Sehr gerne Norbert!
Und das mit der Sorgleine verstehe ich völlig, ich habe meine tatsächlich auch nur bei "heftigen Verhältnissen" an - ist vor allem für die Kids gedacht, damit die nicht so leicht über Bord gehen können! Wie schon geschrieben, wäre das gerade im vorderen Drittel des Bootes fatal, auch mit Weste...

Wir Erwachsenen würden sie tatsächlich nur bei einer "Sturmfahrt" an Deck(!) nutzen, wenn wir das Cockpit verlassen müssen. Wobei hier zwei Dinge
noch dazu kommen: 1. bei richtigem Sturm sind wir eh im Hafen und fahren nicht raus auf den See und 2. wenn wir doch in schwereres Wetter kommen, gilt die Devise, daß niemand unnötig an Deck außerhalb des Schutzes des Cockpits etwas zu suchen hat, außer es fällt eine Leine ins Wasser o.ä. (was aber prinzipiell vor einer potenziellen "Sturmfahrt" gesichert wird).
Daß das mit "Sorgleine an Deck bei stürmischerem Wetter" kein "Hirnpups" von mir / übertrieben ist, kann ich durch eine höchst tragische Begebenheit unterstreichen: vor einigen Jahren sind am Lough Ree zwei (ich glaube) schweizer Eheleute ums Leben gekommen, als sie bei gar nicht so schlechtem Wetter eine Seeüberquerung machen wollten. Beide waren höchst erfahren im Revier, trugen beide Rettungswesten, das Boot wurde mit laufendem Motor und ohne jegliche Beschädigung angetrieben, nur eben ohne Besatzung. Es herrschten "handelbare" Wind- und Wellenbedingungen, als die beiden aufbrachen. Laut Untersuchung / Rekonstruktion des MCIB ging das Ganze wohl so vor sich: Irgendwann im Laufe der Seeüberquerung muß sich die Bugleine gelöst und ins Wasser gefallen sein (diese wurde wohl noch im Wasser nachschleppend aufgefunden). Daraufhin ist wohl einer der beiden zum Bug gegangen um die Leine einzuholen und muß dabei wohl über Bord gefallen sein. Beim Versuch, die Person wieder an Bord zu nehmen, muß wohl auch die zweite Person über Bord gegangen sein, zumindest vermuteten das die "Unfallhergangsuntersucher" vom MCIB, da die Maschine auf Neutral stand und (ich glaube) ein Rettungsring fehlte... Das Ehepaar wurde erst einige Zeit nach dem Auffinden des Bootes - mit funktionierenden Rettungswesten - aufgefunden. Tragisch!

Was mir das lehrt? 1. Immer Rettungsweste tragen, wenn außerhalb des Cockpits / bei Manövern; bei unklaren Verhältnissen zus. an Deck die Sorgleine. 2. Das MOB-Prozedere muß jeder an Bord beherrschen, auch die "Eskalationskaskade" (wann reicht es "nur" zu Wenden und den über Bord gegangen "rauszufischen", wann muß ich vorher(!) einen Notruf absetzen, da die Situation für mich alleine potenziell(!) nicht handelbar ist?...)! Ja ich weiß: das ganze ist nur ein Hobby und Du wirst vielleicht sagen "ich fahre schon so lange und derartiges ist mir noch nie passiert". Und recht hast Du! Wenn man vorsichtig ist und keine Risiken eingeht, kommt man in solche Situationen auch gar nicht erst. Aber wenn man halt "vom Fach ist" plant man halt gerne auch die Unwägbarkeiten mit ein. So wie ein Feuerwehrler beim Betreten eines unbekannten Gebäudes immer mal (unbewußt) nach den Fluchtwegen oder Feuerlöschern guckt...

Also meinen Mitreisenden schmälert es jedenfalls nicht die Urlaubsfreuden und gibt ihnen ein gutes und sicheres Gefühl; auch wenn wir alle hoffen, nie derartiges anwenden zu müssen.
Das war das Wort zum
Sonntag äh Mittwoch.

Schönen Tag und
liebe Grüße
Frank
