Deswegen würde ich, wenn nicht gerade Bäume durch Wind entwurzelt werden oder Sturmwarnung herrscht, an testen und notfalls rechtzeitig wieder umkehren und immer zwei Flucht Routen vorher festlegen.
Mehr als zwei Fluchtrouten gibt es auch nicht wirklich..
Die eine ist "mit der Welle", die andere "gegen die Welle".
Solange du gute Sicht hast und keine Untiefen oder Hindernisse auftauchen, bist du nebst Besatzung und Boot ziemlich sicher.
Gegen die Welle zu fahren, kann auch richtig Spass machen. Ich finde es unglaublich, wenn man in die nächste große Welle regelrecht eintauchst und ein riesiger Gischtschwall übers Boot peitscht.
Mit der Welle zu fahren hat etwas regelrecht Erhabenes. Surfen geht zwar noch ein bisschen anders, aber es hat schon was davon. Wenn dich die Welle von hinten erreicht und du den Wellenkamm hinabgleitest, ist das wie in Zeitlupe.
Problematisch wird es dann, wenn dein gepeilter A-nach-B Kurs eben nicht gegen oder mit der Welle zeigt. Wenn dich dann die Wellen von der Seite packen und sämtliches Kleininventar durchs Boot fliegt ("Verdammt, warum hab ich die Pulle Jameson nicht vorher gesichert..."), dann kann es einem - wie Joesy schön beschrieben hat - schon ziemlich mulmig werden.
Da gibt's dann nur eins, man muss kreuzen.
Je nach Höhe der Wellen und der Windstärke tut sich dann auf den Charterbooten das nächste Problem auf: sie haben einfach zu wenig Power um jenseits der 5-6 Bft noch safe den Kurs halten zu können.
Da kann das Kreuzen schonmal eine langwierige Prozedur werden, wo man oft genug den inneren Schweinehund überwinden muss, immer dann, wenn man wieder einen langen Schlag aufs offene Wasser machen muss.
Die wichtigste Frage, die man sich bei kräftigem Wind vor Abfahrt stellen muss, ist, ob man gute Sicht hat. Alles andere ist erst mal zweitrangig, ob da nu Schaumkronen ("white horses") auf dem Wasser sind, spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Zweitwichtigste Frage ist, woher kommen Wind und Wellen?
Und dann entscheidet man halt, ob man im sicheren Hafen bleibt oder ob man tatsächlich losfährt.
Bevor man aber losfährt, ist ein wenig Strategie erforderlich. Welchen Kurs schlage ich ein, um möglichst immer mit und/oder gegen die Welle zum Ziel zu kommen.
Und auf der Strecke dann natürlich, wann und wo halse ich?
Dass Bootfahren bei guten Bedingungen kein Hexenwerk ist, ist hinlänglich bekannt.
Ich kann daher nur jedem empfehlen, auch mal die etwas extremeren Bedingungen zu üben.
Die in der Seekarte gezogene Line Rossigh/Inishmacsaint ist dafür ideal. Bist du da in der Nähe und es bläst ein kräftiger Wind, dann fahr mal an die Linie ran - und dann auch ein Stück drüber. Umkehren kann man schnell, wenns einem zu heikel wird, kann man immer noch umdrehen.
Es ist einfach wichtig, dass man so eine Situation mal zumindest ansatzweise erlebt hat. Auf einem großen See kann schnell mal das Wetter umschlagen, und sollte man schon irgendwie vorher wissen, wie sich das anfühlt.
Und solange man ne Handbreit Wasser unterm Boot hat, ist alles bestens :-)
paolo