Revier und Liegeplätze > Routenplanung
Windgeschwindigkeit
bádoir:
--- Zitat von: Panta Rhei --- Badoir, ich vermute, deine Warnung bezog sich auf so grüne Zigarrenboote ;D
--- Ende Zitat ---
Da mag was dran sein, Panta, aber auch für die Tupperware-Fraktion ist die in den Karten eingezeichnete Linie bei starkem Wind ehrgeizig.
Da habe ich auch so meine Erfahrungen. Allerdings hatte meine schlechtere Hälfte damals die däm herrliche Idee, sich in die Bugkoje, also den schlechtesten Platz überhaupt, zu verziehen und manisch zu motzen. (Ich versichere jedoch eidesstattlich, dass das zu Bruch gegangene Geschirr ausschließlich durch Schwerkrafteinwirkung zerstört wurde.)
--- Zitat von: Panta Rhei ---aber an einem schönen Tag bei Manor House umkehren? Das wäre zu schade
--- Ende Zitat ---
Na gut, die Linie Rossigh/Inishmacsaint mag auch gut sein –für Anfänger. Aber dann kommen bald viele nette Steinchen im Wasser, die sich bei ruhigeren Bedingungen besser ausmachen lassen, wenn man zum ersten Mal im Revier ist. (Nicht vergessen: die gestrichelte Linie ist nicht etwa eine Bojenkette! Man sieht sie nicht.)
Viele Grüße,
bádoir
charly233:
Wie charly von CC mal zu mir sagte:"Die Crew hat bisher stets vor dem Boot aufgegeben".
Und die Überfahrt über den Lower Erne ist ab 4Bf "uncomfortable"
Meine Erfahrung aus dem letzten Jahr, die Werte die man im Internet findet sind nur bedingt verwertbar.
Bei vorhergesagten 4 Bf hatten wir auf dem Lough Ree in der Früh fast spiegelglatte Wasserfläche und am Mittag vielleicht 15 cm Wellen.
Deswegen würde ich, wenn nicht gerade Bäume durch Wind entwurzelt werden oder Sturmwarnung herrscht, an testen und notfalls rechtzeitig wieder umkehren und immer zwei Flucht Routen vorher festlegen.
Auf den Lower Lough Erne hatte ich ein Ereignis das meinen Adrenalinspiegel deutlich gesteigert hat.
Ich kam von Belleek und wollte eigentlich nach Tully Bay, jedoch merkte ich recht bald das es etwas zu stürmisch ist und beschloss nach Castle Caldwell auszuweichen. Ich fuhr also an der Landzunge entlang , den Marker "rot/weiß" habe ich mit deutlichem Abstand links vorbei ziehen lassen. Als ich ungefähr auf der Höhe des beschriebenen Markers war und nach Links blickte, sah ich plötzlich das der Marker "rot/rot" war. Ich stoppte sofort das Boot und traute meinen Augen nicht. In der Karte waren einige Felsen eingezeichnet, aber ich kann doch nicht so weit vom Kurs abgekommen sein. Ich fuhr erst kleines Stück Rückwerts und drehte anschließend das Boot und fuhr gleiche Strecke wieder ein Stück zurück. Als ich dann nach hinten Blickte sah ich einen Marker "Rot/weiß"... also... das gibt's doch nicht.
Ich fuhr wieder in diese Richtung aber mit noch mehr Abstand und beobachtete den Marker.
Dann bemerkte ich das dies ein "Doppelmarker" war, also wenn man auf Kurs war, dann sah man "rot/weiß" aber wenn man parallel zum Marker war dann zeigte der Marker "ror/rot" an und wenn man vorbei gefahren war "weiß/rot".
Wenn man dies Weiß dann kein Problem, aber an einem stürmischen Tag mit etwas stärkerem Wellengang und mangelnder Erfahrung kann man da sehr schnell die Orientierung verlieren sobald etwas nicht so ist wie man es erwartet und das empfinde ich als die größte Gefahr.
Wir sind dann übrigens in Caldwell gut angekommen und über Nacht geblieben, am nächsten Tag war die Überfahrt bei Sonnenschein und einem lauen Lüftchen Problemlos.
Panta Rhei:
Hallo badoir, dann hab ich dich falsch verstanden, ich hab deinen Post so aufgefasst, als ob du prinzipiell und bei jedem Wetter Anfängern das Umkehren in Manor House empfiehlst.
In Bezug auf zweifelhaftes Wetter bin ich vollkommen mit dir einer Meinung.
Und wenn ich alle Posts (Charly, Joesy) hier so lese, deckt sich das mit meiner Erfahrung: der Broad Lough ist fieser und launischer als etwa der Ree oder der Derg. Beim Ree weisst du von Anfang an, woran du bist, du fährst von N nach S oder umgekehrt und kannst dich anhand der herrschenden Windrichtung in etwa drauf einstellen, was dich bei der Überfahrt erwartet. Der Lower Lough Erne macht dagegen einfach, was er will, schiebt dich in der Gegend herum und plötzlich merkst du, dass du nur noch 20m von irgendwelchen Steinen oder mysteriösen Markern entfernt bist, die plötzlich aus dem Wasser spitzen und ähnliche parapsychologische Phänomene. Fehlt nur noch Nessie oder Monsterwellen oder ein Wikingerangriff. :o Alles schon erlebt. 8)
Nein, aber ohne Scheiß, der Broad Lough ist echt mit Vorsicht zu genießen. Vor zwei oder drei Jahren hatte ich zwar den Jameson gut verstaut, aber nicht diverse Gläser und Tassen. An diesem Nachmittag hat der See meine Liebste so weit zu Tränen gerührt, dass ich schon gedacht habe, sie wird nie mehr mit mir nach Irland fahren. Zum Glück verblasst in der Erinnerung manches und auch bei ihr überwogen 3 Wochen wunderbarer Bootsurlaub die letzten 30min. Als wir bei Aghinver ankamen meinte Andy: "Ja, heute ists ein bißchen rau da draußen." Das Internet behauptete hinterher, dass es 6 Beaufort waren an dem Tag, und bei Manor House eine dreiviertel Stunde vorher war alles noch ganz friedlich.
paolo:
--- Zitat von: charly233 am 27.02.2014, 14:16 ---
Deswegen würde ich, wenn nicht gerade Bäume durch Wind entwurzelt werden oder Sturmwarnung herrscht, an testen und notfalls rechtzeitig wieder umkehren und immer zwei Flucht Routen vorher festlegen.
--- Ende Zitat ---
Mehr als zwei Fluchtrouten gibt es auch nicht wirklich..
Die eine ist "mit der Welle", die andere "gegen die Welle".
Solange du gute Sicht hast und keine Untiefen oder Hindernisse auftauchen, bist du nebst Besatzung und Boot ziemlich sicher.
Gegen die Welle zu fahren, kann auch richtig Spass machen. Ich finde es unglaublich, wenn man in die nächste große Welle regelrecht eintauchst und ein riesiger Gischtschwall übers Boot peitscht.
Mit der Welle zu fahren hat etwas regelrecht Erhabenes. Surfen geht zwar noch ein bisschen anders, aber es hat schon was davon. Wenn dich die Welle von hinten erreicht und du den Wellenkamm hinabgleitest, ist das wie in Zeitlupe.
Problematisch wird es dann, wenn dein gepeilter A-nach-B Kurs eben nicht gegen oder mit der Welle zeigt. Wenn dich dann die Wellen von der Seite packen und sämtliches Kleininventar durchs Boot fliegt ("Verdammt, warum hab ich die Pulle Jameson nicht vorher gesichert..."), dann kann es einem - wie Joesy schön beschrieben hat - schon ziemlich mulmig werden.
Da gibt's dann nur eins, man muss kreuzen.
Je nach Höhe der Wellen und der Windstärke tut sich dann auf den Charterbooten das nächste Problem auf: sie haben einfach zu wenig Power um jenseits der 5-6 Bft noch safe den Kurs halten zu können.
Da kann das Kreuzen schonmal eine langwierige Prozedur werden, wo man oft genug den inneren Schweinehund überwinden muss, immer dann, wenn man wieder einen langen Schlag aufs offene Wasser machen muss.
Die wichtigste Frage, die man sich bei kräftigem Wind vor Abfahrt stellen muss, ist, ob man gute Sicht hat. Alles andere ist erst mal zweitrangig, ob da nu Schaumkronen ("white horses") auf dem Wasser sind, spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Zweitwichtigste Frage ist, woher kommen Wind und Wellen?
Und dann entscheidet man halt, ob man im sicheren Hafen bleibt oder ob man tatsächlich losfährt.
Bevor man aber losfährt, ist ein wenig Strategie erforderlich. Welchen Kurs schlage ich ein, um möglichst immer mit und/oder gegen die Welle zum Ziel zu kommen.
Und auf der Strecke dann natürlich, wann und wo halse ich?
Dass Bootfahren bei guten Bedingungen kein Hexenwerk ist, ist hinlänglich bekannt.
Ich kann daher nur jedem empfehlen, auch mal die etwas extremeren Bedingungen zu üben.
Die in der Seekarte gezogene Line Rossigh/Inishmacsaint ist dafür ideal. Bist du da in der Nähe und es bläst ein kräftiger Wind, dann fahr mal an die Linie ran - und dann auch ein Stück drüber. Umkehren kann man schnell, wenns einem zu heikel wird, kann man immer noch umdrehen.
Es ist einfach wichtig, dass man so eine Situation mal zumindest ansatzweise erlebt hat. Auf einem großen See kann schnell mal das Wetter umschlagen, und sollte man schon irgendwie vorher wissen, wie sich das anfühlt.
Und solange man ne Handbreit Wasser unterm Boot hat, ist alles bestens :-)
paolo
Stefan Weskott:
Hallo Forumsgemeinde,
da kann ich mich meinen Vorschreibern nur anschließen, wenn ich Schaumkronen sehe bleibe ich im Hafen. Meinen ersten Bootsurlaub hatte ich in Schottland. Von Caley-Cruisers hatten wir ein Boot und bis zur ersten Schleuse ist noch ein Mitarbeiter von der Marina mitgefahren. Nach einer ruhigen Nacht sind wir dann am nächsten Morgen raus auf den Loch Ness. Die paar Wellen haben nicht gestört, nur als meine Frau dann fragte warum wir das einzige Boot auf dem See wären, bin ich nachdenklich geworden. Es hat uns ganz schön durchgeschaukelt, aber mit Glück und ein wenig Verstand haben wir dann einen Hafen erreicht. Die übrige Zeit verlief problemlos. So, jetzt war ich ein " Profi ". Das Jahr darauf habe ich eine Classique von Crown Blue Line angemietet. Unsere eigenen beiden Kinder, deren Schulfreunde und meine Frau und natürlich der " Captain ". Ich muss sagen, das Handling hatte ich mir schwerer vorgestellt und so stand die Ree Überquerung an. Wir sind dann am Spätnachmittag noch bis Lecarow und haben dort übernachtet. Am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, der Himmel war dunkel bewölkt und wenig Wind, sind wir dann los richtung Athlone. Es fing an zu regnen, zuerst leicht dann immer fester, der Wind blies nun stärker und bis ichs mich versah war ich alleine auf der Fly. Die entgegenkommenden Wellen wurden größer, die Gischt beim Eintauchen in diese spritzte mittlerweile in mein Gesicht. Nun war mittlerweile alles grau in grau. Die Seekarte blätterte laufen selbständig um und die Markersuche erwies sich als immer schwieriger. Aus dem Schiffsinneren hörte ich mittlerweile Gläser zerbrechen und die Frau meinte laut rufend " unsere Betten in der Bugkabine sind klatschnass " Die Wellen wurden noch höher so dass das über mir hereinbrechnende Wasser über das nicht so gut schließende Sonnenschiebedach, den Salon unter Wasser setzte. Von Navigieren war jetzt überhaupt nicht mehr die Rede, ich war mehr damit beschäftigt mich auf den Beinen zu halten ( und das bei 1m93 und dreistelligem Körpergewicht ) und so gut es ging die Marker zu finden. Jetzt mag sich macher fragen, warum ist er einfach nicht umgedreht und zurück gefahren, Leute ich weis es nicht. Nur wie Paolo schon geschrieben hat, die fehlenden PS machen es nicht einfach ein Boot zu drehen, wenn die Wellen auf einen zukommen. Mittlerweile musste sogar gekreuzt werden um einigermaßen meinen Kurs zu halten. Jedesmal wenn ich meinte, im nächsten Wellental welches lang genug ist, wird gedreht, schaukelte das Boot gefühlte 90 Grad nach links und dann gleich wieder 90 Grad nach rechts. Das Geschirr zerdepperte in den Schränken, die Gastkinder weinten, schrieen, übergaben sich und ich als Captain dachte nur " was habe ich da blos angestellt und hoffentlich kentern wir nicht. Nach einer Ewigkeit sah ich dann die Einfahrt zu Waveline. Mit Sven hatte ich übers Forum schon losen Kontakt und so sah ich diese Marina als unseren Rettungshafen. Wild auf den Wellen herumtanzend fuhr ich auf die Einfahrt zu und schlagartig war die letzte Welle hinter uns und wir gleiteten im ruhigen Fahrwasser. Jetzt erst bemerkte ich dass unsere Bootsleinen vorne links und rechts im Wasser hingen und hinter dem Boot zusammen liefen. Abolutes Glück gehabt dass die sich nicht in der Schraube verfangen haben. Mittlerweile liefen schon einige Leute am Steg zusammen und fragen wo wir den herkommen? Ja über den Ree natürlich ( ich zeigte mir selber den Vogel ) Gott sei Dank hat uns dann Sven völlig unbürokratisch geholfen. Das Bettzeug wurde gewaschen und getrocknet, ebenso alle Handtücher und was sonst noch klatsch nass war. Hier noch einmal ein großes Dankeschön an die Mädels im Waschhaus. Sven meinte dann nur noch, jetzt hast du dein Kapitänspatent bestanden. In den darauf folgenden Jahren hatte ich noch viele Ree Überquerungen, nur habe ich gelernt, schau zuerst auf den See und sobald auch nur die geringste Unsicherheit bei mir herrscht, bleibe ich im Hafen. Ich wurde auch schon als " Feigling " eingestuft ( Männerrunde mit viel Alkohol ) aber das ist mir in diesem Fall dann egal. Ich habe die Verantwortung und was ich damals den zwei Gastkindern zugemutet habe, das möchte ich nicht mehr erleben.
Schöne Grüße aus München,
Stefan
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