagt, also glaube ich es, spielt aber eigentlich keine Rolle.

Ich hatte schon öfters einen Einblick in den Innenraum der Kilkennys, dabei sah ich, das rechts und links riesige Kunststoff Ausbeulungen von der Bordkante nach innen (sehen aus wie Tanks) rechts und links waren. Deswegen gehe ich mal davon aus, das das die Tanks sind (Oder sind das Ballasttanks fürs U-Boot Fahrten? :) ) Diese scheinen zum Teil unterhalb der Wasserlinie zu sein. Deswegen die Frage wegen den Auftrieb. In der Mitte gab es keine Tanks, sondern nur Pumpen und ähnliche Aggregate. Ganz mittig konnte ich dann den den Schwimmer für die Bilgenpumpe sehen. Der Bilgenraum ist durch die beiden Ausbuchtungen (Tanks?) sehr klein, ca. 30 cm in der breite. und mehrere Meter in der Länge. Hab leider kein Foto.
Hinten beim Motor können aus Platzmangel und wohl Gewicht eigentlich keine Tanks sein, Bug habe ich offen noch nicht gesehen.

Ich glaube den Abwassertank können wir auf Grund des geringes Gewichtes vernachlässigen :-)

Offline Pike

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Die Kilkennys sind unterschiedlich - du hattest wohl eine mit Hydraulikantrieb ("Motor hinten"). Du schreibst daß die Tanks zum Teil unterhalb der Wasserlinie liegen - logo, aber trotzdem sind sie innerhalb des Rumpfes und deshalb erhöht sich der Auftrieb natürlich nicht wenn die Tanks leer sind bzw eben nur um so viel wie Flüssigkeit im Tank fehlt. Für den Auftrieb des Bootes als solches macht es aber keinen Unterschied, ob die Tanks unter oder über der Wasserlinie liegen, das Gewicht bleibt gleich ;)
Die Kilkenny hat eine richtige Binnenboot-Schale, flach und breit, wenig Tiefgang. Die Abwassertank haben übrigens in der Regel etwa die halbe Größe der Wassertanks, sind also auch nicht zu vernachlässigen. Ich habe noch nie darauf geachtet, wo bei den Kilkennys die Tanks sitzen, mache mich da aber gerne mal schlau!

Offline Pike

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Sooooo, wie versprochen habe ich mich bei meinen Kollegen von CC schlau gemacht  :D:

- alle Kilkennys haben 1000 Liter Diesel und 500 Liter Frischwasser an Bord
- alle Tanks sind im Bereich der Hauptkabine, ausgeführt als sogenannte "split tanks", also zweimal Diesel und zweimal Wasser, mit dem oben angegebenen Gesamtvolumen
- die Tanks sind durch ein Ausgleichsrohr verbunden
- drei Kilkennys (die mit Hydraulikantrieb) haben nur einen großen Dieseltank und diesen mitschiffs, da wo bei "normalen" Booten der Motor ist

Alles klar?

Offline Stevie

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Hi Sven,

hast du eine Idee, warum die Tanks so groß gewählt wurden? Immerhin ist eine Tonne Diesel pro Boot eine Menge ungenutztes Kapital für den Vermieter...

Gruß Stevie

Offline Soul Crew

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Jetzt bin ich aber mal neugierig bzgl. Hydraulikantrieb. Der Vorteil scheint ja zu sein, dass ich den Motor fast "irgendwo" beliebig im Boot verbauen kann, wahrscheinlich schwerpunktmäßig optimiert. Die fehlende starre Welle macht's wohl etwas leiser und reduziert mögliche Vibrationen, man handelt sich aber sicher auch Leistungsverluste ein.

Oder?

Für die Tankgröße hätte ich eine Vermutung: 1000 L verbretzelt wohl kaum einer im Urlaub in Irland, also muss man dem Kunden keinen Schlüssel für den Tankdeckel mitgeben und der kann dann auch beim Wasser nachfüllen nix in den Dieseltank schütten.
 
Gruß
Frank

Offline Stevie

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Für die Tankgröße hätte ich eine Vermutung: 1000 L verbretzelt wohl kaum einer im Urlaub in Irland, also muss man dem Kunden keinen Schlüssel für den Tankdeckel mitgeben und der kann dann auch beim Wasser nachfüllen nix in den Dieseltank schütten.

Im Prinzip ein gültiges Argument (die Tanks bei CC sind tatsächlich abgeschlossen). Aber dafür hätten es auch 500 Liter getan, zumal Carrick Craft nicht nur eine Basis in Irland hat.

Gruß Stevie

Offline charly233

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Wir haben in 3 Wochen immer so ca 360 L bei ca. 100 h gebraucht. Leider steht im Handbuch des Bootes das man nach 80h Fahrt tanken muss. deswegen ist immer bei so einer Törn auch ein eingeplanter Tankstop enthalten. Dies ist nicht wirklich schlimm, da CC ja 3 Basen im Revier hat.

Pike, vielen dank für die Infos

Offline Klaus

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Dafür schafft's der Best Boy dann, so lange Diesel in den Wassertank zu pumpen, bis er überläuft...

Offline Pike

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Zitat
...also muss man dem Kunden keinen Schlüssel für den Tankdeckel mitgeben und der kann dann auch beim Wasser nachfüllen nix in den Dieseltank schütten...

Das ist einer der Gründe. Ein anderer ist, daß man so sicherstellt, daß nicht irgendwo billiger (oft dreckiger) Kraftstoff getankt wird und ebenso wichtig ist es seit Einführung der mineral oil tax, daß der Mieter nicht irgendwo Diesel ohne Berechnung der Steuer, für deren Entrichtung der Eigentümer des Bootes verantwortlich ist, bekommt.

@ Stevie: die "long-range-tanks" wurden gewählt, weil man dann eben auch bei einem dreiwöchigen Trip nicht nachtanken muß. So richtig verstehe ich dieses Argument allerdings auch nicht.

@ Frank: Im Prinzip kann man den Motor wirklich irgendwo im Boot einbauen, allerdings will / sollte man die Hydarulikschläuche auch nicht zuuu lang machen, da mit der Länge auch die Ansprechverzögerzung wächst. Das Thema Hydraulikmotor wurde hier auch schon mehrmals diskutiert, wenn ich mich recht erinnere. Diese Antriebsart ist in der Tat deutlich leiser, hat allerdings aber auch deutlich weniger Leistung (Verlust um die 20, 25 Prozent). Das größte Problem ist aber die enorme Verzögerung, die z.B. beim Aufstoppen deutlich zu merken ist. Ausserdem sind Hydraulikantriebe sehr sehr wartungsaufwändig.

Offline bádoir

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....sollte man die Hydarulikschläuche auch nicht zuuu lang machen, da mit der Länge auch die Ansprechverzögerzung wächst......... (Hydraulikmotor) .....Diese Antriebsart ist in der Tat deutlich leiser, hat allerdings aber auch deutlich weniger Leistung (Verlust um die 20, 25 Prozent). Das größte Problem ist aber die enorme Verzögerung, die z.B. beim Aufstoppen deutlich zu merken ist.

Hi Pike,
da sind wir bei einem technischen Thema, das vielleicht alle interessiert (etwas ziemlich OT, aber Stevie kann es ja verschieben, falls etwas mehr draus wird.)

Der Leistungsverlust, den Du ansprichst, entspricht auch etwa dem hydrodynamischer Getriebe (wobei der Hydraulikantrieb im Prinzip ein hydrostatisches Getriebe ist, schon klar). Allerdings hat auch ein mechanisches Getriebe um die 10 % Leistungsverlust.

Zur Verzögerung, da stehe ich irgendwie auf dem Schlauch:
Mir ist schon klar, daß die mit der Leitungslänge größer wird (Elastizität der Schlauchwandung, Strömungswiderstand) Aber ist sie prinzipbedingt (also unabhängig von der Leitungslänge) schon so groß, daß sie so deutlich zu merken ist? Physikalisch kann ich mir das nicht ganz erklären, oder  steckt da eiine windoofsbefallene Elektronik dazwischen?

Danke schon mal für die Aufklärung,
bádoir

Offline Pike

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Hey Badeohr,
ich bin kein Spezialist für Hydraulikantriebe, weiß nur aus der Praxis, wie lahm die Dinger reagieren: wenn wir zu einem festgefahrenen Boot mit Hydraulikantrieb kommen machen wir uns keinerlei Illusionen darüber, daß es vielleicht möglich sein könnte, den Havaristen so einfach runterzufahren. Da passiert aufgrund des lahmen Ansprechverhaltens überhaupt gar nienix, die Dinger bauen einfach nicht genügend Druck an der Schraube auf. Das merkt man auch sehr sehr deutlich beim Anfahren oder Aufstoppen - der Unterschied zu einer Wellenanlage ist wirklich riesig, wohl aufgrund der wesentlich direkteren Kraftübertragung.
Was die Schlauchlänge angeht so habe ich diese Weisheit von einem unserer Mechaniker, den ich dazu gefragt habe. Die Verzögerung durch längere Schläuche ist minimal, die Ursache liegt aber wohl wie du das schreibst in der Ausdehnung der Schäuche.

Offline Taratanita

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man seit ihr alle schlau.lg  ;)