Nicht schlecht Uve!
Badoir, hätte gern deinen Gesichtsausdruck gesehen, als die Erleuchtung plötzlich über dich herein brach...

Hier von mir noch der absolute Schleusenklassiker:
Vor fünf oder sechs Jahren hatte ich mit meiner Frau und meinen drei Kindern auf der Charente in Frankreich ein Boot für eine Woche gechartert.
Die Strecke führte uns durch die wunderschöne Gegend von Cognac.
Die Schleusen musste man alle selbst bedienen, keine Halbautomatik wie auf dem SEW, sondern alles komplett per Hand und Kurbel.
Wir führen zu Tal in eine bereits geöffnete Schleuse hinein. Direkt sn der Schleuse gab es ein kleines Gasthaus mit einem Shop, wo man neben Andenken auch Cognac und Armagnac kaufen konnte.
Meine Familie wollte vor dem Bedienen der Schleuse da unbedingt rein. Da kein Boot vor oder hinter uns war, gabs da von mir auch keine Einrede.
Ich hatte aber keine Lust zum shoppen, machte daher das Boot in der Schleuse an der Eisentreppe mit zwei halben Schlägen fest, nahm meine Angel und blinkerte vom Heck aus das Oberwasser ab. Erfolglos, ... klar.
Nach ein paar Minuten kam mein Weib mit den Kindern aus dem Shop heraus, brachte mir eine Tüte mit französischer Salami und einer Flasche Rotwein und fragte mich, ob sie jetzt die Schleuse bedienen sollte.
Ich sagte, klar, gib Gas, holte meinen Blinker ein, verstaute die Angel und sah meiner Frau und den Kindern zu, wie sie zum Schleusentor trotteten, das Tor schlossen und danach die Schütze am Untertor öffneten.
Da stand ich in der prallen Mittagssonne und sah meinen Liebsten zu, wie sie sich abplagten.
plötzlich hatte ich irgendwie ein ungutes Gefühl, mir schwante, dass etwas nicht stimmte, wusste nur noch nicht was...
Nur als sich das Boot auf ein Mal zur Backbord Seite neigte, war mir alles klar. Ich Volldepp hatte das Boot ja bei Einfahrt in die Schleuse an der rechten Mittelklampe an der Schleusenleiter festgemacht...
Ich schrie STOP, STOP! Aber mich hörte keiner. Ich sah zur Mittelklampe, die schon ziemlich ächzte. Das Boot hatte schon kräftig Schlagseite und das Seil lies sich absolut nicht mehr lösen, die beiden halben Schläge erledigten ihren Job perfekt.
Ich sprang in die Küche, holte aus der Schublade das lange Brotmesser heraus, stürzte wieder raus zur Mittelklampe und schnitt das bereits völlig steife Seil durch.
Das Boot krachte richtig ins Wasser, schaukelte ein paar mal wild hin und her, ... und dann war endlich Ruhe. Nur mein Puls war auf 180, mein Herz stand kurz vorm Herzinfarkt...
Die Reste vom Seil ließ ich an der Leiter hängen, als Warnung für nachfolgende Freizeitkapitäne.
Meine Frau hatte das Schleusentor mittlerweile geöffnet und wartete laut lachend mit den Kindern am unteren Steg, wo ich sie mit immer noch zittrigen Knien wieder aufnahm.
Mein vorlauter Sohn kam kopfschüttelnd aufs Boot und meinte nur: Papa, das üben wir aber noch einmal.
Am liebsten hätte ich den Bengel da ins Wasser geworfen

Was lehrt uns das?
Mache niemals dein Boot in einer Schleuse fest. Jedenfalls nicht, wenn es zu Tal geht...
Das sagt dir aber auch jeder Bootsvermieter bei der Einweisung, du lernst es, wenn du den Bootsführereschein machst, und es steht auch ganz fett in jedem Lehrbuch.
Na ja, wenn mein Weib nicht auf die völlig überflüssige Idee gekommen wäre, unbedingt einkaufen gehen zu müssen, wäre mir das mit Sicherheit erspart geblieben.
Übrigens: die Mittelklampe hat bestens gehalten, dem Boot ist nichts passiert, nicht mal ein Kratzer...
paolo