Wie an anderer Stelle bereits angekündigt, möchte ich diesen Thread mal wieder aus dem Schlaf erwecken und mit Leben befüllen.
@Paolo: Es folg aber nicht die Story mit den zwei Fendern sondern eine bereits weiter vorne angesprochene Episode.
"Die Ruderbootattacke"Montag 14. Mai 2012 um 13:44 Uhr, wir befahren den SEW irgendwo zwischen Bridge No. 22 und 23. Ich habe das Steuer an ein Mitglied meiner Crew übergeben, das immer dann zum Einsatz kommt, wenn ich keinen Bock mehr habe bei starkem Regen allein oben auf der Fly Bridge zu sitzen und Navigation vom innen Steuerstand gefragt ist.
Unmittelbar nach einer Kurve kommen uns an einer ziemlich engen Stelle plötzlich diverse Ruderboote entgegen. Das sind aber keine "Dinghys" auf die Paolo so schwört, sondern klassische Sportboote. Um es genauer zu sagen, zwei Zweier und zwei Vierer (ohne Steuermann) Die machen aber keinerlei Anstalten auch nur einen Millimeter ihre Linie genau in der Mitte vom Fluss zu verlassen oder gar die Ruder -von gefühlten 10m Länge- einzuholen bzw. nach hinten zu klappen. Da es an dieser Stelle wie gesagt nicht wirklich breit ist und es dementsprechend wenig Platz zum Ausweichen gibt, bekommt der 2.Steuermann scheinbar Panik. Er fährt soweit nach
rechts Steuerbord, daß wir am Ufer langschrammen. Nur gut, daß wir genügend Fender dran haben. So läuft die ganze Sache relativ "gedämpft" ab. Leider hat aber Mutter Natur vor langer, langer Zeit mal beschlossen genau an dieser Stelle eine Baumgruppe am Ufer zu platzieren.

Einer dieser Bäume hat sehr weit ausladende und tief hängende Äste. Die übernehmen dann auch prompt die Aufgabe der oberen Bürstenwalze in der Autowaschanlage, die von den Scheinwerfern über Motorhaube, Frontscheibe, Dach, Heckscheibe und Kofferraumklappe alles wegräumt, was da nicht hingehört.
Ich springe sofort hoch auf's Oberdeck um eine erste Schadensanalyse zu erstellen. Wie gesagt, es war alles "weggeräumt". Nur daß sämtliche Gläser, Kaffeetassen, Bierbüchsen, Whiskyflaschen, Angelequipment und was sonst noch so auf dem Tisch und diversen Ablagen gestanden oder gelegen hat, nicht in den dafür vorgesehenen Schränke oder Schubladen gelandet, sondern jetzt auf dem Boden verteilt ist. Von den Gläsern haben es leider nicht alle überlebt. Nur gut, daß die wenigstens leer waren, sonst würde sich bestimmt ein großer "Guinnessee" übers Sonnendeck ausbreiten.

In der Annahme es handelt sich um "Einheimische", die mich sowieso nicht verstehen, rufe ich denen noch hinterher:"Wo kommt ihr den her, kommen da noch mehr von euch Deppen?!!?" Die prompte Antwort in rheinischer Mundart:"Aus Köln, und nein, es kommen keine Deppen mehr, wir sind die Letzten!!". Die haben bestimmt gedacht sie befinden sich auf dem Karnevalsumzug. Allerdings haben die, glaube ich, keine "Kamelle" zu uns hoch geworfen.

13:50 Uhr, ich habe mittlerweile wieder das Steuer übernommen. Mein schönes Boot, nee, wie das hier aussieht. Tausende Blätter, Blüten und kleine Äste die auf dem ganzen Boot und speziell an meinem Arbeitsplatz (Steuer und Sitz auf der Fly Bridge) verteilt sind. Als Kind und später auch als
Lehrling Auszubildender wurde mir eingebläut, daß der Arbeitsplatz die Visitenkarte des Arbeiters ist und somit immer aufgeräumt sein muss.
Während ein anders Crewmitglied damit beschäftigt ist das Sonnendeck und den seitlichen Bereich von dem "Grünzeug" zu befreien, mache ich auf der Fly Bridge wieder klar Schiff. "Neee, du, da gibt man einmal das Ruder aus der Hand", schimpfe ich so vor mich hin. Ich konzentriere mich scheinbar etwas zu sehr auf die Reinigung, daß ich gar nicht nach vorne schaue. Als ich das dann endlich tue, hilft nur noch "Maschine volle Kraft rückwärts" und Bugstrahlruder "hart Backbord". Nur so kann ich in letzter Sekunde einen erneuten Einschlag in die Uferböschung verhindern. Der wäre auf Grund des wesentlich steileren Winkels auch entsprechend härter gewesen.

Jetzt brauch ich erst mal 'nen Whiskey.

Und was lernen wir aus diesem Vorkommnis?!?
"Wenn mal wieder Ruderboote von vorne kommen, bleibe stur in der Mitte und warte ab was passiert".
Viele Grüße und weiterhin viel Spaß beim "Bootfahren"
Oliver